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Beyträge zur Kenntniss der altdeutschen Sprache und Litteratur
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Язык: Немецкий
Год издания: 2017
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Beyträge zur Kenntniss der altdeutschen Sprache und Litteratur Erster Band. Theil 1

VORBERICHT

In den Anmerkungen, die GOLDAST den drey Altdeutschen Gedichten beyfügte, welche er 1604 in seinen Paraenetici veteres heraus gab, stiessen mir aus Dichtern, deren Lieder anderthalb hundert Jahre später in der Sammlung von Minnesingern erschienen, mehrere Stellen auf, die ich in dieser Sammlung vergebens suchte. Es däuchte mir der Mühe werth, nachzuforschen, woher GOLDAST diese Stellen genommen habe; und da ich überhaupt eine critische Berichtigung des Textes der Minnesinger für das erste und dringendste Erforderniss bey dem Studium derselben halte, so glaubte ich, auch die kleine Hülfe nicht verschmähen zu dürfen, die eine Vergleichung der in Bremen befindlichen Goldastischen Handschrift vielleicht darbieten könnte. Ich erbat mir daher diese Handschrift zur Einsicht, und Hr. Dr. und Prof. OELRICHS, der würdige Vorsteher der Bremischen Bibliothek, hatte die Güte, meine Bitte auf die gefälligste Weise zu gewähren, und mir jeden beliebigen Gebrauch meiner Ausbeute zu erlauben. Man würde vielleicht früher schon auf diese Handschrift aufmerksam geworden seyn, wenn nicht BODMER, in dem Vorberichte zu den Proben der alten Schwäbischen Poesie, versichert hätte, dass sie unvollständig sey, und dass die Lieder, die sie enthalte, ganz genau mit der Pariser Handschrift übereinkommen.

Die Handschrift ist in Folio, auf Papier geschrieben, und der Rücken des Bandes hat die Überschrift: Hofflieder der teutschen Meistersänger. Auf dem letzten Blatte findet sich (vollkommen richtig) von H. HEISEN bemerkt, der Band sey 367 Blätter oder gedoppelt so viele Blattseiten stark. Sie ist ohne Zweifel eine Abschrift der Manessischen Handschrift, und enthält ungefähr zwey Fünftel derselben, oder erstlich alles das, was in dem Zürcher Abdrucke von S. 1 des ersten Theiles bis S. 172 befindlich ist, nur dass auf KÚNIG CHŮNRAT, KÚNIG TYRO VON SCHOTTEN UND FRIDEBRANT SIN SUN folgt, oder das Gedicht, das in dem zweyten Theile der Samml. von Minnes. von S. 248 bis S. 251 abgedruckt ist. Mit dem Worte kumberliche in der letzten Zeile der fünften Strophe der Lieder des HER BERNGE VON HORHEIN bricht die Handschrift ab. Ausser dem aber sind zweytens noch von den in dem zweyten Theile der Zürcher Ausgabe befindlichen Gedichten abgeschrieben DER TANHUSER, VON BŮCHEIN und die ersten Lieder des HER NITHART (Samml. von Minnes. Th. 2. S. 58 bis S. 72). Die letzte Zeile, womit die Handschrift endigt, ist: ‚Nu seht ob ich ze frouwen wol an ir behalten si.‘ – Das beygefügte Verzeichniss der Dichter ist mit dem in dem zweyten Theile des Zürcher Abdruckes S. 261 und 262 befindlichen vollkommen gleichlautend.

