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Der Himmel Von Nadira
„Einige haben bereits drei davon ausgetrocknet!“ sagte dieser und gab seinem Kommilitonen das Objekt, auf das er sich bezog.
„Komm, trink einen Schluck!“ lud er Roul ein, wobei er den Wein Conrad übergab.
Der kleine Junge ergriff die Karaffe und trank einen Schluck, verzog aber sein Gesicht und schluckte ihn mühevoll herunter. Die anderen beiden lachten amüsiert als sie sahen, wie Rabels Sohn versuchte, sich wie ein Erwachsener zu benehmen.
“Ich denke, dass er für Frauen noch Zeit hat!” rief Roul aus, wobei er unterstrich, dass Conrad ja noch Schwierigkeiten mit Wein habe, geschweige denn mit Frauen.
„Was erwartest du? Er ist nur neun Jahre alt.” bemerkte Tancred.
“Ich ging mit neun Jahren mit meiner ersten Hure!” antwortete Roul, obwohl das absurd erschien.
Das war der letzte Satz, den Conrad noch mit klarem Kopf hörte. Beim zweiten Schluck Wein begann er, verschwommen zu sehen und die einzelnen Stimmen nicht mehr vom riesigen, nebulösen Stimmengewirr Tausender sprechender Münder in Dutzenden verschiedener Sprachen zu unterscheiden.
“Harte Faust, du denke, dass wir deinen Stiefsohn verloren haben…”, kommentierte Geuffroi, ein edler Normanne, ihr Freund.
“Er ist der Sohn von Bruder Rabel, nicht meiner… der Sohn von der Harten Faust würde das Feuer dieses Berges trinken.” prahlte Roul und spekulierte auf einen Erben, den er nie gehabt hatte, und zeigte auf Jebel.
„Frauen, Würfel und Wein… vor dem Zelt der Varangianischen Wache lassen sie es sich gut gehen!“ mischte sich ein anderer ein, der erregt und außer Atem hereinkam.
Sie gingen zu dem fraglichen Ort, aber als sie die Lichtung vor dem Kommandozelt erreicht hatten, nahmen sie von all ihre Absichten wieder Abstand. Conrad war noch immer benebelt war und folgte den alten Freunden seines Vaters, ohne etwas zu verstehen. Dutzende und Dutzende von Menschen, Soldaten aller Art, Religiöse und sogar einige Frauen, die sich noch nicht ganz ihre Entblößungen bedeckt hatten, waren alle um die Mitte des Platzes herum verteilt und wollten etwas erleben. Es herrschte Stille, und die Spannung war typisch für die Momente, in denen Schreckliches passieren sollte. Auch die Varangianische Wache, diejenigen, die sich vergnügen sollten, starrten auf das Zentrum des Geschehens. Roul machte sich den Weg frei, indem er die Leute vor sich zur Seite schob; Tancred, Geuffroi und Conrad nutzten den Durchgang, um vorwärtszukommen.
Aus dem Zelt von Giorgio Maniace kamen vier Männer heraus, vier Stratioten54 aus Konstantinopel, erkennbar durch die Rüstung und das mediterrane Aussehen. Um die Szene herum, die sich gerade aufbaute, stellten sich andere römische Soldaten55…, Kalabresen, Mazedonier und Apulier zum Schutz auf, da sie die Reaktion eines Menschen in der Menge fürchteten.
An diesem Punkt wandte sich Tancred an einen Nahen Waffengefährten, der die Szene vermutlich von Anfang an beobachtet hatte.
„Freund, was zum Teufel geht hier vor?“
Dieser antwortete leise und mit einer Hand vor dem Mund:
„Maniakes56 und Arduin… es scheint, dass zwischen den beiden ein Disput entstanden ist.“
„Warum?“
“Sie sprachen auf Griechisch, ich habe nicht alles verstanden… aber…”
“Aber was?”
