bannerbanner
Ferdinand Lassalle
Ferdinand Lassalle

Полная версия

Ferdinand Lassalle

Язык: Немецкий
Год издания: 2017
Добавлена:
Настройки чтения
Размер шрифта
Высота строк
Поля
На страницу:
5 из 5

„Mit welchem Rechte übrigens würde die österreichische Regierung die Unverletzbarkeit der Verträge von 1815 anrufen, sie, welche dieselben verletzt hat durch die Konfiskation von Krakau, dessen Unabhängigkeit diese Verträge garantierten?”

Vogt hatte in seiner Manier überall noch einen Extratrumpf aufgesetzt. Phrasen wie „die einzige Regierung”, „in frecher Weise”, „frevelnde Hand” sind sein Eigentum. Ebenso wenn er am Schluß des obenzitierten Satzes pathetisch die „politische Nemesis” gegen Österreich anruft.

Lassalle hatte, als er seine Broschüre schrieb, das Vogtsche Machwerk noch nicht zu Gesicht bekommen, aber daß seine Schrift durch die von Bonaparte ausgegebenen und durch tausend Kanäle in die Presse des In- und Auslandes lancierten Schlagworte beeinflußt war, das unterliegt nach diesem Beispiel, dem noch eine ganze Reihe ähnlicher an die Seite gesetzt werden können, gar keinem Zweifel. Wenn die nationalliberalen Bismarckanbeter sich später darauf beriefen, daß die Politik ihres Heros sogar die Sanktion Lassalles erhalten habe, so übersahen sie dabei nur die eine Tatsache, daß das von Lassalle der preußischen Regierung vorgehaltene Programm, wie immer es von Lassalle selbst gemeint war, in den entscheidenden Punkten dem Programm glich, das Bonaparte zu jener Zeit den deutschen Patrioten vorsetzen ließ, um sie für seine damalige Politik zu gewinnen. Alle die Ausführungen Lassalles in dieser Schrift, die später von bürgerlichen Schriftstellern als ungewöhnliche Vorhersagungen bezeichnet worden sind, finden sich auch in Vogts „Studien” und andern aus bonapartistischen Quellen gespeisten Pamphleten. Gerade Vogt wußte z. B. schon im Jahre 1859, also noch vor der preußischen Heeresreform, daß, wenn Preußen einen deutschen Bürgerkrieg für die Herstellung einer einheitlichen deutschen Zentralgewalt ins Werk setzen würde, dieser Krieg „nicht so viel Wochen kosten würde, als der italienische Feldzug Monate.” („Studien” S. 155.) Des weiteren wußte Vogt, daß das Berliner Kabinett Österreich im Stich lassen werde, es mußte nach ihm „dem Kurzsichtigsten” klar geworden sein, daß ein Einverständnis zwischen Preußens Regierung und der kaiserlichen Regierung Frankreichs besteht; daß Preußen nicht zur Verteidigung der außerdeutschen Provinzen Österreichs zum Schwerte greifen … jede Teilnahme des Bundes oder einzelner Bundesglieder für Österreich verhindern wird, um … seinen Lohn für diese Anstrengungen in norddeutschen Flachlanden zu erhalten. („Studien” S. 19.) Mehr Vorhersagungen kann man wirklich von einem Propheten nicht verlangen.

Конец ознакомительного фрагмента.

Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

1

Auf Vorgänge, die mit Führung und Ausgang des Hatzfeldt-Prozesses in Verbindung stehen, bezieht sich ein Teil der Anklagen, welche im Jahre 1855 eine von Düsseldorf, dem damaligen Wohnort Lassalles, nach London entsandte Deputation rheinischer Sozialisten bei Karl Marx und Freiligrath gegen Lassalle erhob und die auf diese beiden, wie Marx an Engels schrieb, einen entscheidenden Eindruck machten.

