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Immerwährend Mein Marquess
»Ich bin ihr Bruder, der Marquess of Sheffield.« Marrok hob eine Braue. »Haben Sie wirklich erwartet, dass meine Schwester alleine reist?«
»Nein«, erwiderte der Mann. »Ich dachte möglicherweise eine Zofe, aber nicht ein anderer Standesgenosse. Bitte kommt herein. Ich werde dafür sorgen, dass ein Lakai sich um Eure Koffer kümmert.« Der Butler—zumindest nahm Annalise an, dass er das war—schloss die Tür hinter ihnen, als sie eintraten. »Wollt Ihr Euch von Eurer langen Reise erholen, oder wollt Ihr Lady Manchester und Lady Warwick im Wohnzimmer für Tee Gesellschaft leisten?«
»Ich würde lieber spazieren gehen«, erwiderte Marrok. »Ich bin von der Untätigkeit ruhelos.«
»Wie Ihr wünscht, my Lord«, erwiderte der Butler. »Es wird der Haushälterin Zeit geben Eure Gemächer vorzubereiten.« Er wandte sich an Annalise. »Und Ihr, my Lady?«
Sie begann zu denken, dass sie Estella hätte schreiben sollen, bevor sie abgereist war, um sie wissen zu lassen, dass Marrok mit ihr kam. »Ich würde gerne den Damen für Tee Gesellschaft leisten.« Sich auszuruhen konnte warten, bis sie sich mit ihrer Stiefschwester getroffen hatte. Sie wäre andererseits nicht in der Lage sich angemessen zu entspannen.
»Dann folgt mir bitte«, erwiderte der Butler.
Er führte sie einen langen Gang hinab in einen großen Raum. Er glich keinem Wohnzimmer, in welchem sie jemals gewesen war. Es gab nicht einmal Stühle im Raum, aber es gab einen langen Tisch. »Ihr findet die anderen Damen am anderen Ende des Raums. Der Butler drehte sich um und ging, ließ Annalise zurück, um sich alleine durchzuschlagen. Der Mann war ziemlich unhöflich …
Sie ging weiter hinein und konnte die entfernten Geräusche von Metall, das auf Metall knallte, hören, rasch gefolgt von weiblichem Lachen. Annalise neigte bei den Geräuschen ihren Kopf. Wie interessant … Sie beschleunigte ihren Schritt in die Richtung, wo sie es herkommen hörte. Nachdem sie um die Ecke kam, fand sie die Gründe für das Lachen. Estella war inmitten eines Fechtduells mit einer anderen Dame. Annalise hatte die andere Frau nie zuvor gesehen und konnte nicht sicher sein wer sie war, aber sie ahnte, dass es Lady Manchester war.
»Genug«, erwiderte Estella nach einem weiteren Klappern der Florette. »Wenn wir das weitermachen, wird dein Ehemann kommen und uns beide verdreschen.«
Die andere Dame entspannte ihren Fechtarm und rümpfte dann ihre Nase. »Das würde Garrick nicht wagen.«
»Nein?« Estella hob eine Braue. »Er hat uns beide eine volle Stunde belehrt, bevor er zugestimmt hat uns fechten zu lassen. Ich bezweifle irgendwie, dass er es schätzen würde, wenn ich dich es übertreiben lasse.«
»In Ordnung«, stimmte die Dame zu. »Garrick wäre verärgert. Aber ich denke es ist sicher zu sagen, dass dein Ehemann ihn niemals Hand an dich anlegen lassen würde.«
»Das ist auch wahr.« Estellas Lachen hallte durch den Raum. Sie ging hinüber zu einem nahen Tisch und legte ihr Florett ab, nahm dann eine Teekanne zur Hand und goss etwas in eine Tasse. »Glaubst du dieser Tee ist noch warm?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete die Dame. »Aber es ist mir egal. Ich bin plötzlich am Verhungern.« Sie nahm ein Teegebäck und schob es praktisch in ihren Mund, schnappte dann die Teetasse aus Estellas Hand und trank den Inhalt. »Das ist unglaublich.«
