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Blutsbande
âUnd zwar wie?â Rens Stimme hatte aus Respekt ihre Schärfe verloren. Storm hatte recht⦠er schuldete ihm sein Leben und Storm würde ihn nicht für eine Kleinigkeit holen.
Storm ging vor dem Schreibtisch auf und ab. âDie einzige echte Antwort, die ich dir im Moment geben kann, ist, dass du hier bist, um mir im Kampf zu helfen. Ich fordere hier eine Menge Schuldzahlungen ein. Ich hole die besten TEP-Teams in die Stadt und du bist nun zu meinem Stellvertreter befördert worden.â
âVielen Dank.â Die Tatsache, dass dies ohne jegliche Emotion gesagt wurde, wurde von beiden ignoriert.
âZachary wird die Verantwortung haben, wenn uns etwas zustöÃtâ, fügte Storm betont hinzu. âUnd früher oder später werdet ihr beide Informationen austauschen müssen⦠besonders, wenn ich nicht erreichbar bin.â
âNa, das klingt nicht gut.â Ren runzelte still die Stirn und fragte sich, wieso Storm nicht schon die Antworten auf seine eigenen Fragen hatte. Für jemanden, der in die Zukunft springen konnte, war es komisch, dass er nicht wusste, wer eine Schlacht gewinnen würde.
âIch werde eine Weile lang nicht oft hier sein, weil ich all die Teams finden muss. Obwohl sie in Zweierteams arbeiten, haben sie eine ärgerliche Angewohnheit, einfach zu verschwinden und ihre eigenen Aufträge zu kreieren, wenn ihnen etwas über den Weg läuft.â Er fuhr mit den Händen durch sein Haar. âEs wird selbst für mich schwierig werden, sie aufzuspüren.â
âUnd wenn du sie hier ablieferst, darf ich Kindermädchen spielen?â, fragte Ren, der noch nicht ganz verstanden hatte.
âNein.â Storm schüttelte seinen Kopf, aber lächelte über die Vorstellung. âDiese Leute sind keine Kinder. Ihr Auftrag ist derselbe wie deiner⦠die Stadt zu schützen. Ob ihr miteinander kommuniziert, liegt an dir. Aber mit deiner Macht kannst du ein Raster über die Stadt zeichnen und ihnen sagen, wo alle wichtigen Punkte sind. Dies ist vorerst einfach nur die Basis. Du und Zachary, ihr werdet die einzigen sein, die mich kontaktieren können, wenn ich nicht hier bin.â
âWirklich?â Ren schaukelte in seinem Stuhl, denn all die Geheimnisse faszinierten ihn. âUnd ich dachte, dass ich der Asoziale von uns beiden warâ, bemerkte Ren. âHast du vor zu verschwinden?â Es hätte ein Scherz sein sollen, aber als er erkannte, wie Storm zuckte, hörte er auf zu schaukeln.
Storm rieb sich den Nacken, wählte seine Worte sehr sorgfältig. âIch kann in dieser Dimension durch die Zeit reisen, aber wenn es eine Gegend gibt, wo die dimensionalen Wände rissig geworden oder durchbrochen sind⦠wird sie meine Macht verweigern.â Das war noch milde ausgedrückt.
Zwischen Storms Zeilen zu lesen war eine Wissenschaft für Ren geworden und plötzlich verstand er, wieso Storm nicht wusste, wer die Schlacht gewinnen würde. âIch folge dir nochâ, bemerkte er.
Storm ging zu dem riesigen Fenster hinüber, das auf das Meer hinausblickte und klopfte gegen das Glas. âDieses Glas ist mehr als nur kugelsicher.â Er seufzte, als er sich wieder umdrehte und seinen Rücken an die Scheibe lehnte. âAber es ist nicht undurchlässig für das Böse.â Er nickte in Richtung des Sofas, das er eben erst verlassen hatte und flüsterte Worte, die in der Geschichte längst vergessen waren.
Ren atmete scharf ein, als an der Decke und am Boden rechts im Zimmer ein groÃer Kreis aufleuchtete, das Sofa genau in dessen Mitte. Er konnte sogar die flimmernde Schutzmauer sehen, die sich zwischen den Kreisen vom Boden zur Decke zog.
