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Blutige Verlockung
Ich unterdrückte einen Schrei.
Meine Angst brachte ihn dazu, seine Mundwinkel in einem selbstgefälligen, aber bedrohlichen Lächeln zu verziehen.
„ Ich bin nicht Matt, tut mir leid. Ich werde mich vorstellen. Blake" präsentierte er sich und deutete eine Verbeugung an. Trotz dieses Anscheins von Freundlichkeit war seine grausame Genugtuung, mich gefunden zu haben, perfekt wahrzunehmen.
Blake. Er war es. Der unbesiegbare Vampir, der mich um jeden Preis tot sehen wollte.
Ich starrte ihn immer noch an und merkte nicht, dass er mir seine Hand entgegenstreckte, um mir beim Aufstehen zu helfen.
Mir wurde klar, dass ich keine Chance hatte, aber ich versuchte, ohne seine Hilfe auf die Beine zu kommen. Ich war zu ängstlich, ihn zu berühren.
Ich lehnte mich gegen die eiskalte Wand und rappelte mich auf, trotz der Schmerzen in meinen Beinen, die wer weiß wie lange in dieser unbequemen Position verharrt hatten. Ich fühlte sofort ein Kribbeln in den Füßen, wodurch ich für einen Moment das Gleichgewicht verlor, aber der Vampir packte mich mit einer schnellen Bewegung am Arm und hob mich als sei ich eine Feder wieder hoch.
Diese blitzschnelle Bewegung versetzte mich in Angst und Schrecken.
Unter normalen Umständen hätte ich mich gerne bei ihm bedankt, aber erst in diesem Moment wurde mir klar, dass ich mich in den Händen meines Feindes befand.
Ich versuchte, mich mit einem Ruck zu befreien, aber sein Griff war fest, und nach meinem Versuch wurde er noch fester, fast schmerzhaft.
„ Los", befahl er mir in einem Ton, der jeden Widerstand ausschloss.
„ Wo bringen Sie mich hin?“ fragte ich zögernd und versuchte, Abstand zu halten.
„ Raus von hier“, antwortete er zerstreut und brachte mich zu der Tür, aus der Matt und ich flüchten sollten.
Ich sagte kein Wort, aber ich wusste, dass sich diese Tür nicht öffnen ließ, so dass wir zurückgehen mussten und ich vielleicht um Hilfe rufen konnte, sobald wir dort angekommen waren.
In dieser Hoffnung ließ ich mich widerstandslos mitziehen.
Blake drückte leicht gegen die Tür, ohne meinen Arm loszulassen, die sich quietschend öffnete.
Ich sah alle meine Hoffnungen schwinden, aber ich hatte nicht die Absicht zu gehen, ohne wenigstens meine Tante wiederzusehen.
Also fing ich an, die Füße in den Boden zu stemmen, trotz des Kribbelns, das mich immer noch ein wenig behinderte.
„ Warten Sie, ich möchte meine Tante Cecilia sehen", flehte ich ihn an.
„ Nein", antwortete er einfach und zog mich weiter durch den nächsten Korridor, der vor uns lag.
Ich sah nicht, ein, dass ich mir in diesem Fall irgendwas von diesem Typen vorschreiben lassen musste.
„ Ich gehe hier nicht ohne meine Tante weg", protestierte ich mit schriller Stimme, wobei ich all meinen Mut zusammennehmen musste.
Der Vampir blieb stehen und wandte sich mir mit mörderischem Blick zu.
Es war mir egal, ob ich damit seinen blutrünstigen Instinkt herausforderte, ich hatte nicht die Absicht, leicht nachzugeben.
Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ich konnte fühlen, wie mir wieder die Tränen in die Augen stiegen, trotzdem hielt ich seinem Blick stand.
„ Wir gehen jetzt gehen ohne deine Tante hier raus, und du hörst auf zu schreien. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
„ Nein" flüsterte ich verzweifelt.
