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Blutregen
Nun, diesmal konnte sie dank ihm davon ausgehen, dass sie noch länger leben würde, also konnte er das nicht mehr gegen sie verwenden. Wenn es nach ihr ging, würde er gleich etwas Anderes gegen sie verwenden und mit der Stimmung, in der sie gerade war, hoffte sie, dass es dick und steif war und pulsierte.
„Nachdem du derjenige bist, der mir die Macht gegeben hat, mich unabsichtlich so heiß zu machen… möchtest du derjenige sein, der mir hilft, die Flammen zu löschen, oder muss ich einen anderen finden, der bereit ist, Feuerlöscher zu spielen?“, fragte sie, erinnerte sich an den Schmerz seiner Zurückweisung beim letzten Mal.
Ren umklammerte den Schreibtisch fest, als die leidenschaftliche Hitze, die er fühlte, sich plötzlich in brennende Rage verwandelte. Hatte sie wirklich gerade damit gedroht, einen anderen zu suchen, der ihre Begierde stillen sollte? Das Bild davon, wie Vincent sie vor nicht allzu langer Zeit geliebt hatte, schoss durch seinen Kopf wie ein Düsenjet.
Er hätte sie auch vor extremer Eifersucht warnen sollen, aber das war wohl nicht nötig, denn scheinbar war er der einzige, der diese spezielle Emotion fühlte.
„Ich werde dich nicht nur lehren, wie du die Mächte benutzen kannst, die in dir erwacht sind, sondern auch, wie du diejenigen kontrollieren kannst, die andere in Gefahr bringen können“, flüsterte er verführerisch, ehe er sie in seine Arme schloss.
Lacey blinzelte, als Ren sie an sich zog und sie bemerkte, wie das Büro in der Ferne verschwand. Innerhalb von Sekunden fand sie sich selbst in demselben Schlafzimmer wieder, in dem sie aufgewacht war… in seinem. Ihr Blick fiel auf das Bett, in der Hoffnung, dass sie endlich das bekommen würde, was sie sich insgeheim gewünscht hatte, seit sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Stattdessen packte er sie am Arm und zog sie am Bett vorbei, sodass sie verwirrt die Stirn runzelte.
Im Badezimmer angekommen konnte sie einen erschrockenen Schrei nicht unterdrücken, als sie plötzlich in der Dusche stand und eiskaltes Wasser auf ihren Kopf rieselte. Zitternd streckte sie die Hand aus, um das Wasser abzudrehen, wobei ihr erst bewusst wurde, dass sie immer noch all ihre Kleider trug. Inzwischen sah sie ihre Aussage über die sensible Haut in einem ganz anderen Licht. Das war viel kälter gewesen, als kalt jemals zu sein gewagt hatte.
„Wofür, zur Hölle, war das jetzt?“, fragte Lacey scharf und durchbohrte Ren mit ihrem wütenden Blick.
„Lektion Nummer eins“, knurrte Ren und beugte sich dabei über sie, „lass dich durch die sexuelle Begierde, die du abbekommst, nicht so beeinflussen, dass du mit jedem ins Bett gehen würdest, nur um wieder herunterzukommen.“
Laceys Blick wurde nicht weniger wütend, als ihre Zähne klapperten. „Du hast recht. Was, zur Hölle, habe ich mir dabei nur eingebildet, dass ich dich frage? Ich verspreche dir, das nächste Mal werde ich klüger wählen.“ Sie wartete auf seine Entgegnung, aber bekam nur absolute Stille, die sie nervös machte, und die Tatsache, dass sie seine Augen wegen seiner doofen Sonnenbrille nicht sehen konnte, half auch nicht.
Sie fragte sich, wo die Lust, die Ren vorhin noch gefühlt hatte, hingegangen war, und wieso, zur Hölle, sie plötzlich durch Wut ersetzt worden war. Das Gefühl war so stark, dass sie Mühe hatte, es zu kontrollieren. Sie hatte das letzte Jahr immer ihre Gedanken und Gefühle vor gefährlichen Leuten versteckt und nun war sie fast ein Profi darin… außer in seiner Nähe, wie es schien.