âWas ist das?â Er versuchte, die Bewunderung nicht in seiner Stimme zu zeigen, aber er schaffte es bei Weitem nicht.
âFür Laien⦠ist es eine Dämonenfalleâ, antwortete Storm, sonnte sich in der Tatsache, dass er offiziell Rens Bewunderung hatte, was sehr schwer zu erreichen war. âKomm⦠geh durch die Wand. Es tut nicht weh.â
Ren streckte seine Hand aus, aber hielt inne, ehe er den Schild berührte. âErwarte ich einen dämonischen Besucher?â
Storm legte seinen Kopf zur Seite. âLass mich dich an etwas erinnern: Wenn ein Kind der Gefallenen Engel in deine Nähe kommt, dann wirst du⦠der Dämon.â Er senkte seine Stimme, sodass sie gespenstisch klang, als er âder Dämonâ sagte. Er und Ren waren sich über diese Sache nicht ganz einig. Ren hatte immer noch Vorurteile gegen alles, was er nicht verstand.
Ren machte einen Schritt zurück, als er das, was Storm gesagt hatte, verarbeitete. Er brauchte sogar mehrere Sekunden, bis ihm eine gute Entgegnung einfiel. âZumindest werde ich derjenige sein, der weiÃ, wo der Schlüssel für den Käfig ist. Die Frage ist⦠wie bringen ich ihn hier herein? Soll ich Dämonen-Leckereien auf das Sofa legen?â
Storm lächelte und schob Ren in den Kreis.
Ren wirbelte herum und wollte wieder zu Storm zurückgehen, aber rannte in etwas, das ihn an einen Eisblock erinnerte. Er machte einen Schritt zurück und drückte seine Handflächen fest dagegen, blinzelte, als er sah, wie die Wände der Barriere Wellen schlugen, als wären sie aus Wasser.
Nachdem er noch einmal dagegen geschlagen hatte, knurrte er: âIch bin kein Dämon!â
Storm hob eine Augenbraue. âNun, ich bin froh, dass wir das geklärt haben.â
Ren schlug die Wand von⦠was auch immer.
âEntspanne dich, ich habe den Zauber so gestaltet, dass er alles einsperrt, was nicht menschlich ist, und nachdem du ein Sukkubus bist und ich in deiner Nähe binâ¦â Er lächelte wieder, wusste, dass dies eine Lektion war, die Ren lernen musste. âEs sein denn, du willst mich einen Dämon nennen?â
âIch habe es verstanden. Wirf das Ding in den Kreis und tritt nicht in meine eigene Falle. Jetzt lass mich raus.â
Storm sagte den Zauber wieder, beinahe die gleichen Worte wie vorhin, nur ein paar Silben waren anders.
Ren lernte schnell und hatte schon beide Zaubersprüche behalten, ehe er wieder sicher hinter seinem Schreibtisch saÃ. Die Stille dehnte sich aus, ehe Storm fühlte, wie die Laune des Moments verflog und er wieder sprach.
âDieses Schloss war früher in Schottland. Ich habe es während der Landnahme Ziegel für Ziegel hierherbringen und wiederaufbauen lassen, aber die neueren Einrichtungen sind modern. Es gibt in fast jedem Zimmer eine Dämonenfalle und du bist der einzige, der sie auslösen kann.â
âEs ist sehr schön.â Ren nickte, fragte sich, was Storm ihm sagen wollte. Manchmal waren seine Geschichten länger als die eines alten Mannes, wenn er durch seine zeitlosen Erinnerungen forstete. Er durfte so viel über die Vergangenheit erzählen, wie er wollte, es war nur gefährlich, etwas über die Zukunft zu sagen.
Er hatte Storm einmal gefragt, wieso er seine Zeit nicht damit verbrachte, in der Zeit zurück zu reisen und die Fehler der Menschheit zu korrigieren, etwa Hitler aus dem Weg zu schaffen. Da hatte dieser ihm erzählt, dass seine Macht Grenzen hatte⦠scheinbar war das Verändern der Geschichte der Menschheit eine davon.
