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Hühner, Die Goldene Eier Legen
Hühner, Die Goldene Eier Legen

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Hühner, Die Goldene Eier Legen

Язык: Немецкий
Год издания: 2019
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„Es kommt mir vor, als ob ich die lang vergessenen Empfindungen meiner Jugend wieder aufleben lassen würde. Er schickte mir Phrasen voller Liebe, die ich nicht einmal in Büchern gelesen hatte. Am Ende hatte ich vollkommen meinen Verstand verloren, so dass ich mich nicht mehr von meinem Handy oder Computer loslösen5 konnte."

Abfahrt in die Elfenbeinküste

Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass die Elfenbeinküste, Senegal, Ghana fast immer etwas mit diesen falschen Liebesgeschichten zu tun haben, denn die Schwindler leben genau in diesen Ländern und dort lassen sie sich das Geld hinschicken. Der gute Vincent weist Luciana darauf hin, dass er bald eine Geschäftsreise in Sachen Kunsthandel in die Elfenbeinküste machen wird. Aber das ist für die Frau eine gute Nachricht. Nachdem er seine Afrikareise, bei der er Masken mit Holzintarsien kaufen wird, beendet hat, wird er nach Frankreich zurückkehren, aber nicht ohne vorher einen Zwischenstopp in Italien eingelegt zu haben, um seine wunderschöne Liebste in Rimini in den Arm zu nehmen.

Was für eine Freude! Der Traum wird wahr. Luciana fängt an, sich das Treffen am Flughafen in ihrer Fantasie vorzustellen. Sie mit einem Schild in der Hand, auf das sie in großen Buchstaben ' VINCENT' schreiben würde. Er, schön und elegant, mit dem Koffer mit dem Abflugsaufkleber Abidjan, Sonnenbrille; vielleicht ein kleines Souvenir für sie und ihr Kind.

Luciana hält es nicht mehr aus und organisiert im Detail die Begrüßung von Vincent. „Soll ich ein Banner am Eingang des Hauses anbringen? Vielleicht besser nicht, das ist banal.“

Sie möchte nicht, dass es aussieht, als ob sie sich zu sehr in die Sache hineinsteigerte und ihn so behandelte, als ober er der einzige Mann auf der Welt sei. Besser an konkretere Dinge denken, wie ein ganz spezielles Abendessen, eines ihrer persönlichen Spezialitäten: Safran-Lasagne, Heidelbeerkuchen und einen guten italienischen Wein. Es sollte ganz einfach sein, aber dennoch perfekt für die Begrüßung desjenigen, der ihrem Leben neuen Schwung geben wird. Luciana kann es nicht mehr erwarten, ihn in ihre Armen zu schließen. Sie fängt wieder an Gymnastik zu machen und zum Mittagessen isst sie Salat und Mozzarella. Sie möchte in der Zeit bis sie Vincent treffen wird, noch zwei, drei Kilo abnehmen.

Luciana wird immer schöner und das bemerken auch ihre Freunde. Ihre Augen funkeln wenn sie ihre Geschichte erzählt, von dem Glück einen solch besonderen Mann auf Facebook getroffen zu haben. Manche Freundin lässt schon auch mal fallen: „Sei vorsichtig mit den sozialen Netzwerken! Da ist nicht alles Gold was glänzt!“ Aber Luciana hört ihr kaum zu. Sie erwartet derartige Warnungen, aber sie lässt sie außer Acht. Ihr Glück liegt darin, dass sie den Mann ihres Lebens getroffen hat und da hat das Gerede ihrer Freundinnen kein Platz.

Aber einen Tag erreicht sie eine schlechte Nachricht, die ihrer Glückseligkeit, ihrer vom Schicksal Auserwähltsein einen herben Dämpfer verpasst. Vincent sendet ihr eine Nachricht von der Elfenbeinküste und bittet um Hilfe. Er ist verzweifelt. Man hatte seine Aktentasche gestohlen, mit Geldbörse und Kreditkarte, Handy und alles Geld, das er mitgebracht hatte. Die Räuber haben ihn außerdem auch noch mit dem Auto verfolgt und bei der Flucht hat er ein 8 Jahre altes Kind angefahren, das nun schwerverletzt im Krankenhaus liegt. Vincent droht jetzt eine Gefängnisstrafe, wenn er nicht sofort 2500 Euro für die medizinische Behandlung bezahlt.