Anstatt den großen Idioten zu schlagen, wie sie es gerne tun wollte, nahm sie die beschlagene Tür der Dusche und warf sie vor seiner Nase zu, damit sie ihn nicht länger ansehen musste. Sie zog ihr Kleid aus, warf den nassen Stoff über die Tür der Dusche und grinste, als sie hörte, wie die Wasserspritzer auf etwas auftrafen. Sie hoffte, dass der kalte Regen ihn direkt ins Gesicht getroffen hatte. Er verdiente es und noch viel mehr.
Als sie wieder zu der beschlagenen Tür schielte, wollte Lacey fast vor Freude tanzen, als sie sah, wie Rens Körper sich bückte und er seine Sonnenbrille abnahm, um sie abzutrocknen. Dieser kleine Vorgeschmack von Rache beruhigte ihre Wut vorerst. Nachdem sie das heiße Wasser aufgedreht hatte, trat sie unter die Dusche und stöhnte glücklich, als ihre Haut sich endlich wieder wärmte.
Ren knirschte mit den Zähnen, ärgerte sich immer noch über die sorglose Art, wie sie ihm erklärt hatte, dass sie nächstes Mal, wenn sie erregt war, jemand anders suchen würde. Sie in die kalte Dusche zu befördern, war die Idee seines Temperaments gewesen und sein Temperament war noch nie besonders klug gewesen. Er würde den Schaden richten müssen, bevor sie versuchte, die Drohung wahrzumachen… versuchte, wohlgemerkt, denn er würde nie erlauben, dass jemand sie auf diese Art berührte.
Seine Lippen öffneten sich, um sie zu warnen, dass sie jedem, den sie verführen wollte, ein Todesurteil schrieb, aber er biss die Zähne aufeinander und schluckte die bösen Worte wieder hinunter. Sie würde es wahrscheinlich nur als Herausforderung sehen und direkt zu ihrem Liebhaber laufen, nachdem es nichts ausmachte, wenn er diesen Trottel umbrachte.
Ren fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, um es aus seinen Augen zu streichen, und begann auf und ab zu gehen, während seine Gedanken rasten. Es stimmte, dass er ihre Grenzen testen musste, um zu sehen, wie viel sie von der Welt um sie herum abbekam. Das Allerletzte, was sie jetzt brauchten, war, dass sie zu einem blutrünstigen Monster wurde, nur weil ein Dämon in ihrer Nähe einen schlechten Tag hatte. Er hatte viel länger Zeit gehabt, das zu üben, als sie… und er würde derjenige sein, der sie lehrte, damit umzugehen.
Seine Schritte wurden langsamer, als ihm klar wurde, dass sie nicht die einzige war, die im Moment ihre Kontrolle wiederfinden musste. Um Himmels Willen, er hatte noch nicht einmal das Badezimmer verlassen, damit sie in Ruhe duschen konnte. Hatte er so viel Angst, sie aus den Augen zu lassen? Wieder… war die Antwort auf diese Frage offensichtlich.
Ren drehte langsam seinen Kopf, um das leicht beschlagene Glas, das sie trennte, anzusehen. Seine Augen waren viel zu gut, als dass er hier drinnen bleiben könnte.
Mit einem frustrierten Seufzen wirbelte er herum und verließ mit großen Schritten das Badezimmer. Er musste sich selbst von ihrer Nacktheit entfernen, damit er wieder klar denken konnte. In seinem Schlafzimmer angekommen blieb er plötzlich stehen, als er Storm bemerkte, der teilnahmslos an einem Bettpfosten lehnte, ein paar Einkaufstüten zu seinen Füßen.
„Ich werde es schnell machen, weil in nur ein paar Minuten wird sie völlig nackt hier hereinkommen und dir die Schuld geben.“ Storm grinste, wusste, dass sein Freund es gerade schwer hatte. Scheinbar hatte keiner von ihnen beiden einen guten Tag, aber Rens würde gleich viel kürzer werden.
„Dann beeil dich, bevor ich deinen Hintern hier selbst rausteleportiere“, erklärte Ren und grinste, aber das Grinsen verflog gleich wieder, als ihm bewusst wurde, woher Storm wusste, dass Lacey nackt aus dem Badezimmer kommen würde. Er legte seinen Kopf zur Seite, als er das Blut sah, das sich im Ohr des Zeitreisenden sammelte, als dieser von ihm wegsah.