»Die Schwangerschaft macht komische Dinge mit einer Frau.«
»Ich möchte nicht stören …« Annalise trat in Sicht. »Der Butler …«
»Annalise«, rief Estella aus und eilte an ihre Seite, zog sie dann in eine Umarmung. »Du bist hier.« Sie trat zurück. »Bist du gerade erst angekommen?«
Annalise wusste nicht recht, was sie davon halten sollte, dass ihre Stiefschwester mit der Gräfin focht—denn das musste sein, wer die andere Dame war. Sie schienen eine freundschaftliche Beziehung zu haben, die Annalise beneidete. Sie klebte ein Lächeln auf ihr Gesicht und nickte Estella zu. »Vor ein paar Momenten. Marrok ist bei mir, aber du weißt, wie er ist. Er musste ein wenig gehen, bevor er zur Ruhe kommen kann.«
»Ich bin froh, dass er mit dir hier ist. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass du alleine reist«, sagte Estella. »Komm, lass mich dir Hannah vorstellen. Sie war ziemlich beschäftigt mit ihrem Tee und ihrem Gebäck, aber du musst ihre Unhöflichkeit verzeihen. Ein Baby auszutragen hat sie gelegentlich gefräßig gemacht.« Estella führte sie hinüber an die Seite der Dame. »Lady Manchester—Hannah, ich möchte dir meine Stiefschwester vorstellen, Lady Annalise Palmer.«
Lady Manchester stellte ihre Teetasse ab und knickste. »Bitte verzeihen Sie mir«, sagte die betreffende Dame. »Was sie sagt ist wahr. Es überkommt mich oft und normalerweise ziemlich unerwartet.« Sie lächelte warm. »Es ist mir ein Vergnügen Sie kennenzulernen.«
»Es freut mich ebenfalls Sie kennenzulernen.« Annalise lächelte die Frau an. »Und es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen. Es ist Ihr Zuhause und Sie können innerhalb dessen Wände gerne tun, was sie möchten. Außerdem, falls ich jemals genug Glück haben werde ein Kind zu haben, hätte ich gerne, dass die Menschen meine Wünsche respektieren.«
»Möchten Sie Tee?«
Von den Bemerkungen ausgehend, die zuvor über den Tee gemacht wurden, musste er furchtbar sein. Annalise war gefangen zwischen unhöflich zu sein und kalten Tee zu sich zu nehmen. Das Gebäck sah ziemlich köstlich aus. Ihr Bauch knurrte bei diesem Gedanken. »Welche Art Kuchen ist das?«
»Oh«, sagte Lady Manchester vergnügt. »Das sind Zitronentörtchen. Ich hatte schreckliche Gelüste nach diesen und der Koch war nett genug sie jeden Tag für mich zu machen.«
»Erlauben Sie?« Annalise gestikulierte in deren Richtung. Sie wollte der Dame nicht ihren momentan liebsten Leckerbissen wegnehmen.
»Bedienen Sie sich«, sagte sie und presste eine Hand auf ihren Bauch. »Ich fühle mich nicht gut. Ich denke ich werde mich für ein Weilchen hinlegen.«
Annalise nahm eines der Törtchen und nahm einen Bissen davon. Der Zitronenkuchen war süß und säuerlich—absolut köstlich. Sie konnte verstehen, warum Lady Manchester diese jeden Tag verschlang. Sie passten wahrscheinlich auch gut zum Tee. Sie starrte den Tee an und erwog eine kalte Tasse einzuschenken, verwarf die Idee gleich wieder. Sie war nicht so durstig …
»Geh«, insistierte Estella. »Wir werden später mehr Zeit miteinander verbringen können.«
Lady Manchester nickte und verließ den Raum, ließ Estella und Annalise allein. Estella wandte sich ihr zu und sagte: »Bist du müde?«
»Ein bisschen«, gab Annalise zu. Nun, da sie sich mit Estella getroffen hatte, hatte sich ihre Nervosität aufgelöst. Sie konnte sich endlich entspannen und vielleicht ein kleines Schläfchen machen. Es würde ihr helfen sich von ihrer Reise zu erholen.