Das Bewusstsein von Luciana beginnt sich zu lichten

Viele Frauen hätten bezahlt, so wie in vielen anderen Romance Scams, aber bei Luciana beginnt eine kleine Alarmglocke zu läuten und sie stellt tausend Fragen: sie möchte ein Foto des verletzten Kindes, seine Daten, Kontaktinformationen und Bankdaten des Krankenhauses, dem sie das Geld überweisen soll.

Vincent ist über das Misstrauen ein bisschen beleidigt. Er sagt es ihr. Dann, mit viel Geduld erklärt er ihr, dass das Krankenhaus keine Überweisungen aus Europa akzeptiert. Der einzige Weg, zu zahlen ist eine Überweisung mit Money transfert.

Der Nebel im Gehirn von Luciana löst sich auf und sie schreibt eine E-Mail an die Botschaft in Abidjan, in der sie um Auskunft über den sogenannten Vincent bitten, sie schickt sein FB-Profil und das wenige, was sie sonst noch von ihm weiß. Sie findet heraus, dass der Mann ein polizeibekannter Betrüger und Teil einer Gruppe ist, die auf romantische Betrügereien spezialisiert ist.

Alarmglocke

Luciana beginnt die Informationen in ihrem Besitz zusammenzureimen. Der angebliche Vincent gibt sich als Franzose aus, denn in der Elfenbeinküste, ist Französisch als ehemalige Kolonie noch Amtssprache. Er hat Abidjan nie verlassen, aber er hat so getan als ob er dort hingereist wäre, um in der Heimat die Geldüberweisung zu erhalten.

Luciana schickt ihm das Geld nicht, denn sie ist so klug, den Betrug rechtzeitig zu bemerken. Es war die Bitte um Geld, die ihren inneren Alarm auslöste. Intuition und Vernunft gewinnen über Gefühle und der Betrüger verliert das Spiel, das er so mühsam gespielt hatte.

Jede Frau, jeder Mensch sollte - bei einer Anfrage nach Geld - aus dem durch die Liebe vernebelten Bewusstsein auftauchen. Es sollte eine automatische Reaktion auslösen: Geld = Erwachen!

Dann ein herzliches "Leck mich" an den skrupellosen Räuber. Aber es ist nicht einfach, einen Traum aufzugeben. Nachdem Luciana Anzeige erstattet hat, weint sie tagelang. Sie sagt, sie hätte sich wie eine arme Närrin gefühlt, wie eine Idiotin:

„Er hat diese psychische Gewalt verwendet - erklärt Luciana in einem Interview - um mich buchstäblich in die Knie zu zwingen. Er machte sich sogar Sorgen um mich und fragte, ob ich gut geschlafen hätte, ob ich gegessen hätte und wie mein Arbeitstag war! Es ist offensichtlich, dass, wenn ich bei klarem Verstand gewesen wäre, es für unmöglich gehalten hätte, dass ein so netter und höflicher Mann sich in jemand wie mich verliebt, die weder hübsch noch jung ist; aber leider, macht, wie man so schönt sagt, Liebe blind“6.

Mary

Die Geschichte von Mary wird von ihrem Sohn Lucien erzählt. Eine schlimme Geschichte, aber mit Happy End, wenn man das so nennen kann, wenn man sein eigenes Geld wieder beschafft.

Mary feierte gerade ihren 59. Geburtstag, als sie von einem amerikanischen Seemann kontaktiert wird, der ihr Glückwünsche und eine Freundschaftsanfrage schickt. Der Mann sagte, sein sei Name Michael Miller und er wäre 53 Jahre alt.