„Sie wird das hier brauchen“, sagte Storm und zeigte auf die Einkaufstaschen, ehe er verschwand.
Zu wissen, dass Storm seiner Strafpredigt auswich, half nicht, um Rens Stimmung zu verbessern. Was, zur Hölle, machte Storm, wodurch er blutete? Er ging hinüber zum Bett, um wütend auf die Einkaufstaschen hinunterzusehen, wobei er die Kleidung darin erkannte. Der Anblick erinnerte ihn wieder daran, dass sie im Moment nur von Wasser bedeckt war.
Still schielte er zu der Tür, die sie trennte, und fragte sich, ob er die Kleider nicht einfach hier lassen sollte, wo sie waren.
Laceys Herzschlag raste noch immer, als sie ihre erhitzte Haut einseifte und mit fast schmerzhaften Bewegungen massierte. Sie war unheimlich zornig und merkwürdiger Weise immer noch erregt, was sie nur noch mehr ärgerte. Verdammt… der Schmerz davon, dass sie sich so grob schrubbte, fühlte sich auch noch gut an.
Das war Rens Schuld. Sie war sicher, dass es seine sexuelle Begierde gewesen war, die sie vorhin im Büro gefühlt hatte. Das Verlangen war so stark gewesen, dass sie es schmecken konnte. Zudem war er eindeutig erregt gewesen, als er sie auf diese Art an den Schreibtisch gedrängt hatte… die große Ausbeulung in seiner Hose nahm jeden Zweifel darüber weg.
Wie konnte er es wagen, ihr zu sagen, dass sie die Kontrolle bewahren musste, wenn sie doch gerade erst zugesehen hatte, wie er im Hexenbräu die Kontrolle verloren hatte? Sie schloss ihre Augen und biss sich auf ihre Unterlippe, versuchte, ein Stöhnen zu unterdrücken, als diese kleine Erinnerung wie ein Blitz aus glühender Hitze direkt in ihre Magengegend schoss.
Verdammt sei er. Sie wünschte sich, dass es umgekehrt auch funktionierte, damit sie ihm die sexuelle Frustration, die sie fühlte, zurückzahlen könnte. Sie hielt inne, als sie gerade ihre Brust einseifen wollte. Vielleicht funktionierte es umgekehrt auch. Er fühlte die Emotionen von anderen, also wieso sollte er ihre Erregung jetzt nicht fühlen… vor allem, wenn sie sie absichtlich erhöhte? Keine heißblütige Frau, die noch bei Verstand war, war sich zu gut, um zu masturbieren, wenn es ihre einzige Option war.
Ihre Schultern sackten ab, als sie sich fragte, weshalb sie Streit mit dem Mann suchte, der ihr erst vor ein paar Stunden das Leben gerettet hatte. Klar, er war arrogant und konnte sich benehmen wie ein Idiot, aber er war noch viel mehr und sie wusste das. Langsam hob sie ihre Hand und drehte das kalte Wasser wieder auf, hob ihr Gesicht, um das kühle Nass zu begrüßen.
Ren öffnete seine Augen, als er fühlte, wie ihre Erregung verblasste, aber da hatte er schon den Griff der Badezimmertür in der Hand. Er wusste verdammt gut, dass er diese kleine Schlacht verlieren würde, wenn sie splitternackt hier hereinspazieren würde, wie Storm vorausgesagt hatte. Er wirbelte herum und starrte wütend auf die Einkaufstaschen, die Storm für sie gebracht hatte.
Lacey zitterte und drehte das Wasser ab, ehe sie zu dem nassen Kleid starrte, das Storm ihr gegeben hatte. Auf gar keinen Fall würde sie das Ding wieder anziehen. So wie sie die Sache sah, konnten nur zwei Dinge passieren, wenn sie in ihrem Eva-Kostüm hier hinausging… entweder würde sie endlich ihren Sex bekommen, oder er würde übergroße Kleidung auf sie werfen.
Sie konnte sich schon sein Gesicht vorstellen und grinste, fragte sich, wie es kam, dass jedes Mal, wenn sie beschloss, ein braves Mädchen zu sein, das Schicksal ihr die perfekte Möglichkeit servierte, sehr böse zu sein.
