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Heute oder nie!
Heute oder nie!

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Heute oder nie!

Язык: Русский
Год издания: 2021
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ER: Glaubst du?

SIE: Ich weiß es. Andernfalls wird sie uninteressant, wie ein gelöstes Kreuzworträtsel.

ER: (Lachend.) Welche Geheimnisse kannst du haben?

SIE: Ehrlich gesagt, keinerlei. Deshalb muss ich sie mir ausdenken, um interessanter zu sein. „Dich habe ich gesehen, aber mein Geheimnis verdeckten die Züge“… Mein Geheimnis verdeckte die Züge?

ER: (Betrachtet sie aufmerksam.) Geheimnis oder nicht, aber ich kenne dich überhaupt nicht.

SIE: Sehr gut. „Wer bist du – ich kenne dich nicht. Aber unsere Liebe steht uns noch bevor“.

ER: Nun, bezüglich der bevorstehenden Liebe bin ich mir nicht sicher.

SIE: Ach ja, ich hab´ vergessen: Sie sind doch verheiratet. Liebe von einer Anderen, sogar für eine Nacht, ist für Sie unmöglich.

ER: Hat für dich Treue in der Ehe keine Bedeutung?

SIE: Wenn sie für Sie so wichtig ist, dann bin ich bereit, Sie für ein paar Stunden zu heiraten.

ER: Für ein paar Stunden?

SIE: Ja, und? Das ist angenehmer, als für das ganze Leben.

ER: Dir ist auch nichts heilig.

SIE: (Verächtlich.) Lassen Sie! Mit hohen Worten werden gewöhnlich niedrige Taten und schmutzige Absichten verdeckt. Und je unansehnlicher die Dinge, desto schöner die Worte. Männer reden angeregt von deinen schönen Augen, die Sternen gleichen, und zur selben Zeit fassen sie dir unter den Rock. Gezwungenermaßen wirst du Realistin.

ER: Denken Sie tatsächlich, dass alle Männer so sind?

SIE: Ich wäre froh, anders denken zu können, aber …

„Aber bedauernswert der, der alles vorhersieht,

Dessen Kopf sich nicht dreht,

Der alle Bewegungen, alle Worte

In ihrer Übersetzung hasst,

Dessen Herz der Verstand verurteilt

Und sich zu vergessen verbat“…

Kurze Pause.

ER: Sie kennen sogar Gedichte. Woher diese Gelehrtheit?

SIE: Ach, Sie wieder, was heißt denn da Gelehrtheit… Evgènij Onègin nimmt man in der Schule durch. Diese schönen Zeilen kennt jedes romantische Mädchen. (Ändert den Ton und lächelt.) Entschuldigen Sie, das war eine momentane Schwermut. Schon vorbei. Ich bin wieder bereit, Sie zu vergnügen, wie eine japanische Geisha.

ER: Wie heißt du?

SIE: Das ist nicht wichtig. Wir gehen trotzdem morgen früh auseinander und werden uns nie mehr wiedersehen.

ER: Ich sehe, du gehst davon aus, dass diese Sache schon entschieden ist.

SIE: Dass wir auseinandergehen

ER: Nein, dass morgen früh.

SIE: Und wann denn? Übermorgen?

ER: Nein, heute Abend. Wir stehen vom Tisch auf und winken uns mit der Hand zu.

SIE: Schlecht der Mann, der eine Frau zum Abendessen einlädt, nicht hoffend, mit ihr auch zu frühstücken.

ER: Aber ich hab´ dich nicht zum Abendessen eingeladen. Du hast dich selber eingeladen. Sag…en Sie, gehen Sie wirklich diesem Beruf nach?

SIE: Ich mag meinen Beruf und habe ihn lange studiert. Ich schäme mich kein bisschen. Und überhaupt, wer ich bin – ist für Sie schon lange klar, da gibt es nichts zu reden. Erzählen Sie lieber über sich.

ER: Nichts zu erzählen.

SIE: Warum denn nichts? Zum Beispiel haben Sie mit Stolz erklärt, dass Sie verheiratet sind. Hier, erzählen Sie über Ihre Frau.

ER: Weshalb?

SIE: Ich will Ihren Geschmack kennenlernen. Der Frau am Rand ist es immer interessant, über die Frau im Zentrum zu hören.

ER: (Unwillig.) Was ist hier zu sagen? Ehefrau ist Ehefrau.

SIE: „Ehefrau ist Ehefrau“… Direkt nach Tschechov. „Drei Schwestern“. Ist sie Blondine, brünett?

ER: Was ist schon der Unterschied?

SIE: Nichts. Einfache Neugier. Haben Sie ein Foto?

ER: Nein. Und wenn ich eins hätte, würde ich´s nicht zeigen.

SIE: Das versteht sich. Weshalb das reine Angesicht einer Ehefrau-Schönheit irgendeinem Mädchen vorführen? Gefällt sie Ihnen?