„Offenbar hat der Streit wegen einem Pferd angefangen.“
Die Wagen mit der Beute waren teilweise geleert worden, und vertrauenswürdige Männer sortierten das Material nach seiner Art aus. Tatsächlich stand ein wunderschönes arabisches Vollblut, schwarz wie Pech mit glänzendem Fell, vor den Wagen. An diesem Punkt zogen die vier Stratioten das Tier zu dem Ort, den sie gerade verlassen hatten. Einige Longobarden57 machten sich ebenfalls auf den Weg, aber die Speere der Schutzsoldaten geboten ihnen Einhalt.
Dann kam Giorgio Maniace aus dem Zelt, mit den Händen an den Hüften und wütend. Mit seinem guten Auge begann er, jeden der Anwesenden zu fixieren. Dann schrie er in seiner Sprache, aber alle verstanden es:
„Hat noch jemand anderes die Absicht, den Strategos58 herauszufordern?“
Diese Frage leitete das ein, was sich abzeichnete.
Die vier, die das Pferd nach drinnen gebracht hatten, zogen Arduino, den Anführer des Kontingents der Longobarden, schlimmer als eine Bestie aus dem Zelt. Sie packten ihn am Bart, damit er sich dem nächsten Willen von Maniace unterwerfen konnte, und banden ihn an den Fahnenmast an der Ecke des Kommandozeltes, den mit der gehissten Flagge mit dem Doppeladler von Konstantinopel. Schließlich riss Giorgio Maniace einem seiner Diener in der Nähe eine Peitsche aus den Händen und nachdem er den Rücken und das Gesäß des unglücklichen Arduino entblößt hatte, begann er ihn persönlich auszupeitschen. Stur und hart wie der andere war, gab er natürlich keinen Laut von sich.
Andere Leute zu befehlen war nie einfach. Man riskiert, einen anderen glücklich zu machen und unzufrieden den andere. Aber Giorgio Maniace machte niemanden glücklich, und außer den Menschen des Volkes, die ihn als den Befreier des Christentums sahen, haßten ihn alle.
Was unter den Augen der gesamten Armee geschehen war, war etwas Unglaubliches: Ein Anführer…, ein Anführer der Hilfstruppen, war wie ein Sklave gedemütigt worden. Maniace zählte auf den größten Teil der Armee, den regulären Teil, der seinem direkten Kommando anvertraut wurde, so dass es ihm leichtfiel, seine Ansprüche geltend zu machen. Arduino kontrollierte stattdessen die Konteraten, die Männer, die mit Schild und Speer bewaffnet waren und die in Apulien mit Gewalt rekrutiert wurden; es ist klar, dass ihn außer einigen treuen longobardischen Adligen niemand verteidigen würde.
Der Kern der Frage war dann absurd:
Um es kurz zu machen, hatte Arduino sich geweigert, dieses wunderschöne arabische Vollblut an seinen General, den Strategos, zu übergeben, und es entstand eine Diskussion, in der keiner von beiden nachgeben wollte. Aufgrund Arduins weiterer Ablehnung hatte Maniace entschieden, ihm eine beispielhafte Lektion zu erteilen, die ihm seine fehlende Disziplin einbläuen sollte.
Doch nicht immer löst die Gewalt die Streitfragen, vielmehr sind die Folgen, die sich aus ihrer Anwendung und ihrem Missbrauch ergeben, unangenehmer als die Ursache, aus der sie hervorgerufen wurde. Was diese Geste ausgelöst hat, konnte sich nicht einmal Maniace vorstellen, der, um die Wahrheit zu sagen, von einem sehr schlechten Charakter getrieben wurde, der oft impulsiv handelte und nicht auf die Konsequenzen seiner Handlungen geachtet hatte. Und, während die Armee dem Sieg auf dem Feld große Bedeutung beitrug und sich vergnügen wollte, schätzte er die erfolgreiche Flucht Abd-Allahs als einen Misserfolg ein. Die ganze Schuld lag bei der Flotte, die dem sarazenenischen Emir erlaubt hatte, auf der anderen Seite der Berge an Land zu gehen und die Hauptstadt Balarm zu erreichen. Derjenige, der die Marine befehligte, die den Truppen von Maniace hätte helfen sollen, war Stefano der Calafato, doch die militärische Fähigkeit des letzteren konnte nicht mit der Fähigkeit des Generals verglichen werden. Stefano befehligte die Flotte nur, weil er der Schwager des Kaisers war, und wegen dieser Überlegung, die den Verdienst nicht berücksichtigte, ertrug ihn Giorgio Maniace nicht.