Sie lebt seit zehn Jahren in Italien. Sie ist Französin, die mit einem italienischen Journalisten verheiratet war und von dem sie geschieden ist. Sie hat aus dieser Ehe einen Sohn, Lucien, der als Mathematiklehrer an einem Gymnasium in Rom arbeitet, wo sowohl er als auch seine Mutter lebt.

Die Annäherung Michaels findet an ihrem Geburtstag statt. Er schickt ihr eine Freundschaftsanfrage, sie akzeptiert sie. Er schickt ihr einen großen Strauß roter Rosen (ein Foto) mit Glückwünschen in englischer Sprache.

„Wie hast du deinen Geburtstag verbracht?" fragt sie Michael am nächsten Tag in einem Italienisch voll von grammatischen Fehlern.

„Gut! Ich war mit meinen Freunden zum Essen und wir hatten einen schönen Abend.“

„Do you have a lot of friends? Who do you like? I'm jealous.“

„Sprichst du Französisch? fragt ihn Mary - ich kann nur ein bisschen Englisch."

„Avez vous beaucoup d'amis? Qui aimez-vous? Je suis jaloux“, wiederholt er und gibt zu, dass er den Satz mit Google übersetzt hat, und setzt die Unterhaltung mit Kopieren-Einfügen von Online-Übersetzungen fort.

„Also, wenn du Google benutzt, dann wähle gleich die italienische Sprache - drängt ihn Mary - weil in Französisch ich automatisch alle Fehler korrigiere.“

„Hast du viele Freunde? Wer gefällt dir? Ich bin eifersüchtig.“

„Sei nicht albern!“

„Ich denke nur an dich. Vor einem Monat habe ich dein Bild gesehen, aber ich bin schüchtern und erst an deinem Geburtstag fand ich den Mut, dich anzusprechen!“

„Wirklich?“ fragt ihn Mary geschmeichelt. „Und was gefällt dir an mir? Ich bin eine normale Frau.»

„Normal? Say normal is false. Normal entspricht nicht der Wahrheit. Du bist schön.“

„Wie alt bist du, hast du gesagt?“

„53 Jahre, und du?“

„Ich bin gerade 59 geworden, ich bin älter als du. Ihr Männer seid immer auf der Suche nach jungen Mädchen. Was findest du an einer reifen Person so anziehend?“

„Auf deinem Foto sehe ich eine elegante Frau, you're a beautiful woman. Mary darf niemals schlecht über Mary denken. Schau dich mit den Augen der Liebe an, so wie ich dich anschaue, und du wirst sehen wie schön du bist!“

„Liebe? Du hast es ganz schön eilig!“

„Yes, ich habe es eilig, aber ich folge meinem Herzen, das es noch eiliger hat als ich!“

Eine Woche nach ihrem Geburtstag hat Maria das Gefühl, Michael schon seit langer Zeit zu kennen. Er meldet sich jeden Tag zur gleichen Stunde bei ihr, und bedrängt sie mit seinen Anträgen, seine Liebe zu erwidern. Er sagt schöne Sätze, wenn auch in seinem ungelenken Italienisch, gesteht, dass er noch nie solche überwältigende Gefühle erlebt hätte. Er hatte andere Beziehungen gehabt, die aber unbedeutend waren, weil er immer geglaubt hatte, dass er für eine aufrichtige Beziehung einen Seelenverwandten finden müsste. Er glaubt, dass Gott eine vollkommene Liebe für jedes Lebewesen auf der Erde geschaffen hat, und er hatte das Glück, sie zu finden und seinen Traum zu erfüllen.

Zusammenleben, heiraten, vereint miteinander in einem einzigen Körper; das ist das menschliche Glück. Es gibt nichts Schöneres!

Mary ist berauscht von seinen Worten, von der Aufmerksamkeit Michaels, der sie mit Bilder von schönen Landschaften bei Sonnenuntergang, Blumen, meist roten Rosen, mit der Aufschrift "Je t'aime,“ oder "Je t'aime beaucoup“, oder als Alternative auch "I love you" überflutet.

