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eLehrmittel im Unterricht
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Christoph Aerni, Roger Portmann, Alois Hundertpfund

eLehrmittel im Unterricht

ein Leitfaden

Didaktische Hausapotheke, Band 1

ISBN Print: 978-3-0355-0193-3

ISBN E-Book: 978-3-0355-0206-0

1. Auflage 2014

Alle Rechte vorbehalten

© 2014 hep verlag ag, Bern

www.hep-verlag.ch

Inhalt

Vorwort

1 Einleitung

2 Wo sind die Inhalte?

3 Der Einstieg

3.1 Analyse der Anspruchsgruppen

3.1.1 Lernende

3.1.2 Lehrpersonen

3.1.3 Ausbildungsbetriebe

3.1.4 Bildungsinstitutionen

3.1.5 Verlag

3.2 Umweltanalyse

3.2.1 Gesellschaft

3.2.2 Natur

3.2.3 Technologie

3.2.4 Wirtschaft

3.3 Interaktionsthemen

3.3.1 Normen und Werte (Commitment)

3.3.2 Checkliste für eine erfolgreiche Arbeit mit eLehrmitteln

3.3.3 Ressourcen

4 Euphorie beim selbstständigen Lernen

4.1 Differenzierungen nach allen Seiten

4.1.1 Lerntempo

4.1.2 Vielfalt der Zugänge

4.1.3 Hilfe anbieten

4.1.4 Wege zur Problemlösung

4.1.5 Lern- und Arbeitstechnik

4.2 eLehrmittel und das didaktische Konzept nach AVIVA©

4.2.1 Ankommen und Einstimmen

4.2.2 Vorwissen aktivieren

4.2.3 Informieren

4.2.4 Verarbeiten

4.2.5 Auswerten

4.3 Fallstudie Steuererklärung

4.3.1 Ausgangslage

4.3.2 Vorbereitende Arbeiten

4.3.3 Steuererklärung ausfüllen

5 Unterstützung bei möglichen Problemen

5.1 Lehrpersonen

5.2 Lernende

5.3 Hardware

5.4 Software

6 Hilfe! Prüfungen stehen an

6.1 Traditionell

6.2 Elektronisch

7 Ausblick: Alles wird anders, alles bleibt gleich

7.1 Alles wird anders

7.2 Alles bleibt gleich

7.3 Die Herausforderungen

Vorwort

Mit diesem Heft startet die Pädagogische Hochschule Zürich gemeinsam mit dem hep verlag eine neue Reihe mit knappen, praxisbezogenen Handreichungen für Lehrpersonen in der Berufsbildung.

Die «didaktischen Hausapotheken» greifen aktuelle Fragen aus Unterrichtspraxis und Schulalltag auf und liefern dazu eine Mixtur von nützlichem Hintergrundwissen, Anstössen zur Reflexion und praktischen Empfehlungen. Rasch und unspezifisch wirkende Mittelchen und Pflästerchen sollten Sie hier aber nicht erwarten. Unsere didaktischen Pillen sind vielmehr präzise auf die wichtigsten Kompetenzen dosiert, die Sie in Ihrer Unterrichts- und Ausbildungstätigkeit benötigen.

Kompetenz ist ja inzwischen zum «Bildungszauberwort» schlechthin avanciert. Dass sie sich am Aufbau von Kompetenzen orientiere, behauptet mittlerweile jede Bildungsinstitution, die etwas auf sich hält.

Wir wollten es nicht bei der Absichtserklärung bewenden lassen. In einem mehrjährigen, mehrstufigen Entwicklungsprozess haben die Teams der PH Zürich zunächst die zehn wesentlichen Handlungsfelder von Lehrpersonen in der Berufsbildung herausseziert, anschliessend zu jedem Handlungsfeld eine Liste von Kompetenzen zusammengestellt, über die eine fähige Lehrperson verfügen sollte. Dabei lehnt sich die Vorstellung von «Kompetenz», von der wir uns leiten liessen, an Modelle an, die auch in der beruflichen Grundbildung verbreitet sind. Ausgangspunkt ist die praktische Maxime, dass Wissen allein nicht genügt, wenn gehandelt werden soll. In der Folge sind zwei einander ergänzende Einsichten für uns von Belang. Erstens: Kompetenz zeigt sich nur in einer konkreten Situation – in der Praxis. Und zweitens: Wer kompetent handeln will, muss über bestimmte Voraussetzungen verfügen – es braucht bestimmte Kenntnisse, Fertigkeiten, Haltungen. Diese «Ressourcen» muss man mobilisieren und «bündeln» können, um eine berufliche Herausforderung zu bewältigen.

