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Die Reize der Untreue
Die Reize der Untreue

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Die Reize der Untreue

Язык: Русский
Год издания: 2021
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SIE. Lebt ihr auch getrennt?

ER. Nein, zusammen.

SIE. Schade.

ER. Mir tut es auch leid.

Pause.

SIE. Also los, nehmen wir die Vorhänge ab.

Sie klettern auf die Stühle und nehmen den Vorhang ab.

Es ist gleich ungemütlich geworden, stimmt´s?

ER. Ja.

SIE. Es muss aufgeräumt werden. Meine Mutter kommt bald.

ER. Schon?

SIE. (müde.) Wie schnell ist der Tag verflogen.

ER. Ja.

SIE. Steck alle die Schachteln irgendwo hin.

ER. Warum versteckst du das Telefon im Kühlschrank?

SIE. (Verstört.) Mechanisch.

ER. Übrigens, es hat lange nicht geklingelt.

SIE. Ach, ich habe ja vergessen, dass es abgeschaltet ist. (Schaltet das Telefon ein. Sofort klingelt es. Sie nimmt den Hörer ab.) Ja, ja, Schatz. Nein, komm heute nicht. Ich bin sehr müde. Sei nicht traurig. Wir haben das ganze Leben vor uns. Nein, geh nicht zum Friseur: Die verschandeln dich. Na gut, komm abends vorbei. Ich werde dir selbst die Haare schneiden. (Legt den Hörer auf.)

ER. Du schneidest ihm selbst die Haare?

SIE. Ja. Was ist daran schlecht?

ER. Nein, das ist gut.

SIE. Was ist mit dir, Liebster?

ER. Nichts.

SIE. Deine Stimme ist ganz anders.

ER. Eine ganz normale Stimme. Ich sehe, du nennst alle gleich.

SIE. Überhaupt nicht. Er ist „Schatz”, und du – Liebster.

ER. Das ist das Gleiche.

SIE. Du verstehst gar nichts

ER. Ich war früher immer der Meinung, dass auf den Mann oder die Frau eifersüchtig sein dumm ist.

SIE. Und jetzt?

ER. Jetzt denke ich das immer noch.

SIE. Also bist du nicht eifersüchtig auf ihn?

ER. Ich bin eifersüchtig. Er ist ja noch nicht dein Mann.

SIE. Also wirst du ab morgen aufhören, eifersüchtig zu sein.

ER. Wann geht ihr gewöhnlich zu Bett?

SIE. Gewöhnlich sind wir noch nicht zu Bett gegangen.

ER. Und morgen?

SIE. (Zuckt mit den Schultern.) So gegen 11.

ER. Um Elf Null fünf rufe ich dich an und werde zwei Stunden reden.

SIE. Gut, dass du mich warnst. Ich werde das Telefon abstellen.

ER. Ich werde das Haus anzünden.

SIE. Ich werde die Feuerwehr rufen.

ER. Ich sage das im Ernst.

SIE. Ich auch.

ER. Bist du eifersüchtig auf meine Frau?

SIE. Nein. (Sieht, dass er eine Schachtel in die Hand genommen hat.) Vorsicht! Da ist das Service drin!

ER. (Schleudert die Schachtel weg.)

SIE. Was ist mit dir?

ER. Ich will alles in kleine Stücke zerschlagen! Du hast nicht einen Funken Takt.

SIE. Ich begreife nicht, warum du so böse wirst.

ER. Ich kann alles an dir nicht leiden.

SIE. Ich weiß, Liebster.

ER. Nenne mich nicht Liebster!

SIE. Gut.

ER. Du bist eine nüchterne, berechnende Spießbürgerin.

SIE. Ich weiß.

ER. Ich kann Spießbürgerinnen überhaupt nicht leiden.

SIE. Ich weiß.

ER. Du hast nur ein Ziel – ja nicht ohne Ehemann bleiben.

SIE. Willst du, dass ich ohne Ehemann bleibe?

ER. Ich will gar nichts. Das Lächerlichste ist, dass du mit dieser Hochzeit so zufrieden bist!

Sie schweigt.

Dein Haus baust du dauerhaft, aber das Häuschen auf Zeit baust du aus den Resten.

Sie schweigt.