Als sie aus der Dusche trat, runzelte sie die Stirn, als sie mehrere Einkaufstüten auf der Kommode stehen sah. Sie brauchte nur einen Moment, um die Kleider zu durchwühlen und festzustellen, dass sie genau das gekauft hätte, wenn sie selbst in den Laden gegangen wäre.
Ihre Lippen öffneten sich, als ihr dämmerte, wer genau sie davon abgehalten hatte, Ren in Versuchung zu führen. Schnell zog sie sich an, als sie beschloss, dass, wenn Storm wollte, dass sie bekleidet war, er wohl einen guten Grund dafür hatte. Als sie endlich wieder angezogen und sauber war, hatte sie wieder mehr das Gefühl, dass sie ihre Kontrolle zurückhatte. Sie schaute in den Spiegel, sah die Tür hinter ihr und sofort dachte sie wieder an den Mann, der auf der anderen Seite wartete.
Sie musste wirklich aufhören, diese Knöpfe zu drücken. Außerdem machte es nicht wirklich Spaß, weil er scheinbar jeden Streit gewann. Die plötzliche kalte Dusche war ein wenig grob gewesen, aber sie war nicht dumm… sie hatte die Hitze seiner Wut gefühlt, sobald sie ihn geärgert hatte. Sie dachte zurück an ihre genauen Worte.
„Nachdem du derjenige bist, der mir die Macht gegeben hat, mich unabsichtlich so heiß zu machen… möchtest du derjenige sein, der mir hilft, die Flammen zu löschen, oder muss ich einen anderen finden, der bereit ist, Feuerlöscher zu spielen?“
Sie hatte das nur aus Selbstverteidigung gesagt, weil er sie das erste Mal, als sie Sex mit ihm gewollt hatte, abgewiesen hatte. Aber allen Ernstes… sie hatte nur Spaß gemacht, hatte wirklich gehofft, dass er ihr Feuerlöscher sein würde. Vincent hatte es immer gemocht, wenn sie ihn geneckt hatte, und hatte es auch selbst getan, aber sie verstand auch, dass das war, weil sie eher Freunde waren, kein echtes Liebespaar… sie durfte das nicht vergessen.
Ren hatte ihr einen Teil von sich gegeben, um ihr Leben zu retten, und sie konnte die starke Verbindung fühlen, die sie nun aneinander band… viel näher als sie Vincent je gewesen war. Sie wollte nur noch Ren und sie wusste, dass er sie auch wollte… seine Eifersucht machte das mehr als deutlich. Sie atmete tief ein, zerzauste ihr Haar ein wenig und beschloss, wenn sie ihn wollte, dann würde sie ihn einfach so lange verführen müssen, bis er es nicht mehr ertragen konnte. Nachdem sie sich selbst einen Kuss durch den Spiegel zugeblasen hatte, drehte sie sich um und machte sich auf den Weg in das Zimmer mit dem großen Bett.
Ihre Theorie, dass sie angezogen sein sollte, wurde bestätigt, als sie aus dem Badezimmer trat, nur um zu sehen, wie Rens Schlafzimmer um sie verschwand.
Kapitel 4
Angelica schlüpfte durch die Tür ihres Schlafzimmers und schloss sie schnell hinter sich. Nachdem sie den Schlüssel im Schloss umgedreht hatte, lehnte sie ihre Stirn gegen das dicke Holz und wünschte sich, dass die Tür aus etwas Stärkerem gemacht wäre… Titan vielleicht.
Mit einem schweren Seufzen runzelte sie die Stirn und trat von der Tür weg, starrte das Schloss an, als wäre es ihre einzige Hoffnung. Irgendwie war es das auch. Dieses kleine Schloss war das einzige zwischen ihr und dem Verlangen Syn jetzt zu sehen, jetzt, wo er nicht hier war und sie beobachtete… sie auf Schritt und Tritt verfolgte.
Sie hob ihre Hand und rieb mit wütenden, kreisenden Bewegungen ihre rechte Schläfe, während sie versuchte, die Tatsache zu verdauen, dass sie gerade von dem Mann… oder was auch immer er war, weggelaufen war, nur um ihn jetzt so sehr zu vermissen, dass ihre Brust tatsächlich schmerzte.
