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Treffen Mit Nibiru
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Danilo Clementoni

Treffen mit Nibiru

Die Abenteuer von Azakis und Petri

Original-Titel: Incrocio con Nibiru

Übersetzt von: Susanne Tigano-Müller


Dieses Buch entspringt der Phantasie. Die genannten Namen, Personen, Orte und Organisationen wurden vom Autor frei erfunden und sollen der Erzählung ihre Glaubhaftigkeit verleihen. Jede Übereinstimmung mit Tatsachen oder realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist ein Zufall.

TREFFEN MIT NIBIRU

Copyright © 2015 Danilo Clementoni

I. Ausgabe: Februar 2015

Selbst herausgegeben und gedruckt

Facebook: www.facebook.com/incrocioconnibiru

Blog: dclementoni.blogspot.it

E-Mail: d.clementoni@gmail.com

Alle Rechte sind vorbehalten. Kein Teil dieser Veröffentlichung darf ohne vorherige schriftliche Zusage des Herausgebers irgendwie kopiert werden, einschließlich des mechanischen und elektronischen Systems. Davon ausgenommen sind kurze Abschnitte für Rezensionen.

Dies ist der zweite Band der Serie

„Die Abenteuer von Azakis und Petri“ Um dieses fesselnde Abenteuer genießen zu können, empfehle ich, zuerst den ersten Band zu lesen: „TREFFEN MIT NIBIRU“ (N.d.A.)

An meine Frau und meinen Sohn für Ihre Geduld und alle wertvollen Vorschläge, die ich von ihnen bekommen habe, um mich und auch diesen Roman besser werden zu lassen.

Ein spezieller Dank geht an alle meine Freunde, die mir Mut zusprachen und mich angespornt haben, diese Arbeit zu beenden, was ich ohne sie vielleicht nie geschafft hätte.

Ich möchte mich bei meiner Übersetzerin Susanne Tigano-Müller und meiner Lektorin Simone Zimmerschitt für die Arbeit an diesem Buch und für die Leidenschaft bedanken, die Sie bei der Vollendung dieser Übersetzung gezeigt haben.

Einleitung

Der zwölfte Planet, Nibiru (der Durchgangsplanet), wie er von den Sumerern genannt wurde oder Marduk (dem König der Himmel), wie er von den Babyloniern getauft wurde, ist in Wirklichkeit ein Himmelskörper, der 3.600 Jahre benötigt, um unsere Sonne zu umkreisen. Sein Orbit ist deutlich elliptisch, rückläufig (er dreht sich in der entgegengesetzten Richtung aller anderer Planeten um die Sonne) und im Vergleich zur Ebene unseres Sonnensystems ist er sehr stark geneigt.

Jeder Annäherungszyklus hat immer unglaubliche, interplanetare Veränderungen in unserem Sonnensystem, den Orbits und der Zusammensetzung der Planeten des Sonnensystems verursacht. Und es war genau einer seiner tumulthaften Passagen, die den majestätischen Planeten Tiamat, der sich zwischen Mars und Jupiter befindet, bei einem epischen Aufprall verwüstete. Seine Masse war neun Mal größer, als die aktuelle Masse der Erde, er war reich an Wasser und er wurde von elf Satelliten umkreist. Einer der sieben Monde im Orbit um Nibiru traf auf den gigantischen Tiamat und sprenge diesen in der Hälfte durch, wodurch die beiden Reststücke dazu gezwungen waren, sich auf zwei unterschiedliche Orbits zu verschieben. Bei der nächsten Passage (dem “zweiten Tag” der Genesis), vervollständigten die Satelliten von Nibiru das Werk, indem sie eine der beiden Hälften, die sich beim ersten Aufprall bildeten, komplett zerstörten. Aus den Trümmern, die durch die vielfachen Zusammenstöße erzeugt wurden, entstand das, was wir heute als “Asteroidengürtel” oder “Hauptgürtel”, wie er von den Sumerern genannt wurde, kennen. Zum Teil wurden die Trümmer auch von den in der Nähe liegenden Planeten integriert. Die meisten Trümmerteile wurden von Jupiter aufgenommen, dessen Masse auf diese Weise deutlich anstieg.

