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Blut Und Feuer
»Nein«, murmelte er. Als Drache zu fliegen ging auf die Kosten des sinnlichen Menschen. Wenn Dämonen ihrem Drachenverstand nachgaben, litt der menschliche Verstand. Schade dem menschlichen Verstand und alles andere litt dementsprechend … besonders der Sex.
Lazar hatte es in der Tiefe erklärt. »Dieses Unterstützungssystem – gestaltet, um die Balance im Verstand zu erhalten, ist im Labor unberechenbar. Als ich die menschliche und tierische Natur kombiniert habe, hat Mutter Natur entschieden, wie sich der neue Organismus an diesen Mix anpassen würde. Dieser Schutzmechanismus spielt die Freude des Drachen am Fliegen gegen die Freude des Menschen am Sex aus. Diese zwei sind unaufhaltsam miteinander verschlungen. Es ist der Balancepunkt zwischen dem reptilischen Verstand und dem menschlichen Verstand.«
Hilde, dachte David. Eine Welle des Verlangens erfüllte seine Lenden. Der Gedanke an sie schenkte ihm immer eine Erektion.
Ich kann fliegen oder ich kann Hilde haben.
Für ihn gab es keine Alternative; Hilde war exotisch und wunderschön und er liebte sie. Er würde sie oder seinen Verstand nicht gegen die Freude des Fliegens eintauschen. Er blickte schnell zu Givens, fragte sich –
Wie viel deines menschlichen Verstands hast du wegen diesem einen Flug eingebüßt? Wie viele weitere Flüge hast du gestohlen?
Der Verstand eines Drachen war zerbrechlich.
Ein Schauer schüttelte seine Wirbelsäule.

»Leonard, wie geht es dir heute?«
Leonard Jeffrey nahm Platz in der Bar in Dracos beliebtestem Feierort, dem End of the Line. Er lächelte den Barkeeper an. »Kepler, ich bin ein Mann, der hier mit dem Anfang der Schlange im Visier in der buchstäblichen Endstation sitzt.«
»Oh, denkst du das?« Kepler wischte über die Bar und warf eine Serviette hin. »Soll ich dir den Anfang-der-Schlange-Drink machen?«
»Nein.« Leonard streckte seine Hand aus. »Ich will es nicht verschreien, weißt du. Die Liste ist noch nicht raus. Aber ich bin genau in der Schlange. Bring mir ein Bier und behalt es für dich, über was wir gesprochen haben, okay?«
Kepler schenkte ein Bier ein und stellte es vor Leonard. »Du bist ein abergläubischer Kerl, mein Freund.«
Leonard nippte an seinem Bier. Sein Fünfjahresvertrag war vorbei und er wollte von der Draco Station herunter. Manche würden dafür töten auf Draco zu bleiben, andere würden dafür töten zu gehen.
»Also ist dein Vertrag und deine Credits alles aufgestellt?«, stupste Kepler.
»Jep, warte einfach meine Zeit ab, bis der nächste Flug raus geht«, sagte er.
»Kein Risiko in den Limbus zu fallen?«
Leonard erschauderte. Ein Schauer krachte seine Wirbelsäule herunter wie ein Brocken arktisches Eis. Limbus war eine von Pantheon ausgeklügelte Todesspirale, welche viele dazu zwang einen neuen Vertrag zu unterschreiben. Für ihn wären das weitere fünf Jahre auf der Station.
»Ich nicht«, platzte er heraus. »Ich nicht.« Der Gedanke an einen weiteren Fünfjahresvertrag ließ ihm den Atem stocken und brachte seine Augen zum Tränen. Er nippte an seinem Bier, zwang ein Lächeln auf sein Gesicht.
Ich bin ein Kurzzeitler. Alles was ich tun muss, ist den Anfang der Schlange zu erreichen.

Hilde Martin saß vor ihrem Schminktisch, wartete auf David, ihren Drachenliebhaber, dass er nach seiner Schicht hereinkam. Sie kämmte langsam ihr langes schwarzes Haar, Augen geschlossen, wagte es nicht ihr Spiegelbild anzublicken.
