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Auf Seinen Knien
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Auf Seinen Knien

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Auch ältere Veteranen kamen auf die Ranch, um sich helfen zu lassen. Die Kriege, die sie erlebt hatten, mochten schon länger zurückliegen, doch ihre Wunden waren immer noch frisch. Dylan hoffte, dass sie eines Tages auch eine Ranch für gefährdete Jugendliche eröffnen könnten, damit sie die Hilfe bekamen, die sie brauchten, um eine Chance auf eine gute Zukunft zu haben. Nein, er bereute es kein bisschen, die feine Gesellschaft verlassen zu haben. Das hier war die Gesellschaft, die er erschaffen wollte.

Als Dylan die Gärten hinter sich ließ, stieg ihm der Geruch des Viehs in die Nase. Francisco DeMonti stand mitten in einer Schafherde. Durch die Kleintierhaltung lernten die Männer wieder neu, Beziehungen zu anderen Wesen aufzubauen. Tiere waren dafür perfekt geeignet. Viele schenkten einem Menschen ihre bedingungslose Liebe, ganz besonders, wenn man Futter in der Hand hatte.

Fran hatte keine sichtbaren Narben. Seine Wunden waren gut in seinem Inneren versteckt, aber sie konnten ihn immer noch töten.

„Guten Ausritt gehabt heute Morgen?“, fragte Fran, als er die Umzäunung verließ und sich zu Dylan gesellte, der auf die Hauptgebäude zuging.

Dylan nickte.

„Hab einen Anruf von einem alten Freund im Veteranencenter bekommen“, sagte Fran. „Sie wollten wissen, ob wir noch ein paar Soldaten mehr aufnehmen können.“

„Wir haben genug Platz.“

Auf der Ranch gab es mehrere Unterkünfte, doch die meisten Soldaten verließen die Ranch wieder, nachdem ihre Therapie oder Reha vorüber war. Viele hatten Familien, zu denen sie zurückkehren konnten. Andere hatten festgestellt, dass das Leben auf der Ranch auf Dauer nicht zu ihnen passte. Die fünf Veteranen, die sich für ein dauerhaftes Leben hier entschieden hatten, hatten diesen Luxus nicht oder wollten nicht in ihr altes Leben zurückkehren. Für sie war nun dies ihr Zuhause.

„Wir nehmen jeden auf, der Hilfe braucht“, sagte Dylan.

Und das konnten sie tatsächlich, ohne Angst vor den Kosten haben zu müssen. Dank ihrer Kriegsveteranenrente, die sie Dylans Willen folgend nicht für die Belange der Ranch einsetzen durften, den Zuschüssen der Regierung, die Dylan dazu verwendete, den Lohn für alle Arbeiter zu erhöhen, und Dylans Treuhandfonds, durch welchen der Großteil der Ausgaben gedeckt wurde, würden sie nie jemanden abweisen müssen. Im Gegensatz dazu, wie seine Familie ihn behandelt hatte.

„Einen schönen Abend, Jungs“, rief Dr. Patel ihnen zu. Er eilte zu seinem Auto, in der einen Hand seine Aktenmappe, in der anderen Hand seine Bibel. Der Mann war nicht nur ein anerkannter Psychotherapeut, sondern auch ein Pastor.

„Auf dem Weg zur Kirche?“, fragte Fran.

„Das bin ich.“ Dr. Patel lächelte ihnen zu. „Ich habe noch Platz auf dem Beifahrersitz, falls Sie mitkommen möchten.“

„Ein anderes Mal”, sagte Fran.

Dylan blieb stumm. Seine Beziehung zu dem da oben war noch nicht wieder in Ordnung und er war nicht bereit dazu, genau jetzt damit anzufangen. Aber Dr. Patel schaute sie beide einfach mit diesem wissenden Lächeln an. Hätte Dylan den Mann nicht so sehr respektiert, hätte er sich über dessen unerschütterlichen Optimismus, seine unendliche Geduld angesichts widriger Umstände und seine stetige Gewissheit in allen Dingen geärgert.

Gerade als Dr. Patel seine Autotür öffnete, fuhr ein anderer Wagen vor. Es war ein teures Luxusmodell. Einen Augenblick lang fragte sich Dylan, ob es sein Vater wäre. Doch er wusste, dass sein Vater niemals Manhattan verlassen würde, um ihn hier mitten im amerikanischen Nirgendwo zu besuchen.