ER: Sie gefällt.

SIE: In allen Beziehungen?

ER: In allen Beziehungen.

SIE: In der intimen auch?

ER: In der intimen besonders.

SIE: Und Sie wollen sogar keine Abwechslung, manchmal?

ER: Nein, keine.

SIE: Lüge! Das widerspricht der Natur des Mannes. Das sollten Sie aber wissen, Sie sind doch Biologe. Oder Psychologe?

ER: (Erstaunt.) Woher weißt du, dass… (Verdacht schöpfend.) Du spürst mir nach, nicht wahr? Das gefällt mir nicht.

SIE: (Über seinen verdutzten Anblick lachend.) Ich kann im Gesicht lesen.

ER: Nein, ernsthaft.

SIE: Ernsthaft – im Gesicht. Und noch auf dem Schildchen, das an Ihrem Jackett hängt. „Vierte Internationale Konferenz für biologische Psychologie”. Sie sind doch hierher zur Konferenz gekommen?

ER: Ja, richtig.

SIE: Sind dabei mit einem Vortrag aufgetreten?

ER: Aufgetreten.

SIE: Nun also, was spricht denn Ihre biologische Psychologie? Will der Mann Abwechslung oder nicht?

ER: (Verstimmt.) Jedenfalls nicht mit solchen, wie dir.

SIE: Danke, Sie sind sehr freundlich.

ER: Ich sag´ einfach, wie es ist.

SIE: Und wenn Sie sagen, wie es ist, dann geben Sie auch zu, dass Ihre Ehe nicht zu glücklich ist.

ER: Wie kommst du denn darauf?

SIE: Ich hör´s am Ton, in dem Sie darüber reden, oder besser, nicht reden wollen. Außerdem sind Ehen selten glücklich. Also ist Raten nicht schwer.

ER: (Trocken.) Behalt dein Raten für dich!

SIE: Ich hab´ in s Schwarze getroffen, deshalb empören Sie sich.

ER: Du irrst dich.

SIE: Ich irre mich? Da bin ich aber froh für Sie. Nun, und wie leben Sie so mit Ihrer „Ehefrau ist Ehefrau“?

ER: Wie alle.

SIE: Wie alle? Klar.

ER: Was ist dir klar?

SIE: „Wie alle“. (Zitiert schmunzelnd.)

„Meine Kameraden lebten mit Schwiegermüttern

Und Ehefrauen, diesen Schwiegermüttern ähnlich,

Zu dicken, zu hageren,

Müden, gewöhnlichen, wie Regen“…

ER: (Erregt.) Du, allerdings, geh nicht zu weit und misch dich nicht in mein Familienleben!

SIE: (Ironisch.) Das ist heilig.

ER: Heilig oder nicht heilig, aber dich geht es nichts an.

SIE: Warum sind Sie denn beleidigt? Ich habe bloß ein Gedicht zitiert. Und nicht mal mein eigenes.

ER: Schreibst du auch eigene?

SIE: Kann sein.

ER: (Grob.) Also, ich hätte nicht vermutet, dass Huren so romantisch-poetisch sein können.

SIE: Ihrer Meinung nach können nur Ehefrauen romantisch-poetisch sein? Das wusste ich nicht.

ER: Weißt du, was? Du redest zu viel. Schweig lieber und trink!

SIE: Ich will nicht. Ich mag keinen Wodka.

ER: Hast du etwa mit Champagner gerechnet?

SIE: (Den Ton ändernd.) Ich rechnete wenigstens mit einfacher Höflichkeit. Höflichkeit eines Mannes in Beziehung zu einer Frau. Eines Menschen in Beziehung zu einem anderen Menschen. Ich habe Ihnen noch nicht meinen Preis genannt, aber Sie haben mich schon als Hure beschimpft. Dazu duzen Sie mich noch, obwohl ich Sie höflich anrede. (Erhebt sich.) Und nun, leben Sie wohl. Ich werde Sie nicht länger langweilen. (Lässt ihn alleine und geht zu ihrem Tischchen zurück.)

Pause. Sie trinkt langsam ihren kalt gewordenen Kaffee. Er steht auf, setzt sich aber wieder, nimmt wieder ein Papier zur Hand, aber er kann sich offenbar nicht konzentrieren. Das Papier zur Seite werfend geht er mit entschlossenen Schritten zu ihr und setzt sich neben sie. Sie bremst ihn.

SIE: Ich erlaube Ihnen nicht, Platz zu nehmen.

ER: (Sich erhebend.) Entschuldigen Sie. (Geht um zwei Schritte zurück und tritt wieder an den Tisch. Sehr höflich.) Verzeihen Sie, ist hier nicht besetzt?

SIE: Frei.

ER: Darf ich mich setzen.