Dieser Ort hat mich verändert.
Draco Station war ein abhängig machender, verführerischer und hedonistischer Außenposten, wo die Zeit vorgab nicht zu existieren. »Oh, aber die Zeit ist ganz sicher hier.« Sie legte die Bürste ab und zwang ihre Augen auf. Ihr Spiegelbild war ehrlich, zeigte eine gerunzelte Stirn und einen zögerlichen Blick.
Mit David zusammen zu sein war unglaublich. Aber die größere Wahrheit war, dass sie nicht bleiben konnte und er nicht gehen konnte. Sie befürchtete, dass wenn sie nicht in den nächsten Flug kam, sie Dracos abhängig machende Natur einsaugen würde und sie niemals von der Station herunterkam und auf die Erde zurückkehrte.
»Wenn ich bleibe … wird die Zeit vergehen und eines Tages werde ich verrunzelt und alt sein, und wenn ich auf der Station sterbe, wird mein Körper in den Weltraum ausgeworfen.«
Sie ächzte bei dem entsetzlichen Traumbild, das sich in ihrem Verstand verwurzelt hatte. Wenn man auf der Station stirbt, gab es keinen Freifahrtschein nach Hause für eine irdische Beerdigung. Dein Körper wurde durch eine Luftschleuse mit dem Müll über Bord geworfen, um für immer alleine in der gefrorenen Weite des Weltalls zu treiben. Die Vorstellung ihrer Überreste in den endlosen Tiefen des Weltalls versetzte sie in Angst. Aber Draco Station zu verlassen, würde Davids Herz brechen.
Meins auch, ich liebe ihn. Aber sogar noch mehr fürchte ich, dass ein auf dieser Station verbrachtes Leben ein verschwendetes Leben ist.
»Verdammt.« Sie hasste sich selbst. Zu bleiben bedeutete ein Leben endloser leidenschaftlicher und erotischer Liebe. Die Entscheidung, ob sie bleiben oder gehen soll, hatte sie seit Beginn ihrer Beziehung verfolgt. Aber sobald David sie in die sinnlichen Vergnügen eines Drachenliebhabers eingeführt hatte, konnte sie sich nicht dazu bringen zu gehen, in der Hoffnung die Entscheidung zu vertagen.
Aber er hat ihr einen Ring gekauft.
Plötzlich tickte die Uhr.
Sie starrte unnachgiebig auf ihr Bild. Konnte sie ihn tatsächlich verlassen? Glücklicherweise, wie alle weiblichen Unterhaltungs-Dienstleister, war sie in der Lage Draco zu jeder Zeit zu verlassen. Sie schaute auf ihre Uhr.
Ich muss meinen Namen auf die nächste Abflugliste bekommen.
2
Draco Station
Hilde fuhr zum obersten Deck von Ebene 3, wo das Pantheon Management residierte. Sie glättete ihr Kleid über ihrer Hüfte und als die Aufzugtüren sich öffneten, schaute sie rasch nach rechts und links, da sie nicht wollte, dass man sie sah.
Sie wusste, dass sie kurz davor war etwas moralisch Falsches und explizit entgegen der Regeln der Station zu tun, aber sie ging geradewegs zu Mr. Meyers’ Tür, dem für den Transport zuständigen Personalmanager. Letzte Nacht, nachdem David mit ihr geschlafen hatte, wie es nur ein sinnlich verstärkter Drache konnte, sah sie, wie er auf den Ring spähte, den er neben dem Bett versteckt hatte.
Auf Meyers zuzugehen, um auf die Liste zu kommen, machte ihren Magen nervös und Schweiß befeuchtete ihre Handflächen. Sie hatte ein schlechtes Gefühl bei dem, was sie tun würde, aber sie konnte das Bild von ihrer Leiche, die ewig durch den Weltraum schwebte, nicht auslöschen.