Dies ist, einfach gefasst, der «Kompetenzbegriff», auf dem unsere Ausbildungen aufbauen. Er erlaubt uns zum einen, mit den Studierenden gezielt an den Ressourcen zu arbeiten, die es in jedem Handlungsfeld braucht; er verpflichtet uns zum andern, ihnen die Möglichkeit zu kompetentem Handeln zu verschaffen, zum Beispiel in den begleiteten Praktika, beim Verfassen der Leistungsnachweise oder bei der Portfolioarbeit. Am Ende des Studiums, in den berufspraktischen Prüfungen, zeigen sie, dass sie gelernt haben, in konkreten Unterrichtssituationen kompetent zu handeln. Dies ist es denn auch, was am Ende der Ausbildung beurteilt wird.

Allerdings ist ja mit dem Abschluss der Ausbildung der Parcours vom Novizen zum Experten erst richtig lanciert. Und Kompetenzen können auch verkümmern, wenn man sie nicht pflegt.

Über die Ausbildung hinaus wird Ihnen nun unser Modell der Handlungsfelder und Kompetenzen gute Dienste leisten und Sie auf Ihrem weiteren Karriereweg als Lehrperson begleiten – wenn Sie sich etwa überlegen, in welchem Feld, bei welcher Kompetenz Entwicklungsbedarf bestünde, wo allenfalls Weiterbildungen nötig wären.

Das Kompetenzenraster, das bei uns derzeit in Entwicklung ist, kann Ihnen dabei als Instrument zur Selbsteinschätzung dienen.

Vergleichbares dürfen Sie auch von unseren «didaktischen Hausapotheken» erwarten, so sind sie konfektioniert: Geboten werden weder tiefe Theorien noch simple Hausmittel, es geht immer um kompetentes Handeln im Unterrichtsalltag, und immer bezogen auf bestimmte Handlungsfelder einer Lehrperson in der Berufsbildung.

Keine schnellen Pillen also, sondern Anleitung zur Selbsthilfe bei der Entwicklung der eigenen Berufskompetenz.

Mehr nicht – aber auch nicht weniger.

Christoph Städeli

Leiter der Abteilung Sekundarstufe II/Berufsbildung, PH Zürich

Die zehn Handlungsfelder

Das Übersichtsdokument mit den zehn Handlungsfeldern und den entsprechenden Kompetenzbeschreibungen finden Sie auf der Website der PH Zürich:

www.phzh.ch/sek2 > Zehn Handlungsfelder

Das Gerüst der zehn Handlungsfelder, je in eine prägnante Formel verpackt, findet sich auch auf dem Heftrücken der «didaktischen Hausapotheken». Daraus ist jeweils zu ersehen, auf welche Handlungsfelder das einzelne Heft zugeschnitten ist.

Das vorliegende Heft tippt fast alle zehn Handlungsfelder mindestens kurz an, bis hin zu Themen wie Klassenführung, Unterrichts- und Schulentwicklung, was aber nur zeigt, dass es sich bei den Handlungsfeldern um ein Modell handelt, dessen einzelne Bestandteile eng miteinander verknüpft sind: Eine gute Lehrperson muss sich im Schulalltag in den meisten Feldern kompetent bewegen können.

Drei Felder stehen hier dennoch im Mittelpunkt: HF 1 (Fach/Fachdidaktik), HF 4 (Methoden/Kompetenzförderung) und HF 5 (Selbstgesteuertes Lernen).

