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Die Reize der Untreue
SIE. Was ist passiert?
ER. Er droht, mich wegen Schwänzen zu entlassen.
SIE. Das wird schon vorbeigehen.
ER. Du hast gut reden.
SIE. Mach keine Panik.
ER. Der Chef hat mich schon lange auf dem Kieker. Er wartet nur auf einen Anlass.
SIE. Na gut, ich renne los.
ER. Wir gehen zusammen raus.
SIE. Zusammen geht nicht. Man könnte es bemerken.
ER. Das ist richtig. Geh als erste.
SIE. (nimmt die Tasche.) Küsse mich zum Abschied.
ER. (küsst sie eilig.) Auf Wiedersehen.
SIE. Wir haben es nicht leicht, nicht wahr?
ER. Dafür ist es nicht langweilig.
SIE. Unsere Treffen sind für mich die einzige Freude im Leben. Und für dich?
ER. (macht sich eilig fertig.) Für mich auch.
SIE. Liebst du mich?
ER. (führt sie ungeduldig zur Tür.). Ich liebe dich, ich liebe dich, geh.
Es klingelt an der Tür. Beide erstarren vor Schreck.
SIE. (flüstert.) Wer ist das?
ER. Was weiß ich?
SIE. Ich zittere am ganzen Leib.
ER. Hab keine Angst, Sie klingeln ein-zweimal und gehen weg.
es klingelt wieder.
SIE. Ich werde verrückt!
ER. Leise! (wird ganz weiß.) Mir scheint, man versucht die Tür zu öffnen. Hörst du es?
Angespanntes Schweigen.
SIE. Guck mal vorsichtig durch den Spion.
Er schleicht sich auf Zehenspitzen zur Tür und kommt mit entstelltem Gesicht zurück.
SIE. Nun?
ER. (hoffnungslos.) Meine Frau.
SIE. Bist du sicher?
ER. Nicht ganz, auf dem Flur ist es dunkel.
SIE. Das ist ein Alptraum… (erschrocken.) Sie kann hier hereinkommen?
ER. Nein, die Kette ist davor.
Es klingelt.
SIE. Das ist unerträglich!
ER. Wir müssen etwas warten. Vielleicht geht sie weg.
SIE. Ich kann nicht warten, ich müsste schon längst zu Hause sein.
ER. Und ich auf der Arbeit.
Sie Mein Mann erschlägt mich.
ER. Mein Chef schmeißt mich raus.
SIE. Sie müsste doch auf Arbeit sein. Was hat sie hier zu suchen?
ER. Ich weiß nicht. Vielleicht muss sie etwas holen.
SIE. Ich wollte ja schon lange gehen, aber du immer mit deinem „warte mal“,“warte doch“.
ER. Ich war es, der dich angetrieben hat, aber du bist plötzlich ins Schwatzen gekommen.
SIE. Du bist gewissenlos. Ich wollte ja gar nicht kommen, ich hatte so eine Vorahnung.
ER. Denkst du vielleicht, ich wollte mich dünn machen, wenn der Chef jede Minute nach mir fragen kann. Ich wusste, dass das nicht gut ausgehen kann.
Klingeln.
SIE. Wir müssen aufmachen. Wir sind ja schließlich beide im Mantel.
ER. Das hätten wir gleich machen sollen. Was sagen wir ihr jetzt?
SIE. Wir können sowieso nirgends hin. Wozu hinauszögern?
ER. Ich weiß nicht… vielleicht geht sie doch weg?
SIE. Versteh doch, ich kann nicht länger hier bleiben. Die Schwiegermutter ruft wahrscheinlich schon meinen Mann an.
ER. Fünf Jahre war ich auf diesen Posten scharf – und dann so dumm reinfallen… Und dazu noch hier die Geschichte.
SIE. (mit Nachdruck.) Mach auf. Bist du nun ein Mann oder kein Mann?
ER. Ich bin ein Mann. Aber aufmachen werde ich nicht.
SIE. Was riskierst du denn? Du hast doch selbst gesagt, dass eure Beziehungen zerrüttet sind.
ER. Du behauptest ja auch, dass du und dein Mann wie Fremde sind, aber du zitterst vor ihm wie Espenlaub.
SIE. Das ist etwas ganz anderes.
ER. Bei mir ist es auch etwas ganz anderes. Wie werde ich ihr in die Augen sehen?
