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Das Herz Der Zeit
Kyoko stand unter Schock. Der Besitzer hatte sein Zimmer genau gegenüber von ihr? Wieder kamen die Worte ihres Bruders zurück, um sie heimzusuchen. 'Nicht wahr!' Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnete Toya die Tür und schob sie vor sich durch.
Sofort drehte Kyoko sich zu ihm um. âIch weià nicht, was dein verdammtes Problem ist, aber würdest du mich bitte nicht schubsenâ, sie wollte ihn wegschubsen, âoder auch nur anfassen. Ich habe dir nichts getan.â Das Haar in ihrem Nacken stand ihr wieder zu Berge, als sie bemerkte, dass Toya auf einen Punkt hinter ihr starrte.
Kyokos Schultern sanken. Nun hatte sie es getan. Musste sie immer so aufbrausen, ohne nachzudenken, wo sie war, oder wer zusehen könnte?
Toya sah, wie sich Kyoko anspannte und grinste, wobei er seine Augen auf das Mädchen senkte, das plötzlich so klein erschien. âWolltest du nicht mit jemandem sprechen?â Als Kyoko sich nicht umdrehte, sah Toya wieder hoch zu Kyou und zog seine Augenbrauen zusammen, als er erkannte, dass Kyou im Türrahmen des Wohnzimmers lehnte und wie in Trance auf Kyoko starrte.
'Was zur Hölle?' dachte Toya innerlich. Wieso sah Kyou sie an, als wäre sie ein Geist? Irgendwie wollte er die Eifersucht, die der Blick in ihm verursachte, nicht als solche klassifizieren. Es schickte ein mulmiges Gefühl durch seinen Magen und er wollte sich zwischen die beiden stellen und Kyoko vor Kyous Blick verdecken. Er wollte sie beschützen.
Kyou fehlten einen Moment lang die Worte, nachdem er Kyoko zum ersten Mal seit über tausend Jahren aus der Nähe sah. Selbst in der Luft um sie summte die Kraft, an die er sich erinnerte... dieselbe unbestreitbare Kraft, die ihn früher zu ihr hingezogen hatte, war nicht verschwunden.
Seine goldenen Augen sahen den Beschützer hinter ihr mit einer Art abgehobener Gleichgültigkeit. âToya, geh.â Ein gefährlich drohender Unterton war in seiner Stimme zu hören.
Ein Knurren formierte sich hinten in Toyas Hals und seine Fäuste ballten sich wütend als irgendein Gefühl ihn zu übermannen schien, das aus irgendeinem unbekannten Ort tief verborgen in seinen Erinnerungen hoch kam. Ohne ein weiteres Wort drehte sich Toya um und stürmte zur Tür hinaus, wobei er sie hinter sich zuschlug.
Kyoko sah Toya weglaufen während ihre Gedanken sich in chaotischen Kreisen um sich selbst drehten. Plötzlich fühlte sie den Impuls, ihm nachzulaufen. Sie entschied sich, kein Feigling zu sein, hob ihr Kinn an und fand den Mut, sich endlich umzudrehen, nur um ihren Augen nicht zu trauen.
Anstelle eines älteren Mannes in Anzug, den sie erwartet hatte, befand sie sich Angesicht zu Angesicht mit... Seine goldenen Augen brannten sich in ihre und gaben ihr das Gefühl, dass sie nicht mehr wegschauen konnte. Sein silbernes Haar fiel über seine Schultern und seinen perfekt geformten Körper. Er war groà und gut aussehend, und sein königlicher Körper und das Gesicht, das nur ein Geschenk des Himmels sein konnte, wurden umgeben von einer leicht arroganten Aura.
Kyoko schloss sofort ihre Augen. Was war nur mit ihr los? Sie war hierhergekommen, um Fragen zu stellen, nicht um zu sabbern. Als sie ihre Augen wieder öffnete, war er ihr viel näher. Sie machte sofort einen Schritt zurück vor der Hoheit und der Ãberlegenheit, die ihn umgaben aber dann fühlte sie die massive Tür in ihrem Rücken... die sie gefangen hielt.
