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Lexikon der Gewebe
Einsatz: typische Möbel- und Repräsentationsstoffe des Empire, Kleider, Dekostoffe (Abb. 3).
Breitfärben, engl. = open-width dyeing; Stückfärbeverfahren (→ Stückfärben), bei dem im Gegensatz zum → Strangfärben die Ware in breiter Form gefärbt wird, z. B. im → Klotzverfahren auf dem → Foulard oder im Jigger, einer Kurzflottenfärbemaschine.
Broché, engl. = broché, frz. broche = Spindel, Brosche, Nadel; ital. broccare = durchwirken; Broché ist ein einkettig-einschüssiges Gewebe mit einem zusätzlichen Muster- oder Figurschuss zum Grundgewebe. Der Musterfaden wird nur in einer Figur hin- und hergeführt und ist mit dem Grundgewebe fest verbunden. Hierfür ist eine besondere Brochierlade notwendig, die nach jedem Grundschuss vor das Riet geklappt wird, damit die kleinen Spulen den Brochierschuss eintragen können. Die mustermäßige Aushebung wird über die Jacquardmaschine gesteuert (→ Brokat). In Schussrichtung erzeugt das Gewebe den Eindruck eines Stickereieffekts. Es ist fest, da der Schuss über die ganze Figur geführt wird. Der sog. „Sprengfaden“ (von einer Figur zur anderen laufend) wird nach dem Weben abgeschnitten. Man unterscheidet den einseitigen Broché (Abb. 1) und den beidseitigen Broché (Abb. 2). Dieses sehr teure Verfahren wird heute relativ selten verwendet und ist durch den sog. → Lancé découpé ersetzt worden. Auch die Bezeichnung „Faux Broché“ weist auf einen Lancé découpé hin (vgl. Abb. 3 und 4).
Einsatz: Wäsche, Dekoartikel, Tischdecken und Abendkleider.
Abb. 1: Einseitiger Broché: Der Brochéfaden liegt nur auf der rechten Warenseite.
Abb. 2: Beidseitiger Broché: Der Brochéfaden liegt auf beiden Seiten des Gewebes.
Abb. 3: Einseitiger Broché: Der Schussfaden wird über das ganze Dessin hin- und hergeführt, ohne abgeschnitten zu werden. Es entsteht eine sehr feste Einbindung.
Abb. 4: Lancé découpé: Der Schussfaden wird abgeschnitten. Die Festigkeit wird über eine doppelte Leinwandkontur erreicht; trotzdem sehr zieheranfällig.
Brokat, engl. = brocade; ital. broccato = Brokat, abgeleitet von frz. broché = Spindel, Nadel, broderie = Nadelarbeit, Stickerei; im 17. und 18. Jahrhundert bezeichnete man mit Brokat ein schweres, reich gemustertes Seidengewebe, das mit Gold- oder Silberfäden durchwirkt war. Heute werden reich gemusterte, schwere, aber auch relativ leichte Stoffe als Brokat bezeichnet, wenn sie ganz oder teilweise mit Metallfolienfäden (Mefo) belegt oder reich jacquardgemustert (vor 1800 wurden Zug- und Zampelstühle eingesetzt) mit einer großen Vielfarbigkeit gearbeitet sind (z. B. Taschenbrokate). Genau genommen entspricht die Bezeichnung „Brokat“ nicht der Webart, sondern weist auf ein ursprünglich brochiertes Gewebe hin. Brokat ist eine Handelsbezeichnung, die einen Materialzusatz erhält, z. B. Seidenbrokat. Billigbrokate findet man in jedem Kaufhaus bei Läufern, Untersetzern, Bügel- und Telefonbezügen. Nicht zu verwechseln mit → Gobelin.
Abb. 1: Jacquard-Brokat: Die Opulenz der Musterung und der goldene stickereiartige Effektschuss sind gut erkennbar.
Abb. 2: Brokat-Damast (groß); gut erkennbar: die Opulenz und die goldene Maske als Brokateffekt.
Abb. 3: Brokat-Damast (Detail); der Ife-Kopf ist in goldfarbenen Brokatgarnen gewebt. Die sehr dichte Kette (120 Fd/cm) dieses Stoffes gibt dem Dessin den milden Glanz und steht im Kontrast zur gelblichen, schussbetonten Bindung des Fonds.