„Ich brauche niemanden“, erinnerte Angelica sich selbst, aber ihre Finger hielten an ihrer Schläfe inne. Sie senkte schnell ihre Hand, schmeckte die Lüge in ihren Worten. Nachdem sie Entzugserscheinungen hatte, konnte sie ihn wohl auch als das bezeichnen, was er war… eine Sucht.
Langsam entfernte sie sich von der Tür, schloss ihre Augen und erlaubte es ihren Gedanken, tiefer zu gehen. Es brauchte kein Genie, um zu erkennen, dass Syn ihren Kopf durcheinander brachte, und, um Gottes Willen, sie begann sich selbst zu hinterfragen. Es war eine gefährliche Grenze, denn wenn sie es wagte, sie zu überschreiten… dann gab es kein Zurück mehr.
Sie sollten nicht zusammenarbeiten… wieso hatte Storm das nicht vorausgesehen? Alles, was Syn da unten in den Tunneln gemacht hatte, war, sie zum Narren zu halten. Es war auch nicht so, als bräuchte er überhaupt einen Partner, wenn er doch einfach nur eine verdammte Absperrung um die Ausgänge errichten musste, und die Arbeit war erledigt.
Die Erinnerung kam wieder zurück wie ein lebhafter Albtraum. Unten in den Tunneln unter dem Museum… hatte sie ein intensives Gefühl von Klaustrophobie erlebt, als die Decke des Tunnels plötzlich gebebt hatte und zerbrochen war. Es war ein sehr furchteinflößendes Gefühl, zu erkennen, dass man in seinem eigenen Grab stand.
Gerade als die großen Felsbrocken begonnen hatten, abzubrechen und um sie zu Boden zu fallen, hatte sie eine Menge Dämonen gesehen, die über die versteckte Treppe nach unten gerannt waren, um in die Tunnel zu entkommen… und sie war direkt in ihrem Fluchtweg gestanden. Eine Welle aus Schutt, die ihnen auf den Fersen gewesen war, hatte die Dämonen aufgefressen, die nicht schnell genug gerannt waren, um ihr zu entkommen.
Sie war vor Angst wie angewurzelt dagestanden, als Arme sich plötzlich um sie geschlossen hatten und die Treppe verblasst war, bis sie ganz verschwunden war. Angelica zitterte wieder und schlang ihre Arme um sich selbst, als sie sich an das Gefühl erinnerte, wie der Tunnel um sie eingebrochen war, aber was sie schlussendlich zerstört hatte, war das, was danach geschehen war.
Als ihre Welt sich wieder stabilisiert hatte, war sie auf dem Dach eines Gebäudes gestanden, anstatt darunter. Nachdem sie immer noch ein leichtes Vibrieren unter ihren Füßen gefühlt hatte, hatte sie ihren Kopf gerade rechtzeitig gedreht, um zusehen zu können, wie das Museum einstürzte… in die Tunnel, in denen sie eben noch gestanden hatte.
Langsam hatte sie ihren Blick wieder auf die warme Brust gerichtet, an die sie gedrückt worden war, und dabei erkannt, dass ihre Hände sich in seinem Hemd zu Fäusten geballt hatten, was die Tatsache bewies, dass sie Angst gehabt hatte, und ihn brauchte. In diesem Moment hatte sie sich nur noch in seinen starken Armen verstecken wollen… wo nichts sie verletzen konnte.
Dann hatte sie den Fehler gemacht, zu dem schönen Mann hochzusehen, an den sie sich geklammert hatte. Die Enden seines dunklen Haares hoben sich in dem Wind, den der Einsturz des Gebäudes verursacht hatte, aber er schien völlig ruhig zu sein… oder zumindest hatte sie das gedacht, bis ihr Blick seine violetten Augen traf, die auf sie hinunterstarrten, voller Hitze und ungezähmter Macht.
Der Anblick hatte sie an das erste Mal erinnert, wo sie sein gespenstisch schönes Gesicht gesehen hatte… in der Höhle in jener Nacht, wo das Symbol auf ihrer Handfläche erschienen war.
Ihr Atem ging schneller, als ihr Blick sich auf seine sinnlichen Lippen senkte. Die Erkenntnis, dass sie ihn wollte, hatte sie dazu bewogen, einen Schritt zurückzugehen. In dem Moment, als sie seine Arme verlassen hatte, senkte Syn sie… seine Augen wurden sofort dunkel und nachdenklich… ein wenig gefährlich, sodass sie ein Schaudern unterdrücken hatte müssen.