“So enden diejenigen, die Geórgios Maniákis herausfordern!” schloss der General, betrachtete die Umstehenden in ihrer Gesamtheit und streckte seinen Arm mit der Peitsche in ihre Richtung.
Die Menge begann sich zu diesem Zeitpunkt aufzulösen, aber es war klar, dass die Feier dort vorbei war, beim Anblick von Arduins blutigem Rücken. Der Longobard wurde von seinen Getreuen aufgesammelt und in sein Zelt zurückgebracht. Dass es hier nicht vorbei war, wusste jeder…
Roul und seine Waffengefährten zogen sich in den Lagerbereich zurück, in dem sie untergebracht waren; sogar Wein und Frauen verloren ihren Reiz an diesem Abend.
Nachdem sie sich zurückgezogen hatten, und es war schon an Sonnenaufgang, sagte Roul, der sich an den Pfahl lehnte, an den sein Pferd festgebunden war:
“Was wir heute gesehen haben, ist absurd!”
“Ich sage, wir hätten eingreifen müssen.” sagte Tancred.
„Wir antworten Guaimar von Salerno, nicht auf Arduin.“, antwortete Roul.
„Auch Arduin antwortet Guaimar. Der gleiche Herr hat uns eingestellt.”
“Dann möge er die Ehre seines Herrn wieder herstellen! Ist Guaimar nicht auch ein Longobard?» bemerkte Geuffroi, in Übereinstimmung mit Roul.
„Es geht nicht um Blut oder Brüderlichkeit, es ist eine Frage, dass kein edler, der auch noch guter Abstammung ist, diese Behandlung verdient. Hätten wir nicht eingegriffen, wenn es statt Arduin um Willaume de Hauteville gegangen wäre?“
„Willaume hätte ihm das Herz mit einem Biss herausgerissen!“ rief Roul aus.
“Aber Willaume hütet sich davor, dem verfluchten, zornigen Hund eines Mazedoniers zu widersprechen!” sagte jemand…, aber es war nicht klar, wer gesprochen hatte.
Die Tatsache, dass die drei Soldaten eine Geste der Ehrfurcht machten, sagt viel darüber aus, wer der Typ war.
“Willaume, wir sprechen nur, weil der Atem Teil der Entschädigung ist.” rechtfertifte sich Tancred mit etwas Ironie, genau jener unter ihnen, der die Nichtintervention in Frage stellte.
“Tancred Langhaar, eines Tages werdet ihr mir erklären, warum sie euch so nennen.” antwortete Willaume, Wilhelm von Hauteville.
„Langhaar war mein Großvater… Ich habe nur den Namen geerbt.“
Dann sah er den größten unter allen an und unmittelbar danach Conrad daneben.
„Roul die Harte Faust, es ist sehr ehrbar, was ihr für dieses Kind tut.“
„Willaume, etwas stärkeres als Blut bindet mich an meinen Bruder Rabel.“
„Das zeigt, dass hinter dieser Axt ein Herz schlägt…“
Dann atmete er tief ein und sagte:
“Auf jeden Fall möchte ich, dass ihr wisst, dass ich aus den Zelten der Varangianischen Wache komme… und dass diese Sache auch Harald gar nicht gefallen hat.”
„Ich glaube, das hat niemandem gefallen. Man kann einen Kapitän nicht auf diese Weise demütigen!” wiederholte Tancred.
„Ich bin mir sicher, dass ihr, wenn ich an der Stelle von Arduin gewesen wäre, nicht zugesehen hättet.“
“Das kannst du laut sagen, Willaume!” behauptete Geuffroi.
“Aber es wäre ein Selbstmord gewesen! Auch Arduin wusste das heute.“
“Für Arduin wird es auch ein Selbstmord sein, wenn er morgen eingreift… oder übermorgen… oder in einem Monat.” bestärkte ein anderer, der soeben hinzugekommen war.