1 Einleitung

Die Digitalisierung der Welt schreitet voran. In allen Lebensbereichen verlieren analoge Technologien an Bedeutung und im Gegenzug bricht sich die Vermessung der Welt in Einsen und Nullen rasant Bahn: Beispiele hierfür sind etwa Radio und Fernsehen, die Presse, die Telefonie, der Zahlungsverkehr, die Steuererklärung, Patientendossiers, der Detailhandel – und nicht zuletzt die Bildung.

Die Hardware, die das digitale Kommunizieren ermöglicht, wird immer günstiger. In Klassen der Sekundarstufe II verfügen heute nahezu alle Lernenden über ein Smartphone mit Internetzugang. Gleichzeitig sinkt der Anschaffungspreis für Laptops und Tablets. Diese Entwicklungen prägen das Konsum-, Medien- und Marktverhalten der Jugendlichen. Ihre privaten Geräte möchten viele Lernende auch im Unterricht nutzen. Das vorhandene Potenzial kann und muss genutzt werden. Das Herumschleppen von mehreren schweren Schulbüchern wird vielen Leuten schon bald (einigen Menschen schon heute) antiquiert vorkommen. Und in gewissen Bereichen der Sekundarstufe II wird man in naher Zukunft nicht mehr auf eine wartungs- und kostenintensive Infrastruktur der Schulen zurückgreifen müssen; es wird reichen, Wireless für die persönlichen Geräte der Lernenden bereitzustellen.

Dieser Trend nimmt Lehrpersonen, Schulleitungen, Bildungsinstitutionen sowie Ausbildnerinnen und Ausbildner in die Pflicht. Die Gegenwart ins Schulzimmer zu holen bedeutet, die Lernenden auf die Zukunft vorzubereiten. Dabei stehen die genannten Akteure vor grossen Herausforderungen. Sie gilt es zu stemmen, damit die sich eröffnenden Chancen ergriffen werden können. Der vorliegende Leitfaden soll hier im Sinne einer didaktischen Hausapotheke Hilfestellung leisten und ganz konkrete Unterstützung anbieten, gleichzeitig aber den Fokus auf grössere Zusammenhänge öffnen.

Die Entwicklung hin zu Bits und Bytes wirkt sich auch auf Verlage aus, die Unterrichtslehrmittel bereitstellen. Der Absatz von klassischen Lehrmitteln sinkt oder wird sinken, die Nachfrage nach digitalen Medien steigt. Hier sind diejenigen Verlage gefragt, die Lehrmittel auch digital bereitstellen können. Sie müssen mit sachlich geprüften und aktuellen Inhalten aufwarten, eine didaktisch aufbereitete, auf die Zielgruppe zugeschnittene Struktur anbieten und in einem attraktiven grafischen Design auftreten – egal ob in Papierform oder auf dem Rechner.

Diese Parallelwelten (analog und digital) verschlingen Ressourcen. Zurzeit lassen sich keine verlässlichen Angaben machen, in welche Richtung die Entwicklung geht. Deshalb sind Lehrpersonen, Schulen und Verlage gefordert, sich in diesen Parallelwelten zu bewegen. Nur wer über eigene Erfahrungen mit eLehrmitteln verfügt, kann sich ein profundes Urteil bilden, ob die digitale Route für die eigene Klasse besser geeignet ist als der herkömmliche analoge Weg.

Der vorliegende Leitfaden dient einerseits dazu, den Umgang mit eLehrmitteln zu üben. Dabei macht sich eine Lehrperson mindestens ein halbes Jahr vor dem Unterrichtsstart selber fit, um später mit eLehrmitteln in der Klasse erfolgreich zu starten (Phase eins). In der zweiten Phase kann der Leitfaden dafür benutzt werden, mit der Klasse zusammen den Einstieg in die Welt der eLehrmittel zu vollziehen. Schritt für Schritt lassen sich die Erfahrungen aus dem Leitfaden auf die eigenen Klassen übertragen, adaptieren und weiterentwickeln. Jede Lehrperson muss im Rahmen ihrer didaktischen und methodischen Freiheiten den eigenen Weg finden, mit Neuerungen im Unterricht umzugehen. Hier ist die ganzheitliche Analyse der Zielgruppe (unterschiedliche Klassen) nicht zu unterschätzen. Und dabei wird es Verlierer geben. Lernende, die mit der Technik und der Funktionalität der digitalen Unterrichtsmaterialien überfordert sind und auch Lehrpersonen, die das Gefühl haben, mit ihrem Unterrichtsverständnis dem Neuen nicht gewachsen zu sein. Und es werden Hürden auftauchen: finanzielle Erfordernisse einer leistungsfähigen Infrastruktur, arbeitsökonomische Probleme des (zumindest anfänglichen) Mehraufwandes von Lehrpersonen, Regelverstösse von Lernenden im Umgang mit den elektronischen Geräten während des Unterrichts, Kritik an der Durchdigitalisierung unserer Schulen.

