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Lexikon der Gewebe
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Abb. 1: Kettatlas 5-bindig (Flechtbild und Patrone)


Abb. 2: Schussatlas 5-bindig (Flechtbild und Patrone)


Abb. 3: Deutlich sichtbar ist hier die hohe Kettfadendichte des Atlasgewebes (hier 100 % Baumwolle) (30-0401-01-02)


Abb. 4: Atlasbindung (Detail); seitlich gut zu erkennen, dass der Kettfaden über 4 Schussfäden flottiert und der danebenliegende Kettfaden die Steigungszahl 2 hat (30-0401-01-02).

Atlasgewebe mit geringem Glanz werden meist für Tageskleider und Blusen verwendet, stark glänzende Satins für Abendkleider, Tops, Kostüme etc. Je nach Gewicht und Optik gibt es noch spezielle Gewebebezeichnungen: Kettatlas wie → Duchesse, → Liberty, → Messaline, → Merveilleux, → Foulardine, → Satinella und Schussatlastypen wie → Moleskin, → Zanella und → Crêpe-Satin.

Atlasbindung (Satinbindung), engl. = satin; Grundbindung, bei der die Bindepunkte gleichmäßig über den Rapport verteilt sind und sich gegenseitig nicht berühren. Die kleinste Atlasbindung ist 5-bindig.

Atmungsaktivität (Atmungsfähigkeit), engl. = breathability; → Wasserdampfdurchlässigkeit.

ATY, Abk. für Aero Textured Yarn, in Korea gebräuchliche Bezeichnung für ein lufttexturiertes Garn, bekannt auch unter dem Namen → Taslan; sehr zugfest und von hoher Abriebfestigkeit.

Ätzdruck, engl. = discharge printing; Drucktechnik (→ Druckerei), bei der die vorher gefärbte Ware bedruckt und mittels einer Ätzpaste die Fondfarbe mustermäßig herausgeätzt wird, sodass die weiße Grundware wieder zum Vorschein kommt (Weißätze). Setzt man der Ätze noch ätzbeständige Farbstoffe (Illuminationsfarbstoffe) hinzu, entsteht eine sog. Buntätze. Weiß- und Buntätzen werden überwiegend für kleinere, nicht zu stark den Fond bedeckende Dessins verwendet. Buntätzen sind an der gestochen klaren Form und auf der rechten Seite häufig an den sehr feinen weißen Konturen um das Dessin herum zu erkennen. Auf der linken Warenseite lassen sich in den Figuren meist Reste der Fondfarbe finden. Eine klassische Buntätze kann man mit ätzbarem Reaktivfarbstoff (Fond) vornehmen und mit einer Küpenätze bedrucken. Die Fondfarbe muss allerdings lagerfähig sein und darf keinen großen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden. Des Weiteren darf das Ätzreduktionsmittel nicht zu lange zwischenlagern (bis zum Dämpfprozess), da sonst der Luftsauerstoff eine Reduktion der Ätze verhindert.

Ätzsamt, → Ausbrenner, → Velours dévorant.

Ätzsatin, engl. = burnt-out satin; → Crêpe reversible.

Ätzspitze, engl. = burnt-out lace; Imitation der alten → Nadelspitze. Sie wurde erstmalig von den Gebrüdern Wetter in St. Gallen hergestellt; → Luftspitze.

Aufdruck (Direktdruck), engl. = direct printing, application printing; → Druckerei Unterpunkt A.

Ausbrenner (Dévoré), engl. = burnt-out fabric, frz. dévorer = verzehren; Transparent- oder Halbtransparentgewebe → wie Batist, → Georgette oder → Voile. Je nach Verwendung weisen sie einen fließenden Fall und weichen Griff auf. Jacquardähnliche Optiken werden z. B. durch folgende Materialzusammensetzung erzielt: fasergesponnene Mischung aus CO und PES oder CV und PES. Eine andere Variante ist das Schären von einem Faden PES und einem Faden CO im Schuss. Ein Garn wird dabei mit weicher, das zweite mit Kreppdrehung gesponnen. Die dritte Möglichkeit besteht in der Verwendung von Corespun-Garnen. Weitere Materialkombinationen für eine Ausbrennerware sind PES mit CA, PES mit WO oder CV mit CA.