Es war Drogone, für alle Dreu, jüngerer Bruder von Wilhelm. Im Halbschatten des Sonnenuntergangs, da er dem Licht der Dämmerung den Rücken zuwandte, erkannten sie ihn sofort aufgrund des auf der Tunika aufgenähten Symbols der normannischen Adelsfamilie des Unterlaufs der Seine; mindestens fünfzig folgtem ihm und die Sache begann, wie der Auftakt einer Revolte auszusehen.
“Tja, Arduins Conterate sind nicht einmal gut als Dünger für das Feld, wenn sie einmal tot sind.” antwortete Wilhelm.
“Aber sicher wird Guaimar nicht nur zusehen, wenn ihn die Nachricht in Salerno erreicht. Ich bin sicher, dass das, was er wegen Arduin entscheidet, auch für uns entscheiden wird. Und dann hat Maniakes es nicht nur mit den Konteraten Arduins und seinen wenigen Getreuen zu tun, sondern auch mit dem gefürchteten normannischen Kontingent… und nur Gott weiß, wie sehr wir gefürchtet werden!” erklärte Drogone.
„Und die Variangianische Wache? Die persönlichen Wachen von Kaiser Michele, auf welcher Seite werden sie stehen?» fragte Geuffroi.
“Harald Hardada und seine Männer unterscheiden sich nicht sehr von uns und den Gründen, die uns zum Krieg zwingen. Und ich sage das nicht nur, weil wir die gleiche Herkunft aus den Nordländern haben. Ich sage das, weil ich sie gehört habe. Gott bestrafe mich, wenn ich mich irre! Wenn Harald seine Vergütung bedroht sieht, wird es Maniakes auch mit aufnehmen müssen.” erklärte Wilhelm.
„Was müssen wir also tun?“ fragte Geuffroi verwirrt.
„Vorläufig nichts. Maniakes wird bereits über diese improvisierte Versammlung Bescheid wissen - seine Informanten befinden sich überall in der Armee und auch unter den unseren - und er wird sicherlich die schlimmste der Annahmen, nämlich den Boykott dieses Krieges durch alle Hilfskontingente, in Betracht ziehen. Wir warten mit Vorsicht auf das, was geschieht. Wir warten darauf, Arduins Reaktion zu sehen. Wir können jedoch nicht riskieren, von diesem griechischen Fuchs überrascht zu werden… also, Brüder, legt eure Rüstungen nicht ab und bleibt immer vereint. Vergesst den Wein für diese Nacht, und nur diejenigen, die nüchterner als betrunken taumeln, werden sich daranhalten. Zieht euch nicht aus, um zu den Frauen zu gehen. Schlaft in Schichten und bleibt immer über meine Anordnungen auf dem neuesten Stand.” unterbreitete er seine Richtlinien an Wilhelm, aber so wie er sie sagte, schien es fast wie ein Rat unter Freunden.
Dann begann er erneut und sagte:
„Diese Nacht wird eine lange Nacht sein, aber wir werden die Regeln unseres Auftrages nicht verletzen, solange uns von der anderen Seite deerselbe Respekt zugesichert wird. Jemand von uns hat schon in der Vergangenheit gegen die Römer gekämpft… er weiß, wovon ich rede, wenn ich sage, dass man im Freiden wie im Krieg nichts als selbstverständlich annehmen sollte. Jeder zu seinem Zelt, Brüder, aber schlaft nicht zu tief!”
Die improvisierte Versammlung, wie sie von Wilhelm definiert wurde, löste sich nach seinen Worten auf. Es würde eine lange Nacht werden, eine von denen, die Entscheidungen mit sich bringt, eine jener schlaflosen Nächte für Krieger, die immer bereit sind. Jeder packte seine Kriegswaffe und legte sie neben sein Kissen, sowie den üblichen Dolch, der zwischen seinen Kleidern versteckt war.
In all dem schien Conrad am meisten besorgt zu sein, und nicht, weil er noch keine Waffe besaß, und auch nicht, weil in seinem jungen Alter alles größer und furchteinflößender erscheint, sondern weil er fürchtete, er müsse abreisen, ohne sich von seinem Vater ein letztes Mal verabschieden zu können.