ER. Dein Mann wird frisiert und umsorgt wie ein Rasen und ich....Warum schweigst du denn dauernd?

SIE. Mit Worten kann man unseren Knoten nicht entwirren.

ER. Du hast einen so guten Trumpf in der Hand! Bringe ihn ins Spiel!

SIE. Ich spiele nicht mit dir Karten.

ER. Sag, dass ich eine Familie habe und dass du keinen anderen Ausweg hast!

SIE. Wozu?

ER. Sag, dass du, wenn ich mit meiner Frau schlafe, das Recht hast, mit deinem Mann zu schlafen.

SIE. Wozu?

ER. Schlag mich auf meine schwache Stelle!

SIE. Ich will dich nicht schlagen.

ER. Warum forderst du nicht, dass ich meine Familie verlasse?

SIE. Willst du, dass ich das fordere?

ER. Ich will gar nichts!

SIE. (Nach einer Pause.) Schade, dass du nichts willst.

ER. Ich wollte so vieles. Ich habe den ganzen Tag gewartet, dass du sagst – „ich kann nicht“. Dass du sagst „Ich bleibe lieber allein.“

SIE. Und was wäre dann?

ER. Und dann hätte ich auch alles hingeworfen. Aber dir ist alles egal. Du willst mit einem leben, kannst aber auch mit dem anderen. Das kannst du doch?

SIE. Ich kann.

ER. Ich würde ohne Nachzudenken meine Familie wegen einer Frau verlassen, für die ich der Einzige auf der Welt bin. Aber du hast dich nicht einmal entschieden, die Hochzeit aufzuschieben. Nicht einmal um einen Tag.

SIE. Du weißt doch dass ich bereit bin, mich von ihm zu trennen.

ER. Ja. Wenn dir sofort eine Ware von besserer Qualität garantiert wird.

SIE. Aber Liebster....

ER. Nenne mich nicht Liebster.

SIE. Warum?

ER. Weil mir alles an dir zuwider ist.

SIE. Ich weiß.

ER. Du bist die allergewöhnlichste Dirne.

SIE. Ich weiß.

ER. Ich habe heute die ganze Nacht nicht geschlafen – mich hat der Hass fast erwürgt.

SIE. Hast du gedacht, ich bin eine Heldin oder ein Engel?

ER. Ich habe gar nichts gedacht.

SIE. (Nach kurzem Schweigen.) Es ist doch alles so einfach. Eine Woche vor der Hochzeit habe ich plötzlich zum ersten Mal begriffen, was das ist Liebe und was das ist ein Mann. Und dieser Mann ist nicht mein Mann. Und ich habe den Kopf verloren.

Er schweigt.

Wie viel Zeit haben wir noch zusammen? Ein paar Tage? Einige Minuten?

Er schweigt.

Ich habe ein ganzes Leben vor. Ohne dich. Und ich muss über dieses Leben nachdenken und es organisieren. Wer, wenn nicht ich?

Er schweigt.

Die Ringe sind gekauft, das Kleid ist genäht, die Einladungen sind verschickt, Die Verwandtschaft ist angereist… Ich allein kann nicht mehr anhalten. Und ich weiß nicht, was du willst. Hilf mir.

Er schweigt.

Warum schweigst du immer nur danach?

ER. Ich denke darüber nach, wie für uns alles gut sein könnte.

SIE. (Da sie von ihm das entscheidende Wort nicht hört, mit Bitterkeit.) Ja.

ER. Wir werden lernen, wie man sich ohne Liebe umarmt.

SIE. Ja.

ER.Und werden uns selbst ins Verderben stürzen.

SIE. Bereust du nicht, dass wir uns begegnet sind?

ER. Nein. Und du?

SIE. Nein.

ER. Ich liebe dich sehr.

SIE. Ich weiß.

ER. Was sollen wir machen?

SIE. Gleich kommt meine Mutter. Du musst gehen.

ER. Was hast du entschieden?

SIE. Nichts.

ER. (Steht auf.) Auf Wiedersehen.

SIE. Warte! Noch ein kleines Weilchen, wenigsten eine Minute!

Pause.

Sei nicht böse, dass ich dich gebeten habe, mir zu helfen.

ER. Ich bin nicht böse.