Abb. 1: Das Gewebe wird partiell vom Baumwollschuss abgedeckt, der transparente Teil zeigt die offene, taftbindige (Filament-)Grundkonstruktion.


Abb. 2: Die Halbtransparenz des Ausbrenners ist gut sichtbar (10fach vergrößert).


Abb. 3: Hier sieht man deutlich die Polyesterfilamentgarne in Kette und Schuss und das teilweise „ausgebrannte“ Baumwollfasergarn (150fach vergrößert).

Ausbrenner werden als Raschelware und Strickware angeboten. In der Veredlung bedruckt man das Gewebe mit Chemikalien, die Cellulose-Anteile (z. B. Viskose) werden chemisch zersetzt, d. h. verbrannt, während die synthetischen Chemiefaseranteile (z. B. Polyester) erhalten bleiben. Das mit Ätzpaste bedruckte Gewebe wird im Ofen bei 150 °C ca. 1–2 min getrocknet und anschließend kalt ausgespült, um den Cellulose-Anteil zu entfernen. Man erhält eine halbtransparente Ware, die im Dekobe reich auch als „Inbetween“ bekannt ist. → Velours dévorant.

Einsatz: Kleider, Hosen, Strumpfhosen, Jacken, Dekostoffe, Accessoires.

Literatur: M. Peter; H.-K. Rouette: Grundlagen der Textilveredlung, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 1989.

Ausziehverfahren, engl. = exhaust dyeing; Färbeverfahren, bei dem der Farbstoff aus der Färbeflotte auf den Faserstoff aufzieht (Ausziehen des Farbstoffs aus der Färbeflotte), → Färberei. Ein weiteres Färbeverfahren ist das → Klotzfärben. Beim Ausziehverfahren und beim Klotzen unterscheidet man in der Verfahrenstechnik kontinuierliche und diskontinuierliche Verfahren. Typisch für den diskontinuierlichen Prozess sind die zeitlich nacheinander ablaufenden Verfahrensschritte, während bei kontinuierlichen Verfahren die einzelnen Verfahrensschritte zeitgleich stattfinden.

Quelle: TVI-Verband e.V., 2005.

Avivage, engl. = finish, finishing, frz. aviver = beleben; wird schon in der Flocke oder – wie bei Chemiefasern – nach dem Ausspinnen vorgenommen, um in der Verarbeitung die notwendige Glätte, Weichheit und bei Chemiefasern die antistatische Wirkung zu gewährleisten (Spinn-Avivage). Nach dem Färben erhalten die Garne/Fäden eine weitere Avivage, die auf die geforderten Eigenschaften abgestimmt wird. Die Avivagen bestehen überwiegend aus grenzflächenaktiven Substanzen wie Fetten und Ölen. Da hierbei auch ökologische und humanökologische Probleme entstehen können (z. B. Abbaubarkeit, Krankheitsauslöser), sucht man nach alternativen Möglichkeiten.

Axminster-Teppich, engl. = Axminster carpet; nach der im Südwesten Englands (Grafschaft Devon) gelegenen Stadt Axminster benannter gewebter Chenilleteppich, bei dem das Effektmaterial Chenille den sog. Flor bildet. Dieser Teppich gehört zu den Veloursteppichen und wurde in der gleichnamigen Stadt schon 1755 produziert. In Deutschland (Olsnitz im Vogtland) ist diese Ware um 1880 gewebt worden.