Man kann, wenn ich nicht irre, in dieser Bremischen Handschrift fünferley Hände unterscheiden. Die erste geht bis zu den Liedern des Grafen CHŮNRAT VON KILCHBERG; die zweyte von da bis auf HER WALTER VON KLINGEN; die dritte bis zu der Zeile ‚Swer ane vorhte herre Got‘ (Samml. von Minnes. Th. 1. S. 128. Col. 2.); die vierte bis zu dem schon angeführten Worte ‚kumberliche‘ in den Liedern des HER BERNGE VON HORHEIN (Samml. von Minnes. Th. 1. S. 172 f.). Von der fünften Hand endlich ist abgeschrieben was im zweyten Theile der Samml. von Minnes. von S. 58 bis S. 72 steht. Die drey ersten Hände zeugen von Schreibern, die der alten Sprache kundig waren; die vierte Hand ist weit schlechter, und man sieht deutlich, dass der Abschreiber nicht verstand was er schrieb. Unter andern steht gewöhnlich nn statt m und m statt n, woraus zu schliessen ist, dass diese Buchstaben sich in der Original-Handschrift sehr ähnlich sehen müssen, um so mehr, da auch schon früher sich öfter n findet, wo der Zürcher Abdruck m hat, und umgekehrt. Diese vier ersten Hände bedienten sich durchaus der Lateinischen Buchstaben; von der fünften Hand sind die so genannten Deutschen Buchstaben gebraucht, und der Abschreiber war, wie es scheint, der alten Sprache etwas kundiger.

Die einzelnen Lieder jedes Dichters sind mit Römischen Zahlen bezeichnet, die Strophen mit Arabischen. Die Reimzeilen sind abgesetzt, wiewohl nicht immer ganz richtig. Interpunction ist nur an äusserst wenigen Stellen beygefügt.

Die Bremische Handschrift enthält, so weit sie geht, alles was in der Samml. von Minnes. abgedruckt ist (denn eine kleine unten S. 276 bemerkte Ausnahme kann eigentlich gar nicht als Ausnahme gelten); und sie enthält ein gutes Theil mehr. Meine Überzeugung, dass der Zürcher Abdruck lückenhaft sey, wurde durch diese Handschrift vollkommen bestätigt. Wie es aber möglich war, dass die Herausgeber vollständige Lieder in unverständliche Bruchstücke verwandelten, und wie es kam, dass sie manches schöne Lied ganz übergingen, das begreife ich nicht, und schwerlich ist jemand jetzt noch im Stande, eine befriedigende Auskunft darüber zu geben. Auf alle Fälle wünschte ich, bey der grossen Achtung, die ich für BODMER hege, dass er in seiner Vorrede zu dem zweyten Theil der Samml. von Minnes. die Stelle (S. V), in der er einiger wenigen ausgelassenen Strophen erwähnt, durchgestrichen oder weniger hochfärtig ausgedrückt hätte.

Die folgenden Bogen enthalten die Ausbeute, welche die Vergleichung der Bremischen Handschrift lieferte. Abschrift und Abdruck sind mit pflichtmässiger Genauigkeit besorgt worden; da wo es mir nöthig schien, nach Vermuthung gemachte Verbesserungen in den Text aufzunehmen, habe ich, wenige unbedeutende Veränderungen ausgenommen, die Lesart der Handschrift unter dem Texte angegeben. Die beygefügte Interpunction wird, wie ich hoffe, den meisten Lesern willkommen seyn. Interpunction ist, meines Erachtens, die einzige Zuthat, die den Kenner nicht stört, und dem Anfänger das Verständniss der Überreste des Alterthums gar sehr erleichtert. Dass sie an manchen Stellen, bey der freyen Wortstellung unserer alten Sprache, Schwierigkeiten hat; dass die eingeführte Bezeichnung derselben mangelhaft ist: das kann für den Herausgeber einer alten Schrift eine Ermahnung seyn, mit gehöriger Bedachtsamkeit und mit geübtem Gefühle zu Werke zu gehen, keinesweges aber ein Grund sie wegzulassen. Auch selbst wenn er irrt, kann er wenigstens das Verdienst sich erwerben, den richtiger sehenden zu Verbesserungen zu veranlassen. Wären die frühern Herausgeber alter Deutscher Gedichte so gefällig gewesen, den von ihnen besorgten Abdrücken die bequeme, den Gebrauch erleichternde Gestalt zu geben, in der man jedes neuere gedruckte Buch zu sehen gewohnt ist: so hätten diese Gedichte schon lange eine ungleich grössere Anzahl von Lesern, auch wohl von critischen und erläuternden Bearbeitern gefunden; ihre Trefflichkeit wäre weit allgemeiner anerkannt worden, hätte weit früher auf empfängliche Gemüther gewirkt, und Früchte mannigfaltiger Art hervor gebracht. Alte Handschriften zu lesen, ist nicht jedermanns Sache, und niemand, der eine Sprache lernen will, pflegt damit den Anfang zu machen; und doch sind wir gerade bey den vorzüglichsten Werken unserer alten Litteratur auf Abdrücke beschränkt, die beynahe eben so unbehülflich sind als eine Handschrift, und oben drein noch weit unzuverlässiger und fehlerhafter. Bey so bewandten Umständen darf ich mir daher wohl mit der Hoffnung schmeicheln, durch die Herausgabe dieser Minnelieder wenigstens die erste Bekanntschaft mit den alten Denkmahlen des Deutschen Gesanges erleichtert zu haben.