„ Möchtest du lieber, dass ich dich hier und jetzt umbringe?", brüllte er, nun verärgert über meine Beharrlichkeit.
Ich hatte das Gefühl, geohrfeigt zu werden, so heftig war dieser Satz.
Ich konnte kein Wort mehr herausbringen.
Ich ergab mich seinem Griff und seinem schnellen und entschlossenen Schritt.
Plötzlich stolperte ich über etwas, das aus dem Boden ragte, und fiel heftig zu Boden, wobei ich mir das Knie aufschlug und meine die Hose zerriss.
Sobald ich das Blut aus der Wunde austreten sah, bedeckte ich sofort mein Knie aus Angst, dass er beim Anblick des Blutes jegliche Haltung verlieren könnte, da er ja ein Vampir war.
Ich sah ihn an und hoffte, dass er nichts bemerkt hatte, aber er war schon da und starrte mich gleichgültig an.
„ Keine Sorge, ich werde wegen zwei Tropfen Blut schon nicht den Kopf verlieren“, platzte er heraus, als ob er meine Gedanken lesen könnte.
Als ich zu humpeln begann, wurde er langsamer.
Schließlich kamen wir zu einer Leiter, die zu einer geschlossenen Falltür in der Decke führte.
„ Ich muss hinaufklettern und die Tür öffnen. Du wartest hier. Wehe, wenn du versuchst, zu fliehen. Ich schwöre dir, dass ich dich wieder einfange und dann wirst du mir dafür bezahlen", drohte er mir und ließ meinen Arm los.
Er starrte mich noch einen Moment lang an, und begann dann, die Leiter hinaufzusteigen.
Sobald er oben angekommen war, begann er, sich mit dem Schloss zu beschäftigen.
Die Zeit war gekommen.
Zeit zum Flüchten.
Inzwischen war er dabei, die Luke zu öffnen, nachdem er mit seinen Händen, die wie Stahlklammern aussahen, das Schloss aufgebrochen hatte.
Ohne Zeit zu verlieren, begann ich trotz der Schmerzen in meinem verletzten Knie zu laufen.
Ich lief so schnell ich konnte. Wichtig war, nicht zurückzublicken, sondern direkt auf das Ziel zuzulaufen.
Hinter mir hörte ich einen wütenden Schrei, aber ich ignorierte ihn und lief jetzt noch schneller, als zuvor.
Zum Glück hatte ich gerade eine Hämodose genommen, so dass ich voller Energie war.
Noch ein paar Meter weiter und ich hätte die Treppe zur Abtei erreicht.
Ich berührte schon den Handlauf. Noch ein Schritt und...
Ich fühlte, wie ein Schraubstock meinen linken Arm packte und mich dann ganz umdrehte und mir den Atem raubte.
Ich wurde zurück gegen seine Brust geworfen.
Blake hatte mich erreicht.
Ich drehte mich um und schrie ihm ins Gesicht: „Lass mich los!"
Ich wusste nicht einmal, woher ich den Mut hatte, ihm so offen gegenüberzutreten, aber ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich war kurz davor zu explodieren, und es war mir egal, ob er mich in diesem Moment töten wollte.
Ich weigerte mich, das arme hilflose Opfer zu spielen. Ich fühlte eine in mir aufwallende Stärke und Stolz, die mir eine nie gekannte Kraft gaben.
Ich sah in sein ungläubiges Gesicht. Mit so einer Reaktion hatte er anscheinend nicht gerechnet.
„ Ich will meine Tante, ist das klar?" sagte ich mit fester Stimme.
„ Deine Tante ist nicht mehr hier. Die gesamte Abtei wurde vor drei Stunden evakuiert", erklärte er ruhig.
„ Wo sind sie hin?", fragte ich flüsternd, verzweifelt über die Vorstellung, verlassen worden zu sein.
„ Das ist mir egal. Ich habe gefunden, was ich gesucht habe".