Der Mann, der aus dem Auto stieg, trug einen teuren Anzug. Das Modell war von der Stange und nicht maßgeschneidert. Sein Vater würde nie im Leben etwas anziehen, das nicht eigens für ihn hergestellt worden war. Dylan erkannte Michael Haskell, den für die Ranch zuständigen Immobilienmakler.

Haskell war nüchtern und direkt. Er verlor keine Zeit mit Smalltalk und unwichtigen Details. Dylan hatte das Land vor beinahe einem Jahr gepachtet und wartete nun darauf, dass der Kauf abgeschlossen wurde. Es fehlten nur noch ein paar kleinere Details, bevor er die Kaufurkunde in den Händen halten würde.

„Wir haben ein Problem“, sagte Haskell. „Dieses Land war ursprünglich für die Nutzung durch Familien gedacht. Solange keine Familie hier lebt, wird nichts aus dem Verkauf.“

„Diese Soldaten sind eine Familie“, sagte Dylan.

„Diese Soldaten sind eine Gruppe Männer”, erwiderte Haskell, „von denen keiner verheiratet ist.“

Dylan verstand nicht, wieso das ein Problem sein konnte. Er kaufte schließlich ein Stück Land und keinen Freizeitpark. Warum kam es darauf an, wer auf diesem Land lebte?

„Wie können wir dieses Problem lösen?”, fragte Fran, der immer praktisch dachte. „Können wir die Klausel ändern?”

„Das wird mehrere Monate dauern, und Sie müssen währenddessen das Land verlassen“, sagte Haskell. „Ich nehme nicht an, dass einer von Ihnen vorhat, demnächst zu heiraten?“

Kapitel Vier

„Ich habe zwei Hunde durchgehen lassen, obwohl im Vertrag eindeutig steht, dass nur ein kleiner Hund erlaubt ist. Im Verlauf der letzten zwei Jahre haben Sie sich vier Hunde angeschafft, und nur zwei davon sind klein.“

Maggie wiegte einen ihrer kleinen Hunde in den Armen, während sie ihrem Vermieter zuhörte. Soldier hatte ihre Vorderpfote verloren, nachdem sie von einem Auto angefahren worden war. Sie war während Maggies erstem Monat dort in die Tierklinik gebracht worden. Sie hatte Soldier retten können, indem sie ihr zerquetschtes Bein amputiert und ihr beigebracht hatte, wie man auf drei Beinen läuft. Der kleine Hund war wieder zu Kräften gekommen, doch niemand hatte sie abgeholt oder wollte ihr ein neues Zuhause schenken. Daher hatte sie eingeschläfert werden sollen. Doch irgendwie war sie vor ihrem Rendezvous mit dem Tod wie von Zauberhand aus der Tierklinik verschwunden.

Maggie setzte Soldier auf den Parkettboden in ihrem Flur. Ihre Krallen klackerten, als sie den Gang hinablief. Offensichtlich schätzte sie Mr. Hurleys Gesellschaft genauso wenig wie er die ihre.

Die drei anderen Hunde, die Mr. Hurley gemeint hatte, hielten Abstand. Normalerweise waren sie sehr freundlich und begrüßten jeden neuen Menschen überschwänglich, sobald jemand an der Tür läutete oder sie draußen unterwegs waren. Doch sie wussten instinktiv, dass Mr. Hurley nicht der Typ war, der gern mit einem Hund befreundet war.

„Und jetzt haben Sie einen fünften?“, wollte Mr. Hurley wissen.

Der fünfte Hund kauerte unter ihrem Couchtisch. Er hatte sich gut von seiner Operation erholt und war am nächsten Tag wach und neugierig gewesen. Maggie hatte ihn an einen Hunderollstuhl geschnallt, den sie selbst gebaut hatte. Der Hund hatte nur einen einzigen Tag gebraucht, um zu lernen, wie das Gerät funktionierte. Mittlerweile flitzte er damit durch ihre kleine Wohnung. Maggie hatte ihn Spin genannt.

Sie ging hinüber und hob Spin hoch. Dann drehte sie sich mit ihrem gewinnendsten Lächeln wieder zu ihrem Vermieter um. Das war alles, was sie sich noch leisten konnte, seit sie ihre Arbeit verloren hatte, mit deren Lohn sie ihre Miete hätte bezahlen können. Sie hoffte, das niedliche Gesicht des Irish Terrier würde Mr. Hurley freundlicher stimmen.

„Sie haben Ihnen nie irgendwelche Probleme bereitet“, sagte sie, während sie Spins Gesicht seitlich kraulte. Der Hund leckte ihr dankbar übers Gesicht und steckte dann seinen Kopf unter ihr Kinn. „Sie merken ja kaum, dass sie überhaupt da sind.”