Zwar ist noch immer eine andere Erleichterung zu wünschen, die früher nicht gegeben werden konnte, die aber jetzt wohl bald mit Recht gefordert werden kann; ich meine die Festsetzung einer gleichförmigen alterthümlichen Orthographie. Allein diess ist ein Punct, über den erst die Stimmen gründlicher Kenner, der alten Sprache vollständig und ausführlich zu vernehmen seyn werden.

Recht sehr wird es mich freuen, wenn diese meine Arbeit dazu beyträgt, die Überzeugung zu befördern, dass es durchaus nothwendig ist, eine neue sorgfältige Vergleichung der Pariser Handschrift anzustellen, und die sich daraus ergebenden Berichtigungen des Textes bekannt zu machen. Ich bin weit entfernt, das Verdienst zu verkennen, das sich seit einigen Jahren mehrere Freunde der alten Deutschen Poesie auf mancherley Weise um das Studium derselben erworben haben. Vor allen Dingen aber sollten wir doch eilen, den vorzüglichsten Gedichten, die bereits gedruckt sind, die grösste mögliche Richtigkeit des Textes zu geben, ehe vielleicht ein unglücklicher Zufall die Handschriften vernichtet, aus denen diese Berichtigungen zu nehmen sind. Wie sehr besonders die MÜLLERsche Sammlung einer solchen Nachhülfe bedarf, weiss jeder Kenner, zu seinem Leidwesen, nur zu gut. So ausgemacht es auch ist, dass die allgemeinen Grundsätze der Critik, wie sie bey den classischen Sprachen in der höchsten Periode ihrer Bildung angewandt werden, bey ihrer Anwendung auf die alte Deutsche Sprache, und die darin geschriebenen und von Abschreibern und Umarbeitern oft so willkührlich behandelten Werke, gar manche besondere und eigenthümliche Bestimmung erfordern: so wahr bleibt es doch auf der andern Seite, dass für das gründliche Studium unserer alten vaterländischen Litteratur nichts erspriesslicher seyn kann, als wenn wir uns die genaue critische Sorgfalt zum Muster nehmen, die man mit so vielem Scharfsinn und unermüdet fortgesetztem Fleisse auf die Schriften der Griechen und Römer verwandt hat. Je sorgfältiger der Acker bestellt wird, desto erfreulicher wird die Ernte seyn.

Göttingen, December 1809.

ERGÄNZUNGEN

DER

SAMMLUNG VON MINNESINGERN

AUS DER

BREMISCHEN HANDSCHRIFT

GRAVE OTTO VON BOTTENLAUBE

Von diesem Dichter enthält die Handschrift folgende mit XI. bezeichnete Zeilen, wovon sich in der Samml. von Minnesingern (Th. 1. S. 16. a Zeile 2 v. u.) bloss der Anfang befindet.