SIE. Ich mache so gern etwas mit dir zusammen.

ER. Ich auch.

SIE. Ich habe mir die ganze Zeit vorgestellt, dass es für uns ist.

ER. Das hab ich nicht gewusst.

SIE. Leb wohl, Liebster.

ER. Werden wir uns wiedersehen?

SIE. Denkst du, dass das Sinn macht?

ER. Wahrscheinlich nicht.

SIE. Noch ein Treffen entscheidet ja nichts und hilft in keiner Richtung.

ER. Ja.

SIE. Lohnt es sich dann?

ER. Natürlich lohnt es sich nicht, aber ich kann ohne dich nicht leben.

SIE. Ich auch nicht.

ER. Also bis morgen?

SIE. Morgen geht es nicht, das weißt du ja.

ER. Dann Übermorgen?

SIE. Gut.

ER. Wirst du können?

SIE. Irgendwas denke ich mir aus. Liebst du mich?

ER. Ich liebe dich.

SIE. Ich dich auch. Woran denkst du?

ER. An vieles.

SIE. Ich denke nur an eins.

ER. Woran?

SIE. Wie ich es bis übermorgen aushalte.


ENDE DES STÜCKES „Hoffnung auf Übermorgen“

2. Die Reize der Untreue

Прелести измены


Comedietta


Handelnde Personen:

Mann

Frau


Er läuft mit großen Schritten durch Zimmer, sieht dabei nervös auf die Uhr. Offenbar erwartet er jemanden ungeduldig. Es klopft an der Eingangstür. Sie tritt mit schnellen Schritten ein. Sie ist im Mantel und hat eine große Einkaufstasche in den Händen. Eк wirft sich ihr jäh entgegen.


ER. (Gekränkt und gleichzeitig erfreut.) Endlich! Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben.

SIE. Ich habe selbst nicht mehr darauf gehofft. Konnte mich kaum loseisen.

ER. Du keuchst ja so.

SIE. Ich bin den ganzen Weg gerannt. Wir haben doch sehr wenig Zeit. (Will ihn umarmen.)

ER. (Fährt zurück.) Hast du die Tür verschlossen?

SIE. Nein. Ich kenne mich mit eurem Schloss nicht aus.

ER. Warte, ich schließe zu (Schließt die Tür mit dem Schlüssel zu, kommt zurück und will sie umarmen.)

SIE. (Fährt zurück.) Auf der Treppe bin ich einem Mann begegnet. Er hat mich so angeguckt, dass es mir ganz anders wurde.

ER. (Besorgt.) Was für ein Mann? Ein alter mit Stock, in einem grauen Anzug?

SIE. Nein, ein junger im Pullover.

ER. Hat er gesehen wie du in die Wohnung gegangen bist?

SIE. Nein. Ich habe so getan, als müsste ich noch eine Etage höher.

ER. (Erleichtert.) Dann ist nichts Schlimmes. (möchte sie umarmen.)

SIE. (fährt zurück.) Mir kam es vor, als hätte er mich erkannt.

ER. Wie kommst du darauf?

SIE. Mein Mann hat gesagt, dass irgendwo in diesem Bezirk ein Kollege von ihm wohnt.

ER. In diesem Bezirk wohnen hunderttausend Leute.

SIE. Und alle können mich erkennen.

ER. Weißt du, wie der Kollege aussieht?

SIE. Ja.

ER. Und war er das?

SIE. Nein.

ER. Und worüber regst du dich dann auf?

SIE. Wenn es nun ein anderer Kollege war, Einer, der mich kennt, den ich aber nicht kenne.

ER. So kann man sich vor allen Männern fürchten. Vor den Frauen auch.

SIE. Ich habe eben diese Angst.

ER. Letztendlich ist es kein Verbrechen, wenn man allein die Treppe hochsteigt.

SIE. Du hast gut reden

ER. Du kannst immer noch sagen, dass du bei der Schneiderin warst.

SIE. Na gut, irgendwie winde ich mich schon raus.

ER. (Zieht sie an sich.) Hast du dich beruhigt? (Langer Kuss.)

SIE. (fährt zurück.) So geht’s doch nicht!

ER. Was ist denn?

SIE. Du hast die Vorhänge nicht zugezogen.

ER. Was ist dabei?