2

G. Brandes, Ferdinand Lassalle. Ein literarisches Charakterbild. Berlin 1877.

3

Das Vorstehende war seinerzeit gerade geschrieben, als ich durch die Freundlichkeit von Friedrich Engels die im Nachlaß von Karl Marx vorgefundenen Briefe Lassalles an Karl Marx erhielt, die seitdem von Franz Mehring herausgegeben sind (Stuttgart, J. H. W. Dietz Nachfolger). Ein vom 7. Mai 1859 datierter, an Marx und Engels adressierter Brief handelt bis auf wenige Zeilen ausschließlich vom „Franz von Sickingen”. Lassalle hatte von dem Drama, sobald es im Druck erschienen, je ein Exemplar an Karl Marx und Friedrich Engels geschickt, worauf ihm diese, die damals noch örtlich getrennt lebten, eingehend ihre Urteile über es mitteilten, und der erwähnte Brief Lassalles ist dessen Antwort auf diese Urteile. Er verbindet sie in einem und demselben Schreiben, weil, wie er sich ausdrückt, „Eure beiderseitigen Einwürfe, ohne geradezu identisch zu sein, doch in der Hauptsache dieselben Punkte berühren”.

Aus dem Lassalleschen Schreiben geht hervor, daß die Kritik von Marx wie Engels eben die Punkte betrifft, die auch ich im obigen kritisieren zu müssen glaubte. „Ihr stimmt beide darin überein,” schreibt Lassalle an einer Stelle, „daß auch Sickingen noch zu abstrakt gezeichnet ist.” In diesem Satze ist in nuce dasselbe gesagt, was ich oben ausgeführt habe. Der Lassallesche Sickingen ist nicht der streitbare Ritter der ersten Jahrzehnte des sechzehnten Jahrhunderts, er ist der in des letzteren Rüstung gesteckte Liberale des neunzehnten Jahrhunderts, das heißt der liberale Ideologe. Seine Reden fallen gewöhnlich vollständig aus der Epoche, in der sie gehalten sein sollen, heraus. „Ihr begegnet Euch Beide”, schreibt Lassalle an einer andern Stelle, „daß ich die Bauernbewegung ‚zu sehr zurückgesetzt’, ‚nicht genug hervorgehoben habe’. Du (Marx) begründest dies so: Ich hätte Sickingen und Hutten daran untergehen lassen müssen, daß sie, wie der polnische Adel etwa, nur in ihrer Einbildung revolutionär waren, in der Tat aber ein reaktionäres Interesse vertraten. ‚Die adligen Repräsentanten der Revolution’, sagst Du, ‚hinter deren Stichwörtern von Einheit und Freiheit immer noch der Traum des alten Kaiserthums und des Faustrechts lauert – durften dann nicht so alles Interesse absorbiren, wie sie es bei Dir thun, sondern die Vertreter der Bauern, namentlich dieser, und der revolutionären Elemente in den Städten mußten einen ganz bedeutend aktiveren Hintergrund bilden. Du hättest dann auch in viel höherem Grade gerade die modernsten Ideen in ihrer naivsten Form sprechen lassen können, während jetzt in der That, außer der religiösen Freiheit, die bürgerliche Einheit die Hauptidee bleibt’. ‚Bist Du nicht selbst’, rufst Du aus, ‚gewissermaßen wie Dein Franz von Sickingen in den diplomatischen Fehler gefallen, die lutherisch-ritterliche Opposition über die plebejisch-bürgerliche zu stellen?’”

