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Läufig
âWas soll ich ihnen erzählen?â, fragte Chad.
âDas ist das Beste an der Sache. Du kannst im Moment keinerlei Informationen geben.â Zachary lachte und schloss das Fenster wieder, während er den Rückwärtsgang einlegte, und lachte noch lauter, als Chad nach seinem Reifen trat, als er an ihm vorbeifuhr.
Sein Humor verflog schnell wieder, als er mit seinen eigenen Gedanken alleine war. Er wusste, dass ein GroÃteil des Wolfsrudels harmlos war, und nur die Befehle ihres Alphas befolgt hatte, aber der Rest würde Rache für den Tod von Anthony Valachi wollen. Einige würden mit dem Finger auf Micahs Retter zeigen, aber einige würden sich an Steven rächen wollen, und der Verlobten, die Anthony mit ihm betrogen hatte. In jedem Fall würde das Night Light ganz oben auf der Liste der Ziele der verbleibenden Mafia der Stadt stehen.
Zachary zog sein Handy heraus und rief ein TEP-Mitglied an, das er als verdeckten Ermittler tief im gefährlichsten Teil des Wolfsrudels versteckt hatte. Wenn das, was er glaubte, sich zusammenbraute, dann könnte es klug sein, ein paar Todesdrohungen an das Night Light zu schicken, damit die Pumas in Alarmbereitschaft blieben, oder noch besser⦠sie dazu bringen, den Club eine Weile zu schlieÃen.
*****
Angelica starrte abwesend aus dem Fenster auf die Stadt hinunter, während sie über den Albtraum nachdachte, der sie aufgeweckt hatte. Selbst mitten in der Nacht all die Lichter und das Leben der Stadt zu sehen, schenkte ihr ein wenig Ruhe, und sie konnte kaum ihren Blick losreiÃen.
Sie hatte noch nie einen Albtraum gehabt⦠hatte noch nie einen einzigen Traum gehabt, und das verunsicherte sie am meisten. Sie rieb mit ihren Fingern über das Zeichen in ihrer Hand, gab ihm die Schuld an ihrem Albtraum. Sie war so in düsteren Gedanken versunken gewesen, dass sie beinahe aus der Haut gefahren wäre vor Schreck, als die Tür hinter ihr krachend ins Schloss fiel.
Zachary hatte die Tür leise geöffnet, für den Fall, das Angelica schlief. Als er sie dort gedankenverloren stehen sah, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, die Tür laut ins Schloss zu werfen. Ihre Reaktion war sogar noch besser, als er gehofft hatte.
âWenn ich ein Dämon gewesen wäre, wärst du gebissen wordenâ, grinste er, dann senkte er seinen Blick auf den Dolch, den sie so fest umklammert hielt, dass ihre Fingerknöchel weià hervortraten. âVielleicht nichtâ, korrigierte er mit einem Stirnrunzeln. âWas hat an deinem Käfig gerüttelt?â
âAlbträumeâ, sagte Angelica wahrheitsgemäÃ, während sie ihre Finger wieder entspannte. Es hatte keinen Sinn, zu lügen⦠zumindest nicht bei ihm. Sie atmete tief ein, versuchte die Spannung in ihren Schultern abzuschütteln, dann rümpfte sie die Nase. âDu riechst wie verbrannter Toast.â
âWillst du mit mir duschen?â Zachary zwinkerte ihr zu, während er zum Badezimmer ging.
Angelica warf noch einen kurzen Blick aus dem Fenster, ehe sie sich abwandte. Während sie hörte, wie die Dusche aufgedreht wurde, setzte sie sich auf das Sofa und griff nach ihrem Notizbuch neben ihrem Laptop und begann den Mann, den sie in der Höhle gesehen hatte, zu zeichnen. Nachdem er derjenige war, der sie markiert hatte, mussten die Albträume sein Werk sein. Sie begann bei seinen Augen und zeichnete weichere Bleistiftstriche, als sein Gesicht auf dem Papier zum Leben erwachte.