Ohne zu merken, was er machte, hatte Kyou begonnen, auf sie zu zu gehen. Aber als er merkte, dass sie vor ihm zurückwich, hob er eine elegante Augenbraue und deutete mit der Hand Richtung Sofa. âMöchten Sie sich nicht hinsetzen, Fräulein Hogo?â Er wusste, dass sie Fragen für ihn hatte. Er wäre enttäuscht gewesen, wenn das nicht so gewesen wäre.
Kyoko schluckte nervös aber hob ihr Kinn überheblich, während sie sich vorsichtig Richtung Sofa bewegte, indem sie so viel Abstand wie möglich zwischen ihnen beibehielt, in erster Instanz nur in der Hoffnung, dass ihr Gehirn dann wieder normal arbeiten würde. Innerlich lachte sie unsicher.
âDas erste, was ich wissen will ist: wieso denken Sie, dass ich eine Priesterin bin?â Sie sah argwöhnisch hoch zu ihm und drehte beinahe durch, als er sich neben sie auf das Sofa setzte, anstatt auf dem Stuhl auf der anderen Seite des Kaffeetischchens Platz zu nehmen. Kyoko rutschte weg und drehte sich um ihn anzusehen, wobei sie sich zwang, sich nicht noch weiter von ihm zu entfernen und ihre Angst zu zeigen.
'Also möchte sie spielen', überlegte Kyou ruhig aber ebenso schnell schüttelte er den störenden Gedanken wieder ab. âWieso denkst du, dass ich nicht wissen sollte, dass du eine Priesterin bist?â, gab er in einer unnatürlich ruhigen Stimme zurück. Sie war im Vergleich zu ihm so klein, als er sich zu ihr hinüber lehnte und in ihr herzförmiges Gesicht sah.
Kyoko betrachtete die Ebenen seines perfekten Gesichts in der Suche nach irgendeinem Anzeichen auf eine Emotion und war überrascht, dass sie keines fand. Er war wie eine Skulptur der Perfektion und Ruhe und das irritierte sie am allermeisten.
âBeantworten Sie eine Frage immer mit einer Frage, Herr...?â, sie stammelte, da sie noch nicht einmal seinen Namen kannte.
Kyou lächelte, aber nur innerlich, sodass sie es nicht sehen konnte. Nun, er konnte erkennen, dass sie noch genug Leben in sich hatte, und war darüber nicht enttäuscht. Er wollte nur noch mehr sehen. âHerr Lord, aber du darfst mich Kyou nennen, es sei denn Lord gefällt dir besser.â Er nagelte sie mit einem hitzigen Blick fest.
Kyoko erwiderte den hitzigen Blick: âWieso...bin... ich... hier?â Sie sagte die Worte langsam, als spräche sie mit einem Kind. So, lass uns sehen, wie er hier heraus kommt. 'Herr Lord, von wegen', schnaubte Kyoko in sich hinein, ohne ihren Augenkontakt mit ihm zu unterbrechen.
Kyou hatte ihre Gedanken gelesen und seine goldenen Augen glühten, als sie sich in ihre smaragdgrünen bohrten. Er beugte sich noch ein wenig näher zu ihr, wissend, dass er sie auf diese Art einschüchtern würde. Er konnte es riechen.
âDeine Priesterinnen-Mächte sind schwach und untrainiert, oder du würdest wissen, wieso ich weiÃ, dass du eine Priesterin bistâ, fauchte er fast und verlor seine Fassung nur für einen Moment, ehe seine ruhige Fassade wieder zurück auf ihren Platz rutschte. âIch werde dir Kampfkunst beibringen und dir helfen, das zu stärken... was dir fehlt.â
Für Kyoko klang das, was er zuletzt sagte, beinahe wie eine Beleidigung. Der kleine Hitzkopf, der sie war, lehnte sie sich vor bis ihr Gesicht fast das seine berührte, und der Sarkasmus triefte aus ihrer Stimme: âVielleicht verstecke ich meine wahre Macht nur, und wenn ich ein Ziel finde, das es verdient, kann ich sie freilassen.â Die Wut machte sie furchtlos, oder dumm, im Moment wusste sie nicht, welches von beiden.