Seltsamerweise sendet er keine Fotos von sich in anderen Posen oder in Situationen des täglichen Lebens. Mary hat von Michael nur zwei Bilder, eine Nahaufnahme und ein Ganzkörperfoto. Auf beiden Fotos ist er, ein gut aussehender Mann mit hoher Stirn, stolzem Blick, und einem angedeuteten Lächeln in Uniform zu sehen. Ein bisschen zu wenig zum Verlieben. Doch Maria ist so von den Phrasen, Versprechungen, Anspielungen auf ein perfektes sentimentales und sexuelles Glück eingenommen, dass sie nicht weiter fragt. Den Traum die bessere Hälfte zu finden, ist das, was sie will. Sie glaubt daran. Sie will nichts anderes. Michaels Worte sind ihre tägliche Dosis an Unterhaltung, eine erzählte und virtuelle Intuition, ein Vorgeschmack der realen Begegnung, die bald stattfinden wird. Michael will es, Maria will es, besonders nach Nachrichten wie diese:

„Darling, ich vermisse dich so sehr, du bist für meine Seele, für mein Herz unerlässlich geworden. Du bist der Tag und die Nacht.

Für mich bist du die Sonne und der Mond. Du bist meine Königin. Ich vermisse dich so sehr, dass die Tage, die mich von dir trennen, zu lang und grausam sind. Oh, wie würde ich gerne das Band durchschneiden, das uns vor unserem Treffen trennt! Liebe mich Mary! Mach mich glücklich und steh unserem Glück nicht im Wege!".

Bald ist es soweit, aber zuerst fahre ich nach Abidjan!

Die Zufälle des Lebens sind seltsam, denn auch Marys Geschichte führt in die Elfenbeinküste. Und es ist kein Zufall, Abidjan ist genau der Ort, wo Michael ein Geschäft abschließen muss. Er beabsichtigt, aus der Marine auszutreten, und plant, mit seiner Abfindung eine Import-Export-Firma für Diamanten ins Leben zu rufen.

In der Elfenbeinküste werden pro Jahr Diamanten im Wert von einer Million Karat abgebaut! Dann wird Michael, der eine erfolgreiche geschäftliche Zukunft plant, einen Bergbaudirektor besuchen, der ihm die zu exportierenden Edelsteinmengen, die Einkaufspreise und die Verkaufspreise auf den europäischen Märkten darlegt.

Die Aussicht auf enorme Profite ist gut, so gut, dass der Seemann all seine Ersparnisse zusammengekratzt hat um den Vorschuss zu zahlen, der nötig ist, um die Exportaktivitäten nach Europa zu beginnen. Er hat eine Menge Geld angespart, da er mehr als achttausend Dollar im Monat verdient. Und die vertragsgemäße Zahlung wird er dem Direktor mit der Ablösezahlung beim Austritt aus dem Militärdienst geben.

Aber Vorsicht! Der aufregendste Teil des Projekts, erzählt Michael, ist, dass seine Reise nach Europa in Italien beginnen wird, in Rom, wo er Maria in seine Arme schließen wird und mit ihr die Zukunft planen wird, um sich den Traum einer glücklichen Beziehung zu erfüllen und - warum nicht - auch eine Hochzeit ist nicht auszuschließen.

Nach einer weiteren Woche im Chat, mit Michaels gewohnter liebevoller Aufmerksamkeit, kommt der ersehnte Moment der Abreise an die Elfenbeinküste.

Der Mann meldet sich bei ihr sofort nach seiner Ankunft in Abidjan und sagt ihr, dass die Reise gut verlaufen sei. Am nächsten Tag treffen sie sich erneut online.

Danach vergehen drei lange Tage ohne Nachricht von Michael. Mary ist besorgt, sie weiß nicht, worauf dieses Schweigen zurückzuführen ist. Sie ist verängstigt. Dann erhält sie endlich einen Anruf von der Elfenbeinküste. Die Kontaktperson ist ein Klinikarzt, der ihr mitteilt, dass es Michael schlecht gehe. Sie haben ihn nach einem Angriff von drei Kriminellen ins Krankenhaus eingeliefert. Er musste sich einer Milzoperation unterziehen. Michael selbst hatte den Arzt angefleht, sie zu kontaktieren, denn vor der OP, dachte er (der sehr schwer verletzte arme Mann) an die sich um Angst verzehrende Mary, und bat ihn darum, seine Frau zu informieren.