Mir hat ein wibHerze und libBetwungen und gar verhert!Dú ist so gůt,Swas si mir tůt.Wil si, so wirde ich sanfte ernert;Tůt si mir we,Doch wil ich eBetwungen sin von ir gewalt,Danne ich verberDie werden gerUnd ouch die sorgen manicvalt,Die si mir machetUnd git.Min froͤide swachetIemer sit.Sweme si nu lachetZaller zit,Des selde wachetSunder strit;Gelúkes ratHat in den pfatGeleret so,Das er sol hoDaruffe sweben,Mit froͤiden leben.Solde ich das sin,So muͤste, an aller sorgen schin,Das herze minErhoͤhet werden, sunder pin.Ich, froͤide bar,Ich gedenke ie dar,(Als ich getar):Wirt si gewar,Das ich so var,Ir eigen gar;Si erzeiget irGenade an mirSi ist ein wib,Der ie min libAlleiner lebt,Und iemer strebtUf den gedingeUnd selchen trost,Das mir gelinge,Und werde erlostDer sorgen, dú mich twanc noh ie,Sit ich verlieDen můt an sie.Min herze jach,Sit si min ouge alrerst ersach,Sin ungemach,Das ime sit,Bi siner zitBeschach,Das were dahin,Und were ime sinKomen und gewin.Des wande ouch ich;Nu tůt si michGar sorgenrich,Und meret mine clage.Das verkeretUnd seretMine tage.Min gemuͤteIst worden kranc;Ich verwuͤteNach ir guͤteAne allen dank;Iedoch darunderIst ein wunderNicht besunder,Das ich liden,Und midenMůs si, reine,Die ich meineNicht ze cleine.Amme herzenHab ich smerzenUnd kumber(Ich vil tumber!)Manigen sumber.Warzů wart ich ie geborn,Sol ich iemer sin verlorn?Ja hat ich si mir erkorn,Das die wunden,Ungesunden,Mir verbunden1Solten werdenVon der werden;Nu ist min swereIr gar unmere,Der ich lereWurde, ob mir dú frouwe minTete gůten willen schin.Solde es mit ir hulden sin,Das ich sprechenMuͤste zir,Was si zechenUnd rechenWolde an mir:Sicherliche,Ob das geschiht,Imme richeIst min gelicheDanne niht.Herze, sinne,Minen můtHat dú minneMit gewinneAlso behůt.Peir der MereDulde swereDur Afrien,Sin amien,Von Navar.Plei von LoneLie die kroneUnd die sinneDurch die minneDrisseg jar.Er was sorgenrich;Das was kumberlich,Doch ungelichDer swere min,Die mir tůt schin,Von der ich dulde disen pin.Es enstilleIr gůter willeIn kurzen zitenAne biten;Ich bin tot.Sol min trúwe,Ane alle rúwe,Sus ein sterbenAn ir erwerben;Dest ein not,Die ich gerne dol,Und liden sol;So rehte wolStet si mir an.Ich selic man!So suͤsse not ich nie gewan.Iedoch swie gerneIch sterben lerneDur ir minneclichen lip(Owe, si reine, selig wib!);So denke ich doch,Das si mir nochGerůche gebenEin senfter leben.Des valde ich ir die hende min,Das ane ir zúrnen muͤsse sin,Ob ich genende,Und ich ir sendeDisen sanc.Ir lob, ir ereIch gerne mere;In froͤmdú lantTůn ichs erkantMit truwen, ane valschen wanc.Wirt mir davon ein habedank,Ich singe ir dasIr lob noch basErhoͤhet, ob ichs e vergas.Mine frouwenSult ir schouwenIn so hoher werdekeit,Das ir sol iemer sin gereitDer eren krone,Sit vil schoneEht aller selden seldekeitIr beide hende hat geleitIr uf ir houbet.Das geloubetAlle mir:Ob ir si seht,Ir verjehtTugende michels me von ir,Danne ich iu sage,Wand ichs durch klageMines willen vil verbir.Min frouwe ist gůt;Iedoch si tůt,Das wunneklichcn froͤiden girMich vergatUnd lat,Das mir kumberlichen stat;Wand ich pflacManigen tag,Das min froͤide nie gelac.Owe der dinge!Ich wenne, ich ringeUf einen wan,Den ich han,Dem ich iemer undertanWesen můs,Dess mir bůsNiemer wirdet, untz ein gruͤsMich enbindet;Sa verswindetUnd erwindetAlles klagen.In minen tagenWas sol ich von froͤiden sagen?Sol ich heil an ir bejagen,Swie das were,Es were zit.Alle swereIch gar verbere,Ob si den stritGenedeclicheWolde ir gebenEndeliche;E ich danne entwiche,Ich ir gibe das leben.Bi dem eideIch wil geloben:Sin enscheideMich von leide,Ich můs ertoben.Das erwende,Selig wib,Und sendeMir das ende,Das min libFroͤide und minneUnd sinneVon dir, kúniginne,Gewinne!Darnach ich iemer ringeUnd zellen ziten strebe.Uf das hoh gedingeIch vil dicke schone lebe,Das mir an dir gelinge,Und enphahen muͤsseSuͤsser minne gebe.Wie suͤsseIch danne singeUnd erclinge,Swenne ich froͤliche ob allen froͤiden swebe!