SIE. Wir stehen doch direkt am Fenster!

ER. Vor uns liegt eine Wüste und außerdem wohnen wir in der 5. Etage.

SIE. Egal. Ich habe das Gefühl, dass alle auf uns sehen.

ER. (Zieht die Gardinen vor und umarmt sie.) Jetzt hast du keine Gefühle?

SIE. Nein, habe ich nicht.

ER. (Fährt zurück.) Vielleicht legst du endlich mal den Mantel ab?

SIE. Nein, Liebster, ich bin nur für eine Minute hier.

ER. Wieso für eine Minute? Wir wollten doch eine ganze Stunde mit einander verbringen.

SIE. Die Bedingungen haben sich geändert.

ER. Schon wieder? Ich habe mich so auf dieses Treffen gefreut.

SIE. Ich auch.

Er umarmt sie. Sie erwidert die Umarmungen, aber plötzlich stößt sie ihn erschrocken von sich.

      Hast du das Fleisch gekauft?

ER. Habe ich.

SIE. Und die Milch?

ER. Ja.

SIE. (Erleichtert aufatmend.) Und ich habe einen Schreck bekommen, dass du es vielleicht vergessen hast.

ER. Nein, ich habe es nicht vergessen. Damit das später nicht passiert, legen wir alles gleich in deine Tasche. (Er holt das Fleisch und eine Flasche Milch aus dem Kühlschrank.)

SIE. Was kostet das Fleisch?

Er macht eine protestierende Geste.

Ich möchte das wissen, falls plötzlich die Schwiegermutter fragt.

ER. Hier ist der Kassenzettel.

Sie gibt ihm Geld, er gibt ihr das Restgeld zurück.

SIE. Danke. (stopft die Tasche mit den Einkäufen voll.)

ER. Ziehst du vielleicht doch den Mantel aus?

SIE. Es lohnt sich nicht, ich bin nur für eine Minute da.

ER. Wann musst du weg?

SIE. Los, überschlagen wir das mal zusammen. Rechne mal, das ich ungefähr 40 Minuten das Fleisch ausgesucht und die Milch gekauft habe. Ziehe davon den Weg zu dir und zurück ab – da bleibt nichts übrig.

ER. Ich begreife nicht, warum du es so eilig hast.

SIE. Ich muss kochen.

ER. Früher hat doch deine Schwiegermutter gekocht.

SIE. Jetzt mache ich es selbst.

ER. Warum?

SIE. Damit mein Mann nicht merkt, dass ich schlechter zu ihm bin.

ER. Ich dachte, du hast dir freigenommen, um dich mit mir zu treffen und nicht um für deinen Mann das Mittagessen zu kochen.

SIE. Das habe ich auch gedacht, aber von der Schwiegermutter kommt man nicht für längere Zeit weg. Sie ist schrecklich misstrauisch.

ER. Und dein Mann?

SIE. Mein Mann auch. Gestern habe ich die Tasche genommen, und er hat mich so angesehen, gelächelt und gefragt “Einkaufen?“ Mir fiel das Herz in die Hose.

ER. Und wohin bist du in Wirklichkeit gegangen?

SIE. Einkaufen. (nimmt die Tasche.). Na gut, ich gehe.

ER. Du könntest doch auch abends kochen.

SIE. Abends gehen ich mit meinem Mann zum Fußball.

ER. Zum Fußball? Wozu?

SIE. Damit er nichts merkt.

ER. Du könntest doch lieber so tun, als gingest du zu einer Freundin.

SIE. Ich gehe jetzt nicht mehr zu Freundinnen.

ER. Warum

SIE. Damit er nichts merkt. Ich versuche jetzt sowieso die Lage nicht zu verschärfen.

ER. (betrachtet sie.) Was machst du noch, damit er nichts merkt?

SIE. Bist du etwa eifersüchtig?

ER. Nein. Ich habe es einfach satt über deinen Mann zu reden.

SIE. Finde doch ein anderes Thema.

ER. Was für eins?

SIE. Früher haben wir über Musik, über Poesie gesprochen.

ER. Apropos, ich habe dir einen neuen Gedichtband gekauft. Hier, nimm. (hält ihr das Buch hin.)