Brokatelle, engl. = brocatelle; Handelsbezeichnung, die im Zusammenhang mit dem → Damast genannt werden sollte, da der Begriff eine stark plastische Wirkung beschreibt, die dadurch hervorgerufen wird, dass durch ein zweites Kett- und Schussfadensystem ein Doppel- oder Hohlgewebe entsteht.
Diese Gewebeart findet man erstmals um 1520. Die stark plastische Wirkung entsprach der Mode der damaligen Stilepoche. Es handelt sich um die Verkleinerungsform von → Brokat, womit man zum Ausdruck bringen wollte, dass die Brokatelle („kleiner Brokat“) nicht so anspruchsvoll, d. h. nicht so bunt und reich gemustert, war wie der Brokat.
Einsatz: Jacken, Kostüme, Heimtextilien.
Broken Twill, dtsch. = Kreuzköper (gebrochener Köper); der deutsche Begriff Kreuzköper ist im internationalen Textilbereich wenig geläufig. Die für den Bereich des „Jeans Look“ verwendete Konstruktion ist der 4-bindige Kettkreuzköper (s. Abbildungen S. 55).
Die Optik kann satinartig sein, aber die Ware neigt bei zu geringem Gewicht zur Schiebeanfälligkeit. Durch den Wechsel von Z- und S-Grat verhindert man den Drehbeineffekt (Twist) des konfektionierten Gewebes. Die Ware weist einen weichen Griff und eine sehr gute Strapazierfähigkeit auf.
Einsatz: Jacken, Hosen, Mäntel. → Kreuzköper, → Jeans.
BRT, Abk. für Bright Yarn (glänzendes Filamentgarn), gebräuchlich in Korea.
Brundtland, Gro Harlem, * 1939 in Baerum (Norwegen); ehemalige norwegische Ministerpräsidentin und Umweltministerin, von 1998 bis 2003 Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der → Brundtland-Bericht trägt ihren Namen, da sie 1987 den Vorsitz der Vereinten Nationen innehatte, → Nachhaltigkeit. Der Bericht ist auch unter dem Titel „Our Common Future“ bekannt.
Brundtland-Bericht,→ Nachhaltigkeit, → Brundtland, Gro Harlem.
Abb. 1: Broken Twill, rechte Warenseite, 10fach vergrößert, Kreuzköper 3/1
Abb. 2: Broken Twill (rechts), Kreuzköper 3/1; mit dieser Konstruktion wird eine satinähnliche Optik erreicht, mit einem weicheren Griff als eine klassische Köperbindung.
Abb. 3: Broken Twill, linke Warenseite, 10fach vergrößert, Kreuzköper 3/1
Abb. 4: Broken Twill (links), Kreuzköper 3/1, gut erkennbar: die Kreuzlage der blauen Kettfäden.
BSB, biochemischer Sauerstoffbedarf. Er wird in der Regel für fünf Tage angegeben (BSB 5). Er zeigt an, wie viel Sauerstoff beim Abbau der Schadstoffe des Abwassers durch Bakterien und Mikroorganismen verbraucht wird. Je höher der BSB5-Wert, desto größer ist die organische Verschmutzung.
BSCI, → Business Social Compliance Initiative.
BT-Cotton, genveränderter Baumwollsamen, BT = Bacillus thuringiensis, ein im Boden lebendes Bakterium, das als biologische Alternative zu Pestiziden verwendet wird.
BT-Cotton löst überwiegend in Indien seit 2003 beim Baumwollanbau große Probleme aus, da trotz seines Einsatzes weiterhin gespritzt werden muss und nach einmaligem Pflanzen die Schädlinge gegen BT resistent werden. Die Folge sind Missernten.
Produzent von BT-Cotton ist der amerikanische Konzern → Monsanto.
Buckskin, engl. buck = Bock, skin = Fell; eine Griff- und Bildbezeichnung für ein Woll- oder Halbwollgewebe in Köperbindung oder deren Ableitungen. Bei einer Wollzwirnkette wird für den Schuss teilweise Reißwolle, Baumwolle oder Viskosefasergarn verwendet. Die Ware wird einem Walkprozess unterzogen und dann ein- oder beidseitig geraut.
Einsatz: Anzüge, Mäntel; Hosenstoffe in preiswerten Qualitäten heißen auch → Cassinet oder → Tirtey.
Bügelarm, engl. = minimum iron; bei dieser Ausrüstung kann man das Textil auch ohne Bügeln tragen; durch leichtes Bügeln erhöht sich allerdings der Glätteeffekt. Dies ist bedingt durch den geringeren Einsatz von Kunstharzen; → Bügelfrei, → Pflegeleicht.