âDieses Schloss war ein Hochzeitsgeschenk für einen meiner sehr engen Freunde.â Storm sah durch das Fenster, von dem aus er die Wiese überblickte, die bis zum Meer führte⦠es war wirklich ein atemberaubender Anblick. Er schluckte, schob die beunruhigende Erinnerung weg.
Als er zurück auf Ren starrte, wurde Storm klar, dass ausnahmsweise noch jemand auÃer ihm einen Hinweis darauf brauchte, was kommen würde. Nachdem seine Macht mit einigen ziemlich ärgerlichen Regeln kam, die ihn davon abhielten, die wichtigsten Dinge zu sehen und es ihm nicht erlaubten, sich in Herzensangelegenheiten zu mischen, würde er einen sehr guten Grund für Ren finden müssen, um ihn dazu zu bewegen, dass er bleiben wollte.
Er konnte schon den Schmerz fühlen, der durch sein Herz stieÃ, aufgrund der Regeln, die er brechen würde, aber ignorierte ihn.
âDieser Ort wird nicht mehr lange hier sein, es sei denn, ich kann die Zukunft verändern.â In seiner Stimme war die Wut zu hören, die er fühlte, als er gegen den Schmerz kämpfte. âEhe ich beschloss, dich hierher zu bringen, bin ich mehrmals in die Zukunft gegangen⦠nur ein paar Jahre. Jedes Mal war das Ergebnis ein anderes, aufgrund einer Verschiebung in den Dimensionen⦠oder viele davon, die genau hier in LA passieren.â
Storm wischte das Blut weg, das aus seinen Augen und seiner Nase zu tropfen begann. âDas letzte Mal, wo ich versucht habe, hierher zu kommen⦠war ein Teil des Schlosses eingestürzt und die Wände, die noch standen, waren voller Blut, das die Sonne in den Stein gebacken hatte.â
âHalt den Mund.â Ren sah ihn böse an, denn es gefiel ihm nicht, wie die Farbe aus Storms Gesicht verschwunden war, als die Blutungen begannen. Storm hatte immer Scherze darüber gemacht, dass er niemandem von der Zukunft erzählen konnte⦠es zu tun würde ihn umbringen, aber Ren fand es nicht mehr lustig, als er die Wahrheit sah. âIch habe die Quintessenz verstanden und den Rest werde ich schon selbst herausfinden.â
Storm stolperte zu dem Stuhl, hielt seinen Kopf fest. âIch versuche, unsere Chance zu erhöhen, indem ich so viele von uns nach LA bringe, wie ich kann.â
Ren stand auf und ging um den Tisch herum, ergriff Storms Schulter und einen Lidschlag später waren sie wieder zurück auf der Insel. âWenn du noch einmal versuchst, mir von der Zukunft zu erzählen, werde ich dir einen Arschtritt verpassen.â
Bevor Storm wieder klar genug sehen konnte, um zu erkennen, wo er war, war Ren verschwunden. Als er die schrecklichen Kopfschmerzen fühlte, von denen er wusste, dass sie wahrscheinlich Tage anhalten würden, lächelte er, denn er wusste, dass es das wert gewesen war. Ren war auf seinem Platz und jetzt, wo Angelica auch in der Stadt war, sollte sie eine weitere versteckte Macht anziehen, die das Glück wieder auf ihre Seite bringen konnte⦠sie brauchten die Götter auf ihrer Seite.
*****
Ren hatte die letzte Woche damit verbracht, durch die StraÃen der Stadt zu spazieren und die Aktivitätszentren in seiner eigenen Karte einzutragen. Er wusste von den Dokumenten, die er aus der TEP-Datenbank heruntergeladen hatte, wo einige der Nicht-Menschen waren, aber als er wanderte oder auf seinem Motorrad fuhr, konnte er eine Macht fühlen, die nicht zu den Dingen auf jener Liste gehörten.