Azofarbstoffe, frz. azot = Stickstoff; wichtigste Gruppe der synthetischen (Teer) Farbstoffe. Die Azo-Gruppe (-N=N-) liegt in den meisten Farbstoffgruppen vor (s. u.), außer bei Küpen- oder Schwefelfarbstoffen. Sie ist als Chromophor entscheidend für die Farbigkeit verantwortlich. Man sollte aber die Azogruppen nicht mit der oft genannten Gefährlichkeit der Azofarbstoffe gleichsetzen, die sich abspaltende, freisetzbare Acrylaminkomponenten enthalten. Diese haben ein kanzerogenes Potenzial.

Folgende bekannte Farbstoffe sind Azofarbstoffe:

– Säurefarbstoffe

– Entwicklungsfarbstoffe

– Direktfarbstoffe

– Metallkomplexfarbstoffe

– Reaktivfarbstoffe

– Pigmente

Es sind aber Farben, die brillante Töne zu günstigen Preisen bieten. Nicht nur für Einfärbungen natürlicher und synthetischer Fasern werden Azo-Farben verwendet, sondern auch für Papier, Leder, Kunststoffe, Mineralöl und Wachs, wie auch für Lebensmittel und Kosmetika.

Literatur: H.-K. Rouette: Handbuch Textilveredlung, Band 1, Farbstoffe für Baumwolle, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 2006.

B

Babycord, engl. = baby cord; → Cordsamt (Waschsamt/Waschcord).

Bäckerkaro, typisches Berufskleidungsdessin in Form eines ca. 2–3 cm großen Karos, eine vergrößerte Form des → Pepita, bei festen Geweben in Leinwand-, bei etwas weicheren in Köperbindung. Durch die Schär- und Schussfolge entstehen hier immer zwei Volltöne (Schwarz und Weiß) und ein Zwischenton (Grau).

Bactekiller®, Polyesterfaser (Filament), in die ein permanenter, anorganischer Stoff eingelagert wird, der in der Lage ist, Bakterienentwicklungen zu stoppen, in Japan von Kanebo entwickelt. Der Wirkstoff ist → Zeolith, ein Mineral, das auch in der Natur vorkommt, an dessen Molekularstruktur Edelmetalle angelagert werden, und zwar die antibakteriellen Substanzen Silber und Kupfer. Diese Art der „Veredlung“ wirkt keimtötend, d. h., sie entzieht den Bakterien den Nährboden und verhindert so deren Vermehrung. Zum einen zerstören die Metallionen die Zellwände der Bakterien, zum anderen entsteht aktiver Sauerstoff, der im Zeolith in großen Mengen vorhanden ist und der die Bakterienvermehrung hemmt. Diese antibakterielle PES-Faser ist gut hautverträglich, da keine Chemikalien aufgetragen werden; zudem treten keine schädlichen Abstrahlungseffekte auf.

Bactekiller® kann als Faser, als Filament oder in Mischung verarbeitet werden.

Einsatz: Berufsbekleidung für Krankenhäuser, Hotels, Küchen usw., Sportschuhe und -kleidung, Hotelwäsche, Socken, Strümpfe und Unterwäsche.

Bactenet, antibakterielles Textilprogramm für Heim- und Haustextilien sowie für den Bekleidungsbereich, in Frankreich von Multiplast entwickelt, verfügbar als Web-, Maschen- und Vliesstoffe.

Wie bei → Bactekiller® werden → Zeolithe in die Polyesterspinnmasse eingebunden (ähnelt einem Sand-Honig-Gemisch) und erzeugen eine über 90 %ige Bakterienreduzierung. In untrennbarer Form enthält Bactenet ein anorganisches Synthese-Bakterizid, welches mit mikroskopischen, metallischen Partikeln vermischt ist. Unter dem Einfluss von Feuchtigkeit – selbst Umgebungsfeuchtigkeit reicht aus – wird aktiver Sauerstoff erzeugt, der die infektiösen Pilze und Keime zerstört. Es entsteht ein hygienisches textiles Erzeugnis ohne jegliches Reizrisiko für die Haut. Es werden weder der Griff noch die Optik des Produkts verändert, ebenso entwickelt dieses Material keinen spezifischen Geruch. Außer Chlorwasser können alle Reinigungs- oder Desinfektionsmittel benutzt werden. Bactenet gibt es sowohl in 100 %igem PES als auch in Mischungen aus 51 % Polyester, 29 % in der Masse gefärbter blauer Viskose und 20 % Polypropylen. Bactenet wird als Faser- und Filamentgarn angeboten.