»Komm«, sagte Estella. »Ich bringe dich zu deinem Zimmer und später können wir alles besprechen.«
Annalise lächelte ihre Stiefschwester an. Sie gingen zusammen aus dem großen Raum. Der Gang war noch immer lang und der Treppenaufgang ebenfalls. Die Wanderung zu ihrem zugeteilten Zimmer war länger, als sie dachte. Sie erreichten es endlich und Estella umarmte sie wieder. »Es ist gut dich zu sehen. Danke, dass du gekommen bist, um mich zu besuchen.«
»Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre.«
Estella trat zurück und ließ sie allein. Annalise schloss die Tür hinter sich und legte sich dann auf das Bett. Sie schloss ihre Augen und fand Schlaf, bevor sie bemerkte, dass sie aufgehört hatte nachzudenken.
KAPITEL ZWEI
Ryan Simms, der Marquess of Cinderbury, starrte von oben auf seinem Pferd Octavius auf das Manchester Castle. Der Hengst schnaubte, wieherte dann, während er seine Mähne schüttelte. Der Ritt von London hatte länger gedauert, als er erwartet hatte. Der Hauptgrund war, weil er sein Pferd nicht überanstrengen wollte und er sich weigerte ihn in der Obhut von irgendjemand anderem zu lassen. Also bedeutete das oft anzuhalten, um Octavius ausruhen zu lassen. Es war gut, dass er schließlich angekommen war, so dass er selbst nach seiner Cousine sehen konnte. Er fühlte sich für ihr Wohlergehen verantwortlich und hatte gehofft früher einzuschreiten. Ihr Stiefvater war ein böser Mann. Er erinnerte Ryan an seine Stiefmutter, aber sogar sie war nicht so grausam wie der Duke of Wolfton gewesen.
Sein Großvater hatte sich geweigert einzuschreiten. Der Duke of Ashthorne hatte geglaubt, dass es Estella in der Obhut ihres Stiefvaters besser hätte. Ryan war nicht sicher, ob es die Mentalität des Herzog-Klubs war, oder ob sein Großvater ein wenig Gleiches mit Gleichem in Bezug auf den Duke of Wolfton anerkannte. Wie dem auch sei, er konnte nicht auf die Gutmütigkeit seines Großvaters einwirken, weil der miese Bastard keine hatte. Oh, er hatte Ryan aus den Fängen seiner Steifmutter gerettet; jedoch war das nicht aus der Güte seines Herzens gewesen. Ashthorne hatte erkannt, dass Ryan sein Erbe sein würde, und er hatte sichergehen wollen, dass er nicht nur überlebte, sondern angemessen von ihm ausgebildet wurde.
Jede Sekunde, die er auf dem Anwesen des Herzogs verbracht hatte, war eine puren Elends gewesen. Es hätte Ryans Herz sogar noch mehr verhärten sollen. Es hatte jedoch das Gegenteil bewirkt—es hatte ihm eine Bestimmung gegeben. Hoffnung, wenn es keine gab, und als er schließlich seine Volljährigkeit erreicht hatte, war er gegangen. Hatte das Bisschen genommen, das von seinem Erbe übriggeblieben war—was Lady Penelope nicht anrühren konnte—und es investiert. Er war bloß achtzehn Sommer alt gewesen, als er dieses Risiko eingegangen war und hatte es nicht bereut.
Seine Stiefmutter hatte Zugriff auf das Kapital des Anwesens, um es am Laufen zu halten, aber sie tätigte nicht viel Instandhaltung an seinem Besitz. Sein Großvater heuerte einen Gutsverwalter an und dieser arme Mann hatte es jetzt mit Lady Penelope zu tun. Er hatte nach diesem Teil seines Erbes nicht gesehen, seit er seine Volljährigkeit erreicht hatte. So lange seine Stiefmutter lebte, würde er keinen Schritt in dessen oder ihre Nähe machen. Smithers, der Gutsverwalter, stellte ihm vierteljährliche Berichte auf und auch die überflog er nur knapp. Sein Magen verknotete sich wann auch immer er an irgendetwas dachte, das mit seinem früheren Zuhause zu tun hat.