Er schaltete den riesigen Bildschirm an, der eine ganze Wand seines Arbeitszimmers bedeckte, und öffnete die Stadtkarte, dann lehnte er sich in seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch zurück. Für jeden anderen erschien die Karte ein wenig wie Weihnachtsbeleuchtung, denn sie war voller Stecknadelköpfe und Lichtern in verschiedenen Farben.
Jetzt waren es die Farben, die er studierte. Er konnte genau sehen, wo die Formwandler waren⦠er hatte sogar den Moon Dance und das Night Light besucht. Seine Mundwinkel zuckten bei der Erinnerung daran. Er hatte den Fehler gemacht, Heat zu bestellen, und es war ihm gut gegangen, bis er schlieÃlich nach Hause gegangen war. Auf halbem Weg zu seinem Haus war er längst auÃerhalb der Reichweite der Formwandler und stockbesoffen gewesen.
Die Reviere der Formwandler wurden vor allem mit grünen Lichtern markiert, mit ein paar roten und blauen Markierungen⦠blau war das TEP-Team, das in der Gegend stationiert war, und alles, was dort passierte, überlieà er ihnen⦠dasselbe galt für das Wolfsrudel.
Michael, Damon und Kane waren in seinen Augen allesamt tickende Zeitbomben, womit sie gelbe Fähnchen verdienten, und ihre seelenlosen Nachkommen, die in den Schatten der Stadt lauerten, trugen ein geschmackvolles Blutrot. Zumindest war diese feige Gruppe nett genug, sich tagsüber zu verstecken und sie blieben auf nachts meist in Gruppen zusammen, wodurch es einfacher wurde, ihre Nahrungsgründe zu lokalisieren.
Die Gefallenen Engel, auf der anderen Seite, waren ein anderes Thema. Sie waren anfangs schwer aufzuspüren gewesen, aber mittlerweile waren sie so instabil, dass er es aufgegeben hatte, obwohl er wusste, wenn sie in der Nähe waren⦠konnte er sie fühlen. Er erinnerte sich an den Geschichtsunterricht, den er von Storm bekommen hatte.
Die Kurzfassung war, dass die Gefallenen Engel ihre eigene Welt beinahe zerstört hatten, indem sie in unsere Dimension eingebrochen und einige unserer Frauen gestohlen hatten, weil sie sie schön fanden. Menschen zu stehlen war nur der erste Fehler gewesen. Als sie wieder zurück auf der anderen Seite des Wurmlochs waren, hatten sich die Gefallenen Engel mit den gestohlenen Frauen gepaart.
Das Problem war⦠die Kinder, die aus diesen Vereinigungen entstanden, waren nicht, was sie erwartet hatten, und die Geburt führte immer zum Tod der menschlichen Frauen.
Nur ein kleiner Teil der Kinder wurde als vollblütige Gefallene Engel geboren und nur einer von hundert war weiblich. Die anderen waren als Dämonen bekannt⦠Hybriden, die überhaupt nichts Vollblütiges waren. Die meisten Hybriden waren das, was die Menschen Monster nannten. Als sich diese Monster gegen ihre eigenen Schöpfer wandten, begannen die Gefallenen Engel die Hybriden in ihrer Welt auszulöschen, unabhängig davon⦠ob sie Monster waren, oder nicht.
Als sie mit ihrem Genozid fertig waren, erkannten sie, dass es nun mehrere Dutzend Männchen für jedes Weibchen in ihrer Welt gab. Also waren die Idioten zurück durch das Wurmloch gekommen und diesmal lieÃen sie ihre Schöpfungen auf unserer Seite, als sie sich mit so vielen Frauen paarten, wie sie nur konnten⦠so schnell sie konnten.
Als die Kinder geboren wurden und die Mütter starben, nahmen die Gefallenen Engel jeden vollblütigen Gefallenen und brachten ihn zurück in ihre Welt, lieÃen die Hybriden zurück. Nachdem sie die männlichen Kinder, die geboren wurden, nicht brauchten, lehrten sie sie, ihre Hybrid-Geschwister zu bekämpfen.