Ihre Hunde bellten nicht viel. Maggie nahm an, dass sie gelernt hatten, dass Bellen mit Schlägen quittiert wurde. Also waren sie meistens still.

Sie erwähnte nicht, dass Stevie, ihr halbblinder Rottweiler, die Schränke im Bad zerkratzt hatte. Oder dass Sugar, ihr an Diabetes leidender Golden Retriever, sich schon so oft im Schlafzimmer übergeben hatte, dass Maggies Nase es nicht mehr ignorieren konnte.

Aber das war auch nicht nötig. Mr. Hurley ließ sich von keinen ihrer unschuldigen Hundeaugen erweichen.

„Darum geht es nicht. Sie halten sich nicht an die Regeln. Bei zwei Hunden hätte ich ein Auge zugedrückt, aber nicht bei fünf. Wenn Sie sich nicht an die Regeln halten und sich auf einen kleinen Hund beschränken, müssen Sie sich eine andere Wohnung suchen.“

„Das können Sie nicht ernst meinen! Ich kann mich nicht zwischen meinen Hunden entscheiden.“

„Suchen Sie ihnen ein gutes Zuhause bei einer anderen Familie.”

Das hatte schon beim ersten Mal nicht geklappt. Deswegen waren sie ja überhaupt zu Maggies Hunden geworden. Die meisten alleinstehenden Berufstätigen und Familien mit Kindern wollten keine älteren oder behinderten Tiere. Alle wollten junge Welpen, die auf allen vier Beinen herumrennen konnten und genug Energie hatten, um einen Ball zu fangen.

Maggie wusste aus Erfahrung, dass sie die Hunde auch nicht ins Tierheim bringen konnte, während sie sich eine neue Wohnung suchte. Dort würden sie noch vor Ende der Woche eingeschläfert werden. Wenn sie überhaupt jemals eine neue Arbeit finden sollte, mit der sie das Dach über ihrem Kopf, das Futter in den Näpfen und die Medikamente für ihre Hunde würde bezahlen können.

Was sollte sie nur tun?

Mr. Hurley ging ohne ein weiteres Wort davon. Er tat, als hörte er ihren Protest nicht.

Die Nachricht war ein herber Schlag. Einer, von dem sie gewusst hatte, dass er irgendwann kommen würde. Sie hatte den Vertrag schon vor einer ganzen Weile gebrochen. Aber sie hatte nicht gedacht, dass er sie tatsächlich hinauswerfen würde. Nun war ihre Zeit abgelaufen. Sie hatte keine Arbeit mehr und würde nun auch noch ihre Wohnung verlieren.

Aber sie würde nicht aufgeben. Sie gab nie auf. Ganz gleich, wie hoffnungslos die Lage war. Es würde immer einen Weg geben.

Maggie lud ihre Hunde einen nach dem anderen in ihren Pickup. Sie musste jeden Hund in eine eigene Box setzen, wenn sie fuhr, damit sie sich nicht noch mehr verletzten. Soldier, der Chihuahua, Star, der Mops und Spin kamen auf die Ladefläche. Spin war alles andere als begeistert, dass er eingesperrt wurde, und fing an zu winseln. Maggie nahm sich einen Moment Zeit, um ihn mit einem Kauspielzeug zu beruhigen. Dann setzte sie Sugar, den Golden Retriever, auf den Rücksitz und führte Stevie, ihren halbblinden Rottweiler, zur Ladefläche.

Nachdem sie alle eingeladen hatte, setzte sie sich ans Steuer und fuhr zum einzigen Ort, der ihr in diesem Moment in den Sinn kam: der Kirche. Sie brauchte dringend ein Wunder, um sich aus dieser Klemme zu befreien.

Die Kirche lag versteckt in einer unbelebten Gegend der Stadt, als wäre sie ein Geheimnis. Doch die Gemeinde hatte eine gute Größe. Das war schon immer so gewesen, seit Maggie als Jugendliche angefangen hatte, dorthin zu gehen. Direkt neben der Kirche stand das kalte, graue Kinderheim, in dem Maggie den Großteil ihrer Kindheit verbracht hatte. Neben der Kirche, die mit ihren roten Backsteinen und ihrem weißen Anstrich in die Welt hinausstrahlte, wirkte es wie seine schäbige, unansehnliche Schwester.