Als er den Titel des Marquess of Cinderbury geerbt hat, hatte er ein Vermögen in der Schifffahrt aufgebaut und schaute nach mehr, in das er investieren konnte. Er hatte versucht um die Vormundschaft seiner Cousine Estella zu kämpfen, aber war gescheitert. Ohne die passende Rückendeckung hatte er keine Chance gehabt und der Duke of Wolfton hatte zu der Zeit mehr Macht als er. Er war damals einundzwanzig gewesen und Estella nicht mehr als ein Mädchen von fünfzehn. Sieben Jahre später hatte er Geld, Ansehen und sogar mehr Macht als sein Großvater. Niemand würde ihm in die Quere kommen, dennoch hatte es jetzt keine Bedeutung, da seine Cousine ihn nicht brauchte. Sie hatte auf eigene Faust einen Weg aus ihrer Hölle und irgendwie Liebe gefunden. Er war es ihr schuldig ihr zumindest einen Besuch abzustatten und seine Hilfe anzubieten, sollte sie diese in Zukunft brauchen.
»Na ja, Octavius, ich denke es ist Zeit Estella entgegenzutreten. Ich hoffe sie hasst mich nicht für mein Versagen sie zu beschützen.«
Er brachte das Pferd in einen leichten Galopp und schloss die verbleibende Entfernung zum Schloss. Als er den Eingang erreichte, drosselte er das Tempo und hielt dann an. Er tätschelte Octavius’ Kopf und glitt dann vom Rücken des Pferds. Die Tür öffnete sich und ein älterer Gentleman trat heraus. »Kann ich Euch helfen?«, fragte er.
»Ich bin hier, um Lady Warwick zu besuchen«, erwiderte Ryan. Er hob Octavius’ Zügel, so dass der Mann sie sehen konnte. »Mein Pferd muss eingestellt werden.«
Er lachte beinahe bei dem Ausdruck vollkommener Verwirrung, der das Gesicht des Manns überzog. Empfingen sie nicht viele Besucher am Manchester Castle? Er schien nicht besonders gastfreundlich …
»Ich schicke einen Lakaien heraus, der ihn Euch abnimmt«, entgegnete er schließlich. »Gebt mir nur einen Moment.«
Er trat wieder ins Innere des Schlosses, schloss die Tür hinter sich. Ryan schüttelte seinen Kopf, verdutzt von seinen Handlungen. Wenigstens plante er nicht lange im Schloss zu bleiben. Nicht mehr als eine Nacht—maximal zwei und dann wäre er auf dem Weg zu seinem eigenen Anwesen. Er hatte dort Dinge, die er erledigen musste, und konnte es sich nicht leisten länger als das zu bleiben. Nach einigen Momenten öffnete sich die Tür wieder, aber es war nicht der alte Mann, der herauskam. Eine Frau mit mitternachtsschwarzen Locken, hohen Wangenknochen, rosafarbenen üppigen Lippen und dem hinreißendsten Gesicht, das er jemals gesehen hatte. Er wusste nicht wer sie war, aber er wollte es herausfinden.
Sie hielt an, erschrocken ihn zu sehen, erholte sich aber rasch. »Ist es normal an diesem Schloss mit einem Pferd draußen zu warten?«
»Keine Ahnung«, erwiderte er. Wo war dieser alte Mann? »Das ist mein erstes Mal zu Besuch an diesem Schloss.« Und hoffentlich das Letzte … Er sollte keinerlei Grund haben es wieder zu besuchen.
Die Dame lächelte und es raubte ihm beinahe den Atem. Er blinzelte einige Male und erlangte wieder Kontrolle über seine Sinne. Das Letzte, was er wollte, war von der Schönheit einer Frau wie vor den Kopf geschlagen zu werden. Seinem Vater war so etwas passiert und er hatte Lady Penelope geheiratet. Schönheit konnte nicht vertraut werden. Sie machte ein paar Schritte vorwärts und begann beinahe liebevoll über Octavius’ Hals zu streicheln und Ryan stellte fest, dass er eifersüchtig auf sein eigenes Pferd war. Etwas stimmte ernsthaft nicht mit ihm.