Kurz bevor jene Knaben in die Pubertät eintraten, schickten die Anführer der Gefallenen Engel sie hierher zurück und verschlossen das Wurmloch zwischen den beiden Dimensionen⦠überlieÃen all die Kinder hier ihrem Schicksal, abgesehen von den weiblichen Gefallenen Engeln, für die sie so viele Leben geopfert hatten.
Die Geschichte hatte damit nicht geendet. Diese jungen Krieger waren erzogen worden, um dasselbe zu tun, was ihre Väter getan hatten⦠Löcher in die Wände zu den angrenzenden Dimensionen zu reiÃen⦠nur nicht zu ihrer Heimatwelt. Diese neue existierte so nahe, dass sie nur einen Atemzug entfernt war. Man konnte nur annehmen, dass daher die Theorie der Hölle kam. Sie war so nahe, dass Menschen mit scharfen Sinnen sie manchmal fühlen konnten.
Als die Krieger Jagd auf die Hybriden machten, mussten sie erkennen, dass viele ihrer Rivalen ebenso mächtig waren, wie die vollblütigen Gefallenen Engel. Das BlutvergieÃen traf beide Seiten und es gab sogar Berichte darüber, dass einige der Engel in die andere Dimension zu den Hybriden gezerrt worden waren.
Die mordenden Anführer, die ihre Kinder hierhergeschickt hatten, hatten gewusst, dass es ein Todesurteil war. Sie hatten sich darauf verlassen, dass ihre Nachkommen einander umbringen würden, und das Chaos beseitigen, das sie hinterlassen hatten.
Nur eine Handvoll dieser Knaben war noch auf der Erde und die meisten waren jünger als die erste Gruppe, waren angekommen, nachdem der Krieg beendet war und die überlebenden Hybriden sich versteckt hatten. Nach Rens Meinung war das der Moment, wo alles verworren wurde. Nicht alle Hybriden waren das, was man dämonisch nennen würde⦠und wenn sie nicht erkannt wurden, dann konnten sie gänzlich wie Menschen oder Tiere wirken⦠und Jahrtausende lang wieder Hybriden erzeugen.
Das groÃe Geheimnis, das Storm schützte, war die Tatsache, dass die meisten der paranormalen Kreaturen, Formwandler und Wertiere und auch Menschen mit nur der kleinsten abnormalen Fähigkeit höchstwahrscheinlich Nachkommen eines dieser Hybriden waren⦠auch die Sukkubus-Mächte, die er verwendet hatte, um sie aufzuspüren und sie dann gegen sie zu verwenden. Es erzeugte immer noch ein unangenehmes Gefühl in Ren, wenn er bedachte, dass er teilweise ein Hybrid war.
Zu seiner Verteidigung war Ren ziemlich sicher, dass die Dämonen, die er in der Vergangenheit getötet hatte, nicht von der harmlosen Sorte waren⦠entweder das, oder er konnte es Selbstverteidigung nennen, denn sie hatten auf jeden Fall versucht, ihn umzubringen.
Um alles noch schlimmer zu machen, musste Storm auch noch die Bombe platzen lassen, dass einige der ursprünglichen Hybriden nicht böse waren, obwohl sie dieselbe Aura ausstrahlen, wie ein Dämon einer hohen Klasse. Und wenn das noch nicht genug Kopfschmerzen verursachte, dann kam noch die Tatsache dazu, dass Vampire gar keine Hybride waren⦠sondern etwas völlig Anderes, das sich auf der Erde niedergelassen hatte.
Ren rieb über seine linke Schläfe, während er auf den Stadtplan sah. Alle Gegenden, wo er einen Machtschub gefühlt hatte, wurden mit schwarzem Licht beleuchtet und angesichts der Tatsache, dass Misery sich nicht lange an einem Ort aufhielt⦠war das fast die ganze Stadt. Aber wenn man bedachte, dass sie in die seelenlosen Vampire vernarrt war, konnte er ihr nur die Gebiete zuschreiben, die in der Nähe der Vampirnester waren.