Ich ignorierte seine Anspielung.
„ Ich will nur wissen, ob es ihr gut geht."
„ Ich denke schon."
„ Ich denke?"
„ Als sie mit dem Kardinal weglief, blutete ihr Arm. Das hat man mir gesagt", berichtete Blake schnell.
Vor Erleichterung zu wissen, dass sie noch am Leben war, auch wenn verletzt, gaben beinahe meine Beine nach.
Ich seufzte kurz auf, aber es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis mir klar wurde, dass ich jetzt völlig allein war.
„ Nun, gehen wir jetzt?", fragte er in einem Ton, der keinen Widerstand duldete.
Ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte, aber jetzt war ich allein und die Kraft des Vampirs war definitiv größer als meine.
Niemand würde zu meinem Schutz kommen, nicht einmal Matt.
„ Was ist mit Matt?"
„ Wenn du mit Matt den Mann meinst, der dich eskortiert hat, dann brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen – um den habe ich mich gekümmert."
„ Was heißt das?“, stotterte ich und weigerte mich zu glauben, dass er meinetwegen den Tod gefunden hatte.
„ Nichts. Jetzt lass uns gehen".
„ Aber ich..."
„ Schluss jetzt mit der Fragerei. Nun sieh zu, dass du dich beeilst", befahl er und schleppte mich zurück zur offenen Luke.
Mein Knie pochte und ich fühlte mich erschöpft, aber ich wollte mich nicht auf ihn stützen.
Die Leiter hinaufzuklettern war wirklich eine Qual. Mein Knie schlug immer wieder gegen die Sprossen.
Ich begann auch, die die Erschöpfung meines schnellen Laufs zu spüren. Ich wusste, dass ich bei meinen gesundheitlichen Problemen zu viel körperliche Aktivität vermeiden musste, sonst hätte ich schon früher eine Hämodose benötigt, und in diesem Fall wüsste ich nicht einmal, wie ich sie bekommen könnte.
Einmal aus der Luke heraus, fand ich mich in einem verlassenen Gebäude mit schimmeligen Wänden und riesigen Fenstern wieder.
Es war bereits dunkel draußen und es regnete immer noch.
„ Wie spät ist es?", fragte ich verwirrt.
Als ich die Abtei betrat, war es kurz vor Mittag gewesen. Wieso konnte es jetzt schon so dunkel sein?
Vielleicht war es eine Sonnenfinsternis.
„ Es ist fast 17:00 Uhr."
„ Was? Wie ist das möglich?"
„ Du hast stundenlang weinend und mit der Katze auf dem Arm in diesem Loch gesessen, bis du schließlich eingeschlafen bist. Du hast drei Stunden geschlafen, bevor du endlich aufgewacht bist. Du hast noch nicht einmal bemerkt, dass ich da war", erklärte er, sodass ich ganz rot vor Scham wurde. Er hatte mich weinen sehen, ein Luxus, den ich mir nie gönnte, außer bei einigen wenigen Gelegenheiten.
Nur meine Tante hatte mich einmal weinen sehen, und das hat mich damals sehr gestört.
Ich erlaubte es niemandem, Zeuge meiner Schwäche zu sein, und jetzt fühlte ich mich vor Blakes Augen, der mich in diesem Zustand gesehen hatte, wie verloren.
Wahrscheinlich hatte ich auch rote Augen und ein noch blasseres Gesicht, wie es nach dem Weinen immer der Fall war.
„ Ich muss jetzt ja wirklich schlecht aussehen." Versuchte ich, das Ganze herunterzuspielen.
„ Keine Ahnung. Es ist das erste Mal, dass ich jemanden weinen sehe. Normalerweise schreien die Leute und bitten mich, sie zu verschonen, aber sie weinen nicht und denken weder an ihre Tante noch an ihr Zuhause ", antwortete er und sah mich mit fragend an.
