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Trotze Nicht Dem Herzen
Toya knurrte leise, wissend dass Shinbe recht hatte. Vielleicht, nur vielleicht, hatte er überreagiert, aber dennoch, er hatte gesehen, wie sie sich geküsst hatten. Kyoko hatte den wollüstigen Beschützer geküsst. Die Szene spielte sich noch einmal vor Toyas innerem Auge ab und seine Seele schrie: 'Nein, es war Shinbe, der Kyoko geküsst hatte, nicht umgekehrt.'
Er drehte Shinbe den Rücken zu: âIch weià nicht, was du vorhast, Beschützer, aber wenn du Kyoko je wieder auch nur anfasst⦠werde ich dich umbringen.â Damit flog Toya durch die Luft davon und lieà nur eine einzelne silberne Feder zurück, die im Wind flatterte.
Shinbe seufzte und setzte sich wieder, lehnte sich an den Stein, als er Kamuis spielerisches Lachen aus der Ferne hörte. Wenig später kamen Sennin, Kamui und Suki auf die Lichtung, in den Händen Körbe mit Kräutern und Gemüse, die der alte Mann gesammelt hatte.
'Sie müssen ihn auf dem Weg zurück zur Hütte getroffen haben', überlegte Shinbe.
Sennin war der alte Mann, dem die Hütte gehörte, in der sie lebten, wenn sie in der Nähe des Schreins waren. Sennin hatte Suki und ihren Bruder ganz alleine aufgezogen, nachdem seine Frau, deren Mutter von den Dämonen getötet worden war, als diese das Dorf angriffen. Suki war zu klein gewesen um sich an ihre Mutter zu erinnern, aber sie war zum besten menschlichen Dämonenjäger im ganzen Reich geworden.
Für das Dorf war Sennin ein Medizinmann, aber die Beschützer kannten die Wahrheit. Er war ein Meister der Zaubersprüche und wusste viel mehr als die meisten Menschen in ihrer Welt. Shinbe lächelte traurig als er zusah, wie der alte Mann auf ihn zu ging.
âWieso siehst so bedrückt aus, Shinbe?â, fragte Sennin, als er nahe genug war. Er zog die Augen zusammen um ihn mit seinen alternden Augen besser sehen zu können. Der violette Beschützer hatte sich in letzter Zeit ein wenig merkwürdig benommen⦠und das wollte etwas heiÃen denn seiner Meinung nach waren alle Beschützer von Natur aus merkwürdig.
Shinbe stand auf, als die Gruppe sich näherte, als hätte er auf sie gewartet und nicht gerade beinahe mit Toya gekämpft.
Suki sah hinter ihn auf den Jungfernschrein: âIst Kyoko schon wieder nach Hause gegangen?â
Shinbe starrte sie ausdruckslos an, ehe er antwortete: âJa, ja, ist sie.â
Kamui hörte auf, den Korb nach etwas zu Essen zu durchsuchen und sah Shinbe aufmerksam an wobei sein Lächeln verschwand und sich in Sorge verwandelte. âWieso ist sie gegangen?â Dann, als wäre ihm plötzlich ein Gedanke gekommen, fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen: âWas hat Toya dieses Mal getan?â
Shinbe streckte seine Hand aus und legte sie beruhigend auf Kamuis Schulter. Er wusste, Kamui hasste es genauso wie er, wenn Kyoko zurück in ihre Zeit ging. âEs ist in Ordnung, Kamui. Sie wird bald zurückkommen.â Oder zumindest hoffte er das. Innerlich stöhnte er.
Suki sah beunruhigt aus. Kyoko war irgendwann in der Nacht zurückgekommen. Sie hatte noch nicht einmal die Möglichkeit gehabt, mit ihr zu sprechen, abgesehen von ein paar Minuten am Morgen. âAlso musste sie ihn wieder zähmen?â
Shinbe warf der Frau einen kurzen Blick zu und grinste: âIch fürchte ja. Toya ist nicht in sehr guter Laune.â
âDas kann ich mir vorstellen. WeiÃt worüber sie dieses Mal gestritten haben?â Sennin sah ihn angestrengt an als er seinen Korb in die andere Hand wechselte und sich auf den Weg zur Hütte machte. Suki folgte mit Kamui, der wieder in den Korb griff um sich einen Happen zu stibitzen. Shinbe folgte den anderen und überlegte, wie er auf die Frage antworten sollte.