Kyous Gesicht näherte sich ihrem noch mehr, sodass sein heiÃer Atem ihre Lippen streichelte. Er flüsterte mit einer dunklen Stimme: âPriesterin.â
Kapitel 4 "Pass auf"
Kyoko schreckte vor ihm zurück, plötzlich fühlte sie Schwingungen von ihm ausgehen, die sie nicht fühlen sollte. Etwas ging hier vor und sie hatte das Gefühl, dass sie die letzte war, die davon erfuhr.
âIch brauche Antwortenâ, flüsterte sie mit nervöser Stimme und biss auf ihre Unterlippe in der Hoffnung, das kribbelnde Gefühl, das Kyou erzeugt hatte, zu vertreiben. Sie wünschte sich für einen Moment, dass sie das atemberaubende Schaudern, das beschlossen hatte, im Schnellzugtempo durch ihr Nervensystem zu fahren, loswerden könnte.
Ihren Geruch einatmend, fühlte Kyou sein Blut sofort kochen und lehnte sich zurück. Er hatte den kleinen Körper der Frau erzittern gesehen, aber nicht vor Abscheu. Als er hinunter sah, wollte er beinahe grinsen, als er eine Gänsehaut auf ihren Armen erscheinen sah.
âWieso unterdrückst du deine Macht? Du musst dir deiner Umgebung bewusst werden, bevor sich die Vergangenheit wiederholtâ, erklärte ihr die etwas arrogante Stimme.
Kyoko schluckte schwer. âWas meinen Sie damit?â Sie spannte sich an.
âDu bist dir dessen bewusst, dass es in dieser Universität Unsterbliche gibt, nicht wahr?â In seinen Augen glitzerte etwas, das Kyoko noch nie gesehen hatte, und seine Stimme war barsch, als wolle er sie bestrafen. âDämonen nähern sich, während wir uns hier unterhalten.â
Kyokos Augen weiteten sich und zogen sich dann zusammen. Spielte er mit ihr? âWoraus wollen Sie schlieÃen, dass es hier Beschützer und Dämonen gibt?â, fragte sie mit empörtem Spott.
Blitzschnell ergriff Kyou sie an den Armen und riss sie hoch, sein Kopf beugte sich zu ihr hinunter, sodass sein Gesicht beinahe das ihre berührte. Er knurrte verärgert: âPass auf!â
Kyoko blinzelte und konnte nicht glauben, was sie sah. Vor ihr stand nicht der, mit dem sie gerade eben noch gesprochen hatte. Sie schaute in unnatürlich helle, verärgerte, goldene Augen und darunter waren die weiÃesten kleinen Fangzähne zu sehen, und sie konnte die Klauen fühlen, die sich in diesem Moment unwissentlich in ihren Arm bohrten.
Sein Haar hatte sich um das Doppelte verlängert und schien beinahe um ihn zu schweben als würde es auf Anerkennung warten. Mit einem erschrockenen Schrei riss Kyoko sich los und machte schnell einen Schritt zurück, nur um zu sehen, wie er einen bedrohenden Schritt näher kam.
âSie sind ein Beschützer?â stotterte sie lahm.
âUnd du bist die Priesterin, die das schon wissen hätte sollenâ, zischte er, während er sie noch anstarrte, wobei sein Ãrger schon verrauchte.
Sie drehte sich um, um aus der Tür hinaus zu rennen und schrie sofort auf, als sie fühlte, wie sich starke Arme von hinten um sie schlossen.
Kyous Körper spannte sich um sie an, als sie sich wehrte. Er hob sie vom Boden hoch, als sie mit den FüÃen um sich trat, in dem Versuch, ihm zu entkommen. Nachdem er ihr genug Zeit gegeben hatte, um einzusehen, dass es hoffnungslos war, zu versuchen, sich zu befreien, näherte er seine Lippen ihrem Ohr und flüsterte: âDu wirst so lange bleiben, bis du stark genug bist, dich aus diesen Armen zu befreien, Priesterin.â
Dann warf er sie in die Luft um sie dann auf das gut gepolsterte Sofa fallen zu lassen, wo sie mit einem leisen Aufprall landete. Nun, wo sie ihm wieder Angesicht zu Angesicht gegenüber saÃ, schenkte Kyoko ihm einen bitterbösen Schrei und blinzelte dann wieder, als seine Erscheinung sich wieder in den Mann verwandelte, zu dem sie vorhin gesprochen hatte.