Der Arzt ist in seinem Gespräch mit Mary ziemlich ausschweifend (es scheint fast so, als ob er wenig zu tun hätte) und beendet seinen Anruf mit der Nachricht, dass Michael sie wahrscheinlich am nächsten Tag selbst anrufen kann.

Mary, die sehr besorgt ist, sendet ihm Botschaften, allerdings erfolglos. Am nächsten Tag sieht sie ihn dann auf einem Foto, das per Smartphone geschickt wurde. Sein Gesicht ist geschwollen, er sieht aus, als ob er starke Schmerzen hätte. Der Eingriff war gut verlaufen, erklärt er, er spricht langsam und unter Schmerzen. Sie haben ihm die Milz entfernt. Er wird sich ausruhen müssen, bis er geheilt ist.

Er sagt ihr, dass die Angreifer ihm 90.000 US-Dollar geraubt haben. Er hat nichts mehr, bis er seine Abfindung bekommen wird. Er hat nicht einmal das Geld, um die Klinik zu bezahlen. Außerdem hat er den Vertrag mit dem Minenbetreiber unterzeichnet und muss einen Scheck als Sicherheit übergeben. Er würde um nichts in der Welt sie um Hilfe bitten wollen, aber er ist verzweifelt!

Mary versteht nicht, warum er mit so viel Geld unterwegs war und fragt ihn. Michael erklärt, dass er dabei war, das Geld in der Bank in Abidjan zu hinterlegen, um den Scheck von 50 Tausend Dollar für den Vorschuss des Vertrages über die Diamantenlieferung zu decken. Er erklärt ihr seine Situation und wird von Gewissensbissen gequält, weil er weiß, dass es nicht normal ist, sich an sie zu wenden. Er würde lieber sterben, aber er ist besorgt! Er muss eine Lösung finden, denn wenn der Scheckbetrag nicht gedeckt ist, platzt das Geschäft und er muss dazu auch noch eine Strafe zahlen.

Der Rest der Geschichte, wie ihr euch vorstellen könnt, ist leider, wie die arme Mary zugunsten des Bösewichts verarmt, ein Bösewicht, der nicht Michael heißt, sondern ein junger Afrikaner und Mitglied einer Bande ist, die sich auf "Honigbetrug" spezialisiert hat.

Die Geschichte aus der Sicht von Lucien

„Meine Mutter hatte Michael in der Elfenbeinküste mehrere Überweisungen aus verschiedenen Gründen geschickt. Es begann mit 50 Tausend Dollar mit Western Union und Money Gram, weil der Mann, in den sie sich verliebt hatte, ihr nach den ernsten Verletzungen und Angriffen leid tat. Sie hat alle ihre Ersparnisse aufgebraucht, um ihm zu helfen, nicht zuletzt, weil er ihr zusagte, dass er den Kredit zurückzahlen würde, sobald er sich erholt hatte.

Wenn die Lieferungen für den Verkauf von Diamanten beginnen würden, würde er persönlich nach Rom kommen, um ihr den Scheck zu bringen und ihre gemeinsame Zukunft beginnen. Aber der Mann hatte in dieser traurigen Situation viele finanzielle Verpflichtungen. Die Kosten für die Klinik, die Rehabilitation, die Hotelkosten und die zweite Tranche des Unternehmens für den Import/Export sind bekannt.

„Meine Mutter", sagt Lucien, „verkaufte sogar ihre Wohnung, um den ständigen Forderungen des Mannes nachzukommen, der sie mit falschen, dringenden und zwingenden Rechtfertigungen überzeugte. Als ihr klar wurde, dass sie betrogen wurde, fiel sie in eine Depression. Traurig und ohne weitere finanzielle Mittel quälte sie sich jeden Tag, weil sie eine dumme Frau war, die den Betrug hätte bemerken und Rat suchen sollen. Das hatte sie nie getan.