„ Woher weißt du das?", fragte ich ihn und ging auf das Du über.
„ Du hast im Schlaf gesprochen. Du sagtest immer wieder Tante, Ahmed, Haus, Bauernhof, Vampire. Du hast sogar meinen Namen erwähnt", informierte er mich, während er sein Handy in die Hand nahm und irgendjemandem eine Nachricht schickte.
Ich wusste, dass ich im Schlaf sprach. Das hatte mir meine Tante auch immer gesagt.
Es war mir schon immer peinlich gewesen, und in diesem Moment wurde ich noch röter als zuvor.
„ Also, wohin gehen wir?“ versuchte ich, ihn von mir abzulenken, da er mich nun neugierig musterte.
Diese Frage machte ihn wieder ernst.
„ Zu mir nach Hause."
„ Wohin?", fragte ich erstaunt.
Blake hatte keine Zeit, noch etwas hinzuzufügen, da auf der Straße plötzlich eine Hupe ertönte.
„ Sie sind es. Komm schon", sagte er und packte mich wieder am Arm.
„ Wer, sie?"
„ Vampire, natürlich."
„ Also einer reicht mir schon vollkommen. Es gibt keinen Grund..." Ich versuchte ihn davon abzubringen, mich an seine Freunde zu verfüttern, aber er lachte laut und zerschlug damit meine gesamten Verteidigungsversuche.
Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte ihn zum Lachen gebracht.
„ Ich habe nicht die geringste Absicht, dich mit meinen Freunden zu teilen, falls du das denkst", beruhigte er mich freundschaftlich.
Er führte mich aus dem Gebäude und ermahnte mich, draußen keine Szene zu machen.
„ Meine Freunde mögen keine Zwischenfälle", warnte er mich.
Ich gehorchte.
Wir traten hinaus. Draußen hatte es aufgehört zu regnen.
Wir befanden uns im Herzen der Stadt, inmitten mehrerer Passanten. Wie war es nur möglich, dass niemand die Gefahr erkannte, die er laufen konnte, wenn er ruhig durch die Straßen einer Stadt spazierte, die von Vampiren wimmelte?
Ich ließ mich von ihnen zu einem blauen Ford schleifen, der direkt vor uns parkte. Auf den Vordersitzen saßen zwei Menschen, oder besser gesagt Vampire. Beide waren blass und blond. Der Fahrer war dazu auch noch sehr dick und alt.
Ich hatte den starken Wunsch, auf die Straße zu laufen und wegzukommen, aber Blakes Griff war zu fest.
„ Wagen es ja nicht", sagte er. War es möglich, dass er Gedanken lesen konnte?
Blitzschnell öffnete Blake die Autotür und zwang mich auf den Rücksitz, dann setzte er sich neben mich.
Sobald sich die Tür schloss, startete der Fahrer den Wagen, ohne nach dem Weg zu fragen, während der andere Vampir an seiner Seite begann, mich ununterbrochen anzustarren.
In der Zwischenzeit fuhr das Auto mit voller Geschwindigkeit an. Ich wurde hin und her geworfen und prallte sogar gegen Blakes Arm, der schließlich entnervt beschloss, mih festzuhalten und mich an sich drückte.
Diesmal war sein Griff zwar fest, aber trotzdem zart.
Mein Gesicht streifte sein Hemd genau dort, wo es aufgeknöpft war.
Ich hatte schon immer einen ausgezeichneten Geruchssinn gehabt, und ich konnte nicht umhin, sein sehr männliches und sinnliches Parfüm zu bemerken.
Trotz der Gefahr hatte ich mich diesem Geruch schon fast hingegeben, als etwas meine Aufmerksamkeit erregte. Der Mann auf dem Vordersitz starrte mich intensiv an.
„ Blake, dieses Mädchen riecht wirklich stark! So etwas habe ich noch nie bei einem Menschen gerochen. Es ist wirklich überwältigend. Es macht mich wahnsinnig", brach der Mann plötzlich hervor.