Die Satelliten, die dieses Desaster verursachten, einschließlich der Reste des ex-Tiamat, wurden zum größten Teil in externe Orbits “geschleudert” und bildeten das, was wir heute “Kometen” nennen. Der Teil, welcher der zweiten Passage entkam, positionierte sich jedoch in einem stabilen Orbit zwischen Mars und Venus hinter dem letzten Satelliten, der geblieben ist und aus ihm wurde das, was wir heute als Erde mit dem untrennbaren Wegbegleiter Mond kennen.

Die Narbe, die durch diesen kosmischen Aufprall verursacht wurde, der ca. vor 4 Milliarden Jahren erfolgte, ist zum Teil auch heute noch sichtbar. Der verschrammte Teil des Planeten ist zurzeit komplett vom Wasser bedeckt und wird heute als Pazifischer Ozean bezeichnet. Er besitzt etwa ein Drittel der Erdoberfläche und erstreckt sich auf mehr als 179 Millionen Quadratkilometern. Auf dieser immensen Oberfläche hat sich praktisch kein Land erhoben und es existiert nur ein großer Graben, der sich auf Tiefen von mehr als 10 Kilometern ausweitet.

Zurzeit ist die Zusammensetzung von Nibiru derjenigen der Erde sehr ähnlich. Der Planet ist zu zwei Dritteln von Wasser bedeckt, während der Rest aus einem einzigen Kontinent besteht, der sich von Norden nach Süden über mehr als 100 Millionen Quadratkilometer erstreckt. Einige seiner Einwohner ziehen seit hunderttausenden von Jahren den Nutzen aus der zyklischen Annäherung ihres Planeten an den unseren. Sie besuchten systematisch unseren Planeten und beeinflussten jedes Mal die Kultur, das Wissen, die Technologie und sogar die Evolution der menschlichen Rasse. Unsere Vorfahren gaben ihnen viele Namen, aber der Name, mit dem sie schon immer bezeichnet wurden, ist “Götter”.

Vorwort

Azakis und Petri, die beiden sympathischen und unzertrennlichen Außerirdischen, die Helden dieses Abenteuers, sind nach einem ihrer Jahre (3.600 Jahre unserer Zeitrechnung) auf die Erde zurückgekehrt. Ihr Auftrag war es, die wertvolle Ladung zu holen, die sie wegen einer Fehlfunktion ihres Transportsystems bei ihrem vorherigen Besuch zurücklassen mussten. Dieses Mal haben sie jedoch eine komplett andere Bevölkerung auf der Erde vorgefunden, als diejenige, die sie zurückgelassen hatten. Bräuche, Wirtschaft, Kultur, Technologie, Kommunikationssysteme: all dies war entschieden anders als das, was sie bei ihrem letzten Besuch vorfanden.

Bei ihrer Ankunft trafen sie auf ein Pärchen Erdenbewohner: Frau Doktor Elisa Hunter und Colonel Jack Hudson, die sie begeistert empfangen haben und ihnen nach unzähligen Schicksalsschlägen geholfen haben, ihren Auftrag zu Ende zu bringen.

Das, was die beiden Außerirdischen jedoch niemals ihren neuen Freunden mitteilen wollten, war, dass sich ihr Planet Nibiru sehr schnell näherte und dass er innerhalb von sieben Erdentagen den Orbit der Erde kreuzen würde. Nach den Berechnungen der Ältesten, würde einer der sieben Satelliten den Planeten streifen und eine Reihe klimatischer Katastrophen auslösen, die denen vergleichbar waren, die bei der vorherigen Passage eine der größten Katastrophen der Erdgeschichte ausgelöst hatten: Die Sintflut.