Ich habe meine Mutter zur Therapie geschickt, um sie von diesem moralischen Tiefschlag zu befreien. Aber in ihrem Altern heilen solche Wunden nur schwer...".

Die glückliche Fügung der Quittungen der Überweisungen

Mary hat glücklicherweise die Quittungen von Western Union und Money Gram aufgehoben. Außerdem hatte sie auch den Kontakt mit ihrem Betrüger aufrechterhalten, während ihr Sohn Lucien Informationen bei seinen Journalistenfreunden suchte, und eine Interpol-Niederlassung mit einem Ermittler in die Sache verwickeln konnte der die Bandenmitglieder verhaften ließ.

Nachdem das Außenministerium der Elfenbeinküste die Beweise für die überwiesenen Beträge erhalten hatte, unternahm es Schritte, um das Geld zurückzuzahlen.

Aber Marys Schmerz darüber, dass sie so sehr gekränkt wurde, wird noch lange andauern. Ab und zu wacht sie nachts auf, weil sie davon träumt, dass ihr jemand eine Tasche voller Diamanten stiehlt. Sie ruft um Hilfe und sieht einen Mann in Marineuniform, der sie auslacht.

Für Mary jedes Aufwachen ist mit Schmerzen verbunden und sie denkt an Michael zurück. Sie hat ihn so vor Augen, wie auf dem Foto, das sie sich so oft angesehen hatte. Sie kann es fast nicht glauben, dass Michael nicht existiert; dass die Liebesschwüre nur kopierte Phrasen von irgendwelchen romantischen Texten waren, oder einfach so erfunden waren, um sie in eine sentimentale Falle zu locken.

Der Computer in ihrem Haus ist jetzt ein Gerät, das immer ausgeschaltet ist und das sie nicht einmal abstauben kann, ohne sich unwohl zu fühlen. Das Internet ist ein Ort des Todes und des Leidens. Sie würden aus keinem Grund in der Welt auf die Seite eines Socials gehen wollen.

Silvia

Die Protagonistin dieser Geschichte möchte ihre Identität nicht preisgeben. Sie ist eine junge Frau von 32 Jahren, die im Frühjahr 2016 eine Freundschaftsanfrage von einem 40-jährigen Franzosen erhält, ein schöner Mann, der sich Henry Dupont nennt. Sie nennen wir Silvia:

"Er schickt mir sofort eine Nachricht über Messenger - erzählt Silvia - und sagt mir, dass ich sein Typ sein und dass er sich in mich verliebt habe. Er schickt mir Herzchen und Küsse und schreibt honigsüße Schmeicheleien. Ich fühle mich ein wenig unwohl, weil es mir scheint, dass seine Leidenschaft übertrieben ist, wenn man bedenkt, dass ich ihn kaum kenne. Ich kenne ihn nicht, ich habe ihn nur in einem Bild gesehen, das, obwohl es schön ist, für mich nicht viel über die Person aussagt.

Für ein paar Tage lasse ich das Ganze laufen. Ich möchte nicht von ungewünschten Zuneigungsbezeugungen in meiner Privatsphäre gestört werden.

Henry kontaktiert mich immer wieder, ich antworte aus Anstand. Ich lese seine liebevollen Sätze und denke, dass ich mich Gianni gegenüber vielleicht nicht korrekt verhalte; Gianni ist mein Lebensgefährte, mit dem ich in letzter Zeit nicht sehr gut auskomme. Wir streiten über Kleinigkeiten und gehen nur noch selten aus.