Zachary trat aus dem dampfenden Badezimmer, während er noch sein Haar abtrocknete. Er trat hinter Angelica und sah hinunter auf das Porträt des Mannes, mit dem er sie in der Höhle gesehen hatte. Er betrachtete die Art, wie sie sorgfältig das lange, dunkle Haar des Mannes gezeichnet hatte⦠als würde der Wind es leicht verwehen. Für einen Dämon, war er in ihren Augen wirklich gutaussehend.
âDu riechst besserâ, bemerkte Angelica, als sie zu ihm hochsah. Sie klopfte mit dem Bleistift auf die Zeichnung und fragte: âKönnen wir Dean erreichen, damit ich ihm dieses Bild zeigen kann?â
âIch habe ihn heute Nacht kurz in der Villa des Alphawerwolfs gesehen. Aber er scheint so schnell zu kommen und zu gehen, dass es einfacher wäre, es einfach Kane zu zeigenâ, schlug Zachary vor, als er über die Lehne des Sofas sprang, um sich neben sie zu setzten. Dann nahm er das Papier aus ihrer Hand und betrachtete die Zeichnung genau. âKane sagte, dass Misery weiblich ist.â
âDas habe ich befürchtetâ, seufzte Angelica. âWenn es nicht derselbe Dämon ist, den sie aus der Höhle befreit haben⦠dann fürchte ich, dass Misery nicht der einzige Dämon in der Stadt ist.â
âWieso sagst du das?â, fragte Zachary.
Anstatt ihm zu antworten, machte Angelica genau das, wovon sie gedacht hatte, dass sie es nie tun würde. Sie wandte sich ihm zu und packte Zachary, beugte sich zu ihm. Als Zachary sofort versuchte, sie zu küssen, senkte sie ihren Kopf, sodass er stattdessen ihre Stirn küsste. Dann lieà sie die Erinnerungen an den Traum in ihren Gedanken los.
Zachary zuckte zusammen, als er sich plötzlich in ihrem Albtraum wiederfand. Als die flimmernden Bilder schlieÃlich langsam verblassten und Angelica sich zurücklehnte, öffnete Zachary seine Augen und flüsterte: âWow⦠das war ein ziemlich verrückter Traum.â
Angelica nickte. âJa, vor allem für jemanden, der noch nie einen Traum hatte, in meinem ganzen Leben.â
*****
Kriss hatte alle Orte abgesucht, wo er dachte, dass sich ein verängstigter Gefallener Engel, der so lange eingesperrt gewesen war, dass er nicht einmal daran denken wollte, sich verstecken könnte. Er suchte nicht wirklich nach dem Gefallenen Engel⦠er suchte nach Dean. Nachdem er die ganzen Kirchen und alle Gegenden der Stadt, um die das Böse einen groÃen Bogen machte, satt hatte, dämmerte es ihm, dass er vielleicht auf der falschen Spur war. Es war ja nicht so, als würde er denjenigen den er verfolgte, sehr gut kennen.
Von einem Extrem zum anderen wechselnd, machte sich Kriss auf den Weg ins Stadtzentrum. Nach nur wenigen Stunden wurde er belohnt, als er einen kurzen Blick auf die Kreatur erhaschte, wie sie über die Dächer rannte und von einem Gebäude zum nächsten sprang.
Mit etwas Abstand folgte Kriss während er die helle Farbe des Gefallenen Engels begutachtete, ebenso wie die schneeweiÃen Flügel, die Menschen nun nicht erkennen konnten, aber er schon. Er legte seinen Kopf zur Seite, als der andere über seine Schulter blickte, als spürte er, dass er verfolgt wurde.
Als der Gefallene Engel seine Aufmerksamkeit wieder auf die StraÃen unter ihnen richtete, bekam Kriss das Gefühl, dass er heute Nacht nicht der einzige war, der auf der Jagd war.
âWen genau suchst du?â, flüsterte Kriss leise, während er ihm noch ein paar Häuserblocks weiter folgte. Nachdem er um eine Ecke gebogen war, kam Kriss ruckartig zum Stehen, als der andere Mann plötzlich an der Kante eines Gebäudes stand⦠ihm zugewandt. Es waren seine aggressive Haltung und der wilde Blick in seinen silbernen Augen, die Kriss innehalten lieÃen.