SIE. Oh, danke schön! (Sie schwankt ein bisschen, dann gibt sie ihm das Buch zurück.) Lieber nicht. Er würde fragen, woher es ist.

ER. Dann sagst du eben, dass deine Freundin dir das Buch geschenkt hat.

SIE. Sie kann sich verplappern.

ER. (Wirft das Buch auf den Boden.) Siehst du, so spricht man über Poesie.

SIE. Sei nicht böse.

ER. Ich bin nicht böse. Trotzdem ist es ärgerlich, dass wir beiden zusammen nichts lesen, nirgends hingehen.

SIE. Denkst du, ich ärgere mich nicht darüber? (nach kurzem Schweigen.) Weißt du was? Wir gehen ins Kino.

ER. Wann? Wie?

SIE. Ganz einfach: Wir kaufen Karten für eine Vorführung. Nur, natürlich für unterschiedliche Plätze. Ich komme mit meinem Mann und du mit deiner Frau. Und wir denken dabei, dass wir den Film gemeinsam sehen.

ER. Na, los!

SIE. Umarme mich.

ER. Zieh erst diesen verfluchten Mantel aus.

SIE. Ich bin doch nur für eine Minute da.

ER. Ich möchte dich nicht nur eine Minute umarmen. Nicht dafür habe ich mich für einen halben Tag von der Arbeit fortgestohlen.

SIE. (von einer Idee erleuchtet.) Hör mal, hast du Kohl?

ER. (verwundert.) Ich weiß nicht, ich glaube irgendwo ist ein Kohlkopf.

SIE. Wenn du ihn mir gibst, sage ich, dass ich noch auf dem Markt war, um Kohl zu kaufen. Da haben wir zusätzlich noch mindestens fünfzehn Minuten. Hab ich das gut ausgetüftelt?

ER. Einfach Super! (Bringt aus der Küche den Kohl, gibt ihn ihr in die Hände, aber dann überlegt er plötzlich.) Nein, ich kann ihn dir nicht geben.

SIE. Warum?

ER. Was sage ich meiner Frau? Ich war nicht zu Hause, aber der Kohlkopf ist weg (Nimmt den Kohlkopf zurück.)

SIE. berlegt ein Weilchen.) Dann machen wir es eben so. Ich binde der Schwiegermutter auf, dass ich noch in der Buchhandlung war und dort den Gedichtband gekauft habe. Dann kriege ich die gleichen fünfzehn Minuten raus.

ER. (seine Züge hellen sich auf, er umarmt sie.). Das ist etwas ganz anderes.

SIE. (flüstert, indem sie ihn ebenfalls umarmt.) Borja, mein Liebster.

ER. Ich bin doch nicht Borja, ich bin Leva.

SIE. Ich weiß. Mir ist es lieber, dich Borja zu nennen.

ER. Warum?

SIE. Verstehst du, ich habe schreckliche Angst, dass ich mich verplappern könnte und ihn Leva nennen würde. Das wäre das Ende.

ER. Na, das muss ja nicht gleich das Ende sein.

SIE. Aber wenn du auch Borja bist, dann kann ich es niemals verwechseln. Einverstanden?

ER. (unwillig.) Naja, wenn du es so willst…

SIE. Danke, Leva.

ER. (mit Nachdruck.) Borja.

SIE. Ach ja, Borja. Bist du beleidigt?

ER. (trocken.) Nein.

SIE. Dann umarme mich fester. (flüstert mit geschlossenen Augen.) Borja, Borenka, Borboska, Barbariska, Barbarossa…

ER. (nimmt Abstand.) An wen denkst du jetzt – an ihn oder an mich?

SIE. ffnet die Augen.) Natürlich an dich. Ich gewöhne mich an deinen neuen Namen.

ER. So sieht es nicht gerade aus.

SIE. Sei nicht eifersüchtig. Die Hauptsache ist – mir geht es jetzt gut.

ER. Dafür mir – schlecht.

SIE. Warum?

ER. Weil ich dich umarmen will und nicht deinen Mantel.

SIE. Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt? Ich habe ihn ganz vergessen. (wirft den Mantel ab.)

ER. (umarmt sie.) Darauf hab ich gewartet.

SIE. (voller Leidenschaft.) Borja, mein Geliebter! Mein Zärtlicher!