âMeint Toya, dass er einen Grund braucht, um sie anzuschreien?â Shinbe zuckte seine Schultern, als wüsste er von nichts, während er hoffte, dass niemand seine Schuld fühlen konnte.
Toya saà in einem Baum neben Sennins Hütte und lauschte ihren Gesprächen, als die Gruppe sich näherte. Er hörte Shinbes Kommentar und wollte ihn zu Brei schlagen. Aber als er darüber nachdachte, entschied er, dass es wohl das Beste war, wenn er ihnen nicht erzählte, was er gesehen hatte. Seine Augen glühten mit silbernen Funken als er an den Kuss dachte. Mit dem Entschluss, es im Moment zurück zu halten, lehnte sich Toya im Baum zurück und schloss seine Augen, täuschte vor, zu schlafen.
âBist wach Toya?â, rief Sennin zu ihm hoch.
Toya ignorierte den alten Mann weiterhin. Es war nicht so als schuldete er ihm etwas.
Sennin wartete kurz, aber wollte seine Bemerkung dann trotzdem an den Mann bringen. âHast es dieses Mal echt gut hinbekommen. Konntest nicht warten bis sie ein wenig länger zurück war?â
Toya lehnte sich nach vorne und starrte Sennin böse an. âHalt's Maul, du alter Mann. Du weiÃt nicht einmal, worüber du sprichst.â Er sprang hinunter und ging weg in den Wald.
Shinbe seufzte erleichtert. Er hatte Angst gehabt, dass Toya ihnen von dem unschuldigen Kuss erzählen würde, und er es erklären müsste. 'Dachte ich gerade unschuldig?', fragte er sich selbst und fühlte, wie etwas Schweres sich in seinem Magen ausbreitete. Wenn er so unschuldig war, wieso konnte er dann nicht aufhören, daran zu denken, wie weich ihre Lippen sich angefühlt hatten, als sie seine berührten? Mit diesem Gedanken stöhnte er und ging in die Hütte.
Kaen, ein Verbündeter der Beschützer, besser bekannt auch als Feuerkobold, erschien mit einem Grinsen vor Kamui. Er half oft, Kamui zu trainieren und hielt im Kampf immer ein Auge auf ihm. Es half, dass Kaen seine menschliche Form in einen Drachen verwandeln konnte⦠das machte das Training viel intensiver. Sie absolvierten einen Trainingskampf vor der Hütte während Sennin und Suki sich Blicke zuwarfen.
Suki zuckte die Schultern als sie in die Hütte kamen. Shinbe lag auf einer Matte, auf seine Ellbogen aufgestützt, seinen Rücken ihnen zugewandt. Sie beobachteten ihn, niemand sagte ein Wort über seine deprimierte Laune. Suki entfachte ein Feuer zum Kochen, während Sennin das Essen für das Abendmahl vorbereitete. Beide sahen zu Shinbe hinüber als er seufzte.
*****
Toya blieb den ganzen Tag weg von der Hütte bis die Sonne sich tief über den Horizont senkte. Er näherte sich leise, als er hörte wie Sennin und Suki sich leise unterhielten. Sein ausgezeichnetes Beschützergehör erlaubte ihm, jedes Flüstern von ihren Lippen zu hören.
âMeinst du, er ist krank, Sennin?â, fragte Suki besorgt als sie auf Shinbe starrte, der immer noch auf seiner Decke lag, tief im Schlaf.
âUi, er hat keinen Bissen gegessenâ, antwortete der alte Mann während er die Essensschüsseln wusch.
âIch hoffe wirklich, dass er sich nichts eingefangen hat. Ohne Kyokos Hilfe werden wir ihn morgen wirklich brauchen, wenn wir nach dem fehlenden Talisman suchen wollen.â Suki sah unglücklich aus, als sie ihre Schlafmatte ausrollte.