SIE. Es scheint, du hast ein schlechtes Gewissen. Ist das nicht ein bisschen spät?
ER. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen gehabt. Bei dir ist´s wohl anders.
SIE. Wenn du so ein Angsthase bist, dann mache ich eben selbst auf. (geht entschlossen zum Ausgang.)
ER. (Hält sie fest.) Bleib stehen!
SIE. (versucht, sich loszureißen.) Lass mich!
ER. (flüstert.) Leise!
SIE. Du kläglicher Feigling!
ER. Bei mir geht vielleicht mein ganzes Leben in die Brüche, und du fürchtest nur, dass du ja nicht zu deiner boshaften Schwiegermutter zu spät kommst.
SIE. Und du fürchtest eine alte Hexe, von der du dich schon längst hättest scheiden sollen.
ER. Die „alte Hexe“ ist, erstens, fünf Jahre jünger als du und zweitens zwanzigmal schöner. Du siehst neben ihr aus…(er sucht einen möglichst stark beleidigenden Ausdruck.) wie eine zerknitterte Giftmorschel.
SIE. Warum hast du dann mit mir geflirtet?
ER. Erstens, wegen der Abwechslung, zweitens aus Dummheit.
SIE. Wenn du wüsstest, wie ich dich jetzt hasse!
ER. Nicht mehr als ich dich.
Pause
SIE. Irgendwie hat es lange nicht geklingelt.
ER. Ich habe auf der Treppe Schritte gehört.
SIE. Vielleicht ist sie weggegangen? Guck doch mal nach.
er schleicht zur Tür und kommt strahlend wieder.
ER. Niemand da.
SIE. Was für ein Glück! (Wirft sich ihm an den Hals.) Sei nicht böse, gut?
ER. Und du sei auch nicht böse
SIE. (Ergreift die Tasche.) Ich renne los.
ER. Mach´s gut.
SIE. Ein Treffen machen wir später aus.
ER. Gut.
SIE. Mach auf.
Sie laufen schnell zur Tür, doch sie werden durch ein scharfes, anhaltendes Klingeln an der Tür aufgehalten. Sie stehen wie versteinert. Gleichzeitig beginnt das Telefon zu klingeln. Verzweifelt sehen sie sich an.
Ende des Dramoletts „Die Reize der Untreue“
3. Eine alltägliche Geschichte
Такие дела
Dramolett
Handelnde Personen:
Mann
Frau
Eine Küche in einer modernen Wohnung. Eine junge Frau deckt den Tisch für das Abendbrot. Es klingelt an der Tür. Die Frau geht gemächlich zur Tür, öffnet und kommt zurück. Ihr folgt ein Mann. Er trägt Taschen mit Gemüse, Brot und anderen Lebensmitteln.
ER. Ich habe alles gekauft, was du gesagt hast.
SIE. (gibt ihm eine Schmatz auf die Wange.) Danke. Packe alles in den Kühlschrank. Aber zieh erst die Hausschuhe an.
Er stellt die Taschen auf den Boden, zieht die Schuhe aus, steckt mit gewohnter Bewegung die Füße in die Hausschuhe und verteilt die Einkäufe in die Fächer des Kühlschranks.
SIE. Wollen wir gleich Abendbrot essen oder willst du dich erst ausruhen?
ER. (gibt ihr ebenfalls einen Schmatz.) Lieber gleich. Ich bin irgendwie hungrig.
SIE. Dann wasche dir die Hände.
Er zieht das Jackett aus und wäscht sich die Hände.
SIE. (Schneidet Brot, stellt Teller auf den Tisch u.a.) Bist du fertig?
ER. Ja, ich bin fertig
SIE. Setz dich.
Er setzt sich an den Tisch,
SIE. Wie geht es dir, nicht besser?
ER. Nicht besser, aber auch nicht schlechter.
SIE. Wie war es auf Arbeit?
ER. Wie immer.
SIE. (gibt das Essen auf.) Du hörst dich nicht sehr fröhlich an.
ER. Ich bin so wie immer
SIE. Willst du ein Gläschen Wein?
ER. Ja gern.
SIE. (holt den Wein.) Bring mal den Flaschenöffner
ER. Liegt er dort, wo er immer liegt?
SIE. Ja.
Er holt den Flaschenöffner und kommt zurück.
ER. (beim Öffnen der Flasche.) Wo ist dein Glas?
SIE. Ich trinke nicht.
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