Dieser Leitfaden thematisiert, abgesehen von der intendierten Hilfestellung, auch solche Herausforderungen. Zunächst jedoch werden die technischen Möglichkeiten von eLehrmitteln ergründet und skizziert. Danach wollen wir mit einer umfassenden Analyse aufzeigen, was beim Einstieg in die Unterrichtsarbeit mit modernem Equipment und digitalen Medien zu bedenken und zu beachten ist. Erkenntnisse und Empfehlungen stehen als Fazit jeweils am Ende jeder Analyse und zeichnen sich durch einen besonders hohen Gebrauchswert aus. In einem weiteren Kapitel werden verschiedene Aspekte der Euphorie des selbstständigen, eigenverantwortlichen Lernens aufgezeigt, mit dem Schwerpunkt auf Binnendifferenzierung, dem Unterrichtskonzept AVIVA und einer Fallstudie. Probleme bei der Arbeit mit eLehrmitteln können bei Lehrpersonen und Lernenden, bei Hard- wie Software auftreten. Hierbei muss Unterstützung geleistet werden. Wie diese aussehen kann und wie sie sich umsetzen lässt, zeigen wir in einem eigenen Kapitel auf. Und schliesslich wird das Augenmerk auf Prüfungen im digitalen Schulzeitalter gerichtet. Veränderungen und Neuerungen nehmen auch in Zukunft nicht ab. Die damit verbundenen Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen. Sie helfen aber mit, dass Lehrpersonen ihren Unterricht aktuell, attraktiv und zeitgemäss gestalten. Dabei wird alles anders. Und gleichzeitig bleibt alles gleich. Denn das solide didaktische Handwerk einer Lehrperson ist nach wie vor eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg im Unterricht. Mit den eLehrmitteln erhalten Lehrpersonen ein zusätzliches Mittel, den Bildungsauftrag nach eigenen persönlichen Präferenzen gehaltvoll und variantenreich zu gestalten. Ins Scheinwerferlicht geraten hierbei insbesondere drei der zehn Handlungsfelder mit je spezifischen Kompetenzen, auf denen die Ausbildung angehender Lehrpersonen in der Berufsbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich (PHZH) aufbaut. Eine Lehrperson muss das Fach und seine Didaktik meistern können (und dabei unter anderem an die Erfahrungen der Lernenden in Betrieb und Alltag anknüpfen), und sie muss ein vielfältiges Methodenrepertoire zur Kompetenzförderung der Lernenden einsetzen: Unterrichtskonzepte müssen justiert, vielleicht sogar neu entwickelt werden. Ausserdem fördert die Lehrperson selbstgesteuertes Lernen, macht den Lernenden bewusst, dass sie für die Ausgestaltung ihrer Lernprozesse selber verantwortlich sind; die Ausbildenden müssen den Lernenden Gelegenheiten verschaffen, eigene Lerninstrumente und -strategien einzusetzen und eigene Lernentscheidungen zu treffen. Zu allen diesen Punkten werden Leserinnen und Leser nützliche Inputs erhalten.