ER. Sprich leiser, die Unter-Mieter können alles hören.

SIE. Gut, ich flüstere (kaum hörbar.) Liebst du mich?

ER. Was?

SIE. Ich frage – Liebst du mich?

ER. Ich liebe dich.

die gerade beginnenden Umarmungen unterbricht ein durchdringendes Telefonklingeln.

SIE. Ach du mein Gott!

Klingeln.

ER. Hol`s doch der Teufel!

Das Telefon klingelt immer weiter.

Was meinst du, soll ich abnehmen?

SIE, Lass es, vielleicht ist es deine Frau?

ER. Andererseits, ich habe meine Kumpels gebeten, dass sie mir Bescheid sagen, wenn mich die Chefs vermissen. (Er greift zögernd in Richtung Hörer.)

SIE. Und wenn sie es ist?

beide, schauen wie verhext auf das Telefon. Das Klingeln hört auf.

ER. Das war´s wohl.

SIE. Gott sei Dank (drückt sich an ihn.)

ER. (beachtet sie nicht.) Das war nicht meine Frau.

SIE. Bist du sicher?

ER. Sie weiß doch nicht, dass ich zu Hause bin.

SIE. Vielleicht hat sie dich zuerst auf der Arbeit angerufen?

ER. Sie hätten gesagt, dass ich für einen Augenblick rausgegangen bin.

SIE. (umarmt ihn.) Denk nicht mehr darüber nach.

ER. (besorgt.) Wer könnte das bloß gewesen sein?

SIE. (Ungeduldig.) Nimm mich doch in die Arme!

ER. Warte mal. (ruft an.) Mischka? Hier bin ich: Hat man sich für mich interessiert? Ach, hast du mich gerade angerufen? Nein? Na gut, Tschüs. (Legt den Hörer auf und sieht, dass sie schon wieder den Mantel an hat. Wo willst du hin?

SIE. Ich muss gehen, Liebster.

ER. Warte wenigstens noch zwei Minuten.

SIE. Kann ich nicht.

ER. Wir haben sogar unser nächstes Treffen nicht festgelegt.

SIE. Morgen kann ich nicht, übermorgen auch nicht.

ER. Vielleicht am Donnerstag nach der Arbeit?

SIE. (holt ihr Notizbuch hervor.) Am Donnerstag haben wir Versammlung. Man kann schwer sagen, wann sie zu Ende ist. Besser wäre Freitag.

ER. Am Freitag kann ich nicht. Meine Frau und ich sind eingeladen, (Holt sein Notizbuch hervor.). Mir würde Sonntag passen.

SIE. An den Wochenenden gehe ich jetzt nicht mehr aus dem Haus.

ER. Damit dein Mann nichts merkt?

SIE. Darüber muss ich überhaupt nicht lachen.

ER. Ich auch nicht.

SIE. Wie ist es mit nächster Woche?

ER. (schaut ins Notizbuch.) Geht nicht. Ich muss abends arbeiten.

SIE. Wie viel Tage?

ER. Bis zum fünften vielleicht.

SIE. Vom fünften bis zum Zehnten habe ich Weiterbildung.

ER. Am zwölften fahre ich mit meiner Frau in den Urlaub.

SIE. Für lange?

ER. Bis Ende des Monats

SIE. Und dann ist wieder Abendschicht?

ER. Wahrscheinlich/ (guckt angestrengt ins Notizbuch.) Könnten wir nicht versuchen, am elften zusammenzukommen?

SIE. So weit im voraus kann ich nichts festlegen.

ER. Einen anderen Tag haben wir einfach nicht. Wenigstens für eine halbe Stunde.

SIE. Wo?

ER. Mir wäre die Apotheke recht.

SIE. Da sind zu viele Leute

ER. Dann eben in der Bibliothek.

SIE. Da ist es zu leer. Da fallen wir auf. Vielleicht in ein Hotel?

ER. Zu teuer. Besser im Park.

SIE. Zu weit, da haben wir keine Zeit. Und außerdem frieren wir da.

ER. Dann setzen wir uns einfach in irgendeinen Bus und fahren zur Endstation und zurück.

SIE. Damit uns die ganze Stadt sieht?

ER. Und was schlägst du vor?