âUi, ich werde ihm einen Kräutertee machen, wenn er aufwacht.â Sennin dachte nicht, dass der Beschützer krank war, da sie so eine starke Immunität gegen menschliche Krankheiten hatten. Die Wahrheit war⦠er hatte nie davon gehört, dass einer von ihnen krank gewesen wäre. Es musste etwas viel Tiefgründigeres sein.
Seine alten, braunen Augen wurden schärfer als er an den fehlenden Talisman dachte. Seit der Schützende Herzkristall zersplittert war, waren die kleinen Bruchstück-Talismane überall aufgetaucht, und meist in den falschen Händen. Jeder schwache Dämon, der einen Talisman hatte, wurde stark und sehr gefährlich. Hyakuheis böse Armee schien jeden Tag zu wachsen. In letzter Zeit hatte er gefühlt, wie das Böse sich näherte.
Toya stand drauÃen vor der Hütte und fragte sich, ob er hineingehen sollte oder nicht, als er seinen Namen hörte.
âIch frage mich, worüber sich Toya so aufgeregt hat, dass Kyoko nach Hause gehen wollteâ, sagte Suki und unterdrückte ein Gähnen.
Sennin nickte: âMen sollte meinen, dass er mittlerweile seine Lektion gelernt hat. Wir brauchen sie ebenso sehr wie die Beschützer.â
Suki setzte sich auf ihre Matte und wischte etwas eingebildeten Schmutz weg. âNun, er brauchte nicht lange, um sie zornig zu machen. Ich wette, er hat etwas darüber gesagt, dass sie nach Alkohol roch.â Sie drehte sich um, um Kamui böse anzustarren, als sie unterdrücktes Lachen von ihm kommen hörte.
Sie hob einen Kamm auf, den Kyoko ihr geschenkt hatte und warf ihn in seine Richtung. Er traf ihn am Kopf. âIch dachte, du schläfst!â
Sennin lachte über die beiden, als er zur Tür ging. âGute Nacht Suki⦠Kamui.â
Toya stand vor der Hütte. Er hatte vergessen, dass Kyoko nach Alkohol gerochen hatte. Also brauchte er ihnen nicht zu sagen, was wirklich passiert war, obwohl es schön wäre, Shinbe Probleme mit Suki zu bereiten. Er grinste. Sie wäre so wütend auf ihn, dass sie ihn ins nächste Jahrhundert schlagen würde.
Als er in den Baum hoch sprang, lachte Toya über den Gedanken, wie Suki Shinbe schlagen würde, wissend, dass sein Bruder keinen Finger heben würde, um sie aufzuhalten.
Kapitel 5 "Gefährliche Eifersucht"
Kyoko fühlte sich miserabel. Alles, woran sie denken konnte, waren Shinbe und Toya und dieser dumme Kuss. Sie lag unter der weichen Decke, hellwach, und fragte sich, wie es kam, dass sie überhaupt von einem der beiden geküsst werden wollte. Einer war Shinbe, der lüsterne Beschützer, der mit jeder Frau flirtete, die ihm über den Weg lief. Er hatte wohl schon mehr Frauen gehabt, als sie an beiden Händen abzählen könnte, und doch machte sie schon allein der Gedanke an den Kuss schwindlig.
Der andere war Toya, der sie für jede Kleinigkeit anschrie und immer versuchte, jede einzelne ihrer Bewegungen zu beherrschen. Doch manchmal konnte er so süà sein. Beide konnten sie das. Sie lieà ihren Kopf auf ihr Kissen fallen und seufzte. Es war merkwürdig, dass sie normal immer nur an Toya gedacht hatte, bevor sie einschlief, aber schon seit einiger Zeit jetzt, hatten sich die Gedanken immer mehr auf Shinbe konzentriert. Shinbe⦠Sie versank im Schlaf und träumte wieder von ihm.
*****
Shinbe erwachte mitten in der Nacht, in Schweià gebadet. Ein weiterer Traum. Er winselte als er aufstand. Wieso musste er immer noch an sie denken? Sie brachte ihn um den Verstand. Er sah sich um, um sicher zu gehen, dass Suki und Kamui noch schliefen. Er schlich durch die Hütte wie ein Geist und ging noch drauÃen, atmete tief ein und sah hoch in den Himmel. Da bemerkte er Toya, der von den unteren Ãsten des Baumes genau vor der Hütte auf ihn herunter starrte.