Einen Moment lang bewegte sich keiner der beiden. Kriss nützte die Zeit, um seine Macht zu konzentrieren und in die Seele des anderen Mannes zu sehen. Als das Bild seiner Seele besser sichtbar wurde, erwartete Kriss, das glitzernde, silberne Flimmern eines Vollbluts zu sehen, aber zu seiner Ãberraschung war die Seele dieses Gefallenen Engels verdorben. Seine Augen weiteten sich, als ihm klar wurde, dass dieser Mann ein Hybrid war.
Also das war es gewesen, was er gespürt hatte, als die Kreatur aus der Kirche hervorgeschossen war. Kriss versuchte, herauszufinden, ob dieser Hybrid so schlimm war, wie der echte Dämon, mit dem er eingeschlossen gewesen war. Er fühlte sich, als wäre eine Tür vor seiner Nase zugeschlagen worden, als seine Sicht zurückgedrängt wurde, und Kriss blinzelte. Die einzige andere Person, die er je getroffen hatte, die ihn davon abhalten konnte, in seine Seele zu blicken, war Dean.
Kriss atmete tief ein und dann langsam wieder aus und beschloss, dass es nur eine andere Möglichkeit gab, es herauszufinden. Gerade als er den ersten Schritt vorwärts machte, schenkte ihm der Gefallene Engel ein Lächeln, das bei weitem nicht freundlich war, und machte einen Schritt zurück, sodass er verschwand, als er über die Dachkante hinunter und aus seinem Sichtfeld fiel.
Kriss knurrte und nahm die Einladung dankend an, rannte vorwärts und hechtete über die Dachkante, um ihm zu folgen. Ehe er den Asphalt vier Stockwerke tiefer erreichen konnte, krachte etwas in seine Seite, und er fühlte, wie sich Arme fest um ihn schlangen.
âNeinâ, zischte Dean, als er Kriss mitten in der Luft packte.
âIch dachte, du wolltest ihn finden und fangenâ, rief Kriss nun richtig wütend. Er suchte seit Tagen nach Dean und es machte ihn zornig, dass Dean offensichtlich nahe genug gewesen war, um zu wissen, dass er da war, aber sich ihm nicht gezeigt hatte.
âEr ist kein Haseâ, sagte Dean bissig, während sie in der Luft umkehrten und zum Dach des Gebäudes zurückflogen. âAuÃerdem beobachte ich ihn schon seit einer Weile, und möchtest du wissen, was er getan hat?â
âWas?â, fragte Kriss mit gerunzelter Stirn.
Dean machte sofort einen Schritt von ihm zurück, um etwas Abstand zu gewinnen. âEr verfolgt Misery, die Dämonin, die ihn in der Höhle gefangen gehalten hat.â
In diesem Moment teilten sich die dünnen Wolken über ihnen, sodass einige Strahlen des Mondes auf sie scheinen und die Schatten erzeugen konnten, die ihre wahre Identität verrieten. Dean musste von Kriss' Perfektion wegschauen⦠er musste immer wegschauen.
âNun, vielleicht lässt er uns dabei helfen, es ihr zurückzuzahlenâ, meinte Kriss. âEs ist schon lange her, aber gemeinsam könnten wir sie vermutlich besiegen.â
âIch bezweifle es.â Dean schielte hinüber in die Richtung, in die der Gefallene Engel verschwunden war. âJedes Mal, wenn ich in seine Nähe komme, kann ich seine Wut und seine Angst fühlen.â
Kriss starrte in dieselbe Richtung, kannte die Wahrheit. âVielleicht hat er einen guten Grund, uns zu fürchten.â Er wollte gerade erwähnen, dass der andere ein Hybrid war⦠kein reinblütiger Gefallener Engel, aber Dean unterbrach ihn.
âDas ist egal, denn er vertraut uns nicht.â Dean trat wieder zurück an die Dachkante und blickte über die Stadt.