SIE. (denkt ein bisschen nach.) Gut, dann nehmen den Autobus. Aber du darfst nicht mit mir sprechen, dich nicht neben mich setzen und nicht in meine Richtung gucken.

ER. Einverstanden.

SIE. (trägt es in´s Notizbuch ein.) Also: am elften, um zwölf im Bus Nummer Dreizehn.

ER. (Möchte auch etwas in das Notizbuch eintragen, hält aber inne.) Warte! Am elften kann ich nicht!

SIE. Du hast das doch selbst vorgeschlagen!

ER. Ich habe vergessen, dass meine Frau Geburtstag hat.

SIE. Ihr habt doch vorigen Monat den Geburtstag gefeiert.

ER. Das war nicht der Geburtstag meiner Frau, sondern unseres Kindes.

SIE. Du hast jede Woche eine Familienfeierlichkeit.

ER. Was kann ich dagegen machen?

SIE. Kannst du dir nicht etwas ausdenken, damit du für eine halbe Stunde mal weggehen kannst?

ER. (denkt nach.) Kannst du vielleicht Haare schneiden?

SIE. Nein

ER. Schade. Da hätte ich sagen können, dass ich zum Friseur gehe.

SIE. Und wenn ich es auch könnte, wo hätte ich dir dann die Haare geschnitten? Im Park? Im Bus?

ER. Sei nicht böse.

SIE. Ich bin nicht böse.

ER. Ich rufe dich lieber an.

SIE. Mich kannst du nicht anrufen. Das weißt du doch. Auf dem Handy sieht man, wer angerufen hat. Mein Mann könnte dahinter kommen.

ER. Ich rufe dich auf Arbeit an.

SIE. Bist du verrückt geworden? Das ganze Büro weiß dann, dass mich eine männliche Stimme anruft.

ER. Na und?

SIE. Sie sagen es ihm.

ER. Warum machen sie das?

SIE. Du kennst die Menschen nicht.

ER. Wenn du willst, rufe ich mit Frauenstimme an.

SIE. Versteh doch, Leva…

ER. Borja.

SIE. Ach ja, Borja. Borja, siehst du, wie leicht man sich verwechseln kann.

ER. Was wolltest du sagen?

SIE. Dass du nicht mit Frauenstimme sprechen kannst.

ER. Wenn es sein muss, kann ich schon (mit Frauenstimme.)“Seien Sie so nett, rufen Sie doch bitte Frau.....ans Telefon.“ (Mit normaler Stimme.) Na, wie war´s?

SIE. (Seufzend.) Es ist besser, wenn ich dich auf der Arbeit anrufe. Es ist für mich sehr schwer anzurufen,

ER. Und ich bin schwer anzutreffen.

SIE. Aber im Fall der Fälle richten sie es dir aus?

ER. Ja schon. Besser wäre natürlich etwas Dienstliches.

SIE. Gut, weißt du was, wir verlegen auf alle Fälle die Zeit um einen Tag und 2 Stunden

ER. Wie geht das?

SIE. Nun, wenn ich sage „Sagen Sie ihm das die Besprechung morgen um Drei ist, dann treffen wir uns in Wirklichkeit übermorgen um Fünf.

ER. (endgültig verwirrt.) „Morgen um Fünf… übermorgen um Drei…“Vielleicht wird es einfacher, wenn ich dir eine Mail schicke.

SIE. Geht nicht. Mein Mann kennt mein Passwort.

ER. (schaut auf die Uhr.) Verzeih, aber ich muss schnellstens in mein Büro.

SIE. Wir haben aber noch nichts ausgemacht.

ER. Dann rufe ich wenigstens mal an. (wählt eine Nummer. Mit Frauenstimme.) Rufen Sie bitte Mischa…Mischa? Wie ist es, alles in Ordnung? Du erkennst mich nicht. Hier ist Borja( erinnert sich plötzlich, mit normaler Stimme.) Ach; Sch…Nicht Borja, sondern Leva! Leva! Nein ich hab nicht getrunken und mache mich auch nicht lustig. Ich erkläre das später. Was?! Er hat mich vermisst? (angstvoll.) Schon lange? Schreit und spielt verrückt? (Legt den Hörer auf. Tragisch.) Das hat gerade noch gefehlt.

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