Angelica ließ die Erinnerungen los und hob ihre Handfläche, sah, dass sich seit ihrem ersten Treffen nichts geändert hatte… das Symbol war noch immer da, bis ins kleinste Detail. Es war jetzt schon eine ganze Weile da. Innerlich zog sie den Kopf ein, als ihr dämmerte, dass sie sich nie wirklich bemüht hatte, es zu entfernen.
Syn hatte ihr gesagt, dass er es ihr zu ihrem Schutz gegeben hatte, und aus irgendeinem merkwürdigen Grund hatte sie ihm geglaubt. Wann hatte sie begonnen, ihm so bedingungslos zu vertrauen?
Früher hätte sie jede Bewegung, jede Absicht einer Kreatur, die so mächtig war wie Syn, hinterfragt. Aber in den letzten Wochen hatte ihre argwöhnische Natur sich zurückgelehnt, während die Neugier und Hitze, die Syn in ihr entfachten, ihr Tun kontrollierten.
TEP-Mitglieder beschrieben sie normalerweise als Einzelgängerin, die kein Interesse daran hatte, Freunde zu finden. Sie hatte immer gewollt, dass alle sie so sahen… damit sie Abstand halten wollen würden. Seit Syn in ihrem Leben aufgetaucht war, fühlte sie sich verletzlich. Sie war wie besessen von ihm, ebenso, wie er von ihr besessen zu sein schien und sie wollte, dass das aufhörte… oder nicht? Der Schmerz in ihrer Brust schien sich bei diesem Gedanken noch auszuweiten.
„Willkommen im Land der Verwirrung… Hausnummer 1“, erklärte sie der Stille im Raum, dann verzog sie das Gesicht darüber, wie erbärmlich sie klang. Sie war doch viel stärker.
Angelica senkte ihren bösen Blick wieder auf die Markierung in ihrer Handfläche und fragte sich, ob sie die Ursache für die merkwürdigen Gefühle war, die sie für ihn empfand… so wie die Gedankenkontrolle eines Vampirs funktionierte. Schließlich… war Syn der Vorfahre der Vampire, nicht wahr? Sie durfte diese kleine, gefährliche Tatsache nicht einfach vergessen. Er hatte schon zugegeben, dass ihm der Krieg gegen die Dämonen völlig gleichgültig war… also wieso war er hier und lenkte sie ab? Wieso half er nur ihr?
„Das hat alles mit dir angefangen“, beschuldigte sie das Symbol.
Sie hob ihre andere Hand und hielt sie über die verschlungenen Linien auf ihrer Handfläche, wollte diese ebenso behandeln, wie sie es mit jeder anderen Dämonenmarkierung getan hatte, die sie in der Vergangenheit von Opfern entfernt hatte.
Die Spitze ihres Zeigefingers strich ganz leicht über das Muster, suchte nach dem geringsten Anzeichen für Bösartigkeit, gegen die sie arbeiten konnte. Schwache Falten entstanden auf ihrer Stirn, als sie keine bösen Absichten in den Linien finden konnte. Dann konzentrierte sie sich stärker auf das komplexe Symbol und biss sich auf ihre Unterlippe, als sie begann, dem Pfad zu folgen, bis sie schließlich gegen eine sehr mächtige Mauer stieß.
Angelicas Lippen öffneten sich und sie atmete scharf ein, als die Gefühle plötzlich über sie hereinstürzten. Sie fühlte sich einen Moment lang fast schwindelig, ehe sie ein starkes Ziehen aus der Barriere spürte, in dem Moment als ihre Mächte sie trafen. Diese Aktion überraschte sie so sehr, dass sie panisch wurde und ihre Macht zurückholte, woraufhin sie fühlte, wie die Magie des Symbols nach ihr griff und an ihrer Haut leckte, ehe sie wieder dorthin verschwand, wo auch immer sie hergekommen war.
Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie geschworen, dass die verdammte Markierung sie gerade gekostet hatte.