Sie starrte ihn wütend an und ballte eine Faust: âWas zur Hölle, geht hier vor?â
Kyou stand ruhig vor ihr, der einzige Unterschied zu vorhin war, dass seine Augen immer noch glühten. âDu wirst hierbleiben.â Er beugte sich zu ihr hinunter: âDu wirst von mir lernen.â Er legte seine Hände auf die Rückenlehne des Sofas, sodass sie eingeschlossen war. âUnd dieses Mal wirst du ohne Opfer gewinnen.â Seine Nase berührte ihre beinahe, als er diese letzte Feststellung fauchte um seine Unzufriedenheit zu zeigen.
Kyoko lehnte sich im Sofa so weit zurück, wie es nur ging, und erwiderte seinen hitzigen Blick, aber sie fühlte immer noch keine Bedrohung von ihm. Selbst wenn er kein Mensch war, er hatte keine Intention, sie zu verletzen. Sie runzelte die Stirn, als ihr klar wurde, was er gerade gesagt hatte.
âDieses Mal?â, fragte sie mit weicher Stimme, âWas meinen Sie... Dieses Mal?â
Kyou atmete tief ein: âDu hast vielleicht vergessen, aber ich nicht.â Ihr Geruch umgab ihn und er fühlte den bekannten Schmerz um sein vergessenes Herz, aber sie musste die Wahrheit erfahren: âWir haben in der Vergangenheit gemeinsam gekämpft, Priesterin, und die Zeit naht, wo wir es wieder tun werden müssen.â
Kyokos Augen wurden einen Moment lang weich. âWer sind Sie?â
âDein Beschützer, Kyoko, ich weiÃ, dass du es vergessen hast, denn du hast deine Erinnerungen von uns geopfert, um den Schützenden Herzkristall zurück in diese Welt zu bringen.â Sein Blick suchte den ihren und seine Stimme wurde zu einem leisen Flüstern: âDu musst mir vertrauen.â
Obwohl er gerade versucht hatte, sie zu verängstigen, befahl ihr alles in ihr, ihm zu vertrauen. âIch... vertraue dir.â Sobald sie die Worte geflüstert hatte, befand sie sich selbst wieder in seiner Umarmung. Erst spannte sie sich an, dann fühlte sie die Wärme, die sie umgab, und überlieà sich selbst der Umarmung, entspannte sich bei ihm in gelassener Verwirrung.
Kyou konnte nicht anders. Er hatte die Angst vor ihrer Zurückweisung viel zu lange mit sich herum getragen und als er diese Worte hörte, verschwand das ganze Gewicht der Welt von seinen angespannten Schultern. Er presste sie an sich, umgab sich mit ihrem Geruch, als er sein Gesicht in ihrem Haar vergrub.
âBleib dieses Malâ, flüsterte er in einem Moment der Schwäche.
Kyoko konnte die Sanftheit in seinen Worten und in seinen Armen fühlen, aber trotzdem, er hatte sie gerade vor ein paar Minuten zu Tode erschreckt und nun hielt er sie fest, als wäre sie seine Lebensretterin. Sie fühlte sich gefangen zwischen der Angst vor ihm und dem Drang, mit ihrer Hand über seine weiche Wange zu streichen.
Sie war voller Fragen und murmelte in seine Brust: âIch möchte mich an das erinnern, was du sagst, das ich vergessen habe. Was muss ich wissen?â
Kyou schloss seine goldenen Augen, er wollte noch nicht in die wirkliche Welt zurückkehren... sie war genau dort, wo sie hingehörte... in seinen Armen. Mit einem Seufzen lieà er sie widerwillig los und setzte sich neben sie auf das Sofa.
Während er mit einer Hand durch seine überlangen Locken fuhr, holte Kyou tief Luft um seine tobenden Instinkte zu beruhigen. Um sein Verlangen zum Schweigen zu bringen, konzentrierte er sich auf die Wand vor ihm und begann, ihr zu erzählen, was er wollte, das sie wusste. Etwas erzählt zu bekommen war nicht dasselbe als sich daran zu erinnern.