Bügelfrei, engl. = no iron; Textilien mit dieser Auszeichnung sind mit cellulosevernetzenden Kunstharzen oder einer Flüssigammoniak-Ausrüstung (FLA) versehen, sodass sie ca. dreißigmal faltenfrei und dimensionsstabil gewaschen werden können; → Bügelarm, → Pflegeleicht, → Sanfor.
Bundfutter, engl. = waist lining; überwiegend mit Streifen oder Rauten bedrucktes, schussatlasbindiges Baumwollgewebe, welches zum Abfüttern des Hosenbundes verwendet wird. Einstellung ca. 34 × 44 Fd/cm, Nm 70 × 60, Gewicht ca. 140 g/m2. Ausrüstung: Bedrucken, Appretieren, Kalandern. Bundfutter wird aufgrund der höheren Dehnbarkeit schräg zugeschnitten.
Burberry®, geschützter Markenname der gleichnamigen engl. Firma.
1. Klassischer Baumwoll-Gabardine, der aus einer Vollzwirnware hergestellt wird. → Gabardine.
Einsatz: Imprägnierte Mantelstoffe für Berufs- und Freizeitkleidung, ohne Imprägnierungen auch für Anzüge und Kostüme.
2. Mäntel aus feinem, reinwollenem Kammgarn, die imprägniert eine feine und teurere Wetterbekleidung darstellen als 1.
Business Social Compliance Initiative (BSCI), Vereinigung, die sich für faire Arbeitsbedingungen in den Lieferländern einsetzt. Das Ziel ist, die sozialverträglichen Produktionsbedingungen zu fördern, in Übereinstimmung mit den Konventionen der internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die die folgenden Normen aufgestellt hat:
– Einhaltung der gültigen Gesetze
– Versammlungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen
– Verbot jeglicher Diskriminierung
– Einhaltung der gesetzlichen Mindestlöhne und Bezahlung der Überstunden
– Festlegung der Höchstarbeitszeit auf 48 Stunden pro Woche und Begrenzung der Überstunden
– Klare Regeln und Verfahren für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
– Verbot von Kinderarbeit
– Verbot von Zwangsarbeit und Disziplinarmaßnahmen
Einhaltung der Mindestanforderungen für die Abfallbewirtschaftung, den Umgang mit Chemikalien und anderen gefährlichen Stoffen und deren Entsorgung. → Corporate Social Responsibility.
Byssus, engl. = byssus fabric; feinfädiges, poröses Hemdengewebe in Halbdreherbindung ohne aktuelle Bedeutung. Diese hochwertige Ware wurde in Kette und Schuss mit mercerisierten Makozwirnen gearbeitet und kam uni und bunt gemustert in den Handel.
Byssusseide (Muschelseide), engl. = byssus silk, shell silk, sea silk; zum Faden erstarrtes Sekret bestimmter Steckmuschelarten, auch Lana Penna, Pinna nobilis, Kammmuschel, Miesmuschel, von den Arabern auch Meereswolle genannt. Der sog. Byssusschopf, den die Muscheln ähnlich wie Insekten aus einer Spinndrüse ausscheiden, um sich damit am Meeresgrund zu verankern, besteht aus einer Vielzahl von 20–50 cm langen Fäden. Schon im Altertum bekannt, wurde diese Seide bis zum Ende des 19. Jh. in größerem Umfang gewonnen und zu hochwertiger Kleidung verarbeitet. Die Muscheln werden bis zu 90 cm groß. Die feinsten Muschelseidengewebe verarbeitete man in Indien und exportierte sie. Byssusseide hat fast die Festigkeit einer Bombyxseide; die daraus gefertigten Stoffe zeigen einen mondlichtähnlichen Glanz, besitzen einen weichen Griff und einen fließenden Fall. Monschauer Weber fertigten eines der letzten Textilien aus Byssusseide, das mit feinster Merinowolle gemischt war und der „Madame mère“, Napoleons Mutter, zum Geschenk gemacht wurde.
Unter dem Mikroskop kann man die beiden Seidenarten Bombyx und Byssus gut unterscheiden: Zuchtseide ist glatt, Muschelseide zeigt die leichte Wellenstruktur des Meeres, aus dem sie kommt. Byssusseide ist nicht mit Byssusleinen zu verwechseln, welches ein feines, schleierartiges Flachsgewebe war und z. B. für Mumienbinden verwendet wurde. Seit dem vermehrten Aufkommen indischer und persischer Baumwolle im 15. Jahrhundert wurde das feine Byssusleinen mehr und mehr verdrängt.