»Er genießt Ihre Aufmerksamkeit schamlos.« Ryan starrte ihre Hand an, während sie sein Pferd streichelte. »Machen Sie weiter so und er wird verzogen.«
»Sie geben ihm nicht genug Aufmerksamkeit, wenn meine dürftigen Bemühungen solche Resultate erzielen.« Ihre Stimme war beinahe melodisch und bezaubernd. Sie blickte hoch und lächelte ihn wieder an. Es war wie ein Stoß ins Herz und er hob seine Hand, um über den Schmerz zu reiben. »Eventuell sollten Sie ihn öfter streicheln.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
Die Tür öffnete sich, riss ihn aus seinen rührseligen Gedanken. Es diente ihm als Erinnerung, dass er niemals einer Frau so zugetan sein wollte. Es gab nur eine Dame, die er gern hatte, und das war seine Cousine Estella. Ein anderer Mann als zuvor kam heraus und ging zu ihnen herüber. »Hallo, my Lord«, grüßte er. »My Lady.«
»Sind Sie hier, um mein Pferd zu den Ställen zu bringen?«
»Bin ich, Lord Cinderbury«, antwortete er. »Eure Cousine ist drinnen und wartet auf Euch. Ich soll Euch sagen, dass Ihr sie im Wohnzimmer findet.«
Sollte er etwa im Schloss herumwandern und hoffen, dass er den richtigen Raum fand? Niemand würde ihn dorthin bringen. Das Personal war lächerlich unhöflich und ungeschult. Er hatte nie zuvor etwas wie sie gesehen und war nicht sicher, was er von der ganzen Sache hielt. Der Mann nahm sein Pferd und begann, in was Ryan als Richtung des Stalls vermutete, zu laufen. Er runzelte die Stirn, während er auf den Mann starrte, wie dieser sein Pferd in die richtige Richtung lenkte. Octavius würde es gut gehen, aber alles war so seltsam, seit er angekommen war.
»Hat er Sie als Lord Cinderbury angesprochen?«, fragte die Dame. Er wandte sich ihr zu und antwortete: »Das hat er und das bin ich.«
»Ich verstehe.« Sie nagte an ihrer Unterlippe. Seine Augen wurden unverzüglich von dieser Handlung angezogen. Er entwickelte ein ernsthaftes Problem, was diese Dame betraf. Ryan war sich ihr seit dem Moment, in welchem sie aus dem Schloss getreten war, schmerzlich gewahr, aber er hoffte, dass sie weggehen würde und das sensible Gefühl in ihm nur eine bloße Illusion war.
»Also sind Sie Estellas Cousin? Ich bin Lady Annalise Palmer, ihre Stiefschwester.«
Ah … Er wusste, dass er ihr nicht vertrauen sollte. Ihr hübsches Gesicht versteckte ihre Hinterlistigkeit gut. Sie war mit dem Tyrann verwandt, der Estella misshandelt hatte. Die Muskeln in seinem Kiefer zuckten, während er um Kontrolle kämpfte. Ryan wollte nicht an das Schlimmste in ihr glauben; jedoch konnte er ihr auch nicht völlig vertrauen. »Ah—warum sind Sie dann hier? Würde Ihr Vater es nicht missbilligen, dass Sie überhaupt Zeit in Estellas Gesellschaft verbringen? Wird das nicht Ihren makellosen Ruf trüben?« Er hatte niemals die Gelegenheit gehabt den Mann zu treffen, den seine Tante zu heiraten gewählt hatte. Die einzige Information, die er über den Herzog oder dessen Familie hatte, war vom Hörensagen und nichts davon war gut gewesen.
Sie zuckte zurück, so als ob er sie geohrfeigt hatte. Worte konnten Waffen sein und Ryan hatte diese Lektion als Junge ziemlich gut gelernt. Seine Stiefmutter hatte ihn meistens aufs Korn genommen. Er hatte sich an das gewöhnt, was ein kleiner Junge nicht tun müssen sollte. An manchen Tagen hatte er seinen Vater dafür gehasst, dass er von Lady Penelopes Schönheit geblendet worden ist und ihn alleine in ihrer Obhut gelassen hat. Tief im Inneren wusste er, dass sein Vater nicht hatte sterben wollen, aber Kummer und Schmerz waren nicht vernünftig. Er gab ihm nicht vollkommen die Schuld; jedoch würde es ein kleiner Teil immer tun. Die Entscheidungen seines Vaters hatten Ryan in der Hölle gelassen. Es fiel ihm schwer ihm dafür zu vergeben.