Im ersten Teil der Erzählung (TREFFEN MIT NIBIRU - Die Abenteuer von Azakis und Petri), haben wie alle vier in ihrem majestätischen Sternenschiff Theos zurückgelassen und genau hier wird die Erzählung dieses neuen phantastischen Abenteuers fortgesetzt.

Sternenschiff Theos

In den letzten Stunden wurde Elisa von dermaßen vielen Informationen überschüttet, dass sie sich jetzt wie ein kleines Kind fühlte, das zu viele Kirschen gegessen hatte. Die beiden fremdartigen aber sympathischen Typen, die praktisch aus dem Nichts aufgetaucht waren, hatten in so wenig Zeit so viele „historischen Tatsachen“ über Bord geworfen, welche sie und der Rest der Menschheit praktisch als gegeben hingenommen hatten. Geschichtliche Ereignisse, wissenschaftliche Entdeckungen, Glauben, Kulte, Religionen und sogar die Evolution des Menschen selbst wurden komplett umgekrempelt. Die Nachricht, dass Lebewesen eines anderen Planeten schon seit Urzeiten so geschickt die Entwicklung der Menschheit manipuliert und gesteuert haben, hätte auf die Menschheit eine Wirkung gehabt, wie die Erkenntnis, dass die Erde nicht flach, sondern rund ist.

Azakis und sein treuer Freund und Abenteuergefährte Petri standen unbeweglich in der Mitte der Kommandobrücke, während sie versuchten, Elisa mit ihren Blicken zu folgen, die mit den Händen in den Hosentaschen nervös durch den Raum streifte und unverständliche Worte vor sich hinmurmelte.

Jack war dagegen praktisch auf seinem Sessel zusammengesunken und versuchte mit den Händen den Kopf hoch zu halten, der ihm plötzlich sehr schwer geworden schien. Und gerade er entschied sich, nach einigen unendlichen Minuten der Stille, die Situation in die Hand zu nehmen. Er stand mit einem Ruck auf und sagte zu den beiden Außerirdischen mit fester Stimme «Wenn ihr uns beide für Diese Aufgabe ausgewählt habt, gibt es sicher einen Grund dafür. Ich kann euch nur sagen, dass wir euch nicht enttäuschen werden.» Dann schaute er gerade in die Augen von Azakis und fragte resolut «Kannst du uns mit diesem Teufelsding da» und er wies auf das virtuelle Bild der Erde, das sich noch immer langsam in der Mitte des Raumes drehte «eine Simulation der Annäherung eures Planeten zeigen?»

«Kein Problem» antwortete Azakis sofort. Mit seiner N^COM-Anlage suchte er alle Berechnungen, die die Ältesten gemacht hatten und ließ eine graphische Darstellung vor ihnen erscheinen.

«Das ist Nibiru» sagte er und zeigte auf den größeren Planeten. «Und das hier sind die Satelliten, von denen wir gesprochen haben.»

Um den majestätischen Planeten kreisten sieben, sehr viel kleinere Himmelskörper mit unterschiedlichen Abständen und Geschwindigkeiten. Azakis näherte den Zeigefinger auf den, dessen Orbit am entferntesten lag und vergrößerte ihn, bis er fast so groß wie er war. Dann sagte er andachtsvoll «Meine Herrschaften, ich stelle euch Kodon vor, die große Gesteinsmasse, die sich dazu entschieden hat, eurer geliebten Erde ein paar unangenehme Probleme zu bereiten.»

«Wir groß ist er denn?» fragte Elisa, während sie neugierig diesen knorrigen dunkelgrauen Globus beobachtete.

«Sagen wir, dass er von seinen Abmessungen her etwas kleiner als euer Mond ist, aber seine Masse beträgt fast das Doppelte.» Azakis machte eine schnelle Geste mit der Hand und vor ihnen erschien das ganze Sonnensystem mit den Planeten, die sich langsam auf ihren Orbitalbahnen bewegten. Der Kurs jedes Planeten wurde durch dünne Linien verschiedener Farben gekennzeichnet.