Einsatz: Bekleidungstextilien, Putz-, Scheuer- und Reinigungstücher.

Bagdad, gazeähnliches Gewebe mit farbigen → Broché- oder Lancéschüssen (die lose Einstellung bewirkt die hohe Transparenz). Die Grundbindung ist Leinwand. Der nach der Hauptstadt des heutigen Irak benannte Bagdad wird überwiegend für den Deko-/Gardinenbereich verwendet und stellt eine günstigere Variante zur Madrasgardine dar (→ Madras). Er hat keine hohe Schiebefestigkeit, eignet sich aber für sommerliche Blusenstoffe. Bagdadgardinen werden nur noch sehr selten produziert. Abb. siehe S. 32.

Baggings, engl. bagging = Sackleinwand, Sackgewebe; grobes, leinwandbindiges Jutegewebe, das als Verpackungsmaterial eingesetzt wird. Im Modedesignbereich gut geeignet für experimentelles Arbeiten. Baggings sind auch unter dem Namen „Sackings“ bekannt.

Abb.: Bagdad (Lancé)

Bajadere, engl. = bayadère; Bezeichnung für indische Tempel- oder Berufstänzerinnen und zugleich für die von ihnen getragenen webgemusterten Stoffe; im textilen Bereich zumeist klarfarbige Querstreifenmusterungen in Rapporten von mindestens 10 cm. Für diese Effekte werden verschiedene Bindungsarten verwendet, die Streifen können z. B. wechselweise in Leinwand und Atlas binden.

Einsatz: Kleider-, Trachten- und Dekostoffe.


Abb.: Bajadere

Bakteriostatisch, das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien hemmend (textile Ausrüstung).

Balance Project; dieses Umweltprojekt der Firma W. L. Gore & Associates GmbH (→ Gore-Tex®) steht für die Selbstverpflichtung von Gore und den Konfektionären, Produkte ökologisch zu optimieren. Abgetragene Gore-Tex®-Bekleidung (Tragedauer ca. 6–8 Jahre) wird wieder zurückgenommen, z. B. von Gore-Tex-Firmen Bugatti, Schöffel, Mammut usw. Da entsprechend der Beanspruchung unterschiedliche Materialien (sortenreine Komponenten) zum Einsatz kommen, werden diese zunächst getrennt und den entsprechenden Recyclingverfahren zugeführt. Die Gore-Tex®-Membran (PTFE) wird pulverisiert, zu Pellets geformt, erhitzt, wieder zur Membran extrudiert und gereckt (thermomechanisches Verfahren); → Ecolog Recycling Network.

Ballonseide,→ Fallschirmseide.

Bambusfaser, engl. = bamboo fiber;