»Mein Vater hat seine Fehler, und ja, ich erkenne an, dass sie zahlreich sind, aber er ist dennoch mein Vater.«
»Und Sie lieben ihn?«, beendete er für sie. Ryan war nicht so wahnhaft wegen seiner eigenen Familie. Es gab nur eine, die seine Ergebenheit verdiente. »Oder etwas in der Art?«
»Ich würde nicht so weit gehen«, entgegnete sie, womit sie ihn überraschte. »Aber es gab Zeiten, da habe ich ihn toleriert.«
Ryan konnte den Ausbruch an Lachen, das aus ihm kam, nicht aufhalten. Er begann Lady Annalise zu mögen und das konnte kein gutes Zeichen sein. Es musste etwas geben, das nicht mit ihr stimmte. Schönheit und Intelligenz war eine Mischung, die schwer zu finden war. Solange sie kein grausames Herz hatte, könnte er es beinahe angenehm finden Zeit mit ihr zu verbringen. »Wahrere Worte sind nie gesprochen worden.« Er grinste. »Und ich verstehe diese Empfindung. Ich fühle oft das Gleiche bezüglich meines Großvaters.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich habe Ihren Großvater getroffen und muss zustimmen. Er hat manche Charakterzüge mit meinem Vater gemein. Vermutet Ihr, dass das ein Herzog-Ding ist?«
»Ich hoffe nicht«, erwiderte er. »Ansonsten hasse ich zu sehen zu was ich werde, wenn ich den Titel erbe. Dieser miese alte Bastard hat Estella so gut wie verleugnet. Ich glaube nicht, dass er sie überhaupt jemals getroffen hat und ich weiß, dass er sie kaum erwähnt. Das einzige Mal, an das ich mich erinnere, dass er sie in einer Unterhaltung erwähnt hat, war, um ihren Vater zu beschimpfen, dass er gescheitert war einen Erben zu produzieren. Ich glaube nicht, dass er die Vorstellung mochte mich zum Nächsten in der Erbfolge zu machen.«
Ryan scherte sich nicht um den Titel. Er wollte kein großer Herzog und keiner der Machthaber der Diktate der Gesellschaft sein. Es gab viel bessere Dinge, die er mit seiner Zeit tun konnte. Er mochte es zu arbeiten und Geld zu verdienen. Macht konnte auf eine Vielzahl von Arten erlangt werden und er hatte es so über die Jahre getan. Wenn sein Großvater hundert Jahre werden sollte, wäre das in Ordnung für ihn. Der alte Bastard konnte seinen Titel behalten. Ryan wäre glücklich sein Geschäft zu führen und andere Dinge zu finden, in die er seine Zeit investieren konnte.
»Manche Männer sind so.« Sie gestikulierte in Richtung der Tür. »Ich vermute Sie sind hier, um Estella zu sehen. Wollen Sie, dass ich Ihnen das Wohnzimmer zeige?«
»Bitte tun Sie das«, erwiderte er. »Sind alle Diener wie dieser eine?« Er erwähnte nicht den alten Mann, der ihn zuerst begrüßt hatte. »Ich finde es sonderbar, dass sie die Gäste sich selbst durchschlagen lassen.«
»Im Manchester ist es entspannter«, stimmte Annalise zu. »Das ist mein zweiter Tag hier und es ist eigentlich ziemlich erfrischend gewesen. Sie mögen inkompetent scheinen, aber sie sind ziemlich effizient, wo es zählt.«
Das hatte er nicht gesehen. Ryan würde sie hier beim Wort nehmen müssen. Vielleicht, wenn er eine gewisse Zeit im Schloss verbrachte, würde er schätzen, was auch immer es war, was die Diener taten. Er ertappte sich, wie er fragte: »Wie lange werden Sie Estella besuchen?«
»Nicht lange«, entgegnete sie, während sie auf die Tür zu liefen. Er öffnete sie und bedeutete ihr ihm voran zu gehen. Lady Annalise tat es und er folgte ihr. Sie wandte sich ihm zu. »Mein Vater hat nicht viel Geduld. Ich habe Glück, dass er einen kurzen Besuch erlaubt hat.«
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