Einsatz: Kleider, Blusen, Handschuhe, Repräsentationsgewebe und Wandbespannungen.
C
Cable-Cord (Möbelcord), → Cordsamt Unterpunkt 6.
Cachemire, franz. Begriff für → Kaschmir.
Caddy, engl. = caddy; typisches Wollkammgarngewebe ohne „Bild“, d. h. ohne bindungsbetonte Optik. Die leichte Horizontalbetonung wird durch den Einsatz kleiner Köperableitungen erreicht. In der Kahlausrüstung sehr tief ausgeschoren, wirkt er glatt und elegant und ist wenig schmutzanfällig.
Einsatz: Anzüge, Blazer und Kostüme.
Caffas, ostindische (ab 1605) bunt bemalte leinwandbindige Baumwollgewebe, wie Sheeting, Shirting oder Calicot. In Deutschland wurden unter dieser Bezeichnung Möbelstoffe gehandelt. Es waren blumengemusterte Plüsche und Samte. Man fertigte aus Caffas z. B. Kissen und Bezüge für Kutschen. Neben bedruckten Caffas gab es auch gebatikte Samte, bei denen die Muster mit Wachs reserviert und anschließend gefärbt wurden, → Batik.
Calicot, engl. = calico, plain cotton cloth;
1. Stark appretierter, überwiegend zweiseitig beschichteter und einseitig gefärbter → Kattun, wie z. B. Buchbindercalicot.
2. Nach der im südwestlichen Indien gelegenen Stadt Culicut benanntes, glattes, leichtes Baumwollnesselgewebe in Leinwandbindung (Einstellung z. B. 22 × 17 Fd/cm, Nm 50 × 50) wird ebenfalls als Kattun bezeichnet. Calicot wird als Druckgrund für Hosen, Kittel und Schürzen verwendet und, wenn appretiert, als Futterstoff (→ Bougram) eingesetzt. In etwas gröberer Fadenfeinheit hergestellt, wird Calicot auch als Buchbinderei-Shirting verwendet. Calmuc, → Kalmuck.
Camaieux, frz. en camaïeu = in sich gemustert; auch Camaien, Gewebedruck, der von der Abschattierung einer Farbe seine interessante Wirkung bekommt. Der Effekt wird nur durch das Auftreten einer Farbe in unterschiedlicher Intensität erzielt (z. B. blau-blau schattiert, rot-rot schattiert usw.) → Faux Camaieux.
Cambric, engl. = cotton cambric; der Begriff leitet sich von der Herkunft, der Stadt Cambrai in Frankreich, ab. In historischen Büchern wird Cambric auch als → Kammertuch bezeichnet. Es ist eine dichte, feinfädige, leinwandbindige Baumwollware. Die Gewebekonstruktion kann mit einem Makotuch, einem feinen Kattun oder mit dem leicht stärkeren → Jaconet verglichen werden. Einstellungsbeispiel: Meist gleichmäßig in Kette und Schuss zwischen 40 und 60 Fd/cm bei Fadenfeinheiten von Nm 65–85 in Kette und Schuss (→ Einstellungsgewebe). Hochfädiger wird der Cambric → Perkal genannt und als Einschütte verwendet. Der Cambric hat ein klares Warenbild und eine geschlossene Struktur. Er kommt naturfarben, gebleicht oder stückgefärbt auf den Markt. Für den Einsatz als Futterstoff wird er mit einer Weichausrüstung versehen.
Einsatz: Damenwäsche, Einschütte, Kissen und Stickereigrund, Futterstoff.
Caméléon, anderer Name für → Changeant.
Camina, feines Kammgarngewebe (Merinowolle) aus figurierten Cordbindungen (Hohlschussbindung). Die Bindungen können unterschiedliche Musterungen zeigen, wie z. B. Rauten, Spitzköper (Querzickzack) oder Schrägstreifen. Camina wird überwiegend für Kleiderstoffe verwendet.
Abb.: Camina
Canevas (Kanevas),→ Canvas.
Cannelé, engl. = cannelé rep, frz. canneler = auskehlen, riffeln; auch Cannelérips, wird vorwiegend aus Seide oder Chemiefasern gewebt und ist in der Einstellung, wie beispielsweise der → Épinglé, nicht so dicht wie ein Rips. Daraus ergibt sich eine weiche und fließende Ware mit leicht ausgeprägter Querrippe. Gewebt wird in abgeleiteten Kettripsbindungen.→ Haircord.