Sie atmete aus und leckte sich über ihre Lippen.
Ich will runter von der Draco Station, bevor ich hier sterbe.
Sie drückte den Klingelknopf.
»Wer ist da?«
»Hilde Martin, Mr. Meyers. Ich bin eine der Entertainerinnen. Ich muss mit Ihnen sprechen.«
»Kommen Sie morgen in mein Büro, Hilde.«
»Sir, es ist persönlich.« Sie hasste es zu betteln. Sie schloss ihre Augen, sah umgehend ihren Leichensack völlig alleine dahintreiben. Das Bild ließ sie sich mulmig fühlen und sie legte eine Hand über ihren Mund – aber die Vorstellung wollte nicht weggehen. »Bitte, darf ich hereinkommen?«
Die Tür öffnete sich und Meyers prüfte sie sorgfältig von oben bis unten. Er hatte Knopfaugen und seine Haut war blass. Sie unterdrückte einen Schauer, fühlte sich, als ob eine Ratte ihr Kleid hochgekrochen war. Sie lächelte stattdessen.
Er lehnte sich gegen die Türzarge, witterte einen Handel in der Luft. Sex war eine häufige Währung auf der Station. Aber Sex, um die Abflugliste zu ändern, war streng verboten. Wenn David, oder irgendjemand, herausfand, was sie tat, würde es sie teuer zu stehen kommen. Vom Ausdruck auf Meyers’ Gesicht konnte sie sagen, dass er sich im Moment nicht um die Rechnung sorgte.
»Hilde, Sie sind eine Tänzerin, oder?« Er trat zurück und bedeutete ihr hereinzukommen.
Dankbar aus dem Flur draußen zu sein, trat sie über die Schwelle. Er schloss die Tür und sie schluckte. »Mr. Meyers –«
»Bitte, nennen Sie mich Chuck.«
Chuck war weich, einer der wenigen übergewichtigen Menschen auf Draco. Er war verschwitzt und seine Finger waren wie Würstchen. Nachdem sie von einem Dämon geliebt worden war, war das, was sie gleich mit diesem abstoßenden Menschen tun würde, nicht lieben. »Ich muss auf den nächsten Flug kommen.«
»Hilde, die Liste ist voll. Als eine Entertainerin können sie die Station zu jeder Zeit nach ihrem Vertrag verlassen ohne die Gefahr des Limbus’. Ich kann Sie ganz oben auf die nächste Liste setzen. Wozu die Eile?«
»Wie ich sagte, es ist persönlich«, stammelte sie. Sie wusste, dass er sie in seinem Geist bereits auszog und ihr Entschluss wankte. Da sie befürchtete aufgrund des Gestanks, der von ihm kam, zu würgen, schloss sie ihre Augen.
Ihr dahintreibender Leichensack wartete … und würde weiterhin warten, bis sie auf diese Liste kam. Sie öffnete ihre Augen und ließ ihr Kleid vorsichtig über einer Schulter herunter, entblößte dabei ihre Haut für seinen ekelhaften Blick. »Können Sie mir helfen, Chuck?«

Leonard Jeffrey entspannte sich in dem Wissen, dass seine Zeit auf Draco beinahe vorbei war, in seiner Wohnung. Mit Pantheon hierherzukommen war ein entsetzlicher Fehler gewesen, aber zu gehen würde alles korrigieren und sein Leben zurück in die Spur bringen.
»Hmh«, grunzte er. »Pantheon, du unternehmerische Schlampe; von dir loszukommen ist wie sich scheiden zu lassen. Ohne Zweifel wirst du mich ausbluten, wenn du die Chance bekommst.«
Der nächste Flug auf Draco war eine Woche entfernt. Das Schiff würde zehn Tage lang für den Ladungstransfer an der Station sein und dann würde er rechtzeitig an Bord sein, um es zu vermeiden in den Limbus zu fallen und einen weiteren Vertrag zu unterschreiben.