Zuerst war ich besorgt, dass ich mich an diesem Morgen trotz der Dusche nicht ausführlich genug gewaschen hatte. Als ich dann aber bemerkte, wie sich dieser Vampir die Lippen leckte, bekam ich richtig Angst. Unwillkürlich zog ich mich noch mehr zurück, gegen Blakes Brust, der mein Unbehagen sofort bemerkte.
„ Will, hör auf damit!"
„ Komm schon, sag nicht, du hättest ihr Parfüm nicht bemerkt", neckte er ihn.
„ Ich habe es bemerkt. Es ist merkwürdig. Es dauerte einen Moment, bis ich mich ihr nähern konnte, ohne sie anzugreifen, aber dann gewöhnt man sich daran", versuchte Blake, ihn zu beruhigen, aber der andere Vampir schien immer gieriger zu werden und näher zu kommen.
Er versuchte, bis zum Rücksitz zu gelangen, um mich besser riechen zu können.
Mein Herz hämmerte vor Angst.
Zu spät erkannte ich, dass dieses Gefühl ihn noch stärker erregte.
In Sekundenschnelle wurde ich von Will angegriffen, der versuchte, mir mit den langen Eckzähnen und abgetretenem Blick an die Kehle zu springen. Zum Glück griff Blake gerade noch rechtzeitig ein und packte ihn an der Kehle, bevor er mich erreichen konnte.
„ Beherrsche dich!", schrie Blake ihn wütend an.
„ Ich schaffe es nicht! Dieser Geruch ist zu stark", schrie der sich windende Will.
„ Denke daran, was Kardinal Montagnard uns gesagt hat. Ihr Blut ist die Waffe gegen uns. Ich möchte mit Jack Marley reden, bevor ich sie zum Vampir oder sonst was mit ihr mache", warnte er ihn und Will kehrte auf seinen Platz zurück.
Dann war es also wahr, dass Kardinal Montagnard ihm etwas über mich verraten hatte. Gut, dass er sie davor gewarnt hat, mich zu beißen, so dass ich ein wenig Zeit gewinnen konnte.
Ich war immer noch in Gedanken versunken, als das Auto vor einem alten, verlassenen Gebäude mit kleinen Fenstern anhielt.
Bei dem Gedanken, allein in dieser Hütte eingesperrt zu werden, überkam mich wieder einmal die Angst.
„ Bitte, Blake, steige jetzt aus und nimm das Mädchen mit, bevor auch ich mich auf sie stürze", sagte der Fahrer, der bis dahin keinen Ton von sich gegeben hatte.
„ Ja, Entschuldigung. Danke, Peter", verabschiedete sich Blake, stieg aus dem Auto und half mir beim Aussteigen.
Wir gingen auf dieses düstere Gebäude zu. Blake hielt mich weiterhin am Handgelenk, selbst als er mit den Schlüsseln, die er aus der Tasche seines Mantels genommen hatte, die Metalltür öffnete.
Außerhalb des Autos war es ziemlich kalt, und ich begann zu zittern, da ich ja nur einen einfachen langärmeligen Pullover und eine ziemlich leichte Jeansjacke trug.
Kurze darauf wurde ich in das Innere des Gebäudes geführt.
Ich war erstaunt über das Bild, das sich mir bot.
Plötzlich fand ich mich in einem großen, luxuriösen, beheizten Loft wieder. Es gab ein riesiges Wohnzimmer mit einem großen weißen Ledersofa vor der Wand, in die ein riesiger, fünfzig Zoll großer Plasmafernseher eingelassen war.
Die Wände waren mit verschiedenen Gemälden in unterschiedlichen Größen bedeckt.
Hinter dem Wohnzimmer konnte man die moderne Küche sehen. Links konnte man einen riesigen Tisch mit zwölf Sitzplätzen und genauso vielen Stühlen erkennen, während man rechts zwischen Wohnzimmer und Küche ein sehr geräumiges Badezimmer erblicken konnte, das zur Hälfte durch farbige und satinierte Glastüren verdeckt war.