âDu wirst helfen müssen. Alle Leute hier, die so angekommen sind wie du, mit den Stipendien, habe ich für dich versammelt. Sie erinnern sich nicht an dich und du erinnerst dich nicht an sie, aber sie haben damals mit dir gekämpft und sie werden wieder mit dir kämpfen, wenn die Zeit reif istâ, seine Stimme klang ein wenig verträumt als er von den Erinnerungen aus der Vergangenheit sprach.
Kyokos Augen wurden groÃ. âSuki und Shinbe?â, fragte sie und wunderte sich, wieso sie ihm so einfach glaubte.
Kyou nickte. âIch sehe, du hast sie schon getroffen. Ja, du standst ihnen sehr nahe, ebenso wie Toya, der dich wie kein anderer beschützte.â
âToya?â Sie hob eine fragende Augenbraue. âDu machst Scherze.â Und in Gedanken fügte sie hinzu: 'Er mag mich nicht einmal.'
Kyou seufzte zögernd: âToya ist in diesem Leben unverändert, er ist immer noch der unausstehliche, dickköpfige Junge aus der Vergangenheit. Aber ja, er beschützte dich rachsüchtig und wäre für dich gestorben, wenn das nötig gewesen wäre.â
Kyoko runzelte die Stirn: âEr erinnert sich nicht daran?â Sie hatte das Gefühl, dass er ihr die Wahrheit sagte, und es ergab Sinn, dass er wusste, dass sie einen Teil ihrer Erinnerung verloren hatte. Ihre Augen suchten die seinen, sie wollten das Wissen zurück.
Kyou schüttelte leise seinen Kopf: âIch bin der einzige, der nicht mit dir zurückgekommen ist. Daher bin ich der einzige, der die Erinnerungen von dem, was passierte, in sich trägt. Toya weià nicht einmal, dass er mein Bruder ist.â
Kyoko holte bei dieser Offenbarung Luft: âBrüder? Was ist passiert, dass du der einzige bist, der sich erinnert?â Sie musste es wissen.
âDu hast im Kampf all deine Erinnerungen gegeben, um das Böse in unserer Welt zu zerstören und den Schützenden Herzkristall zu retten. Im gleichen Moment hast du dir auf den Kristall gewünscht, alle wieder zu sehen. Du wolltest sie nicht verlieren. Als du in jenem Moment verschwandst, verschwanden auch alle anderen... inklusive des Feindes. Du hattest sie unbewusst hierher... mitgenommen.â
Er seufzte bedauernd. âIch hatte mir selbst einen Zauber auferlegt, der mich vor solchen Wünschen schützte.â Sein Blick verlor sich in der Ferne als er die Erinnerung wieder erlebte.
âDu hast alle mit dir mitgenommen, und wusstest es nicht einmal. Sie wurden alle hier, in deiner Zeit, wieder geboren und lieÃen mich alleine in der Vergangenheit zurück.â Sein Blick kam zurück in die Gegenwart und suchte den ihren. âNun, ich überlebte und wartete auf dich. Als es an der Zeit war, versammelte ich alle, die mich verlassen hatten. Nun hast du den Kristall mit dir gebracht, und das Böse, das ihn will...â Seine Stimme wurde finster: â...das Böse hat die Suche nach dir schon aufgenommen und ich werde es nicht zulassen.â
Kyoko nickte, versuchte zu verstehen. âAlso jedem, der auf dieselbe Art hier ist, wie ich, kann ich vertrauen?â Er nickte und Kyoko fuhr fort: âWissen sie etwas hiervon?â
Kyou schüttelte den Kopf: âSie werden eine Verbindung mit dir spüren und sie wird zunehmen, aber sonst kenne ich die Zukunft nicht, nur die Vergangenheit. Sie werden dich beschützen, so wie sie es damals taten. Dafür wurden sie geboren... es ist der Sinn ihrer Existenz.â
Er sah schnell weg von ihren suchenden Augen, wissend, dass die Wahrheit seiner Worte auch auf ihn zutraf. âWir haben noch etwas Zeit, aber für jetzt möchte ich, dass du aufhörst, deine Priesterinnen-Kräfte zu verstecken, und dir deiner Umgebung bewusst wirst. Ich werde auf dich aufpassen und ich habe Toya gesagt, dass er dich ebenfalls im Auge behalten soll.â
Kyoko beobachtete ihn genau und versuchte sich in irgendeiner Weise an ihn zu erinnern. Er schien sie so gut zu kennen. Mit einem tiefen Blick in seine Augen flüsterte sie neugierig: âWie nahe standen wir uns?â
Ein Anflug von verborgener Liebe durchfuhr seine goldenen Augen bevor Kyou sich versteifte und von ihr weg rückte. Sein kühles ÃuÃeres wieder zurück an seinem Platz, grummelte er mit einem kurzen Blick zur Tür und dann schnell wieder zu ihr: âWiederhole nicht, was ich dir gesagt habe, denn sie werden sich von selbst erinnern.â
Kyoko schrak hoch als von der Tür ein festes Klopfen zu hören war, bevor sich diese ohne Einladung öffnete.