»Ich entwische dir, Schlampe«, murmelte er. »Ich werde nicht weitere fünf Jahre im Fegefeuer verbringen.« Er zog sich für seine Schicht an und sammelte seinen Rucksack ein.
Da er auf die Ebene 5 herunter musste, wartete er an der Aufzugbatterie. Die erste Kabine, die einlief, kam von den Residenzen des Managements auf dem obersten Deck. Seltsam, dachte er, als er auf seine Uhr blickte. Selten kam irgendjemand vom obersten Deck auf diese Ebene herunter und Arbeitern wurde davon abgeraten das obere Management außerhalb ihrer Büros zu kontaktieren.
Die Aufzugtüre öffnete sich. Ein Mädchen, die er als eine der Tänzerinnen erkannte, stürzte heraus, streifte ihn dabei. Sie weinte und ihre Kleider waren verknittert. Als sie an ihm vorbeiging, bemerkte er, dass einer ihrer Ohrringe fehlte.
Er betrat den Aufzug, drückte den Knopf für Ebene 5 und lächelte.
Jemand wurde flachgelegt.

Im Genetiklabor ließ Dr. Lazar die neuesten Unternehmensforderungen in den Abfalleimer fallen. »Diese Idioten von Pantheon werden Draco schneller zerstören als die Dämonen.«
Er ging zu seinem privaten Arbeitsplatz in geschlossener Umgebung, tippte Kommandos für die Roboterarme ein, trat zurück und beobachtete, wie Perfektion erschaffen wurde.
Dies war die neueste Nobility-Rezeptur, angepasst, nachdem die Untersuchung einer vorigen Probe eine Fehlberechnung in der Formel enthüllte, die ernste Todesfälle verursacht hätte. Bevor er die tödliche Mischung zerstörte, hatte er eine Probe zur Analyse beiseitegelegt. Aber als er die Probe holen wollte –
Fehlte sie. Genau als diese bedauernswerte Frau Annie Cooper im Labor hingefallen ist und sich ihren Kopf aufgeknackt hat.
Die Roboterarme vollendeten ihre Anweisungen und eine dicht versiegelte Röhre der Nobility-Rezeptur war produziert. Er nahm die Verpackung und legte sie in seinen privaten Safe. »Endlich, das Noble der Menschheit ist fertig.«
Im Vorzimmer trat der Manager der Station Ryan Thomas ein und gaffte umher. Lazar erschauderte innerlich, da er wusste was kam.
»Lazar«, rief Thomas. Er bedeutete dem Doktor zu kommen, um zu sprechen.
Lazar ging hinaus, entsann sich der neuen Unternehmensforderungen, die er gerade in den Müll geworfen hatte. »Ryan«, grüßte er und täuschte ein Lächeln vor.
»Ich schätze, Sie haben die neuen Verfügungen gesehen.«
»Ja, und sie gehen über meine Empfehlungen hinaus. Ich werde dafür nicht verantwortlich gemacht werden.« Er erklärte dies kategorisch.
Thomas zog sich bei Lazars Tonfall zurück. »Sind Sie plötzlich vom Gewinnbeteiligungs-Wagen gefallen?«, prustete er amüsiert und bleckte die Zähne.
Lazar ließ ihn glucksen. Er wusste, dass die Drachen kurz davor waren unter den beständig ansteigenden Unternehmensforderungen zu brechen, aber es war ihm egal. Er hatte Nobility und brauchte Pantheon nicht länger. Er würde gehen.
Draco Station konnte zur Hölle fahren.

Auf der Oberfläche von Draco Prime schaltete Nate Givens seine Maschine ab und schaute auf seine Uhr.
Wenn ich fliege, werde ich mein Zeitlimit überschreiten.
Das Hochgefühl des Flugs war zum süchtig machenden Ruf des Wunsches seiner sich ausbreitenden Drachen DNS nach »Ausdruck« geworden. Jedes Mal, wenn er flog, gab er dem Sehnen seines Herzens nach Blut und Feuer nach … und kehrte ein bisschen weniger menschlich zurück.