Ich habe aus diesem Zitat die Lassalleschen Zwischenbemerkungen fortgelassen, weil sie sich meist auf im Brief vorhergehende Ausführungen beziehen, hier also unverständlich wären. Im wesentlichen verteidigt sich Lassalle damit, daß er nachzuweisen sucht, die ritterliche Beschränktheit, soweit sie überhaupt im historischen Sickingen vorhanden, damit genügend zum Ausdruck gebracht zu haben, daß Sickingen, statt sich an die ganze Nation zu wenden, statt alle revolutionären Kräfte im Reich zum Aufstand aufzurufen und sich an ihre Spitze zu stellen, seinen Aufstand als einen ritterlichen beginnt und fortführt, bis er an der Beschränktheit seiner ritterlichen Mittel zugrunde geht. Gerade darin, daß Sickingen unterliegt, weil er nicht weit genug gegangen, liege die tragische und zugleich die revolutionäre Idee des Dramas. Der Bauernbewegung aber habe er in der einen Szene des Stückes, in der er die Bauern selbst auf die Bühne bringe, und in den verschiedenen Hinweisen auf sie in den Reden Balthasars usw., vollauf die Bedeutung zugeschrieben, welche ihr in Wirklichkeit innegewohnt habe und noch darüber hinaus. Geschichtlich sei die Bauernbewegung ebenso reaktionär gewesen, wie die des Adels.

Die letztere Auffassung hat Lassalle bekanntlich auch in verschiedenen seiner späteren Schritten verfochten, so u. a. im „Arbeiterprogramm”. Sie ist aber m. E. keineswegs richtig. Daß die Bauern mit Forderungen auftraten, die auf die Vergangenheit zurückgriffen, stempelt ihre Bewegung noch zu keiner reaktionären, die Bauern waren zwar keine neue Klasse, aber sie waren keineswegs, wie die Ritter, eine untergehende Klasse. Das Reaktionäre in ihren Forderungen ist nur formell, nicht das Wesentliche. Das übersieht Lassalle, der als Hegelianer hier wieder in den Fehler verfällt, die Geschichte aus den „Ideen” abzuleiten, so vollständig, daß er zu der Marxschen Bemerkung: „Du hättest dann auch in viel höherem Grade gerade die modernsten Ideen in ihrer naivsten Form sprechen lassen können”, ein doppeltes Fragezeichen, verstärkt durch ein Ausrufungszeichen, macht.

Der andere Teil seiner Verteidigung hätte dann seine Berechtigung, wenn im Stück auch nur die leiseste Andeutung gegeben wäre, daß Sickingens Beschränkung auf seine ritterlichen Mittel seiner ritterlichen Beschränktheit geschuldet war. Das ist aber nicht der Fall. Im Stück wird sie lediglich als ein taktischer Fehler behandelt. Das reicht aus für die tragische Idee des Dramas, aber nicht für die Veranschaulichung des historischen Anachronismus, an dem das Sickingensche Unternehmen in Wirklichkeit zugrunde gegangen ist.

4

Daß Vogt verdächtig war, hatte Lassalle, der ursprünglich Vogt in Schutz genommen, schon früher zugegeben.

5

Desgleichen auch in einer zweiten Broschüre von Engels „Savoyen, Nizza und der Rhein”. Lassalle hatte in seiner Broschüre die Annexion Savoyens an Frankreich als eine ganz selbstverständliche und, wenn Deutschland eine dieser Vergrößerung aufwiegende Kompensation erhielte, „ganz unanstößige” Sache hingestellt. Engels weist nun nach, welche außerordentlich starke militärische Position der Besitz Savoyens Frankreich Italien und der Schweiz gegenüber verschaffe, was doch auch in Betracht zu ziehen war. Sardinien gab Savoyen preis, weil es im Moment mehr dafür eintauschte, die Schweizer waren aber durchaus nicht erbaut von dem Handel, und ihre Staatsmänner, Stämpfli, Frey-Herosé u. a., taten ihr möglichstes, die Überlieferung des bisher neutralen Savoyer Gebiets in französische Hände zu verhindern. Im „Herr Vogt” kann man nachlesen, durch welche Manöver die bonapartistischen Agenten in der Schweiz jene Bemühungen hintertrieben. Alles übrige sagt ein einfacher Blick auf die Landkarte.

Конец ознакомительного фрагмента
Купить и скачать всю книгу
На страницу:
5 из 5