«Das» fuhr Azakis fort und zeigte auf eine dunkelrote Linie «ist der Kurs, den Nibiru während seiner Annäherungsphase an die Sonne zurücklegt.» Dann beschleunigte er die Bewegung des Planeten, bis er sich der Erde näherte und fügte hinzu «Und das hier ist der Punkt, wo sich die beiden Orbitalbahnen kreuzen.»

Die beiden Menschen hörten verwundert, aber sehr aufmerksam Azakis zu, der die Bedrohung schilderte die in wenigen Tagen ihr Leben und das aller anderen Bewohner des Planeten erschüttern würde.

«In welchem Abstand von uns wird Nibiru vorbeifliegen?» fragte der Colonel ruhig.

«Wie ich schon gesagt habe» antwortete Azakis «Nibiru wird euch nicht sehr stören. Es wird Kodon sein, der die Erde streift und ganz viele Probleme bereiten wird.» Er vergrößerte das Bild noch etwas mehr und zeigte die Simulation des Satelliten in dem Moment, wo er den Punkt erreichen würde, der dem Orbit der Erde am nächsten lag. «Dies wird der Moment der maximalen Anziehungskraft zwischen den beiden Himmelskörpern sein. Kodon wird in einem Abstand von nur 200.000 Kilometern an eurem Planeten vorbeifliegen.»

«Wow» rief Elisa. «Das ist wirklich eine Kleinigkeit.»

«Das letzte Mal,» sagte Azakis «genau vor zwei Zyklen, flog er in einem Abstand von etwa 500.000 Kilometern vorbei und wir wissen hier alle, was er verursacht hat.»

«Tja, die berühmte Sintflut.»

Jack stand mit gekreuzten Händen hinter seinem Rücken, wippte auf seinen Füßen und ließ sich vor uns zurück schaukeln. Plötzlich unterbrach er die momentane Stille mit einem sehr ernsten Tonfall «Ich bin sicher keiner der besten Experten auf diesem Gebiet, aber ich fürchte, dass keine Technologie der Erde in der Lage sein wird, etwas gegen ein Geschehen dieser Art zu unternehmen.»

«Vielleicht könnten wir eines des Cruise-Missiles mit Nuklearsprengköpfen abschießen» traute sich Elisa.

«Das passiert nur in Science-Fiction-Filmen» sagte Jack lächelnd. «Und dann, selbst wenn man es schaffen sollte, dass eine dieser Trägerraketen Kodon erreicht, riskieren wir, den Satelliten in tausend Stücke zu reißen und somit einen tödlichen Meteoritenschauer auszulösen. Das wäre dann wirklich das Ende von Allem.»

«Entschuldigt» sagte dann Elisa zu den beiden Außerirdischen. «Hattet ihr nicht vorhin gesagt, dass ihr im Tausch für unser „sehr wertvollen“ Plastiks helfen wollt, diese absurde Situation zu lösen? Ich hoffe, ihr habt ein Paar gute Ideen, um uns zu helfen, ansonsten sind wir geliefert.»

Petri, der bis jetzt still abseitsgestanden hatte, lächelte leicht und ging einen Schritt in Richtung der dreidimensionalen Darstellung, die sich in der Mitte der Brücke befand. Mit einer schnellen Bewegung der rechten Hand ließ er eine Art silbrigen Kranz erscheinen. Er berührte ihn sie mit dem Zeigefinger und verschob ihn, bis er genau zwischen der Erde und Kodon lag und sagte dann «Das könnte die Lösung sein.»

Tell el-Mukayyar – Die Flucht

Im Laborzelt waren die beiden falschen Beduinen, die versucht hatten, den beiden Außerirdischen den „wertvollen Inhalt“ ihres Schiffes zu stehlen, geknebelt und fest an einem großen Benzintank gefesselt worden. Sie saßen, mit dem Rücken am schweren Metallbehälter, so auf dem Boden, dass jeder in eine andere Richtung schaute. Außerhalb des Zeltes stand ein Helfer der Frau Doktor Wache und schaute ab und zu ins Innere, um die Situation zu kontrollieren.