Einsatz: Kostüme, Kleider und Röcke.
Canvas (Canevas, Kanevas), engl. = canvas; ursprünglich ein Hanfgewebe, abgeleitet aus lat. cannabis = Hanf.
1. Bezeichnung für ein weitmaschiges, offenes Gewebe aus Leinen, Halbleinen, Hanf oder Baumwolle, das für den Einsatz als Futterstoff stark appretiert wird. Lose gewebte Canvastypen (geringe Einstellung) werden als Stickereigrund verwendet, ähnlich wie → Stramin. So werden unter der Schreibweise „Kanevas“ überwiegend stark appretierte steife Handarbeitsgewebe in Leinwand- und Scheindreherbindung (→ Scheindreher) gewebt und gehandelt.
2. Importbezeichnung für feste, etwas gröbere Baumwollgewebe. Canvaskonstruktionen sind leinwand- und panamabindig. Die Gewebe werden als Garn- und als Zwirnware angeboten und stellen eine sehr strapazierfähige Ware dar.
Einstellungsbeispiele: 72 × 44 Fd/cm, Nm 10 × 10 (Garnware) und 44 × 32 Fd/cm, Nm 10/2 × 10/2 (Zwirnware). Beim Zwirn können sehr schöne Naturmelangen entwickelt werden, indem man zwei verschiedenfarbige Baumwollgarne verzwirnt. Garnware wird in Naturtönen und als Stückfärber angeboten. Die erste Jeans von Levi Strauss war eine leinwandbindige Canvashose aus Hanf und nicht etwa aus Baumwolle.
Feste, kräftige, leinwandbindige Chambray-Gewebe werden auch als Canvas bezeichnet. Wird Canvas in Panamabindung konstruiert, dann ist die Einstellung des Gewebes sehr dicht oder es wird mit entsprechend stärkeren Garnen (Zwirnen) gewebt, sodass hier im Gegensatz zum offenen, luftporösen Panama eine sehr strapazierfähige Ware entsteht.
Einsatz: Jacken, Hosen, Röcke und Jeans (DOB, HAKA, KIKO) im Freizeitmodenbereich.
Abb. 1: Canvas in Panamabindung. Sehr geschlossene Oberfläche, die keine Porösität aufweist, so wie es die Panamakonstruktion verlangt (10-0202-02-00).
Abb. 2: Hier sieht man, dass die dichte Einstellung der Ware zu einer robusten, abriebfesten Ware verändert wurde.
Carbonisieren, engl. = carbonate; Vorgang, der für die Verarbeitung von Wolle typisch ist. Je nach Verunreinigungsgrad der Rohwolle reicht eine Wäsche oder das Kämmen der Wolle nicht aus, um die pflanzlichen Verunreinigungen (z. B. Kletten, Blätter) zu entfernen. Die Cellulosebestandteile stören jedoch beim späteren Färbeprozess, da sie z. B. helle und dunklere Farbstreifen in der Fertigware hervorrufen. Um diese Fehler zu vermeiden, wird die fertig gewebte oder vermaschte Textilie mit verdünnter Schwefelsäure (Wolle ist säureunempfindlich), bzw. Ammoniumchloridlösung benetzt. Anschließend wird sie in der sogenannten Brennkammer bei ca. 100 °C getrocknet und die zu Hydrocellulose abgebauten Bestandteile werden ausgeklopft.
CaregoraTM, der Begriff bedeutet so viel wie: Schutz und Fürsorge für Angorakaninchen. Diese Qualität wurde 2014 von Michael dal Grande (Firma „Naturfasern“), dem Spezialisten für Angorafasern, vorgestellt. Die Zertifizierung steht für einen verantwortungsbewussten und sozialen Umgang mit dieser Kaninchenrasse. Diese Art der Zucht erlaubt nur ein Scheren der Tiere (kein Herausreißen der Haare). Die Herkunft von Caregora entspricht nicht nur dem Europäischen Standard für Tierhaltung, sondern auch dem Animal Welfare Code des englischen Landwirtschaftsministeriums DEFRA. Caregora ist sehr leicht (spez. Gewicht liegt zwischen 1,23 und 1,27 g/cm3), leichter als Wolle (spez. Gewicht ca. 1,28–1,32 g/cm3), feiner als Kaschmir, antirheumatisch und warm aufgrund der hohen Lufteinschlüsse in den Markkanälen. Sie hat somit die gleichen Eigenschaften wie das klassische → Angorakanin.