1. Die vorwiegend aus China stammende „Bambusfaser“ ist keine Naturfaser, sondern eine klassische Viskosefaser (Naturprodukt), die im Nassspinnverfahren gewonnen wird. Dabei wird Bambus in reiner Form sowohl chemisch aufbereitet als auch mit anderen Weichhölzern gemischt (z. B. mit Buchenholz) und ausgesponnen. Laut TKG muss Bambus deshalb als Viskose (CV) ausgewiesen werden. Die Bambusfaser nimmt viel Feuchtigkeit auf, ohne sich nass anzufühlen. Sie ist sehr kühl sowohl in der Haptik als auch in der Taktilität. Für den laut Hersteller in der Faser enthaltenen antibakteriellen Wirkstoff mit der Bezeichnung „bamboo kun“ gibt es keinen Nachweis durch ein Prüfinstitut (Hohenstein, Testex). Selbst wenn die lebende Bambuspflanze antibakterielle Eigenschaften hätte, wie dies viele lebende Pflanzen natürlicherweise haben, so würden diese durch die Auflösung im Cellulosebad vernichtet werden. Ebenso anzuzweifeln sind angeblich in der Faser enthaltene Anteile von Honigpektin, die sich positiv auf die Haut auswirken sollen. Laboranalysen zeigen, dass Viskosefasern (Filamente) solche Eigenschaften nur durch Additive haben können, wenn diese im Extrusionsprozess beigefügt werden. Der irreführende Name Bambusfaser stellt somit ein marketingstrategisches Instrument dar, das den Kunden glauben machen möchte, es handele sich hier um eine „neue“ Naturfaser. Seit 2011 werden jedoch die sogenannten Bambustextilien mit dem Hinweis ausgezeichnet, dass es sich um Viskose-Produkte handelt, die auf Basis Bambuszellstoff produziert wurden.

2. Von der Schweizer Firma Litrax wird (in Taiwan, China) durch einen aufwändigen mechanischen, enzymatischen Prozess aus dem Stammmaterial eine Bambusbastfaser gewonnen, mit einer Stapellänge von 70–150 mm. Diese kann auf 88 mm, 65 mm oder durch einen Cottonisierungsprozess auf 38 mm eingekürzt werden. Dabei spielen die Selektion und das Alter der Spezies eine bedeutende Rolle. Da das Endprodukt mit ca. 5,8 dtex relativ steif ist, mischt man es mit Baumwolle, Wolle, Seide oder Lyocell (Tencel von Lenzing). Das Produkt wird unter dem Namen Litrax L1 geführt.


Abb.: Bambusfaser

Litrax versucht die bisherige Forschung nach Europa zu bringen, da die Asiaten eher nicht an Naturfaser-Engineering interessiert sind, sondern nur existierende Waldbestände (Bambus) für die Industrie fördern wollen. Die Firma Litrax will deshalb eine weitere Entwicklung mit geeigneten Partnern in der EU vorantreiben, nicht nur im Bereich Bambus. Allerdings sind Forschungslabors noch sehr zurückhaltend, da der Massenmarkt im Textilbereich Fasern mit feineren Titern bevorzugt. Gemäß Litrax könnten die Fasern bedeutend feiner sein, wenn die Auswahlkriterien enger spezifiziert sind, wie dies auch bei Lyocell-Fasern der Fall ist (Lenzing hat sehr enge Kriterien).

Für die Bereiche Möbel und Fußböden wird das mechanisch extrahierte Bambusfaserbündel mit Hochdruck und Resin (Kunstharz) wieder zu holzähnlichen Strukturen zusammengepresst, die sich gut verarbeiten lassen, aber, je nach Klima, starke Schwankungen in Stabilität und Endform aufweisen.

Quelle: www.litrax.com

Bandhani, Ableitung aus dem Hindi-Wort baandh = Abbinden; diese Handelsbezeichnung weist sowohl auf die Technik als auch auf das fertige Gewebe hin. → Plangi, → Adire, → Shibori.

Bandstreifengewebe, engl. = rayé fabric; Musterungsart, bei der schärungsbedingt breite, verschiedenfarbige Längsstreifen entstehen. Der Schusseintrag ist uni. Die optische Wirkung kann durch Bindungseffekte verstärkt werden. Dieser Köper wird unterschiedlich aneinandergelegt, sodass die Streifen auch durch die Bindung gekennzeichnet sind.