âWas?â Shinbe wollte sich nicht schon wieder mit ihm anlegen, aber die Art wie Toya ihn anstarrte brachte ihn einfach aus der Ruhe.
Toya roch die Luft und knurrte, als er Shinbes Erregung fühlte. âWas machst du, Beschützer?â
Shinbe lieà seinen Kopf sinken und legte seine Finger an seine Schläfen als hätte er Kopfschmerzen, obwohl das für einen Unsterblichen unmöglich war. âIch mache einen Mitternachtsspaziergang, nicht dass es dich was angeht.â
Toya knurrte wieder und sprang herunter von seiner Warte über Sennins Hütte. Er umkreiste Shinbe als würde er seine Beute begutachten. âNatürlich tust du das.â Toya umkreiste ihn weiter.
Shinbe beobachtete ihn aus dem Augenwinkel mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck aber innerlich gewappnet für einen Angriff von Toya. âIch weià nicht, was du sagen willst, Toya. Aber wenn es dir nichts ausmacht, ich brauche dich wirklich nicht, um meine Hand zu halten.â
Toya blieb stehen und stellte sich genau vor Shinbe, so schnell, dass er den Luftzug spürte. âHalte dich von Kyoko fern, hörst du? Wenn ich auch nur eine Sekunde lang meine, dass du sie berührt hastâ¦â Mit einer schnellen Bewegung schüttelte er einen seiner Zwillingsdolche aus seinem Ãrmel in seine Hand, während er den anderen Beschützer drohend anstarrte. âWerde ich es mir nicht zweimal überlegen, ehe ich dich töte, Bruder oder nicht.â
Shinbe konnte Toyas Plumpheit nicht ausstehen. âJa, ich verstehe. Also, wenn ich jetzt darf.â
Toya machte einen Schritt zur Seite und lieà Shinbe vorbei. 'Ich traue diesem Beschützer nicht', dachte Toya innerlich.
Shinbe ging in den Wald. Es war ihm egal, wo er hinging. Er wollte einfach nur so weit wie möglich von Toyas wissenden Augen weg sein. Ja, er wusste, dass Toya ihn umbringen würde, wenn er herausfand, was er getan hatte, aber zumindest würde er als glücklicher Mann sterben. Er seufzte und sah hinauf zum Sternenhimmel. âAch, Kyoko. Wieso musstest du gehen? Verdammter Toya.â Er schwang seinen Stab vor sich und knurrte. âVerdammt seist du.â
Shinbe ging weiter, ohne eigentlich zum Schrein gehen zu wollen, aber das war es, wo er letztendlich dennoch ankam. Er stand am Rand der Lichtung, wissend, dass er nicht dort sein sollte. Toya folgte ihm wahrscheinlich. Er sah sich nervös um und suchte nach einem Anzeichen von seinem temperamentvollen Bruder. Als er ihn nirgendwo fühlen konnte, bewegte er sich langsam auf die Jungfernstatue zu.
Er stand vor der Statue und sah auf das Bildnis von Kyoko in der Vergangenheit, träumte vor sich hin und hörte nicht die Schritte, die sich von hinten näherten.
âWas zum Teufel meinst du, was du hier tust, Beschützer?â, rief Toya leise von hinten. Er erschreckte Shinbe so sehr, dass dieser sein Gleichgewicht verlor und beinahe in die Arme der Jungfer gefallen wäre, hätte Toya ihn nicht am Arm ergriffen.
âToya, du musst wirklich aufhören, dich so an Leute heranzuschleichenâ, sagte Shinbe mit einem Knurren, als er Toyas Hand abschüttelte.
âIch habe dir gesagt, du sollst dich von Kyoko fern halten. Ich weià nicht, was in deinem Kopf vor sich geht, aber wenn ich dir den Verstand hinein prügeln muss, dann werde ich das.â Toyas Augen funkelten zornig als er nur daran dachte, dass sein Bruder Gefühle für Kyoko haben könnte. Nicht in diesem Leben, nicht, wenn er etwas dagegen tun konnte.