Er wusste, dass Kriss dachte, dass er alles durchschaut hatte. Also war dieser Gefallene Engel kein Vollblut⦠er war es beinahe, und das zählte. Dean hatte in den letzten Tagen mehrmals in seine Seele geblickt, und das Böse, das die meisten Hybriden zu Dämonen machte, fehlte. In Deans Augen machten ihn das zu einem von ihnen. Wenn er es sich genau überlegte, sollte er Kriss diese kleine Sache vielleicht noch mitteilen.
âEr ist mehr Vollblut als Hybrid, weiÃt du. Seine Seele ist anders als unsere, aber das Böse lebt dort nicht⦠im Moment ist sie nur voller Angst, Misstrauen und Sehnsucht. Ich hoffe, dass du dich nicht so sehr verändert hast, dass du das Gute in ihm nicht sehen kannst.â
Er wusste, dass Kriss nie böswillig Hybride gejagt und zerstört hatte, ohne einen guten Grund dafür zu haben. Kriss war einer der letzten Gefallenen Engel gewesen, die hierhergeschickt worden waren, lange nachdem die Dämonenkriege geendet hatten⦠war in diese Welt verbannt worden, nur um einen Teil der männlichen Population loszuwerden. Kriss wusste das nicht, aber Dean war viel, viel älter als er.
Dean war einer der Anführer der Rebellion gewesen, die den Dämonenkrieg beendet hatte⦠hatte sogar einige der Reinblüter in die Unterwelt geschickt, für ihr sinnloses Massaker an Hybriden, die nicht dämonisch waren. Einige Dinge waren Sünden, egal, wie man sie betrachtete.
Kriss erinnerte sich plötzlich daran, wie er Kane umbringen hatte wollen, nur um dann eine zerfetzte, aber merkwürdig reine Seele zu finden. Er hatte nie eine solche Besonderheit gesehen. Wenn Kane ein Mensch oder ein Dämon gewesen wäre, mit so groÃem Schaden an seiner Seele angerichtet⦠würde er das reine Böse sein. Er hätte das reine Böse sein sollen. Er fragte sich, ob Dean recht hatte⦠dass er vielleicht seine Fähigkeit, diese Dinge zu beurteilen, verloren hatte.
Nachdem er so lange unter den Menschen gelebt hatte, hatte er gelernt, dass sogar die besten Absichten immer eine Schattenseite hatten. Er hatte schon längst entschieden, dass der Tod nur für die echte Gestalt des Bösen war, und dass der Rest es sich untereinander ausmachen musste.
âWie lange willst du ihm nachspionieren?â, fragte Kriss neugierig.
âBis er einsieht, dass ich keine Gefahr binâ, antwortete Dean kryptisch.
Kriss legte seinen Kopf zur Seite und betrachtete Dean, wobei er mehrere Schusslöcher in seiner Kleidung sah. âWas, zur Hölle, hast du getan? Du riechst nach Rauch und das sind keine Mottenlöcher in deinen Kleidern.â
âLass mich dich etwas fragen.â Dean sah Kriss nicht an. âBist du wirklich wegen mir hier? Oder brauchst du nur eine Ablenkung, weil du deine Gefühle für Tabatha verdrängen musst?â
Kriss streckte seine Hand aus, packte Deans Arm und wirbelte ihn herum, sodass sie einander ins Gesicht sahen. âWieso musst du immer Streit suchen?â, wollte er wissen.
Dean riss seinen Arm aus Kriss' Griff los. âVielleicht weil ich in deine Seele blicken kann, wo du blind bist.â
Kriss wandte seinen Blick ab und als er wieder hochschielte, war Dean weg.
*****
Kane öffnete leise Tabathas Schlafzimmerfenster und kroch hinein. Er hatte sie durch das Fenster beobachtet, aber ihm gefiel es nicht, wie er ihre Unruhe fühlen konnte, und die Tatsache, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte, machte ihn verrückt. Alles, was er hören konnte, war ein ganz leises Flüstern aus ihrem Kopf.