Damit blieb noch eine Menge Macht übrig, die niemandem auf seiner Liste zuzuschreiben war, und irgendwo dahinter steckte der Grund für Storms blutige Prophezeiung. Apropos Storm: er hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er seinen wahrsagerischen Hintern zurück auf die Insel geschickt hatte, und bisher war niemand aufgetaucht, der behauptete, zum TEP zu gehören.
Ren grinste, wusste genau, wie er Storms Aufmerksamkeit bekommen konnte. Er hatte sich so gut an das hochmoderne Computersystem angepasst, dass er nichts mehr zu tun brauchte, als nur noch im selben Zimmer zu sein. Er beobachtete, wie der Bildschirm aufblitzte, als er eine Verbindung mit dem Hauptsystem des TEP herstellte, dann verschob er den Stadtplan hinter die dicken Schutzwände, die nur er und Storm durchbrechen konnten.
Es brauchte normalerweise nur ein paar Minuten, ehe Storm antwortete, oder aus dem Nichts auftauchte, also wurde Ren langsam besorgt, als die Minuten vergingen. Dann blinkte der Bildschirm.
Storm erschien am Monitor, sodass Ren ihn sehen konnte, und er senkte ein blutrot geflecktes Tuch von seiner Nase, ehe er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und Ren über die Kamera ansah.
Ren runzelte die Stirn, aber konnte auch sehen, dass Storm zu Hause auf der Insel war. âEs erstaunt mich, dass du nicht selbst gekommen bist⦠aber so wie es aussieht, hast du wieder die Regeln gebrochenâ, schalt Ren ihn mit gehobener Augenbraue.
âDie Zeitströme in deiner Gegend halten mich davon ab, dorthin zu kommen und bereiten mir höllische Kopfschmerzenâ, erklärte Storm und ballte seine Faust um die blutigen Taschentücher.
âDann versuch es nicht wieder.â Ren schenkte ihm einen strengen Blick.
Storm nickte. âWir werden auf diese Art in Kontakt bleiben müssen, bis sich die Dinge auf deiner Seite beruhigen. Inzwischen hast du TEP-Teams, die kommen, und es wird Zeit, dass du um aller Willen lernst, wie du mit ihnen zusammenarbeiten kannst. Nachdem du ein fotografisches Gedächtnis hast, und ihre Dokumente gelesen hast, bin ich sicher, dass du mehr über sie weiÃt, als sogar sie selbst wissen.â
âAlso stellst du mich schlieÃlich doch in die Mitte einer Menge von Leuten mit Mächten? Ist das schlau? Was, wenn ich es nicht kontrollieren kann?â, fragte Ren, dem die Aussicht darauf, mit jemand anders als Storm zu arbeiten, nicht gefiel.
Storm grinste und hob seine Schultern. âÃbung macht den Meister, Ren, und du wirst einen Crashkurs in sozialen Umgangsformen bekommen. Zachary und Angelica werden bei dir einziehen, damit sie Zugang zu der Datenbank und all der Ausrüstung haben, die ich im Schloss gelagert habe. Sie werden auch die meisten der TEP-Teams koordinieren, die kommen. Was dich betrifft: deine Aufgabe ist es, herauszufinden, was, zum Teufel, diese Zeitströme erzeugt und mich davon abhält, in die Gegend zu kommen.â
Er hielt einen Augenblick inne und beugte sich nach vor zu seinem Monitor. âMach die Tür auf.â
Die Videoverbindung wurde abrupt unterbrochen, und Ren starrte mit gehobenen Augenbrauen auf den leeren Bildschirm. Ein lautes Klopfen an der Tür erregte seine Aufmerksamkeit und er warf dem Monitor noch einen letzten wütenden Blick zu.
âIch hasse es, wenn er das machtâ, brummte Ren, stand von seinem Stuhl auf und griff nach seinen Sonnenbrillen, um seine Augen zu verbergen.
Ren ging durch die Doppeltür, die ins Foyer führte und öffnete die Haustür. Er starrte auf seine Besucher⦠bald Mitbewohner.