Digitalisierung bedeutet immer auch Beschleunigung. Besondere Beachtung muss daher der Entschleunigung des Unterrichtsalltages gelten. Ein eLehrmittel erlaubt es Lernenden, sich intensiv auf eine Sache zu konzentrieren – im Wissen, die Erkenntnisse später mit seiner Lerngruppe teilen zu können. Nur in einer ruhigen Lernatmosphäre sticht dieser Trumpf. Damit dies gelingt, sind Lehrpersonen mehr denn je gehalten, einen abwechslungsreichen, gut rhythmisierten Unterricht zu kreieren. Aufmerksamkeit und Konzentration müssen mit den Lernenden ebenso trainiert werden wie Selbstregulation. Jedoch müssen nicht nur solche Selbstkompetenzen geschult werden, sondern auch soziale, fachliche und Methodenkompetenzen. Letztere werden im digitalen Zeitalter immer wichtiger. Das alles braucht Geduld. Auch Inseln frei von eLehrmitteln sind zu schaffen, damit weitere Sinne aktiviert werden. Dies bereichert den Unterricht.

Der schulische Lernerfolg ist mithin in einem nach wie vor grossen Masse von der Persönlichkeit der Lehrperson abhängig. Daran ändert der Einsatz von eLehrmitteln nichts, denn auch eLehrmittel werden von Lehrpersonen gesteuert und müssen passgenau in die eigenen Unterrichtssequenzen eingebaut werden. Alles wird anders, alles bleibt gleich.

Die Autoren danken Peter Egger, dem Verlagsleiter, und dessen Stellvertreter, Manuel Schär, für die Mitarbeit und das fundierte Lektorat, aber auch Caspar Noetzli, Andreas Sägesser und Yvonne Rajakumar (Arbeitsgruppe eLehrmittel der Pädagogischen Hochschule Zürich, PHZH) für ihre Mitarbeit hinter den Kulissen.

Autoren und Verlag

im Juli 2014

2 Wo sind die Inhalte?

«Gibt es dieses Lehrmittel auch digital?» Wer sich vor rund drei Jahren mit dieser Frage an die Schweizer Lehrmittelverlage wandte – und dies taten insbesondere Lernende, die ihr Schulgepäck reduzieren wollten –, erhielt meist eine abschlägige Antwort. Bis zu diesem Zeitpunkt fehlten nicht nur die technischen Lösungen, um Lehrmittel in einer für die Urheber und den Verlag verantwortbaren Art und Weise zu vertreiben. Bei vielen Verlagen wurden digitale Schulbücher grundsätzlich kritisch beurteilt – sei dies aus Angst vor dem Verlust des bisherigen Geschäftsmodells oder aus pädagogischen Vorbehalten. In den letzten drei Jahren hat sich jedoch einiges verändert: Zahlreiche Verlage bieten mittlerweile Lösungen an, die es ermöglichen, Lehrmittel auch digital zu lesen und zu bearbeiten. Die meisten dieser digitalen Lehrmittel basieren allerdings auf einem PDF-Dokument der gedruckten Ausgabe. Diese Lösungen haben somit nicht nur den Nachteil, dass die Inhalte auf kleineren Bildschirmen nicht optimal lesbar sind, vielmehr bieten sie nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten: Es ist in einem PDF beispielsweise nicht (oder nur sehr umständlich) möglich, die Schriftgrösse zu verändern, Multiple-Choice-Fragen zu lösen oder eigene Inhalte einzufügen.


Print oder digital? Der hep verlag bietet beide Varianten an.

Aufgrund dieser Einschränkungen hat sich der hep verlag 2011 entschieden, gemeinsam mit Partnern digitale Lehrmittel zu entwickeln, welche die Potenziale der digitalen Geräte ausnützen. 2012 erschienen die ersten vier sogenannten eLehrmittel, die ab Sommer 2012 im Rahmen eines Pilotversuchs an verschiedenen Schweizer Berufsfachschulen eingesetzt wurden. Die Pädagogische Hochschule Zürich begleitete diesen Versuch, sammelte Erkenntnisse und stellt Hilfeleistungen zur Verfügung. Seit 2012 sind im hep verlag zahlreiche weitere eLehrmittel erschienen, mittlerweile auch für den Unterricht an Gymnasien oder Berufsmaturitätsschulen.