Carré, engl. = square, frz. carrer = viereckig machen; die Bezeichnung wird für eine dezente Karomusterung verwendet, die überwiegend durch Bindungseffekte oder Ton-in-Ton-Musterungen erzielt wird; → Zusatzbezeichnung zu Handelsnamen, z. B. → Kammgarn-Carré.
Cashgora, Haar einer Ziege, die aus der Kreuzung eines Kaschmirbocks und einer Mohairziege (Angoraziege) stammt. Die Arten wurden gekreuzt, um den Wollertrag zu steigern und eine weiche, geschmeidige Wolle mit guter Widerstandsfähigkeit, höherer Qualität in einem helleren und damit wertvolleren Farbton zu erzielen. Ursprünglich war Cashgora ein „Zwischenprodukt“ bei dem Versuch australischer und neuseeländischer Ziegenzüchter Anfang der 1980er Jahre, Austral-Kaschmir heranzuzüchten.
Tatsächlich gab es diese Wollart, jedoch nicht unter diesem Namen, bereits viel früher im Iran, in Kirgisien und Kasachstan durch gewollte oder zufällige Kreuzung der dort lebenden Ziegen. Auch in Europa (Frankreich) hat es zu Beginn des 19. Jahrhundert Kreuzungsversuche mit nachlassendem Erfolg gegeben.
Cashmere wool, engl. Schreibweise für → Kaschmir.
Cassinet, engl. = cassinet; sowohl englische als auch deutsche Handels- und Qualitätsbezeichnung; veraltete Bezeichnung ist „Kasimir“. Es ist ein halbwollener Sommerbuckskin, meist in Köpergrundbindung gewebt, mit einer Kette aus Baumwollmouliné (Zwirn) oder Watergarn und einem Schuss aus Streichgarn. Es wird überwiegend in schwarz-weißer und olivgrüner Färbung im Handel angeboten. Ausrüstung: leicht meltoniert (gewalkt). Baumwollcassinets haben im Schuss weich gedrehte Baumwollimitatgarne. Schwerere Ausführungen werden als Doppelcassinets angeboten und sind dann mit Ober- und Unterschuss gewebt (Schussdoublé).
Einsatz: Hosen, leichte Jacken und Mäntel (→ Buckskin).
Cattun,→ Kattun.
Cellenik, Fantasiename, früher unter Célénic von Rodier, Paris, gesetzlich geschützt, der ein relativ grobfädiges Gewebe aus Viskosefilament oder -faserstoff bezeichnet. Dieses Gewebe weist überwiegend Taft- oder Panamabindungen auf. Für eine leinenähnliche Optik werden Flammenzwirne mit starker Titerschwankung verwendet. Eine körnige Struktur wird durch den Einsatz von gemusterten Panamabindungen erreicht. Um die Oberflächenstruktur noch mehr zu betonen, setzt man auch → Ondé- oder Frisézwirne ein.
Einsatz: Sommerblusen, Kleider und auch als Handarbeitsstoff.
Cellulose Gap, die Entwicklung der → Weltfaserproduktion ist nur richtig zu beurteilen, wenn man sie ins Verhältnis zum landwirtschaftlichen Flächenbedarf setzt und dabei die Populationsentwicklung im Blick hat. Experten erwarten ab 2020 eine steigende Nachfrage nach hochqualitativen, saugfähigen cellulosischen Fasern. Diese kann von Baumwolle allein nicht gedeckt werden, da aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen (z. B. in Afrika) die landwirtschaftlichen Nutzflächen für den Nahrungsmittelanbau vorgesehen sind. Die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage nennt man den „Cellulose Gap“. Die Celluloseproduktion von Viskose, Modal und Lyocell trägt einen großen Teil dazu bei, diesen Mangel auszugleichen. Im Fokus dieser Betrachtungen stehen nicht die Synthesefasern, die jetzt schon über 70 % der Weltfaserproduktion ausmachen, sondern ausschließlich Celluloseregenerate.
Quellen: Lenzing AG; Johanna Weise: Man Made Cellulosefasern – Die Fasern der Zukunft, Bachelorarbeit, AMD, Hamburg, 2014; ICAC, CIRFS, Fiber Economics Bureau, National Statistics, The Fiber Year; Lenzing Schätzungen.