Kapitel 13
Winter 1060 (452 seit Hegirae), hinter den Mauern von Qasr Yanna
Es war nur ein Tag und eine Nacht vergangen, seit Mohammed Ibn al-Thumna den Rabaḍ verwüstet und Nadira entführt hatte. Die Boten von Ali ibn al-Ḥawwās waren vom Berg gestiegen, um die Ursache der Brände zu überprüfen, die während der Nacht entdeckt wurden, aber sie hatten nichts ausrichten können. Auch die zehn Männer des Qā’id, die unmittelbar danach auf der Suche nach Nadira und ihren Entführern losgezogen waren, konnten nichts tun.
Als diese armen Zwölf von den Halsabschneidern der Qā’id von Catania, hauptsächlich Späher und Wachmänner, mit dem Schwert getötet wurden, begann die gesamte Bevölkerung, in der allgemeinen Psychose ihre Koffer zu packen. Eine lange Prozession von Männern, Frauen und Kindern, aber auch von Tieren und von Hand oder Maultieren gezogene Karren, stieg zu den Mauern von Qasr Yanna an, wo sie den Schutz finden konnten, den sie im Rabaḍ nicht gehabt hatten. Innerhalb der Mauern begannen sie, sich so gut wie möglich einzurichten: Wer einen Verwandten hatte, bat um Asyl im Haus, wer keinen hatte, ließ sich an der Häusergrenze nieder und baute sich einen Schutz, mit dem was er fand. Auch Alfeo folgte der Masse und zog es vor, die Hacke liegen zu lassen, um Zuflucht in Qasr Yanna zu finden.
Corrado, der geschwächt war und sich noch nicht vollständig erholt hatte, sah sich den Folgen des Fiebers gegenüber. Nun hatte er, überzeugt von Apollonia, seinen Wunsch nach Rache beiseitegelegt, um allem, was für die neue Unterkunft zu tun war, Vorrang zu geben. Alfeo und seine Kinder, wie die geschickten Beduinen, bauten die Zelte neben den Gemüsegärten auf, die innerhalb der Mauern angebaut wurden, und auf der Rückseite von einem der berühmten Gärten von Qasr Yanna. Genau hier erhielt Corrado am Nachmittag einen Besuch.
Umar trat arrogant und überheblich vor, und als er sich dem Zelt der Christen des Rabaḍ näherte, zerstörte er einen Teil davon, um es zu betreten, ohne sich die Mühe zu machen, um Erlaubnis zu bitten.
“Corrado, komm raus!” schrie er.
Der andere wollte das Feuer entzünden, während die Familie ihn umgab und darauf wartete, endlich die einigen Hände wärmen zu können.
Corrado hob die Augen, sah ihn an und antwortete ruhig:
„Die Zeit, die ich brauche das Feuer anzuzünden.“
“Komm raus… sofort!” befahl Umar wieder, diesmal fasste er sich am Kopf dort, wo er zwei Tage zuvor geschlagen worden war.
„Warte auf mich an den Gärten.“
Umar stapfte wütend davon.
“Was will er noch von uns?” fragte Caterina verängstigt.
“Das ist der Grund, warum ich dir sagte, dass du mit deiner Geste unsere Ruhe zerstört hast.” wiederholte Alfeo.
“Offensichtlich war die Tatsache, dass Michele ihm das Leben gerettet hat, für ein solches Tier nicht ausreichend!” antwortete Corrado.
„Pass auf was du sagst und zeige dich unterwürfig!“ sagte Alfeo.
Corrado ergriff jedoch das Messer, mit dem seine Mutter eine bittere Orange aus den unteren Tälern schälte, steckte es in den Hosenbund und befreite sich von Apollonia, die ihn besorgt am Arm festhielt.
“Bleibt hier!” befahl er der ganzen Familie, bevor er das Zelt verließ.
Umar wartete in der Nähe einer Mandel auf ihn, während ein Dutzend Schritte hinter ihm der Rest seiner Familie stand.
“Hat es dir nicht gereicht, dass mein Bruder dir das Leben gerettet hat? Was willst du noch von mir?”
„Michele hat deine vergangenen Verbrechen bezahlt, aber seine Geste kann deine heutigen nicht zurückzahlen.“
“Und die zwei Tage, die du mich an einem Pfahl gefesselt hast sterben lassen, haben sie sich bezahlt gemacht?”