(Nun folgt unter XII. der zarte Wechselgesang: Were Cristes lon niht also suͤsse. – Samml. von Minnes. Th. I. S. 16. b.)

HER GOͤTFRIT VON NIFEN

Was wohl der Grund seyn mag, dass von den funfzig Liedern dieses Dichters in den Züricher Abdruck, ausser vier ganzen, nur einige aus dem Zusammenhange herausgerissene Strophen aufgenommen wurden? Dass Wahl dieser Grund nicht war, das liegt am Tage. – Jene vier von Bodmer vollständig gelieferten Lieder sind hier ausgelassen, die einzelnen Strophen konnten ohne Übelstand nicht ausgelassen werden; auch nehmen sie kaum ein Paar Seiten ein.

I

Owe, winter, dinGewaltWil uns aber twingen!Heide und ouch die blůmen rotDie sint nu worden val;So klage ich den gruͤnen waltUnd der vogel singen;Darzů hat vil grosse notDiu liebú nahtegal. —We, was klage ich tumber vogel swere!Ob eht ich der liebún liep in rehter liebe were,Son clagte ich niht die vogel, noch der liehten blůmen schin.Al min froͤide litAn ir,Dú wol mag vertribenSwas ich sorgen ie gewan;Der hat si gar gewalt.Si ist dú minnecliche, lieb mirVor allen wiben.Des bin ich, vil sender man,In sorgen worden alt.Das mag dú vil kúsche wol erwenden;Wil dú gůte mir ir helferiche helfe senden,Son darf mich nicht belangen der vil suͤsse bernden zit.2Reinú wib dú sintSo garVon der diet gescheiden,Das da heissent valschú wib;Dest min herze vro.Nu ist dú gůte valsches bar;Davon můs mir leidenDer vil valschen wibe lib.Min herze stuͤnde ho,Ob mir der vil gůten eine brehteMit ir guͤte hohen můt. We, was ich danne gedehteMit sange, das es erben muͤste an mines kindes kint!Frouwe Minne, tůt3So wol!Lat mich des geniessen,Das ich der vil gůten binMit stete holt, ane allen wank!Ob ich des geniessen sol,So moͤht úch verdriessen,Das si mines herzen sinAn froͤiden machet krank.Si kan dehsen, swingen in der mâsse,Und wil behuͤten, das niht bestieben lâsseIr roten munt, der mich vil dike machet hochgemůt.Dú vil here wilMich lanNach ir grůsse sterben,Ane aller slahte schulde gar:Des můs ich trurig sin,Und in senden sorgen stan.In kan niht gewerben,Das ir wolstenden ougen clarIht wellen růchen min.Das clage ich dir, Minne, von der suͤssen,Sit das si mir niht enwil min sende swere buͤssen.Minne, fuͤge enzit, das es werde ein gemeines spil.

(Die dritte Strophe diese Liedes steht in der Samml. von Minnesing. Th. I. S. 22.)