Über dem Badezimmer gab es eine kleine Galerie, auf der ein Bett zu sehen war.
Das gesamte Loft war im industriellen Stil eingerichtet, wie man an der Form der Stühle, dem Sofa, der Treppe zur Galerie und der leuchtend blauen Küche mit ihrem Top aus Stahl erkennen konnte.
„ Es ist wunderschön hier!", rief ich aus, während ich langsam durch diesen riesigen offenen Raum ging.
„ Du bist der erste Mensch, der das sagt", gab Blake zu und ließ mich sprachlos zurück. Ich konnte es nicht glauben.
„ Du wirst für ein paar Tage hier bleiben, also mache es dir bequem. Ich hatte noch nie Gäste, die keine Vampire waren, also frage mich einfach, wenn du etwas brauchst, ", fügte er hinzu, nachdem er seinen Mantel ausgezogen hatte.
Plötzlich fühlte ich mich wie ein Gast und nicht mehr wie ein Gefangener.
Auch Blake wirkte entspannter und schien überhaupt nicht mehr die Absicht zu haben, mir etwas zuleide zu tun, also gab ich vor, mich wohl zu fühlen. Außerdem dachte ich, dass er mir wohl nichts antun würde, sonst hätte er mich bereits in der Krypta getötet und bestimmt nicht vor Will gerettet. Ein kleiner Teil von mir fühlte sich bei ihm sicher, auch wenn ich nicht wissen konnte, wie lange.
Ich setzte mich langsam auf das weiße Ledersofa.
Sobald ich mich auf diese weiche Couch niederließ, bemerkte ich sofort die Müdigkeit und meine schmerzenden Muskeln. Ich ließ lehnte mich erschöpft gegen die Lehne des Sofas und atmete tief durch.
„ Möchtest du ins Bad gehen und die frisch machen?" fragte er und versuchte, sein Unbehagen zu verbergen, das ihm seine Freundlichkeit bereitete.
Ich war sehr überrascht von seiner Veränderung, und einen Moment lang dachte ich, dass er keine Bestie sein konnte, wenn er sich so höflich zu benehmen wusste.
Außerdem hatte er ja noch nicht vor, mir weg zu tun. Oberflächlich betrachtet schien er besser zu sein, als Kardinal Siringer es beschrieben hatte. Sicherlich war er weniger gefährlich als Will.
Ich brauchte wirklich ein Bad, aber so weite traute ich ihm nun doch nicht.
Ich stand von der Couch auf und bemerkte sofort, dass ich einen riesigen schmutzigen Fleck auf dem weißen Leder hinterlassen hatte. Ich hatte stundenlang in dem Loch in der Krypta geschlafen. Warum hatte ich nur nicht darüber nachgedacht, wie schmutzig ich sein musste?
Wäre ich zu Hause bei meiner Tante gewesen, hätte sie mich ordentlich ausgeschimpft.
„ Oh, Gott! Ich habe die Couch beschmutzt. Es tut mir leid, wirklich. Wenn du mir einen Schwamm gibst, werde ich..." ich versuchte sogleich, mich zu entschuldigen. Ich hatte gerade sein perfektes Paradies ruiniert, und ich hatte Angst, ihn zu verärgern.
„ Immer mit der Ruhe. Ich werde mich um alles kümmern. Geh nur ins Bad und wasch dich, ich bestelle in der Zwischenzeit das Abendessen."
„ Warum? Ihr Vampire esst?" rutschte es mir heraus, ohne dass ich darüber nachdachte.
„ Normalerweise nicht, aber ich nehme an, dass du etwas essen möchtest. Hast du irgendwelche Vorlieben?"
Ich hätte mich gerne geweigert, aber das Knurren in meinem Bauch und die Müdigkeit siegten.