Shinbe hatte genug von Toyas Drohungen. Er entgegnete bissig: âWas zur Hölle!â Er schwang seinen Stab in Toyas Richtung, der sich mit einem Sprung in Sicherheit brachte. âDu hattest eine Million Chancen mit Kyoko aber du willst sie nie sehen. Nun willst du ihr sagen, mit wem sie sein darf? Wen sie küssen darf?â Er lachte, aber es klang wütend. âDas wird nicht passieren, Toya. Du verlierst.â Shinbe schüttelte seinen Kopf und hielt seinen Stab ruhig, bereit für den bevorstehenden Wutanfall. Er wusste, wozu Toya fähig war, aber er hatte es satt, immer nachzugeben.
Toya starrte Shinbe erschrocken an. Er konnte sich nicht bewegen. Er wusste, er konnte seine Zwillingsdolche nicht verwenden⦠wenn er das täte, würde er seinen Bruder umbringen. Seine Augen bluteten in geschmolzenem Silber, als er seinen Blick auf seinen Bruder richtete. âWas hast du gerade gesagt? Willst du mir sagen, dass 'du' Kyoko willst?â Toya knurrte, als er hinzufügte: âDu bist nichts als ein lüsterner Beschützer. Kyoko würde dich nie wollen!â Er machte einen Schritt auf Shinbe zu.
Shinbe duckte sich unter Toyas Arm aber blieb stehen. âMeinst du, sie wird dich immer noch wollen, wenn alles, was du tust, ist, sie zu kontrollieren und so zu tun, als wären dir ihre Gefühle völlig egal?â Er duckte sich unter einem weiteren von Toyas Angriffen durch und lachte. âDu wirst langsamâ¦â Seine Stimme wurde düsterer: âOder habe ich einen Nerv getroffen?â
Toya stand da und starrte Shinbe an. Wieso er die Zwillingsdolche nicht rief, das wusste er nicht. Aber er wollte unbedingt Shinbes Blut flieÃen sehen. Er brauchte die Messer dafür nicht. âDu hast kein Recht, darüber zu reden, was ich tue.â Toyas Stimme war tödlich als er seinen Kopf senkte, seine Strähnen verdeckten den roten Ton, der sich zu dem Silber mischte, das sich in seinen Augen breit gemacht hatte.
Shinbe hob eine Augenbraue. âHa, also habe ich einen Nerv getroffen. Wie interessant. Der silberne Beschützer hat Gefühle⦠für seine Priesterin. Aber du hast kein Recht, Kyoko zu sagen, wen sie küssen darf. Immerhin, wie sie sagte, hat sie keinen Freund. Also so wie ich das sehe, darf jeder sein Glück bei ihr versuchen.â Shinbe zuckte die Schultern und drehte sich um, um zum Schrein zu sehen.
Toya wartete einen Moment, ehe er Shinbe ansprang. âVerdammt, dreh mir nicht den Rücken zu!â Er traf Shinbe hart, sodass er stolperte und sein Stab über die Lichtung flog.
Shinbe rollte sich schnell weg und stand dann sofort wieder auf, um Toya wieder zu begegnen. Sein langes, dunkelblaues Haar bewegte sich im Wind und seine violetten Augen glühten gefährlich. Beide Beschützer waren einen Moment lang still, als sie einander wütend gegenüber standen. Das Gras um sie und um die Jungfernstatue glitzerte mit einer unbemerkten Aura, die der Feind hinterlassen hatte.
Unbewaffnet und im Nachteil hob Shinbe seine Hände vor sich, die Flächen nach oben, und rief seine Beschützerkräfte. Die Felsbrocken um sie herum begannen, sich vom Boden zu heben, in dem sie so lange gefangen gewesen waren. Er wusste, dass er nicht die Zeit haben würde, den Zauber zu Ende zu bringen, als Toya ihn wieder angriff. Er versuchte, auszuweichen, aber fühlte, wie seine Beine nachgaben, als er auf der Jungfernstatue auftraf.