Toya hatte begonnen, sich um die Sicherheit der Frau zu sorgen und wollte unterbrechen, und sei es nur um sie vor der Kälte, von der er wusste, dass Kyou sie zustande brachte, zu schützen. Sein Blick fiel sofort auf sie als er eintrat.
âNun, ich sehe, sie hat ihr Gespräch überlebt.â Seine Iris blitzten silbern, immer noch mit dem Gefühl, dass etwas nicht stimmte. âWenn du mit Kyoko fertig bist, Suki wartet auf sie.â Toya richtete seine goldenen Augen auf Kyou, nicht wissend, dass silberne Flecken darin zu sehen waren.
Kyou schenkte Toya seinen üblichen, nichts sagenden Blick und nickte schweigend.
Kyoko sah Toya warmherzig an, denn nun, wo sie ihre Sinne gebrauchte, konnte sie fühlen, dass er sich um sie gesorgt hatte, auch wenn er sich nicht so benahm.
'Wäre für dich gestorben.' Kyous Worte suchten sie wieder heim.
Kyou beobachtete ihre Ungezwungenheit mit Toya und spürte ein fernes, aber bekanntes Verlangen, das seinen Blick verdüsterte. Er erinnerte sich gut an dieses Gefühl, und seine Augen konzentrierten sich auf den silbernen Beschützer. Würde sie immer eine spezielle Verbindung mit seinem Bruder haben, die sie nicht mit den anderen teilte?
Kyoko stand auf, nickte Kyou grüÃend zu und schenkte ihm ein kurzes, geheimes Lächeln, das Toya nicht sehen konnte, dann drehte sie sich zu Toya und zeigte ihr süÃestes Lächeln. âKomm, wir wollen Suki nicht warten lassen.â Sie verlieà das Zimmer und lieà Toya mit einem warmen Gefühl darin zurück. Ein Gefühl, das nur ihr Lächeln hervorrufen konnte.
Er schüttelte den Kopf in dem Versuch, die Wärme abzuschütteln und sah dann finster zu Kyou als er merkte, dass dieser ihn scharf beobachtete. âWas?â, fragte Toya mit harter Stimme, wissend, dass er keine Antwort bekommen würde. Er entschied, dass es den Aufwand nicht wert war und so trat auch er durch die Tür und warf sie hinter sich zu. Er beeilte sich, Kyoko einzuholen.
Toya betrachtete Kyokos Rücken als sie eilig den Gang hinunter ging. Sie musste in Eile sein, von Kyou weg zu kommen. Er grinste in sich hinein und eilte, um zu ihr aufzuschlieÃen, was kein Problem war, angesichts der Tatsache, dass er ein Beschützer war. Seine Gedanken verfinsterten sich ein wenig, als er sich fragte, ob sie überhaupt wusste, was er war. Er bezweifelte, dass sie es wusste, sonst hätte sie ihn nicht so angelächelt.