„ Rotes Fleisch, wenn möglich", stotterte ich verlegen, während ich auf das Bad zuging und mich fragte, ob er mich vergiften würde.
„ In Ordnung", sagte er und zog sein Handy aus der Hosentasche.
Währenddessen schloss ich mich im Badezimmer ein. Die Fliesen waren grün, wie die Bodenfliesen, wenn auch heller in der Farbe.
Ich hatte die Wahl zwischen der Wanne und der Dusche.
Ich entschloss mich für die schnellere Variante. Ich wollte nicht lange in diesem Badezimmer bleiben, und außerdem würden mich die undurchsichtigen Duschwände vor möglichen indiskreten Blicken schützen.
Ich zog mich schnell aus und flüchtete eilig in die Duschkabine. Der heiße Wasserstrahl fiel auf meinen Kopf und meine Schultern und entspannte mich augenblicklich.
Ich blieb lange Zeit unter diesem Strahl, bevor ich das nach Eiche duftende Duschshampoo nahm, das am Rand der Wanne stand.
Ich schäumte mich langsam ein, eingehüllt in diesen Duft, der mich vage an den von Blake erinnerte.
Ich merkte, dass ich so verzweifelt und benommen war, dass ich nicht so wachsam sein konnte, wie ich wollte und hätte sein sollen.
Als ich mit dem Abduschen fertig war, kam ich vorsichtig aus der Duschkabine und stellte fest, dass Blake mir zwei Handtücher und einige saubere, aber riesige Kleidungsstücke auf den Rand der Wanne gelegt hatte: ein grünes Sweatshirt und eine schwarze Sporthose, die unten mit einem Band zugezogen werden konnte.
Wahrscheinlich wollte er, dass ich nicht wieder so eine Sauerei wie die auf der Couch mache.
Ich zog mich eilig an und verließ das Badezimmer mit nassen Haaren, die mir auf meine Schultern fielen.
Die Kleidung roch nach Blake, und dieser Geruch hüllte mich ein wie eine zärtliche Umarmung. Obwohl er ein Vampir war, roch Blake wirklich gut. Es war das erste Mal, dass ich mit einem Mann so intim war: sein Haus, seine Kleidung, sein Geruch...
Als ich das Wohnzimmer betrat, sah ich ihn, wie er am Herd hantierte und zwei Einkaufstüten auspackte, die er auf der Küchentheke abgestellt hatte.
Diese familiäre, fast intime Atmosphäre, die sich gebildet hatte, beruhigte mich, so dass ich beschloss, näher heranzukommen.
Außerdem sagte Tante Cecilia immer, dass man mit guten Manieren alles erreichen könnte, also beschloss ich, mich nett zu benehmen.
„ Da bin ich wieder! Brauchst du Hilfe?", fragte ich ihn als ich sah, wie er sich abmühte, das Gas anzuzünden.
Blake starrte auf den Herd und drehte sich dann zu mir um. Sein Blick ließ sich nicht deuten, aber er sah mich lange an. Schließlich kam er auf mich zu, nahm in einer sehr langsamen Bewegung eine meiner nassen Haarsträhnen in die Hand und fing an, damit zu spielen. Er schien hypnotisiert, genau wie ich von seinen magnetischen Augen und dieser unerwarteten Liebkosung, die mir einen Schauer über den Rücken jagte.
Dann nahm er plötzlich seine Hand von mir weg, als ob er sich verbrannt hätte, und starrte wieder auf seine makellose Küche.
„ Du tropfst. Der Föhn ist im Schrank unter dem Waschbecken", murmelte er in einem verärgerten, aber gleichzeitig verstörtem Tonfall.
Ich murmelte eine Art Entschuldigung und kehrte schleunigst ins Badezimmer zurück, um den Föhn zu holen. Ich trocknete eilig meine Haare und versuchte, sie so gut es ging in Form zu bringen.