Er sprang in die Luft und flog über das steinige rote Terrain der Oberfläche. Er behielt seine Hände hinter seinem unteren Rücken und ließ seine Brust den Weg weisen, während seine Flügel schwer schlugen, um Höhe zu erlangen. Er sog die schwere Luft tief in seine Lungen, wo die giftigen Chemikalien durch seinen Körper segelten und dabei mit jedem Schlag seiner Flügel menschliche Gehirnzellen zerstört wurden.
Er flatterte heftiger und erhob sich weiter in die Luft, verwüstete mehr menschliche Zellen, öffnete den Weg für einen weiteren Drachenangriff in seinem menschlichen Gehirn. Mit seiner neuralen Erweiterung kam ein ursprünglicher Rausch … der Blutdurst.
Lazar hatte vehement beteuert, dass die Entwicklung von Blutdurst unerwartet war, als er in den ersten fliegenden Drachen aufkam.
Oder vielleicht wusste Lazar schon die ganze Zeit von diesem Durst.
Möglicherweise, dachte Nate, konnte Lazar sich überrascht geben und den Blutdurst als Erwiderung des Drachen darauf, dass er mit der menschlichen Natur kombiniert wurde, erklären. Wie es zustande kam, ob durch die Natur oder das Labor, war Nate egal. Er wusste nur, dass sich der Durst intensivierte, wenn er flog.
Der Piepser an seiner Uhr verkündete, dass er über sein Zeitlimit für diesen Tag war. Sein erster Gedanke war die Uhr von seinem Arm zu reißen, aber die Uhr war sein Ticket zurück nach drinnen. Mit einem Knurren drehte er nach links ab und kehrte auf die Oberfläche zurück. Er schnappte seinen Rucksack und stellte sich in der Schlange zum Shuttle an.
Im Shuttle wandelte er sich zusammen mit den anderen zurück in die menschliche Form und zog sich an. Sein Herz hämmerte, aufgestachelt vom Geruch menschlichen Bluts in den nicht-Drachen-Arbeitern. Er musste sich auf seine Hände setzen und seine Augen schließen, um sich davon abzuhalten zu schreien und sie alle zu verschlingen.
Bewahrt eure Menschlichkeit.
Alle frisch verwandelten Drachen werden angewiesen eine Collage aus Erinnerungen an ihr Leben als Mensch zu erschaffen; rennen, um einen Football zu fangen, ein Pferd reiten, schwimmen, auf der Erde wandern –
Nicht fliegen.
Bewahrt eure Menschlichkeit.
»Sind Sie okay, Mann?«
Nate zuckte zusammen, blickte finster drein, bis er den Shuttle Doktor erkannte. »Oh, hey Doc«, besserte er lächelnd nach.
»Ihre Uhr sagt, dass Sie heute wieder draußen geblieben sind. Sie sind in letzter Zeit oft draußen geblieben. Was ist los?« Er leuchtete mit seinem kleinen Licht über Nates Augen und spähte genau auf sein Gesicht.
»Ich hatte etwas Ärger mit meiner Maschine – Steine hatten sich in die Laufflächen gesetzt. Meine Maschine muss funktionieren, also bin ich länger geblieben, um sie herauszunehmen.«
Der Doktor schenkte ihm einen langen, studierten Blick. Nate blickte mit aller Unschuld zurück, die er aufbringen angesichts dessen konnte, wie sehr er die Kehle des Doktors herausreißen wollte. Er zuckte mit den Schultern. »Mir geht es gut. Sprechen Sie mit den Unternehmern über die Erhöhung unserer Arbeitspensen.«
»Erhöhungen der Arbeitspensen sind der Grund, warum Sie nicht über Ihre Zeitlimits draußen bleiben. Wenn Sie Steine haben, nehmen Sie die während Ihrer Schicht raus –«
»Aber das frisst meine Ausbringung.«
Er setzte Nates Uhr zurück. »Bekommen Sie es hin, Nate, oder ich werde Sie unter Arrest stellen.« Er bewegte sich entlang der Reihe, überprüfte die Uhr jedes Dämons.