Barchent, engl. = dimity, barchent, barchant, fustian; der Begriff kommt aus dem Arab. und bedeutet grobes, gerautes (Woll-)Gewebe; er bezeichnet jedoch kein Wollgewebe, sondern ein immer linksseitig gerautes Baumwollgewebe in Köperbindung, mit einer dichten Faserdecke. Er hat Ähnlichkeit mit dem → Flanell (jedoch ist dieser immer rechtsseitig geraut und hat einen kürzeren gleichmäßigeren Faserflor). Um einen guten Raueffekt zu erzielen, verwendet man für den Schuss häufig gröbere, kurzfaserige, weich gedrehte Zweizylindergarne (Vigogne-Imitatgarne) und in der Kette feine, fest gedrehte Garne (Watergarne). Der Barchent ist dicht gewebt mit einer klarfädigen Diagonalstruktur auf der rechten Seite. Er ist fester im Griff als ein Baumwoll-Flanell, sehr strapazierfähig und weniger schmutzanfällig.

Der Begriff umfasst verschiedene Gewebetypen: den gewöhnlichen Köper (K 3/1) nennt man Croisé-Barchent (→ Croisé), mit feinerem Grat (K 2/1) heißt er Finette-Barchent (→ Finette). Der Finette wird heute überwiegend als gleichseitiger Köper gewebt (K 2/2). Der Atlas-Barchent (5-bindig) ist eine sehr kräftige Gewebeausführung und wurde früher als Futterstoff für die Schwerkonfektion eingesetzt (z. B. Wintermäntel), → Satinette. Der Rauprozess führt aber zu Festigkeitseinbußen. Früher war der Barchent auch unter den Namen Schlosserhemden-Barchent, Kleiderbarchent und Futterbarchent bekannt.

Der Name Barchent ist heute nur noch selten zu finden, stattdessen ist die Bezeichnung „Wintercotton“, oder Finette üblich geworden.

Einsatz: Arbeitskleidung, Bettwäsche, Hemden, Winterhosen und Mäntel.

Anmerkung: Im Mittelalter war Barchent ein Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle (Baumwolle allein konnte man noch nicht verspinnen) und konnte sich im 14. Jahrhundert vor allem in Deutschland neben den einheimischen Woll- und Leinengeweben durchsetzen.

Barège, nach der gleichnamigen Stadt in den Pyrenäen benanntes, leichtes, gazeartiges Seidengewebe; überwiegend in Dreherbindung gewebt und damit weniger schiebeanfällig als der vergleichbare → Chiffon.

Barré, frz. barre = Stab, Querstange, Querleiste; Bezeichnung für eine Querstreifenmusterung, die bindungstechnisch oder über Farbeffekte konstruiert wird. Teilweise wird auch eine plastische Querrippenmusterung als Barré bezeichnet. „Tarvers“ ist eine andere Bezeichnung für „Barré“, der Gegensatz ist Rayé (→ Zusatzbezeichnungen zu Handelsnamen).

Basin (Bazin), etwas veraltete Bezeichnung für streifengemusterte Gewebe in Atlas- und Köperbindung, links geraut, ähnlich dem → Dimity und → Barchent. Ein klassisches Tisch- und Bettwäschegewebe aus Baumwolle oder Leinen.

Basische Farbstoffe (Kationische Farbstoffe), engl. = basic dyestuff; → Farbstoffe Unterpunkt 8.

Basselisse, engl. = low warp loom, basse-lisse; Begriff aus der Bildteppichweberei. Bei der Basselisse-Technik liegt die Kette waagrecht (Gegensatz: Hautelisse-Technik); → Gobelin.

Bastfasern, engl. = bast fibers; Weidfasern, Stängelfasern, cellulosische Pflanzenfasern, die im Gegensatz zu Samenfasern (Baumwolle) nicht aus Einzelfasern bestehen, sondern aus Bastfaserbündeln, die durch Pektine verklebt sind. Zu den Bastfasern gehören u. a. → Flachs (Leinen), → Hanf, → Jute.