“Das diente nur dazu, dir klarzumachen, welchen Platz ungläubige Schweine wie du einnehmen sollen!”
Corrado führte instinktiv seine Hand an den Hosenbund, aber sobald er den Griff unter den Fingern verspürte, ließ er es sein.
„Sag mir, warum du mich gesucht hast.“
„Die Männer eines gewissen Salim haben meine Schwester entführt.“
„Das wissen alle, Umar. Denk mal nach… du, der auf Nadira so eifersüchtig war, hast sie dir unter der Nase wegschnappen lassen… gerade du, der nur erlaubt hat, dass man ihre Augen sieht… Was hast du dir dabei gedacht, als du diesen Schurken im Haus aufgenommen hast? Dachtest du, mit Nadira bei einem Fremden anzugeben, ohne Konsequenzen tragen zu müssen? Sogar ich würde meine Schwester vor dem Blick eines Fremden verstecken. Du legst die Beute vor das Maul des Wolfes und dann beschwerst du dich, dass er sie sich wegnimmt? Umar… Umar… großer und dummer Umar!”
Umar zog den Krummsäbel, der an seiner Gürtelschlaufe hing, heraus und war hin und her gerissen, auf die Provokation zu reagieren.
„Machs doch, Umar… machs! Und dann fragst du die Füchse, die sich letzte Nacht im Rabaḍ herumtrieben, was mir dieser Mann sagte. Ich bin mit nämlich sicher, dass du heute deswegen nach mir gesucht hast.»
Umar steckte seine Waffe wieder ein und antwortete:
„Warum bist du dann nicht gestern schon zu mir gekommen, um es mitzusagen?“
„Ich glaubte, dass dein Qā’id dir bereits gesagt hat, was du wissen willst. Oder ich muss glauben, dass er dich nicht einmal empfangen hat…”
„Ich habe mit dem Qā’id gesprochen und er wird alles tun, um Nadira nach Hause zu bringen. Er wird das Lösegeld bezahlen und dann den Männern, die diesen Affront gewagt haben, die Jagd geben!»
„Hat er Sie das so gesagt? Hat er von Lösegeld gesprochen?» fragte Corrado verdutzt.
„Das, was ich mit dem Qā’id besprochen habe, geht dich nichts an. Sag mir nur, was dieser verdammte Salim zu dir gesagt hat.»
„Ich schude dir nichts… das weißt du.“
“Du schuldest mir dein Leben, denn wenn du noch atmest, ist es Dank meiner Gnade.”
„Wenn du willst, dass ich dir sage, was ich weiß, möchte ich etwas dafür.“
Umar, legte seine Hand ungeduldig wieder an seinen Krummsäbel, aber Corrado ergriff den Griff zusammen mit ihm und verhinderte, dass er reagieren konnte. Umar packte daraufhin mit seiner anderen Hand den Hals Corrados und versuchte ihn zu erdrosseln, ließ aber wieder los, als er das Messer bemerkte, das an seinen Bauch drückte.
„Ich sollte dich aufschlitzen, Umar…, aber ich möchte das Haus meines Vaters nicht in den Ruin treiben.“
Jala, die die ganze Szene gesehen hatte, rannte ihnen entgegen.
„Nein, Umar, nicht so!“
Corrado versteckte das Messer wieder und Umar machte zwei Schritte zurück, wobei er sich bewusst war, dass es wirklich knapp gewesen war.
„Lass mich mit dem Christen sprechen, allein.“ bat Jala.
„Bist du verrückt?“
„Bitte, Umar. Corrado wird sich nicht weigern, das Wort einer Mutter anzuhören.“
„Er ist bewaffnet!“
Aber Corrado griff ein:
“Und glaubst du, dass ich deiner Mutter Schaden zufügen könnte? Würde ich Umar heißen, oder würde ich den Namen eines deiner Schergen tragen, vielleicht hätte ich auch eine Frau schlagen können; Apollonia trägt noch die Prellungen!»
„Umar, geh bitte zu deiner Frau.“
Der Schuldeintreiber des Qā’id ging weg und ließ seine Mutter, wenn auch mit Enttäuschung, allein.