Er sah hinauf zur Decke, während er sich fragte, wessen geniale Idee es gewesen war, dass sie die einzige sein sollte, die er nicht belauschen konnte, wenn sie doch die einzige war, die er wirklich hören wollte. Kane behielt die Dunkelheit um sich, während er sich in den Türrahmen der offenen Schlafzimmertür lehnte und zusah, wie sie vom Sofa zur Stereoanlage ging.
Tabatha drehte das Radio leiser. Sie hatte gehofft, dass die Hintergrundmusik ihr helfen würde, damit sich die Wohnung nicht so leer anfühlte, aber es nervte sie nur. Sie vermisste ihren Mitbewohner.
Kriss war schon früher wochenlang verschwunden und sie wusste, dass er auf sich selbst aufpassen konnte, aber das hatte sie nie davon abgehalten, sich Sorgen zu machen. Diese Dämonin, ihre Haut kribbelte schon bei dem Gedanken an sie, hatte Dean in ihrer Falle festhalten können, auch wenn es nur für ein paar Stunden gewesen war. Es war schwer zu akzeptieren, dass es dort drauÃen Dinge geben konnte, die Kriss ernsthaft verletzten könnten.
Wieder streiften ihre Finger über ihre Schulter und über ihre Brust, wo sie verletzt worden war, aber sie fühlte nichts als makellose Haut. Sie hatte gedacht, dass sie so hinterlistig war, dass sie Kane denken lieÃ, dass sie seiner Gedankenkontrolle verfallen war⦠doch war er der, der zuletzt lachte. Und doch, er hatte ihr gesagt, dass sie sich nicht daran erinnern sollte, wie sie Misery gesehen hatte⦠aber dennoch erinnerte sie sich. Langsam hob sie ihre Finger hoch zu ihren Lippen, wünschte sich, dass sie sich erinnern könnte, was genau Kane mit ihr gemacht hatte.
Vielleicht war sie die ganze Zeit unter seiner Gedankenkontrolle gewesen, aber erinnerte sich aus irgendeinem Grund nur an einen Teil davon. Er hatte gesagt, dass er auf sie aufgepasst hatte⦠ihr gefolgt war. Tabatha fühlte, wie die kleinen Härchen in ihrem Nacken sich aufstellten und das Zimmer zu schrumpfen schien.
Während sie ihre Finger von ihren Lippen senkte, flüsterte sie: âKane, bist du hier?â
Kane umklammerte den Türrahmen, um sich davon abzuhalten, zu ihr zu gehen, aber keine Macht der Welt konnte verhindern, dass er antwortete: âJa.â
Seine Stimme klang so gepresst, dass Tabatha herumwirbelte, nach ihm suchte. Sie fühlte irgendetwas zwischen Enttäuschung und Angst, als sie ihn nicht direkt hinter ihr stehen sah. âBin ich so böse, dass du dich vor mir verstecken musst?â Ihr Atem ging ein wenig schneller und sie fragte sich innerlich, ob sie gerade mit dem Feuer spielte.
Kane lieà die Dunkelheit von seiner Gestalt gleiten und beobachtete sie, als ihr Blick auf ihm landete. âVielleicht bin ich der Böse.â
Tabatha schluckte. Er sah ein wenig gefährlich aus, so wie er in der Tür zu ihrem Schlafzimmer stand⦠das musste sie zugeben. âVielleicht würdest du dich weniger böse fühlen, wenn du an der Tür geklopft hättestâ, überlegte sie, während sie sich fragte, wie lange er schon in ihrer Wohnung war. Als sie fühlte, wie ihre Knie weich wurden, drehte sie sich um und zwang sich dazu, ruhig zum Sofa zu gehen und sich hinzusetzen.
âHättest du mich hereingelassen?â, fragte Kane neugierig, als er das Zimmer betrat. Er bemerkte, wie sie sich umdrehte und die FüÃe auf das Sofa hob, sie an sich zog, während sie sich an die gepolsterte Armlehne lehnte.
âIch weià es nichtâ, antwortete Tabatha. âBist du zum ersten Mal hier?â
âNein.â Kane machte sich nicht die Mühe, sie anzulügen. Wieso sollte er lügen, wenn er sie einfach dazu bringen könnte, zu vergessen, dass er überhaupt hier war?