Der Magere, der wegen eines Schlags des Colonels sicher einige gebrochene Rippen hatte, hatte trotz der Schmerzen, durch die er fast nicht atmen konnte, nicht aufgehört, sich umzusehen, um etwas zu suchen, das für seine Befreiung nützlich sein könnte.

Aus einem kleinen Loch an der Wand drang schüchtern die Nachmittagssonne ins Innere des Zeltes und zeichnete in der heißen und staubigen Luft einen dünnen Lichtstrahl. Dieses Lichtschwert zeichnete auf dem Boden eine kleine weiße Ellipse, die sich langsam in Richtung der Gefangenen bewegte. Der Magere verfolgte fast hypnotisiert den langsamen Verlauf dieses hellen Flecks, als ihn ein Aufleuchten in die Realität zurückbrachte. Halb im Sand vergraben, etwa einen Meter von ihm entfernt, reflektierte etwas metallisches das Sonnenlicht genau in Richtung seines rechten Auges. Er drehte leicht seinen Kopf, um sehen zu können, um was es sich handelte, konnte aber nichts erkennen. Er versuchte, sein Bein in diese Richtung auszustrecken, aber ein schrecklicher Schmerz an seiner Seite erinnerte ihn wieder an den Zustand seiner Rippen und er entschied sich, es nicht noch einmal zu versuchen. Er dachte, dass er es wahrscheinlich nicht schaffen würde und versuchte durch seinen Knebel zu flüstern «Hey, lebst du noch?»

Dem Dicken ging es nicht besser. Nachdem Petri ihn durch die Luft geschleudert hatte, hatte sich an seinem rechten Knie ein großes Hämatom gebildet, er hatte eine große Beule an der Stirn, die rechte Schulter tat ihm höllisch weh und das rechte Handgelenk war dick wie ein Ball.

«Ich glaube schon» antwortete er schwach durch seinen Knebel.

«Ein Glück. Ich rufe dich schon eine ganze Weile. Ich habe mir Sorgen gemacht.»

«Ich muss ohnmächtig gewesen sein. Mein Kopf ist am Platzen.»

«Wir müssen unbedingt von hier abhauen» sagte der Magere.

«Wie geht es dir denn? Nichts kaputt?»

«Ich fürchte, dass ich ein Paar gebrochene Rippen habe, aber ich glaube, dass ich es schaffen kann.»

«Wie konnten wir uns nur dermaßen überraschen lassen?»

«Denk nicht mehr dran. Was passiert ist, ist passiert. Versuchen wir lieber, uns zu befreien. Schau mal da links von dir, dort wo der Sonnenstrahl auftrifft.»

«Ich sehe nichts» antwortete der Dicke.

«Da ist was halb vergraben. Scheint was aus Metall zu sein. Kommst du mit deinem Bein dran.»

Das plötzliche Geräusch des sich öffnenden Reißverschlusses am Zelt unterbrach den Versuch. Der wachhabende Helfer schaute ins Innere. Der Dicke tat so, als wäre er noch ohnmächtig, während der Andere absolut unbeweglich blieb. Der Mann schaute sich die beiden an, kontrollierte nachlässig alle Werkzeuge, die im Inneren herumlagen, zog sich dann zufrieden wieder zurück und verschloss wieder den Eingang.

Die beiden blieben eine Weile unbeweglich sitzen und dann redete der Dicke wieder als Erster «Das war knapp.»

«Hast du es jetzt gesehen? Kommst du dran?»

«Ja, jetzt ja. Warte, ich versuch‘s.»

Der füllige falsche Beduine begann, seinen Oberkörper hin und her zu bewegen und zu versuchen, die Seile etwas zu lockern, die ihn blockierten, dann streckte er sein linkes Bein in Richtung des Gegenstandes so weit wie möglich aus. Er kam gerade so heran. Mit dem Absatz begann er zu graben, bis er einen Teil freilegen konnte.