Abb.: Bastfasern

Bastseide, engl. = bast silk, raw silk, ecru silk, unboiled silk, gummed silk; Name nach ind. und chin. Rohseiden des Tussahspinners, die im Handel als → Honan und → Shantung bezeichnet werden. Gemeint sind naturfarbige, aber auch bedruckte Rohseidengewebe in Taftbindung mit krachendem Griff und unregelmäßiger Fadenstruktur. Meist zeigt Bastseide Titerschwankungen in Schussrichtung. Die Bastseide kann auch aus Viskosefaserstoff und Polyester imitiert werden.

Einsatz: Kostüme, Kleider, Jacken sowie Deko- und Möbelstoffe.

Batavia, engl. = batavia silk; lat. Name für die Niederlande, bis 1950 Name von Djakarta (Hauptstadt von Indonesien); im Textilbereich eine alte Bezeichnung für ein dichtes Seiden- oder Chemiefasergewebe in 4-bindigem Gleichgratköper, bei dem der Grat auf beiden Seiten klar zum Ausdruck kommt. Batavia zeichnet sich durch einen weichen Griff und einen fließenden Fall aus. Die Ware ähnelt dem → Seidentwill.

Einsatz: Kleider, Kostüme und Jacken.

Batik, engl. = batic style; javan. „mbatik“ = mit Wachs schreiben; aus Java stammende Kunstgewerbetechnik, die besser als Malreserve oder Musterungs- und Färbeverfahren bezeichnet werden müsste, bei uns aber als Handelsbezeichnung verwendet wird. Das Muster wird mit heißem Wachs auf das Gewebe gezeichnet (Wachsreserve). Beim späteren Kaltfärben bleiben die reservierten Stellen weiß. Wird der Stoff vor dem Färben gestaucht oder gepresst, entstehen mehr oder weniger feine Risse oder Knickstellen, die nach dem Färben die typischen aderförmigen Effekte zeigen. Ist der Farbstoff fixiert, wird der Stoff gekocht, um das Wachs herauszulösen. Die Batik ist immer eine Gewebereserve und keine Faden- oder Garnreserve wie der lkat. Als „falsche Batik“ wird die mechanisierte Knüpfbatik (→ Plangi und → Tritik) oder Wickelreserve bezeichnet.

Einsatz: ursprünglich bei den Zeremonialtüchern Indonesiens, die starke Verwandtschaft zum Ikat aufzeigen, heute für Kleider, Hosen, Jacken, Tischwäsche, Deko- und Möbelstoffe sowie Accessoires.

Literatur: B. Khan Majlis: Indonesische Textilien, Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln, 1984.

Batist, engl. = lawn, batiste; ind. baftas = Dichte; Baumwollgewebe von unterschiedlicher Feinheit (feine Kattune), werden importiert und in England oder Holland veredelt. Andere Herkunftsbedeutung: feinste Leinengewebe aus langstapeligem Flachs. Abgeleitet von dem flandrischen Weber Jean-Baptiste Chambrey (13. Jahrhundert).

Batiste werden in drei Gruppen eingeteilt: – leichter oder offener Batist, auch „Batist claire“ genannt; Einstellung: ca. 36 × 28 Fd/cm, Nm 85 × 85

– mittlerer Batist oder „demi claire“; Einstellung: 32–45 Fd/cm in Kette und Schuss, Garnfeinheit: ca. Nm 85–100

– dichter Batist, auch „Batiste hollandée“ genannt; Einstellung: 31–47 Fd/cm in Kette und Schuss, je nach Qualität schwanken auch die Feinheiten zwischen Nm 70 und 80.

Weitere Konstruktionen:→ Einstellungsgewebe.

Je nach Einsatz von Kett- und Schussmaterial unterscheidet man einfache Baumwollbatiste aus kardierten Garnen und → Makobatist aus gekämmten Mako-/Ashmouni-Qualitäten. Batiste sind immer leinwandbindig, weich und geschmeidig und werden weiß, stückgefärbt oder bedruckt und kahlappretiert in den Handel gebracht. Aus preislichen Gründen haben sie häufig eine höhere Kett- als Schussdichte (gutes Erkennungszeichen für Kett- und Schussrichtung).

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