âDann lasse ich dich herein. Setz dich.â Sie zeigte auf das andere Ende des Sofas. Wenn er hier war, um sie zu verletzen, dann hätte er es schon längst getan⦠nicht wahr? Sie beobachtete, wie er sich langsam bewegte, während er ihrer Aufforderung folgte. Es war eine Lüge⦠sie hatte gesehen, wie schnell er sich bewegen konnte, wenn er wollte. Er bemühte sich, sie nicht zu verschrecken, und das machte sie nur noch nervöser.
Kane hob eine Augenbraue. âBehandelst du alle, die dir nachspionieren so?â, fragte er ernst. âLädst sie zu Tee und Keksen ein?â
Tabatha schüttelte ihren Kopf. âIch trinke keinen Tee und ich hasse Kekse. Eine Tasse Kaffee und ein Brötchen genügen mir.â
Kane lächelte sie schwach an. âWoher weiÃt du, dass ich dir nichts zuleide tun werde?â
âWenn du mir etwas antun wollen würdest, dann hättest du es schon längst getanâ, antwortete Tabatha, sprach ihren Gedanken von vorhin aus. Als sie noch einmal darüber nachdachte, fügte sie hinzu: âObwohl ich sagen muss, dass ich eine Tendenz erkenne, dass ich immer verletzt werde, wenn du in der Nähe bist.â
Kane zuckte innerlich zusammen während er sich am anderen Ende des Sofas niederlieÃ, sich ihr zuwandte und den Rücken an die Armlehne lehnte. Er legte sein rechtes Bein auf das Sofa, winkelte es ab und saà im halben Schneidersitz mit einem Arm vor seinem Bauch.
âAlso Liebes, sag, wieso hast du mich hereingelassen?â, fragte Kane.
âWieso bist du hier?â Tabatha umging die Frage.
Kane grinste. âDu weiÃt schon, dass es unhöflich ist, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten.â
Tabatha wurde einen Augenblick lang überrascht von der Art, wie sein Grinsen seine Gesichtszüge leicht veränderte, sodass er genauso gefährlich und verführerisch aussah, wie er nach ihrer Vorstellung war.
âDas kann schon seinâ, sagte Tabatha nachdenklich. âAber ich bin diejenige, der du nachspioniert hast, und ich möchte wissen, wieso.â
Kane zuckte die Schultern. âWeil ich es möchte.â
Tabatha schenkte ihm einen bösen Blick. âWeil du möchtest?â
Kane legte seinen Kopf zur Seite. âWieso macht ein Vampir irgendetwas?â
Tabatha öffnete ihren Mund, schloss ihn und öffnete ihn wieder, ohne eine Antwort zu finden.
âWeil er willâ, antwortete Kane für sie.
Tabatha seufzte. âSchau, wenn du mir nicht die Wahrheit sagen willst, dann kann ich dich nicht dazu zwingen. Aber wenn wir Freunde sein wollen, müssen wir zumindest eine Wahrheit übereinander wissen.â
Kanes Augenbrauen hoben sich und er lächelte richtig. âAch, also spielen wir jetzt Pflicht oder Wahrheit?â
Tabatha errötete, als sie sich an die wenigen Male erinnerte, wo sie dieses Spiel in der Schule gespielt hatten⦠wenn wir schon von peinlichen Situationen reden. âOhne die Pflicht und du wirst zuerst antwortenâ, flüsterte sie.
Kane nickte. âIn Ordnung. Nachdem ich dir nachspioniert habe, werde ich mich an deine Regeln halten.â
Tabatha fühlte ein unangenehmes Kribbeln in ihrem Magen, weil er so einfach zugab, dass er ihr nachspioniert hatte. âWieso mag Kriss dich nicht? Er will mir nicht sagen, wieso.â
âWeil du nicht ihm gehörstâ, antwortete Kane ein wenig zu schnell.
âWas für eine Antwort ist das?â, fragte Tabatha scharf.
âDu bist dranâ, erklärte Kane.
Tabatha brummte: âGut.â Dann spannte sie sich an, wusste nicht, was sie erwartete.