Jeden Abend erscheint Henry online, spricht mit Silvia und erzählt ihr von seinem Leben. Er sagt ihr, dass er Witwer mit zwei Kindern sei, einem Jungen und einem Mädchen. Dann berührt er das sehr traurige Thema des Todes seiner Frau, der bereits einige Jahre zurückliegt. Er erzählt ihr von seiner Einsamkeit, mit zwei kleinen Kindern, die ohne ihre Mutter aufwachsen. Er schickt ihre rührenden Fotos der Kleinen zusammen mit ihrem Papa (trauriger und trostloser Mann!). Silvia teilt ihm korrekterweise mit, dass sie bereits einen Lebensgefährten hat und sich nicht für andere Geschichten interessiere, vor allem nicht mit Leuten, die sie nicht direkt kennt. Aber Henry gibt nicht auf und schickt ihr Bilder mit Blumen, pulsierende Herzen, liebevolle Kuscheltiere und zärtliche Phrasen.

Silvia ist vorsichtig das kann man ihren Worten entnehmen. Sie ist sicher keine Frau, die es gewohnt ist, leichtfertig Entscheidungen zu treffen. Wenn sie das täte, würde sie sich ihrem Lebensgefährten gegenüber schuldig fühlen, denn obwohl sie gerade eine Krise durchleben, ist sie sich bewusst, dass er es nicht verdient hat, abserviert zu werden.

Der Widerstand der Frau gegen Henry ist wirksam, aber dennoch steigert sich das geheime Interesse ihrerseits täglich. Schließlich ist es schon ungewöhnlich, dass man Mittelpunkt von so viel Aufmerksamkeit und Zuneigung ist. Da kann man sich nur geschmeichelt fühlen.

An einem Abend schreibt ihr Henry, dass er am nächsten Tag in die Elfenbeinküste fliegen würde, wo seine Familie ein Immobilienunternehmen hat. Silvia wünscht ihm eine gute Reise.

Zwei Tage lang hört sie nichts von ihm. Dann fängt er wieder an, ihr zu schreiben, um etwas Zeit mit ihr im Chat zu verbringen. Er sagt ihr, dass diese Momente die einzigen heiteren seines Tages sind. Seine Umgebung, in der er sich befindet, tut ihm nicht gut. Tatsächlich geht er abends nicht aus, trifft niemanden und traut vor allem niemandem, denn der Ort, an dem er sich befindet, ist gefährlich. Auf den Straßen trifft man Frauen von übelstem Ruf, Räuber und Diebe.

Eines Abends erzählt er ihr, dass er mit seiner Tochter gechattet hat. Sie schickte ihm einen Kuss mit großen Buchstaben: "SMACK!”. Silvia wird weich und lächelt. Sie sagt ihm, dass es schön ist, Kinder zu haben, die so liebevoll sind.

Nach Rosen und Blumen warten wir nun auf das Unheil

Die Kontakte zwischen Henry und Silvia werden für etwa zehn Tage unterbrochen. Sie sucht nicht nach ihm. Alles in allem ist sie, abgesehen von den schmeichelhaften Liebeserklärungen, nicht sehr an ihm interessiert. Oder zumindest ist sie nicht so sehr an ihm interessiert, um ihn zu suchen oder sich über seine Abwesenheit Sorgen zu machen.

Henry meldet sich plötzlich wieder und erzählt ihr, dass er kurz bevor er nach Hause kam ausgeraubt wurde. Ohne großes Drum Rum bitte er sie um Bargeld, weil er auf dem Trockenen sitzt. Er hat nichts mehr. Er erzählt ihr die Einzelheiten des bewaffneten Überfalls, wo er zwei Kriminellen zum Opfer gefallen war. Aus Angst, dass sie ihn töten, gab Henry ihnen alles, was er hatte: seine Brieftasche, seine Kreditkarte, seine goldene Uhr.

Silvia antwortete, dass es ihr Leid tut. Henry bittet sie inständig ihm Geld zu schicken. Sie hat kein Geld und sagt es ihm, aber Henry erklärt weiterhin seine Schwierigkeiten. Er sagt, er hat nichts, nicht mal etwas zu essen. Silvia rät ihm, sich an die Polizei zu wenden und eine Anzeige zu erstatten. Er antwortet, dass er dies bereits getan hat, aber immer noch ohne Mittel ist. Nur sie kann ihm helfen.

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