Oben an der Treppe wusste Kyoko, dass Toya zu ihr aufgeschlossen hatte, da sie ihn hinter sich fühlen konnte. Ja, sie konnte seine mächtige Aura spüren, aber das Gefühl war ein wenig anders als bei Kyou. Sie schloss ihre Augen nur für eine Sekunde. Während sie die Aura durchsuchte, entschied Kyoko dass, egal wie gemein er sich benahm, seine Aura tatsächlich sehr warm war und ihr das Gefühl... neben vielen anderen Dingen... der Geborgenheit gab.
Sie hatte verstanden, dass Toya jünger sein sollte als Kyou, aber sie konnte auch eine verborgene Macht in ihm wahrnehmen. Eine Macht, mit der, wenn er sie anzapfte, Toya seinen Bruder in nur einem Herzschlag übertreffen konnte... obwohl sie bezweifelte, dass sich einer der beiden dessen bewusst war. Kyoko fand Gefallen an ihren Wahrnehmungen, nun, wo sie ihre Sinne wieder angeschaltet hatte.
âAlso...â, wandte sie sich ihm zu, â... wo sind Suki und Shinbe?â
Toya sah sie scharf mit zusammengezogenen Augen an, nun, wo ihm seine Lüge aufgetischt wurde. Wie zum Teufel, sollte er wissen, wo Suki und Shinbe waren? Er war nur zurückgekommen, um sie von Kyou weg zu holen.
âIch weià es nichtâ, meinte er gelangweilt.
Kyoko runzelte die Stirn: âAber du sagtest...â
Toya unterbrach sie: âDu solltest mir danken dafür, dass ich dich gerettet habeâ, erklärte er und beugte sich vor zu ihr, als wollte er sie einschüchtern.
âGerettet wovor?â, knurrte ihm Kyoko ins Gesicht, der sein Benehmen gar nicht gefiel. Tsss, manchmal erschien er wirklich wie ein Arschloch.
âVor Kyouâ, knurrte Toya laut zurück in ihr Gesicht, Fäuste geballt. Sie konnte ihn mit diesem hübschen Mund wirklich in den Wahnsinn treiben. 'Hübscher Mund?' Wo zum Teufel kam das her? Er machte in seiner Verwirrung einen überraschten Schritt zurück.
Sprachlos starrte Kyoko ihn einfach eine Minute lang ausdruckslos an. Dann, erst leise, aber beständig lauter werdend, begann sie ihn auszulachen. âHast du?â, fragte sie, zwischen dem Lachen kaum zu Luft kommend. âWieso solltest du...â sie verstummte, verlangsamte ihr Lachen und blieb schlieÃlich bei einem breiten Grinsen stehen, obwohl ihre Augen immer noch Schalk widerspiegelten.
âDas war sehr lieb von dir. Ich wusste nicht, dass du dich um mich sorgstâ, sie rümpfte ihre Nase in seine Richtung und bemühte sich, ernst zu bleiben.
Toya starrte sie böse an, er fühlte, dass sie ihm einen Streich spielte. âAlso, hast du dich entschieden, trotzdem zu bleiben, 'Priesterin'?â, er spuckte das letzte Wort aus, als würde es in seinem Mund einen schlechten Geschmack hinterlassen.
Kyoko verlor ihr Lächeln und schob ihr Gesicht in das seine, wobei sie ihren Blick genau in seine goldenen Augen bohrte. âJa, habe ich, 'Beschützer'â, sie blinzelte ihm zum dann drehte sie sich um und rannte lachend die Treppen hinunter.
'JA!', rief Kyoko still und in Gedanken machte sie einen Strich auf ihrer Seite der Tafel: 'Kyoko eins... Toya null.'
Toyas Augen weiteten sich für einen Moment bevor er begriff, dass die kleine Hexe ihn reingelegt hatte. âVerdammt!â, zischte er und rannte ihr nach.
Kyoko war beinahe am FuÃe der Treppe angekommen, als ihre Priesterinnen-Sinne sie überrumpelten. Sie fühlte einen anderen Beschützer, auÃer Toya, und sah sich um. Die einzige Person, die nahe genug war, um dieses Gefühl zu verursachen, war ein Student, der unten an der Treppe stand und sie interessiert beobachtete.