«Scheint eine Kelle zu sein.»

«Es muss eine Trowel Marshalltown sein. Es ist das beliebteste Werkzeug der Archäologen, um den Boden nach alten Scherben abzukratzen. Kannst du sie nehmen?»

«Ich komm nicht ran.»

«Wenn du aufhören würdest, dich mit all dem Dreck vollzustopfen, könntest du dich auch besser bewegen, du Dickwanst.»

«Was hat mein kräftiger Körperbau damit zu tun?»

«Beweg dich, du “kräftiger Körperbau”, versuch die Kelle zu holen, sonst werden die dir im Knast helfen, abzunehmen.»

Bilder von geschmacksneutralem und stinkendem Brei erschienen plötzlich vor den Augen des Dicken. Diese schreckliche Vision entfesselte in ihm eine Kraft, von der er dachte, dass er sie nicht mehr gehabt hätte. Er verbog so weit wie möglich den Rücken. Ein Stich ging von seiner schmerzenden Schulter aus und erreichte sofort sein Hirn, aber er beachtete es nicht. Mit einer entschiedenen Bewegung der Hüfte konnte er den Absatz über die Kelle hinaus ausstrecken und bog sein Bein dann so, dass er sie in seine Richtung werfen konnte.

«Ich hab‘s geschafft» rief er hinter seinem Knebel.

«Halt doch die Klappe du Idiot? Was schreist du rum? Willst du, dass die beiden Rasenden reinkommen und uns nochmal verprügeln?»

«Entschuldigung» antwortete betroffen der Dicke. «Ich habe es aber geschafft.»

«Hast du gesehen, dass du, wenn du dich anstrengst, auch was Gutes erreichen kannst? Sie müsste scharf sein. Versuch diese verdammten Seile zu durchtrennen.»

Mit der guten Hand nahm der Dicke den Griff der Kelle und begann den schärferen Teil an den Seilen hinter seinem Rücken zu reiben.

«Mal vorausgesetzt, dass wir uns befreien können,» sagte leise der Dicke «wie wollen wir es anstellen, hier zu verschwinden? Das Camp ist voller Leute und es ist noch hell. Ich hoffe, dass du einen Plan hast.»

«Natürlich habe ich einen. Bin nicht ich das Genie unter uns beiden?» sagte der Magere stolz. «Während du geschlafen hast, habe ich die Situation analysiert und ich glaube, einen Weg gefunden zu haben, um hier abzuhauen.»

«Ich bin ganz Ohr» antwortete der Andere und rieb weiter mit der Kelle am Seil.

«Der Wächter schaut etwa alle zehn Minuten hier rein und dieses Zelt liegt auf der Ostseite des Camps am äußersten Rand.»

« Ja und?»

«Warum habe ich nur dich als Partner für diese Arbeit ausgewählt? Du hast die Phantasie und Intelligenz einer Amöbe und ich hoffe, dass die Amöben bei diesem Vergleich nicht beleidigt sind.»

«Um die Wahrheit zu sagen,» antwortete der Dicke pikiert «habe ich dich ausgewählt. Wenn du dich erinnern kannst, wurde mir dieser Job anvertraut.»

«Konntest du dich befreien?» schnitt der Magere ab, da die Diskussion nicht den erwünschten Verlauf nahm und da sein Kumpan auch noch im Recht war.

«Noch einen Moment. Ich glaube, dass es nachlässt.»

Kurz danach riss das Seil, mit dem sie am Tank gefesselt waren, mit einem trockenen Geräusch und der Bauch des Dicken, der endlich von den Fesseln befreit war, nahm wieder seine normalen Dimensionen an.

«Geschafft» sagte der Dicke zufrieden.

«Sehr gut. Jetzt müssen wir es aber so lange hochhalten, bis die Wache reinkommt. Es muss alles so aussehen wie vorher.»