Die schweren Steine fielen wieder zurück zu Boden, als Toya in ihn stürzte und ihn an der Kehle ergriff. Shinbe ergriff Toyas Hemd als sie beide in einen See aus warmem, blauem Nebel stolperten.
Anstatt mit einem Krachen aufzukommen, wie Shinbe erwartet hatte, fühlte er sich in ein weiches, blaues Licht eingewickelt. Sein erster Gedanke war, dass er gestorben sein musste, denn Toya hatte ihn gewürgt, gerade als sie fielen. Als sie aus der Zeitlupe ausbrachen, verschwand der geheimnisvolle Nebel und sie landeten⦠hart. Toyas Hände waren immer noch an seiner Kehle.
Als seine Sinne wieder zurückkamen, griff Shinbe hoch zwischen Toyas Arme und konnte die Hände des Beschützers von seiner Kehle drücken.
Toya landete auf seinem Rücken, als Shinbe ihn wegstieÃ. Dabei erkannte er, wo sie waren. âWas zumâ¦?â Toya starrte hoch in die Dunkelheit und sah das Dach über seinem Kopf. Sie waren in Kyokos Zeit gesprungen? Shinbe war in Kyokos verdammter Zeit? âNein!â Toya knurrte laut als er sich von dem Holzboden hoch drückte und Shinbe sehr böse anstarrte. Keiner der Beschützer war jemals durch das Herz der Zeit gekommen, auÃer ihm. Er war der einzige Beschützer, der hier sein durfte. Eifersucht brachte Toyas Blut zum Kochen.
âJetzt werde ich dich wirklich umbringen!â Toya ging wieder auf Shinbe los und verpasste ihm einen harten Schlag gegen die Schläfe.
Aber Shinbe war nicht so schwach, wie er aussah. Er schüttelte seinen Kopf und streckte ein Bein aus, lieà sich schnell fallen und trat Toya in die Seite und brachte ihn zum Stolpern.
Toya knurrte als er seitlich gegen die Schreinwand krachte.
Shinbe lehnte sich gegen die Holzwand und rang nach Luft. Sein Mantel war an manchen Stellen zerrissen und sein Kopf dröhnte von Toyas Schlag. Er sah zu Toya hinüber, dem kein Schaden anzumerken war⦠sein einziger Ausdruck war stinkwütend.
Toya ging in die Hocke und schrie: âDu darfst hier nicht sein!â Er schoss auf Shinbe zu, aber krachte mit einem harten Schlag gegen die Wand, als Shinbe in letzter Sekunde in Deckung ging.
Toya war wohl stärker, aber Shinbe war schneller. Als er sich duckte, drehte sich Shinbe um und schoss einen Lebensenergiestrahl ab, der einen Gott verletzt hätte.
Toya wurde zurückgeworfen, aber durch seinen Zorn konnte er sonst nichts fühlen. Er wischte das Blut von seiner Lippe als er Shinbe mit Quecksilberaugen anstarrte. Er musste sich beruhigen, aber noch als der Gedanke in seinem Kopf auftauchte, wurde er von der Raserei verdrängt. Er wollte Shinbe verletzen, schwer. Er sah wie Shinbe sich nach vorne beugte, seine Hände auf seinen Beinen abstützte und schwer nach Luft rang. Er ergriff diese Chance um Shinbe am Mantel zu nehmen und aus der Tür des Schreinhauses zu werfen.
Beschützer konnte man nicht umbringen⦠wenigstens in der Theorie⦠es war eine Lüge. Hyakuhei hatte ihren Vater umgebracht und niemand war unsterblich. Shinbe schlitterte über den Kies, ehe er zum Halten kam und dann aufstand während er Blut und Dreck aus seinen Augen wischte.
*****
Kyoko lag im Bett und fragte sich, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Sie konnte Schläge und erstickte Schreie hören, also nahm sie an, dass Opa noch so spät auf war und fern sah. Sie fuhr beinahe aus der Haut vor Schreck, als Tama in ihr Zimmer stürmte.
âKyoko!â, Tama zeigte auf das Fenster. âJem⦠jemand kämpft in⦠im⦠im Gartenâ, er brachte die Worte kaum heraus, als Kyoko zum Fenster rannte und hinaussah. Sie konnte nicht wirklich etwas sehen, denn offenbar war der Lichtmast, der am Rand des Gartens gestanden hatte, weg.