„Junge, es tut mir leid für deine Schwester… Ich weiß, dass ein Feigling gemeint hat, er müsse sie züchtigen. Umar hat damit aber nichts zu tun… er war es nicht. Und dann, du kannst die Prellungen deiner Schwester noch sehen… wenn wir doch nur noch ein gezüchtigtes Mädchen heilen können!»
„Es tut mir leid für deine Tochter.“
„Die Leute beginnen zu sagen, dass die Toten des Rabaḍ die Folge der Augen von Nadira sind und dass die Kuriosität dieser ungewöhnlichen Augen in dieser Nacht ihre Früchte geerntet hat; dass Sheitan59 die Augen von Nadira mit dem Tor zur Hölle verbunden hat! Jetzt sehen sie uns alle mit Misstrauen an.“
„Um was machst du dir Sorgen? Wir leben seit jeher mit dem Misstrauen der Leute.“
„Corrado, bitte! Ich habe mit meinen Augen gesehen, wie dieser Fremde mit dir sprach, bevor er in der Nacht verschwand.”
Corrado hätte diese Wahrheit nicht einer verzweifelten Mutter vorenthalten, doch angesichts der Tatsache, dass seine Familie seit jeher sozial bestraft worden war, war er sicher darüber, im Gegenzug etwas verlangen zu können.
„Wo seid ihr untergebracht?“
„Der Qā’id hat uns erlaubt, uns in einem kleinen, möblierten Haus einzurichten. Warum fragst du?»
„Für das, was ich dir sagen werde, verlange ich, dass meine Familie Unterkunft in einem Haus wie eures findet. Die Nächte sind kalt, und wir haben nicht genug Holz und Decken, um uns zu wärmen.“
„Das, worum du mich bittest, ist unmöglich. Was gehört uns zwischen diesen Mauern, dass wir jemandem so etwas gewähren könnten?”
„Dort, wo euch der Qā’id aufgenommen hat, habt ihr sicher genug Platz.“
“Das Gesetz des Propheten verbietet es, das gleiche Dach länger als drei Tage mit den Dhimmis zu teilen.”
„Also dann drei Tage… und dann wirst du den Qā’id, deinen zukünftigen Schwiegersohn, bitten, dir einen anderen Ort zu suchen, an dem du bleiben kannst.“
„Wären die Ställe auch in Ordnung?“ fragte Jala und wollte wissen, ob es für Christen annehmbar wäre, eine solche Unterkunft zu finden.
„Wenn euer Gesetz nichts über die gemeinsame Nutzung desselben Dachs mit den Maultieren sagt, sind auch die Ställe gut.“
Jala blieb sprachlos und nahm zur Kenntnis, dass Corrados Arroganz keine Grenzen kannte.
“Willst du uns demütigen? Warum? Reicht dir nicht, was du mir angetan hast?”
Die Frau hatte jetzt glänzende Augen.
Corrado überkam eine merkwürdige Scham, als er diese Tränen sah und diese Worte hörte. Er drehte sich um und starrteeine andere Richtung, weit weg von von Jalas Gesicht.
“Ich habe dir nichts getan.” antwortete er, während er auf eine Gruppe von Kindern starrte, die zum Spiel hinter einer Henne herjagten.
“Ich weiß, du warst da… und du weißt auch, dass ich dich gesehen habe. Schau mir in die Augen; lüge mich nicht an! Seit ich dich das erste Mal im Rabaḍ sah, ein Jahr nach dem ersten Mal, wünschte ich mich sehr, dass du sterben würdest. Wenn ich erzählt hätte, was passiert war, dann bin ich sicher, dass meine Wünsche erfüllt worden wären, aber was wäre dann mit Nadira und aus ihrem inneren Frieden geworden? Und dann hattest du Umars Alter und schlecht von einem zehnjährigen Kind zu denken, machte mir vor Allah mehr Schande, als die Scham, dein Gesicht auf der Straße zu sehen. Ich habe dich mit der ganzen Seele gehasst, Corrado! Und auch heute noch kann ich dich nur hassen… Du repräsentierst meine Schande!”