Nate behielt das Lächeln fest auf seinem Gesicht, obwohl das Geräusch von Blut, das durch die Adern des Doktors pumpte, seine Ohren mit einem Lied erfüllte –
Die Blutdurst-Symphonie.
Er schloss seine Augen und spielte sein menschliches Video ab, befahl dem Drachen zurückzutreten. Der Forderung wurde mit Widerstand begegnet und für einen heißen Moment dachte er, dass er die Kontrolle verlieren und sich wandeln würde.
Bewahrt eure Menschlichkeit.
Er stellte sich seine Mutter vor. Den Geruch ihrer Haare und die komische Art, wie sie ihm zuzwinkerte. Er erinnerte sich an den Tag, als sie in den Wasserpark gegangen sind. Er lächelte, sah einen kleinen Jungen, der vor Frohlocken kreischte, während er die steilste Wasserrutsche hinabschoss.
Der Durst schwand.
Er atmete langsam, linste durch Schlitzaugen, um zu sehen, ob er Aufmerksamkeit erregte. Niemand beobachtete ihn. Er atmete wieder auf.
Das Shuttle landete und die Drachen erhoben sich alle und gingen der Reihe nach hinaus. Er hielt seinen Blick vom Doktor fern und war dankbar aus seinem Sichtfeld zu kommen. Er mied den Aufzug und nahm die Treppe, zwei Stufen auf einmal, musste spüren, wie sein menschliches Herz Blut in sein menschliches Gehirn pumpte. Er brach auf dem Verkehrsknotenpunkt von Ebene 5 heraus und stürzte auf den ersten offenen Aufzug hoch zu Ebene 3.
Auf Ebene 4 stieg ein junger Mann zu, mit rosa Wangen und nach Erdboden riechend, der von der gartenbaulichen Lebensmittelproduktion der Station kam. Nate las den Ausweis um den Hals des Mannes: Gärtner 4B. Der Drache in ihm konnte riechen, dass der Mensch neu auf der Station war.
Frisch.
Er blickte nach unten und weg von dem Menschen, aber der Puls seines Bluts und sein frischer Geruch schrie förmlich nach dem Drachen.
Auf Ebene 3 trat der junge Mann aus dem Aufzug. In einer drachenschnellen Bewegung nahm Nate Notiz von dem leeren Bereich, ergriff den jungen Mann und zog ihn zurück in den Aufzug. Er schloss die Tür und riss dem Menschen die Kehle heraus.

2018 Washington, DC
Dreya untersuchte ihr Abbild im Spiegel. »Ich versuche diese irren Augen zu verstecken. Wie sehe ich aus?« Hinter ihr spähten Rhys und Quinn auf ihr Spiegelbild.
Rhys nickte. »Die Linsen funktionieren gut. Deine Augen sind hübsch, aber nicht außergewöhnlich.«
»Man kann nicht sagen, dass ich Linsen trage?«
»Nö.«
»Ausgezeichnet«, sagte sie. »Eine Sonnenbrille auf einer Raumstation zu tragen ist schwer zu erklären. Deine Freunde vom Sirup-Laden machen gute Arbeit.«
»Der Sirup-Laden?«, fragte Quinn.
»Ich habe Verbindungen zu Geheimdienstoperationen«, sagte Rhys. »Wir treffen uns bei einem Waffel-Schuppen. Als ich nach einem Augenarzt fragte, der keine Fragen stellen würde, stellte sich heraus, dass unsere Draco-Sicherheitsfreigabe uns eine Blankovollmacht gewährt, ohne dass Fragen gestellt werden.«
»Der US-Geheimdienst trifft sich also in einem Waffel-Laden?«, prustete Quinn mit einem Grinsen.