II

Summer, diner froͤidebernden wunneFroͤwet sich maniges senden herzen můt,Ob dú nahtegal iht singen kunneGegen des wunneclichen meyen blůt.Ja si singet aber me,Sit zergangen ist der sne;Nu twinget mich min kumber aber als e.Wie moͤht ich den kumber min erliden,Ich entet es durh ein reine wib?Disen sumer můs ich froͤide miden,Es enwende ir kúscher wibes lip,Dú mich her betwungen hat,Unde mich in sorgen lat,Und doch an ir eine al min froͤide stat.Sit ich bin gebunden mit den banden,Das dú senden heissent minne bant;So mac si mich loͤsen mit ir handen,Sit si treit so helferiche hant.Frouwe ob allen frouwen min,Wendent minen senden pin!Durh úwer zuht lant mich bi froͤiden sin!Disú lied wil ich der lieben singen,Der ich lange her gesungen han.Si kan beide dehsen unde swingen.Dur ir guͤte sol si mich erlan,Das ich niht in sorgen si,Sit mir wont dú froͤide bi.Vil selig wib, nu tů mich sorgen vri!Sit an miner herzelieben frouwenGar min heil und al min leben lit,Minne, so la dine guͤte schouwen,Und scheide disen suͤssen strit.Minne, min dich underwint,Wan ich bin der sinne ein kint!Nu bint die gůten, alde mich entbint!

(Die vierte Strophe dieses Liedes steht in der Samml. von Minnesing. Th. I. S. 23.)

III

Wir suln aber schone enpfahenMeyen, der kan froͤide bringenUnd vil maniger hande wunne,Liehte blůmen, rosen rot.Sit das uns wil froͤide nahen,So suln wir mit froͤiden singen.We im, der uns froͤide erbunne!Dem si wernde froͤide tot!Wol im, der uns froͤide mere,Sit man lútzel froͤide hat!We ime, der uns truren mere!Wol ime, der uns leit verkere,Sit dú werlt mit truren stat!Lieblich bliken von den wiben,Dar und dan, mit spilnden ougen,Das kan sende swere buͤssen,Und freut sende siechen man.Es kan sendú leit vertriben,Swa ein man sin liep siht tougenUnd vil minneclichen gruͤssen,Und es lachelich sicht an.4Lache, das mir sorge swinde,Lachelich, ein roter munt!Sit din lachen mich enbindeVon den sorgen, das ich vindeFroͤide: dast ein lieblich funt.Reinú wib, durh úwer guͤteLant mich senden úch erbarmen,Das mich dú vil wolgetaneHat geheissen hinnanfúr.Ob mich das durh niht enmůte,Wan das man mich siht sust armenIn den froͤiden, froͤiden ane,Das ist leider an mir spúr.‚Hinnanfúr‘, das wort mir wendetFroͤide; ich bin an froͤiden tot.‚Hinnanfúr‘, das wort mich sendetIn den tot, ob es niht wendetIr munt gar durblúhtig rot.Ich gesach von rotem mundeNie so lacheliches lachen,Als dú minnecliche lachet,Swenne si  liebe lachen wil.Bas, dan ich erdenken kunde,Kan si liebe liebi machen.Swa sis  liebe liebe machet,Da hebt sich der wunnen spil.Minne, wer, das si iht lache,Swenne ich  si mit ougen sehe!Wiltu,  das mir sorge swache,Suͤssú Minne, an ir das mache,Das si dir gewaltes jehe.Ich můs wol von schulden sorgen,Wie mir von der minneclichen,Nach der ich zallen ziten brinne,Miner swere werde bůs.Beidú abent und den morgenSorge wil mir niht entwichen:Das clage ich der suͤssen Minne.Das die minnekliche ir grůsMir verseite und ouch ir hulde,Das tůt minem herzen we.Wer es doch von miner schulde,Das ich kumber von ir dulde,Son geklaget ichs niemer me.