Syn erschien lautlos hinter Angelica, denn er hatte gefühlt, wie sie sich an der Verbindung zu schaffen gemacht hatte, die es ihr erlaubte, seine Macht zu nutzen, um sich schützen zu können. Er hatte sie für ein paar Stunden alleine lassen wollen, um seine Ruhe wiederzufinden, nachdem er ihre Abweisung schon wieder ertragen hatte müssen. Doch indem sie mit dem Symbol auf ihrer Hand spielte, hatte sie ihn unwissentlich hergeholt, um zuzusehen, wie sie erfolglos versuchte, ihre Verbindung zu durchbrechen.
Seine Wut trat dadurch wieder an die Oberfläche… wollte sie ihn so dringend loswerden, nur damit sie aufhören konnte, sich selbst zu belügen? Nachdem er Jahrtausende gesucht und sie endlich wiedergefunden hatte, würde er nicht zulassen, dass sie auch nur die kleinste Verbindung verletzte, die er mit ihr wiederaufbauen hatte können.
„Feigling“, schimpfte Angelica sich selbst über ihre Reaktion und öffnete ihre Faust, um es noch einmal zu probieren. Sie atmete scharf ein, als die Linien sofort mit einem neuerlichen Machtschub zu leuchten begannen.
„Wieso versuchst du nicht, deinen Frust an dem abzureagieren, der ihn erzeugt hat?“, fragte Syn direkt hinter ihr.
Angelica zuckte zusammen, weil er so nahe war, und wirbelte herum, um ihren Stalker mit einem bösen Blick aufzuspießen. Es war schwierig, seinen Blick festzuhalten, denn er schien viel wütender zu sein als sie.
Ehe sie seine Absicht erkennen konnte, hatte er einen Arm um ihre Taille gelegt und zog sie an seinen starken Körper. Ebenso schnell drückte sie ihre Hand gegen seine Brust, um zumindest ein klein Bisschen Abstand von ihm zu wahren. Ernsthaft, wenn er versuchte, sie verrückt zu machen, dann war er auf dem richtigen Weg.
„Du hast recht, ich sollte es an dir auslassen“, sagte sie betont und drückte sich von ihm weg, war überrascht, dass er sie so einfach gehen ließ, dass sie fast ihr Gleichgewicht verlor. Sie knirschte mit den Zähnen, versuchte, die merkwürdige Enttäuschung zu ignorieren, die sie fühlte, weil er sie so schnell losgelassen hatte.
Sie schloss ihre Hand um die Markierung und sagte das erste, was ihr einfiel: „Was, zur Hölle, hast du mit mir gemacht?“
„Mache ich dir Angst?“, fragte Syn, lehnte sich an ihren Bettpfosten und verschränkte seine Arme vor seiner Brust.
Angelica war auf diese Frage nicht vorbereitet gewesen und sie zog ihre Augenbrauen zusammen, als er seine Arme verschränkte, ehe sie ihren Blick zu seinen leuchtend violetten Augen hob. Sie wollte schwören, dass sie vor Wut leuchteten, aber er schien völlig ruhig zu sein.
„Ich habe keine Angst vor dir“, erklärte sie großspurig, dann machte sie schnell einen Schritt zurück, als er sich von dem Bettpfosten abstieß und auf sie zukam.
„Ich habe nichts gemacht, um dich zu verletzen“, verteidigte Syn sich, wobei er ein Knurren kaum unterdrücken konnte, denn er wusste, sie hatten dieses Spiel schon früher gespielt. Sie hatte schon in der Vergangenheit gegen ihn gekämpft, hatte ihn fast verrückt gemacht, und er hatte keine Lust darauf, zu warten, bis die Geschichte sich wiederholte. Er fühlte einen Stich im Herzen, als er sich daran erinnerte, wie jene Geschichte geendet hatte. „Du bist der einzige Grund, weshalb ich hier bin.“
Angelica schüttelte ihren Kopf, wollte nicht die Verantwortung tragen, jemandes Grund für irgendetwas zu sein. Sie hatte so viele Mauern um sich aufgebaut, dass der einzige, der jemals eine Chance gehabt hatte, zu ihr vorzudringen, Zachary gewesen war. Genau genommen war es sein anderes Ich, Zach, gewesen, der gnadenlos durch diese Mauern gestürmt war. Einen Moment lang fühlte sie sich bei dem Gedanken traurig, denn sie vermisste seine Freundschaft und seine unerwünschten Ratschläge.