«eLehrmittel» sind vollständig digitalisierte Lehrmittelausgaben mit hoher Funktionalität. Die Inhalte werden spezifisch für die Lesegeräte (Tablets, Laptops) aufbereitet und bieten daher umfangreiche Darstellungs- und Bearbeitungsmöglichkeiten. Einerseits können – wie in einem gedruckten Buch – Begriffe markiert, Notizen angebracht oder Lesezeichen gesetzt werden. Daneben enthalten sie aber zahlreiche Funktionen, die nur ein digitales Lehrmittel bieten kann:

DarstellungDas Layout ist nicht starr, die Lernenden können beispielsweise die Schriftgrösse ihren Bedürfnissen anpassen oder Bilder und Grafiken im Vollbildmodus betrachten.VernetzungDie einzelnen eLehrmittel stehen nicht für sich alleine, sondern sind teilweise miteinander verknüpft. So können Begriffe im «Lexikon Allgemeinbildung» oder Gesetzesartikel in «Gesetzestexte» nachgeschlagen werden. Zudem sind die eLehrmittel stets mit dem Internet verbunden: Durch einen einfachen Klick können gewünschte Inhalte direkt innerhalb der eLehrmittel-Applikation z.B. bei Google oder Wikipedia nachgelesen werden. Bei der Tablet-Version steht auch ein integrierter Duden standardmässig zur Verfügung.ErweiterungeLehrmittel lassen sich zu einem gewissen Grad erweitern. Einerseits können auf eigenen Seiten Texte und Bilder eingefügt werden. Dies erlaubt es den Lernenden beispielsweise, Zusammenfassungen zu schreiben, zu sichern oder zu gewissen Themen Vertiefungen und Ergänzungen einzufügen. Andererseits können auch Webseiten direkt im Buch angezeigt werden, was beispielsweise nützlich ist zur Integration von Webquests, Wikis oder LearningApps.ÜbungsformenÜbungen können direkt im eLehrmittel gelöst werden. Gewisse eLehrmittel enthalten auch Multiple-Choice-Aufgaben oder integrierte Video- und Tondokumente, die es erlauben, das Hörverständnis zu trainieren.KommunikationeLehrmittel erlauben es, gewisse Inhalte mittels E-Mail zu versenden. So können beispielsweise gelöste Übungen in einfacher Weise zur Kontrolle an die Lehrperson verschickt werden. Auch Markierungen und Notizen lassen sich versenden.

Auf eine detaillierte Erklärung sämtlicher Funktionen wird an dieser Stelle verzichtet. Sowohl die technischen Möglichkeiten als auch die Anforderungen und Erwartungen von Lehrpersonen und Lernenden verändern sich rasch. Dementsprechend wird auch das Konzept «eLehrmittel» stetig weiterentwickelt; gewisse Funktionen werden hinzukommen, andere eleganter umgesetzt werden. Die eLehrmittel, die wir heute kennen, sind nur ein erster Schritt.

Wird im Unterricht mit digitalen Geräten gearbeitet, dürfen jedoch nicht nur die Lehrmittel im Fokus stehen. So ist ein Tablet beispielsweise nicht nur ein elektronisches Lesegerät, sondern Videokamera, Fotoapparat, Diktiergerät oder Präsentationswerkzeug in einem. Ein solches multifunktionales Werkzeug bietet ganz neue Möglichkeiten in der Unterrichtsgestaltung. Lernende können ein Interview auf Video aufzeichnen und dieses vor der Klasse präsentieren; sie erledigen einen Auftrag zur Dokumentation von Bauteilen direkt in der Werkstatt mittels Fotofunktion; sie präsentieren die Resultate einer Gruppenarbeit auf dem Beamer mittels geeigneter App; sie nutzen einen Kartendienst zur Ermittlung von Wegdistanzen usw. Wenn im Folgenden also vom Unterrichten mit eLehrmittel geschrieben wird, müssen diese Potenziale stets mitgedacht werden. Digitale Geräte helfen uns nicht nur im Alltag bei der Bewältigung zahlreicher, teilweise sehr unterschiedlicher Aufgaben – sie können dies auch im Unterricht tun.

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