IIII

Selig si dú heide!Selig si dú ouwe!Selig si der kleinen vogellinen suͤsser sank!Blůmen, loub, dú heideStant in maniger schouwe.Die der kalte winter húre mit sinem froste twank,Dien ist an ir froͤiden wol gelungen;Als moͤht ouch ich an minen froͤiden wider jungen,Troste mich ein roter munt, nach dem min herze ie rank.Mir was,  wie min swereHete ein lieplich ende,Do mir seite ein botte, ich solde in froͤiden froͤlich sin.Ich was froͤidebere,Sorge was ellendeIn mime herzen, do ich wande, ir mundes roter schinDer wolde in min herze lieblich lachen.Alse kan dú Minne ein wunder an uns beiden machen.5Minne, tů mir swie du wellest! der gewalt ist din.Roter munt, nu lache,Das mir sorge swinde!Roter munt, nu lache, das mir sendes leit zerge!Lachen du mir mache,Das ich froͤide vinde!Roter munt, nu lache, das min herze fro beste!Sit din lachen mir git hohgemuͤte,Neyna, roter munt, so lache mir durh dine guͤteLacheliche, roͤseleht! Wes bedoͤrfte ich me?Minnenklich gedingeFroͤit mich mange stunde,Das mich troͤste ein roter munt,Des ich noch nie vergas.Minnenklich  gedinge,Ob ich das da funde,So kunde mir uf erde niemer werden bas.Roter munt, hilf mir von den noͤten!Ane Got so kan dich nieman alse wol geroͤten;Got der was in froͤiden, do er dich als ebene mas.Wolde mir dú hereSende sorge ringen,Das neme ich fúr der vogel sangUnd fúr der blůmen schin;Und si nach miner lereRůhte froͤide bringenMir, so were min truren krank,Und wolte in froͤiden iemer sin.Hilf mir, helferichú, suͤsse Minne!Twinc die lieben, sam si hat betwungen mine sinne,Untz si bedenke minen senelichen pin.

(Die zweyte und vierte Strophe dieses Liedes steht in der Samml. von Minnesing. Th. I S. 22; nur ist die vierte durch das Auslassen der siebenten Zeile ganz unverständlich.)

V

Walt,Heide, anger, vogelsingenSint verdorben von des kalten winters zit.Da man blůmen sach ufdringen,Da ist es blos. Nu schouwent, wie dú heide lit!Das klage ich; so klage ich mine swere,Das ich der unmereBin, der ich gerne lieb in herzen were.Frouwe Minne, das ist alles din gewalt.6BarMin herze in bernder wunne?Das was, swenne ich sach ir wunneklichen schinUnd ir ougen, sam der sunne,Dur min ougen lúhten in das herze min.Darnach wart  mir leit in kurzen stunden.O we, minne wunden!Wie hast du dich min sus underwunden,Das ich sender, siecher bin noch froͤiden bar?BantDú Minne mich der suͤssen,Und lat die vil lieben sunder truren gan?Minne, wie wilt dus gebuͤssen?Minne, ich hans da fúr, es si niht gůt getan,Minne, hilf enzit! ich můs verderbenUnd an froͤiden sterben.Sol ich niht den roten kus erwerben,So ist mir froͤiden straze in rúwen pfat gebant.Los,In rehter wibes guͤte,Sach ich zeinem male ir küschen wibes lip.Davon froͤit sich min gemuͤte,Das ich dachte: ja, du reine selig wib,Du macht mir wol minen kumber wendenUnd helfe senden.Frouwe Minne, troͤstent mich vil senden,Wan ich stan von úweren schulden froͤidelos.WerKan mich nu fro gemachen?Nieman, dan ir minneklicher roter munt.Wil mir der von herzen lachen,Davon wirde ich sender, siecher wol gesunt.Gůten wip, nu wúnschent, das dú hereMich die strasse lere,Wa ich usser leide in liebe kere.Minne! hilf, das mich dú liebe ir liebe wer.

(Die dritte Strophe dieses Liedes steht in der Samml. von Minnesing. Th. I. S. 22.)