«OK Kumpel. Ich tu wieder so, als würde ich schlafen.»

Die beiden mussten nicht lange warten. Einige Minuten danach kam auch der Helfer der Frau Doktor wieder zurück, um das Zelt zu inspizieren. Er machte seine übliche oberflächliche Kontrolle und da er nichts Außergewöhnliches bemerkte, schloss er den Reißverschluss, ging wieder in den Schatten der Veranda und zündete seine handgedrehte Zigarette an.

«Jetzt» sagte der Magere. «Los geht's.»

Das Aufstehen war, auf Grund der Verletzungen der beiden, schwieriger als vorgesehen, aber nachdem sie einige dumpfe Schmerzlaute, begleitet von einigen Flüchen von sich gegeben hatten, standen sie sich gegenüber.

«Gib mir die Kelle» befahl der Magere, während er sich den Knebel abnahm. Die Stricke an der rechten Seite verhinderten, dass er sich frei bewegen konnte, aber durch das Auflegen der offenen Hand konnte er den Schmerz etwas lindern. In wenigen Schritten erreichte er die Wand gegenüber dem Eingang, kniete sich hin und schob langsam die Trowel Marshalltown hinein. Die scharfe Klinge der Kelle schnitt den weichen Stoff der nach Osten gerichteten Wand, wie Butter durch und erzeugte so einen etwa zehn Zentimeter großen Schnitt. Der Magere schaute mit dem rechten Auge für einige Momente durch den Schlitz. Wie vorhergesehen, war da niemand. Sie konnten nur, etwa hundert Meter entfernt, die Ruinen der antiken Stadt sehen, wo sie vorher den Jeep versteckt hatten, der ihnen als Fluchtfahrzeug mit der Beute dienen sollte.

«Alles frei» sagte er, während er mit der Klinge der Kelle den Schlitz bis zum Boden verlängerte. «Gehen wir» und zwängte sich kriechend durch die Öffnung.

«Hättest du das Loch nicht noch ein bisschen größer machen können?» meckerte der Dicke zwischen Schmerzlauten, während er versuchte, ebenfalls nach draußen zu gelangen.

«Beweg dich. Wir müssen jetzt so schnell wie möglich von hier verschwinden.»

«Du sagst das so einfach. Ich kann gerade so laufen.»

«Komm jetzt, beeil dich und hör auf zu jammern. Denk dran, dass uns, wenn wir hier nicht abhauen, keiner ein paar Jährchen Knast ersparen wird.»

Das Wort “Knast” verlieh dem Dicken immer zusätzliche Kraft. Er sagte nichts und still leidend folgte er dem Kumpan, der geduckt in Richtung der Ruinen schlich.

Es war das Dröhnen eines weit entfernten Motors, das dem Wächter verdächtig vorkam. Er schaute einen Moment auf seine fertig gerauchte Zigarette und schmiss sie mit einer schnellen Bewegung zu Boden. Er ging in das Zelt und konnte seinen Augen nicht glauben: die beiden Gefangenen waren nicht mehr da. Neben dem Kraftstofftank lag das Seil, etwas weiter weg die Stoffstücke, die als Knebel gedient hatten und an der Rückwand des Zeltes ging ein großer Riss bis zum Boden.

«Hisham, Leute» schrie der Mann mit all seiner Kraft. «Die Gefangenen sind entkommen!»

Sternenschiff Theos – Die Superflüssigkeit

Das Abbild des Gegenstandes, den Petri in dem Freiraum zwischen Kodon und der Erde positioniert hatte, ließ beide Erdbewohner erstarren.

«Und was soll das sein?» fragte Elisa neugierig, während sie näherkam, um es besser zu sehen.

«Wir haben ihm noch keinen offiziellen Namen gegeben.» Petri brachte das fremdartige Objekt wieder in den Vordergrund und sagte zu Elisa «Vielleicht kannst du einen aussuchen.»

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