In der Kirche hatte Maggie in ihren dunkelsten Stunden Trost gefunden. Zuerst hatte sie dafür gebetet, dass Gott ihr ihre Eltern zurückbringen sollte. Als diese Gebete nicht erhört worden waren, hatte sie für neue Eltern gebetet, die sie lieben würden. Doch selbst als diese Gebete nicht so erhört worden waren, wie sie gehofft hatte, hatte Maggie nicht aufgegeben. Denn irgendwann, während sie in den Kirchenbänken auf den Knien gelegen hatte, hatte sie sich umgeschaut und gemerkt, dass die Menschen in dieser Kirche zu ihrer Familie geworden waren.

Maggie bog auf den Parkplatz hinter dem Kirchengebäude ein. Sie holte ihre Hunde einen nach dem anderen aus dem Auto und ging mit ihnen zu der Grasfläche, auf der im Sommer stets viele Picknicks stattfanden. Pastor David hatte Hunde geliebt. Er und Maggie hatten sich über ihre Liebe zu Tieren angefreundet, als Maggie noch ganz jung gewesen war. Sie hatte gehofft, dass Pastor David sie adoptieren würde. Doch er war nicht verheiratet gewesen und sein Leben lang allein geblieben. Trotzdem hatte er immer eine offene Tür für sie gehabt. Und auch nach seinem Tod hatte sich in dieser Kirche nichts daran geändert.

„Ah, meine Lieblingstierärztin!”

Beim Klang der bekannten Stimme drehte sich Maggie um. Sie lächelte strahlend und breitete die Arme aus, noch bevor sie Pastor Patel sah.

„Ah, mein Lieblingspsychiater!”

Sie umarmten sich. Bevor er sie wieder losließ, drückte Maggie den Mann noch einmal besonders fest an sich. Es war so lange her, seit sie umarmt worden war, und heute brauchte sie den Körperkontakt einfach.

Pastor Patel ließ sie los, hielt aber weiter ihre Hand fest. Er stellte keine Fragen, sondern neigte nur den Kopf zur Seite, schaute sie mit seinen hellbraunen Augen an und wartete.

„Es geht mir gut.” Sie wollte seine Besorgnis zerstreuen, aber schon waren ihr die Tränen in die Augen gestiegen.

Maggie weinte eigentlich nie. Als Pflegekind, das im Kinderheim aufgewachsen war, wusste sie, dass das nutzlos war. Sie würde keine zusätzliche Zuwendung bekommen. Auch während der Zeit, in der sie in einer Pflegefamilie gelebt hatte, hatte Weinen nichts genützt. Ihre Pflegeeltern hatten ihr keine Aufmerksamkeit geschenkt. Für sie hatte Maggie nur ein zusätzliches Einkommen dargestellt, und dass sie alt genug gewesen war, um sich um den Rest der Brut zu kümmern, die sie sich aufgehalst hatten.

Doch wie Pastor David war auch Pastor Patel immer für sie da. Und es gelang ihm stets, ihr ihre Gefühle zu entlocken.

„Ich habe eine furchtbare Woche hinter mir“, sagte sie. Als ob er gehört hätte, dass sie über ihn redete, kam Spin zu ihr und lehnte sich an ihr Bein. Seine Räder kamen zum Stehen und er schaute entschuldigend zu ihr auf.

„Wie ich sehe, haben Sie ein neues Rudelmitglied.” Pastor Patel beugte sich hinab und hielt Spin die Rückseite seiner Hand hin. Spin schnüffelte daran. Dann leckte er sie. Schließlich nickte er mit dem Kopf, als habe er Pastor Patel als guten Menschen erkannt.

Maggie schniefte, und dann brach alles in einem Rutsch aus ihr heraus. „Ich hätte ihn einschläfern sollen, weil er verletzt war. Als ich mich weigerte, wurde ich entlassen. Und jetzt sagt mein Vermieter, dass ich vier von ihnen abgeben muss, wenn ich meine Wohnung behalten will. Wie können Menschen nur so grausam sein? Sie sind meine Familie! Nur weil sie nicht vollkommen gesund sind, heißt das doch nicht, dass sie keine Liebe verdienen!“

Pastor Patel blickte sie an. Seine Augen erinnerten sie immer an eine heitere Buddha-Statue. Sie wusste, dass er all das schon geahnt hatte, bevor ein einziges Wort über ihre Lippen gekommen war. „Recht haben Sie, meine Liebe. Ein verletztes Tier heilt am besten durch Liebe.“

„Ich wusste nicht, wo ich sonst hingehen sollte“, sagte Maggie. „Ich hoffe so auf ein Wunder.“

Dr. Patel nickte. In seinen Augen glitzerte ein plötzlicher Gedanke. „Ich glaube, ich kann Ihnen helfen.“

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