Sein trockener Humor war beruhigend. In dieser letzten Woche war sie einige Nächte aufgewacht, um ihn in menschlicher Gestalt am Fenster sitzend zu sehen, umwölkt von einer Collage an Emotionen. Er war ein Fremder, der plötzlich ein Teil ihrer Familie war, ein Fremder mit Geheimnissen. Sie hatte Angst seine Akte anzuschauen. Wenn er Geheimnisse hatte, musste sie diese von ihm selbst hören. Da sie an ihm und Rhys hing, trug alles Neue, was sie lernte, emotionales Gewicht.
»Normale Augen. Das ist, was ich will«, sagte sie. »Keine genaue Untersuchung. Wir gehen nur nach Draco, stellen Fragen und bekommen Antworten.« Sie blickte sie fest mit ihren irren neuen Augen an, in der Lage mit ihrer neuen verbesserten Sicht einen großen Teil aus ihren Gesichtern zu ermitteln. Was sie im Spiegel sah, tröstete sie – das Bedürfnis nach Antworten von Lazar war auch ihre Priorität Nummer eins.
Sie gingen hinaus in ihr Wohnzimmer. Seit der Wandlung durch die Nobility-Droge, hatten Rhys und Quinn in ihrem Zuhause kampiert. In dieser ersten Nacht war Rhys zu seinem eigenen Apartment gegangen, aber innerhalb einer Stunde zurückgekehrt. Sie war dankbar ihn zu sehen, denn Quinn hatte sich gewandelt und wollte nicht zur Ruhe kommen. Ein auf und ab gehender Wolf ist nicht förderlich für den Schlaf.
Als Rhys an ihre Tür zurückkehrte, fragte sie. »Was ist los?«
Er kam herein, eine Schamesröte breitete sich über seine Wangen aus, während er eine Erklärung stammelte. »Es fühlte sich nicht richtig an zu gehen. Je weiter ich fuhr, desto schlechter fühlte ich mich.«
Quinn klopfte mit seinem Schwanz auf den Boden und stupste Rhys Hand mit der Schnauze an. Ich auch. Unruhe. Danke fürs Zurückkommen.
Dieses Band zwischen ihnen wuchs in Richtungen, die sie nicht vorhersehen konnte. Ebenso die sexuelle Spannung. Quinn und Rhys wollten sie, aber nicht in einer sexuellen gesetzesfreien Zone, wie sie spürte. Das neue emotionale Terrain von Nobility war unbehaglich, doch sie fanden noch immer ihren Weg. Die Probleme sich beim Schlafen zu arrangieren waren gelöst, indem sich die Jungs bei Nacht wandelten. Quinn schlief im Bett. Rhys hockte auf dem Kopfbrett.
Sie fragte sich: Was in meinem Leben hat mich auf diese bizarre Beziehung vorbereitet? Ihre Männer, oder Tiere, sie hatte noch nicht entschieden, wie sie über sie dachte, warteten an der Tür. Sie scheute ihre Antworten, aber da sie fragen musste, sagte sie: »Sind wir bereit für Pantheon?«
Quinn verlagerte sich unruhig von einem Fuß zum anderen. »Antworten. Ich brauche Antworten.«
»Das tun wir alle«, fügte Rhys hinzu. »Lasst uns gehen. Ich will das hinter mich bringen.«
»Welchen Teil?«, fragte er. »Heute oder die ganze Reise?«
»Alles davon«, erklärten sie stereo.

Pantheon Unternehmenszentrale
»Für diese Mission erhalten Sie eine Sicherheitsfreigabe, die nicht einmal der Präsident hat.«
Dreya, Rhys und Quinn saßen gegenüber Pantheons Firmen-Sprachrohr, Mr. Jones. Sie spähte ihn spekulativ an. Anhand von dem, was sie über Pantheon und dessen gesetzeswidrigem Aushandeln von Deals wusste, vermutete sie, dass Mr. Jones völlig bankrott an Moral, Gewissen und Integrität war. Ihr neues Sehvermögen sah nichts in seinem Gesicht, das diese Einschätzung widerlegte.