VI

Hy,Wie wunnenklich dú heideSich mit manigem spehen kleideGegen dem meigen hat bekleit!Loup, gras, blůmen, vogellin, beideDie man sach in manigem leide —Gar verswunden ist ir leit.Alsò mehte ouch mir verswindenSorge, dú von froͤide ie swant.Wolde froͤide e sorge enbinden,Sit das froͤide ie sorge embant;So wurde ich sorgen fri.7DoMin ouge erkos die suͤssen,Do wart mir ein lieblich gruͤssen,Roͤseleht ein roter grůs.Do dahte ich: dú ougen muͤssenDir vil senden kumber buͤssen;Anders dir wirt niemer bůsSorgen, es enwende ir guͤte.Dannoch was ir guͤte gůt.Sam die rosen in touwen bluͤte,Was ir munt rot als ein blůt.O we! dannoch was ich vro.WerKan froͤlich fro beliben,Wan bi reinen lieben wiben?Hi, wie suͤsse name, ein wib!Wip kan sendú leit vertriben;Wol ir reinen lieben liben!Ouch si hant so lieben lip,Das mich nach in můs belangen;Bi in ist dú wile unlank.Swa liep lieb hat umbevangen,Dast ein  suͤsser umbevank,Lieplich nach der Minne ger.WeDer gar verlornen stunde,Das mir senden nien enkundeLieplich kússen werden kuntVon ir rosenvarwen munde!O we, Minne, das din wundeMich so lange hat verwunt!Ich bin von dir ungeheilet,Ich gewan gegen dir nie heil.Minne, das du sist verteilet!Hab ouch dir der minne ein teil,Du verwundest mich niht me.WasDoug minnekliches singen?Wa sint wip, die kunnen twingen?Wa sint man, die Minne ie getwang?Wer kan stete froͤide bringen?Wer kan sorge us herzen dringen?Minne ie sorge us herzen drang,Von der wibes ougenblikenDa man sach ein suͤssen blig.Si went sich der Minne entstricken;Man sint sunder Minne strig:Welt, davon trage ich dir has!

(Die zweyte Strophe dieses Liedes steht in der Samml. von Minnesing. Th. I. S. 22. 23.)

VII

Wer gesach ie wunneklichen me den suͤssen meigen?Wer gesach ie bas bekleit den walt und ouch die wunneklichen heide?Wer gehort ie bas dú kleinen vogellin gesingenGegen der wunneklichen wunne in maniger suͤsser wunneklicher wise?Da gegen froͤit sich manig herze, wan das mine alleine…......... .8O we trútelehter lip, sol ich alsus verderben!O we spilnder ougen schin! hei munt, gevar nach wunneklichen rosen!Herze trut, ir wuͤstet an mir úwer vriges eigen.Wie zimt wibes guͤte das, ob ich in senden sorgen sus verdirbe?Liebú frouwe, ich habe iu lange her gedienet von kinde,Des lat mich geniessen, seht, so wirde ich froͤideriche.Ob des niht geschiht, so můs min spilende froͤide ein ende han.Ir vil wunnenklichen wip, ir wolgemůten leigen,Wúnschent, das mis herzen trut mich von den senelichen sorgen scheide.So bitte ich die gůten, das sie lasse mir gelingen.Suͤsse Minne, ob das geschiht, darumbe ich dine werden tugende prise.Minne, du weist wol, es ist dú liebe, die ich da meine:Hilf, das mir dú here troͤste min gemuͤte;Ob des niht geschiht, so wirt mir sender sorgen niemer rat.O we, Minne, sol ich niht den roten kus erwerben,Und den suͤssen umbevank, darzů ir minneklichen lip, den losen?Suͤssú Minne, maht du herzeliep an mir erzeigen,Nu was treit dich fúr, ob ich nah der vil herzelieben in liebe stirbe?Minne, ich můs verderben, ob ich niht die froͤide vinde.Ach dur Got, vil selig wib, noch helfent helfeliche!Suͤssú Minne, frage si dur Got, was ich ir habe getan.
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