âMagst du Hunde?â
Tabatha blinzelte. Diese Frage war so ungefähr das Allerletzte, was sie erwartet hätte. Sie entspannte sich und lächelte liebevoll. âIch liebe sie. Als ich klein war, hatten wir einen kleinen Yorkshire-Welpen, aber er ist weggelaufen. Ich bin nie wirklich darüber hinweg gekommen⦠ich vermisse ihn immer noch manchmal.â
Kane erwiderte ihr Lächeln als ihre Blicke sich trafen. âDann musst du meinen Yorkshire Terrier mal kennenlernen⦠er heiÃt Scrappy.â
Eine Gänsehaut breitete sich über Tabathas ganzen Körper aus, und sie sprang buchstäblich aus ihrem Sitz auf, als das Telefon klingelte. Sie eilte hinüber zu dem Gerät um abzunehmen, hoffte, dass es Kriss war, der anrief. Als sie den Hörer nahm, drehte sie sich um, um Kane anzusehen, aber er war verschwunden, ohne jegliche Spur, die darauf hinweisen könnte, dass er je dagewesen war.
Sie lief schnell in ihr Schlafzimmer, aber auch dort fand sie nichts. Mit einem Seufzen hielt Tabatha den Hörer an ihr Ohr. âHallo?â Sie zog den Kopf ein, als sie Jasons Stimme hörte.
âWas ist mit dir geschehen? Du verschwindest einfach und rufst nicht an, um zu sagen, wieso?â Jason ging nervös auf und ab. âVerdammt, Tabby. Ich sterbe fast vor Sorge.â
Tabatha lächelte vor sich hin. Irgendwie fühlte sie sich wieder normaler, wenn sie von Jason angeschrien wurde. Sie rechnete schnell nach, während sie begann, zu erklären, was geschehen war, ohne irgendeinen Hinweis auf etwas Paranormales zu geben.
Kane schob die Ãste eines Busches ein Stück zur Seite, während er zusah, wie Tabatha sich zum ersten Mal, seit Trevor sie hier abgeliefert hatte, entspannte. Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, als sie der Person, mit der sie telefonierte, die Wahrheit erzählte, während sie gleichzeitig wir verrückt log. Sein Lächeln verblasste und sein Gesicht zeigte seine Sehnsucht. Was würde er dafür geben, dass sie ihn so sorglos anlächelte. Er wusste, dass es Zeit war, zu gehen, und zog sich zurück⦠er konnte fühlen, dass Kriss sich näherte.
âWarte kurz Jason.â Tabatha runzelte die Stirn, als sie das merkwürdige Gefühl bekam, dass sie beobachtet wurde. Als sie zum Fenster sah, erstarrte sie, als sie Kriss dort stehen und sie beobachten sah. âJason, wir reden morgen, ja?â Sie drehte sich um, um das Telefon wegzustellen, aber als sie wieder zum Fenster sah, war Kriss weg.
Kapitel 3
Frau Tully schüttelte ihren Kopf, als sie aus Micahs Zimmer kam und die Tür hinter sich schloss, ehe sie sich der Menge zuwandte, die sich im Flur versammelt hatte. âEs geht ihm gut⦠er schläft noch, aber er es geht ihm gut.â
âDann wird er wieder ganz gesund?â, fragte Quinn skeptisch.
Frau Tully bezog Stellung zwischen ihnen und der Tür. âEs bedeutet, dass es so aussieht, als wäre er schon wieder völlig gesund. Er hat keinen Kratzer.â Sie machte einen Schritt zurück und streckte ihre Arme zu beiden Seiten, um einen Schranken zu erzeugen, als sie versuchten, an ihr vorbeizuschlüpfen um es mit eigenen Augen zu sehen.
âNeinâ, sagte sie streng. âIm Augenblick will ich, dass er nicht gestört wird. Er schläft tief, und das könnte Teil der schnellen Heilung sein. Wenn ihr ihn aufweckt, bevor er von selbst aufwacht, könnte das was auch immer für eine Magie beeinflussen, die ihn geheilt hat.â