Zachary lächelte, als er den jungen Mann auf der anderen Seite der Tür stehen sah. âEs ist schön, endlich das wirkliche âAss im Ãrmelâ kennenzulernen, von dem Storm schon redet, seit ich ihn kenne.â
Ren knirschte mit den Zähnen, aber ergriff Zacharys ausgestreckte Hand und nickte Angelica zu, ehe er einen Schritt zur Seite machte, und sie einlieÃ. Er kannte die Gesichter eines jeden Mitglieds des TEP und wusste, was ihre Fähigkeiten waren. Er hatte sich alle Profile gemerkt, bald nachdem Storm ihn angestellt hatte.
Storm hatte in den geheimen Teil der Profile Bemerkungen geschrieben und Ren hatte auch diese in sein Gehirn kopiert. Storm hatte recht⦠wahrscheinlich wusste er mehr über sie, als sie selbst.
Zachary war ein bisschen ein wilder Junge mit etwas, was Storm als Persönlichkeitsspaltung beschrieb⦠in einem Augenblick machte Zachary Scherze und im nächsten war er so tödlich wie eine wütende Kobra. Er hatte die Nachrichten über das Feuer gesehen, das das Haus des Mafiabosses vor Kurzem vernichtet hatte, und all die Umstände schienen TEP, genauer noch Zachary, als Namensschild zu tragen. Am nächsten Morgen hatte Zachary einen Bericht in das System des TEP hochgeladen und Rens Vermutungen bestätigt.
Angelicas Macht war ein wenig komplizierter, sie konnte Dämonen mit der Magie, mit der sie geboren worden war, töten. Storm hatte sie einmal ihren Schlüssel genannt, aber nie gesagt, was, zur Hölle, sie damit aufsperren konnten.
Ihre Akte war dicker als die von allen anderen⦠es war, als hätte Storm jede ihrer Bewegungen seit ihrer Geburt dokumentiert. Ren hatte keine Ahnung, wieso⦠und es war ihm im Moment auch herzlich egal. Ohne ein Wort schloss er die Tür und ging in das Zimmer, das er als Büro nutzte. Er hatte irgendwie gewusst, dass sie ihm folgen würden.
âAlsoâ, sagte Zachary nach weniger als einer Minute peinlichen Schweigens. âWohnst du hier alleine?â
âNeinâ, sagte Ren. âIch habe neue Mitbewohner.â
Angelica grinste über den bescheuerten Ausdruck, der auf Zacharys Gesicht erschien. âIch glaube, er versucht, das Eis zu brechen.â
âEr macht es nicht besonders gutâ, sagte Ren, der schon Platzangst bekam.
âIch weiÃâ, beruhigte Angelica, die einen stillen Einzelgänger erkannte, wenn sie einen traf.
Zachary warf Angelica einen gespielt wütenden Blick zu. âHe, du solltest doch auf meiner Seite sein.â
âWieso?â Angelica lachte. âOb du es glaubst, oder nicht, manche von uns können tagelang durchhalten, ohne den Mund zu öffnen. Du⦠ich muss mich schon glücklich schätzen, wenn du mal zwei Sekunden lang dich nicht über irgendwas beschwerst.â
âIch kann still sein!â, rief Zachary. âSchau!â
Zachary ging zu dem Sofa und lieà sich in die weiche Polsterung sinken, verschränkte seine Arme vor der Brust und presste seine Lippen fest aufeinander. Angelica verdrehte sie Augen, ehe sie näher an das Computersystem trat, das Storm installiert hatte.
Ren beobachtete sie genau, war bereit, jegliche Fragen zu beantworten, die sie haben könnte und schielte kurz hinüber zu Zachary. Aus irgendeinem Grund schien der andere Mann etwas sehr Spannendes an seinen Hemdknöpfen gefunden zu haben. Innerlich zählte Ren von fünf rückwärts, ehe die unausweichliche Explosion kam.
âUAH!â, rief Zachary. âIch halte das nicht aus.â
Ren lachte, so dass Angelica und Zachary ihn überrascht ansehen. Es dauerte nicht lange und Ren fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, ehe er die anderen betrachtete. âIhr könnt das Schloss erkunden, es gibt eine Menge Schlafzimmerâ, sagte er, als alle Spuren von Humor aus seinem Gesicht verwunden waren.