Tama stand neben ihr und starrte hinaus in den Garten, gerade als ein Blitz aus Rot und Schwarz näher am Haus auftauchte, wo er durch das Licht der Haustür beleuchtet wurde.
Er zeigte hinunter: âEs, es istâ¦â
âToya!â, schrie Kyoko als sie fühlte, wie Panik sie ergriff. Mit wem kämpfte er⦠einem Dämon⦠in ihrer Welt? Sie sah zu als er plötzlich in die Luft gehoben wurde und rückwärts in den groÃen Baum geschleudert wurde, auf den sie als Kind immer geklettert war. Das Problem war⦠sie sah nichts, das ihn geworfen hatte, es sei denn er kämpfte mit einem Geist.
âTama, geh und wecke Opa auf. Ich muss Toya helfen.â Sie griff schnell nach ihrem Bogen und rannte zur Tür hinaus während Tama im Schock zurückblieb.
Sie rannte barfuà in den Garten, einen Gedankenpfeil schon im Bogen angelegt. Als sie versuchte, ihr Ziel auszumachen erschrak sie, als sie erkannte, dass da nicht ein Beschützer war, sondern zwei. Das lieà sie mitten im Schritt ruckartig anhalten.
âShinbeâ, flüsterte Kyoko als sie zusah, wie er gegen die AuÃenwand des Schreinhauses krachte. Sie hatte beinahe das Gefühl, dass sie den Stoà genauso fühlen konnte wie er, nur dass er bei ihr eine tiefe Delle in ihrem Herzen hinterlieÃ. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung von der Seite wahr und richtete ihre grünen Augen dorthin. Es war Toya, und er war gerade dabei, Shinbe noch einmal anzugreifen.
Sie warf ihren Bogen weg und hob ihre Hand um den Zähmungszauber anzuwenden, der nur an dem silbernen Beschützer funktionierte.
âToya! Nein!â, schrie Kyoko.
Toya war gerade mitten im Sprung als er plötzlich wie ein Ziegelhaufen abstürzte, sein Gesicht im harten Boden vergraben.
Kyoko rannte zu Shinbe und rutschte in ihrer Eile auf dem Gras aus. Sie fiel neben ihm auf die Knie, ihre Lippen öffneten sich, wissend, dass es schlecht um ihn stand. âShinbe, alles in Ordnung?â
Shinbe öffnete mühsam ein Auge und schielte hinüber zu Toya. âDas muss wehtun.â Er versuchte zu grinsen, aber wurde bewusstlos, ehe er es zuwege brachte.
Toya sah aus seiner ungemütlichen Position zu Kyoko hoch und knurrte darüber, wie ihre Lippe zitterte. Wie konnte sie es wagen, sich auf die Seite des Lustmolches zu stellen, nach dem, was Shinbe gesagt hatte?
Kyoko wandte sich ihm zu, Tränen in den Augen. âWas hast du getan?â
Er hatte keine Möglichkeit zu antworten als ihr Bruder und GroÃvater in den Garten gerannt kamen. GroÃvater mit seinen Dämonenzaubern in der Hand, bereit alles zu zerstören, was es wagte, seine Enkelin zu verletzen.
Kyoko begann zu schluchzen und wusste nicht, was sie tun sollte. âHelft mir, Shinbe ins Haus zu bringen.â
Tama und GroÃvater stellten keine Fragen sondern hoben Shinbe hoch um ihn ins Haus zu tragen. Opa sah Toya nur aus zusammengezogenen Augen an während Tama ihn überhaupt keines Blickes würdigte. Sie gingen weg und lieÃen Toya am Boden liegend zurück.
Toya machte sich nicht die Mühe, sich zu bewegen. Er wusste, dass Kyoko so wütend war, dass sie wahrscheinlich diesen verdammten Zauber wieder und wieder anwenden würde, wenn er es wagen sollte, das Haus zu betreten. Es war nicht fair. Verstand sie nicht, dass er sie nur beschützte?