SIE: Bitte.

ER: Ich danke Ihnen. (Setzt sich, schweigt.) Warum gingen Sie weg?

SIE: Von weitem schienen Sie mir ein intelligenter Mensch zu sein. Also entschloss ich mich wieder auf diese Entfernung zurückzugehen. Aber ach, die Illusion hat sich nicht wiederholt.

ER: Ich gebe zu, ich war wirklich ein bisschen grob zu Ihnen.

SIE: „Ein bisschen“?

ER: Sehr. Ich bedaure.

SIE: Freut mich, das zu hören.

ER: Wer immer Sie auch sind, ich hätte mich höflich benehmen sollen. Sie hatten Recht, mich zurechtzuweisen. Ich habe Sie nicht sofort geschätzt und mich zu Ihnen ziemlich nachlässig und herablassend verhalten.

SIE: Und ich war ziemlich direkt, was ich auch bedaure. Angenehm zu sehen, dass Sie sich jetzt wie ein richtiger Mann benehmen. Gehen sie davon aus, dass der Konflikt beigelegt ist.

ER: Ich war verpflichtet, mich zu entschuldigen, aber das ändert nichts am Charakter der Sache. Ihr Beruf weckt in mir nach wie vor keine Begeisterung, und an Ihren Diensten habe ich keinen Bedarf.

SIE: Nun gut, jetzt, nachdem wir uns beide entschuldigt haben, können Sie zu Ihrem Abendessen und Ihrer üblichen Arbeit zurückkehren.

ER: (Erhebt sich, geht aber nicht weg.) Warum sollten wir nicht zusammen zu meinem Tischchen zurückgehen?

SIE: Und worin ist das besser, als meines?

ER: Und worin schlechter?

SIE: Sehen Sie, wenn sich eine Frau zu einem Mann setzt, dann wird das als unmoralisch empfunden, was Sie mir auch mit der Ihnen eigenen Feinfühligkeit zu verstehen gaben. Und wenn sich ein Mann an den Tisch einer Frau setzt und beginnt, sie anzumachen, dann wird das, warum auch immer, als völlig normal empfunden und wirft keinerlei Schatten auf einen von beiden. Deshalb bleibe ich wohl an meinem Tischchen. Hier fühle ich mich wenigstens als Hausherrin. Und niemand kann sagen, ich würde mich irgendjemandem aufdrängen.

ER: Anders gesagt, Sie laden mich ein, mich hierher zu setzen?

SIE: Das habe ich nicht gesagt. Aber wenn Sie um meine Erlaubnis bitten, dann sage ich nicht ab.

ER: Verstehe. Also, erlauben Sie?

SIE: Ich gebe Ihnen eine Bewährungsfrist.

ER: Danke. (Er setzt sich. Es entsteht ein lange Pause.)

SIE: Nun, was schweigen Sie denn?

ER: Und was sollte ich sagen?

SIE: Da Sie sich schon zu mir gesetzt haben ist die Reihe an Ihnen, mich zu unterhalten

ER: Ihnen gelingt das besser.

SIE: Danke. Übrigens, Sie kennen meine Fähigkeiten noch nicht in vollem Umfang. Wie sagte eine prahlerische Primadonna eines Singspiels, „meine volle Stimme gebe ich abends“.

ER: Das klingt vielversprechend.

SIE: Ich halte meine Versprechungen immer.

ER: Gestatten Sie noch einmal zu wiederholen: Sie sind eine interessante Gesprächspartnerin und mit Ihnen zu reden bin ich bereit, so lange Sie wollen. Aber nicht mehr als das. Wenn Sie also mit einem Verdienst rechnen, dann verlieren Sie besser keine Zeit und suchen sich einen anderen Klienten.

SIE: Sie verhalten sich sehr seltsam. Gewöhnlich wollen Männer ohne Gespräche direkt zur Sache kommen. Sie aber bevorzugen Gespräche und weichen von der Sache ab.

ER: Das, was Sie Sache nennen, kann jede Dahergelaufene. Aber hier, klug und interessant eine Unterhaltung zu führen, das kann bei weitem nicht jede. Eine Sünde, so eine Gelegenheit auszulassen.

SIE: Unter kluger und interessanter Unterhaltung verstehen Sie offenbar den Austausch von Grobheiten.

ER: Ich kann erklären, warum ich so schroff mit Ihnen war. Ich spürte, dass man mich entern will. Das gefiel mir nicht, und ich war gezwungen, mich zu verteidigen. Wenn unsere weitere Unterhaltung ohne erotische Anspielungen verlaufen wird, werde ich mich frei fühlen und mit Vergnügen mit Ihnen über Gott und die Welt plaudern.

SIE: Sagen Sie mir direkt, was Ihnen an mir nicht passt? Bin ich hässlich? Langweilig? Unangenehm?

ER: Überhaupt nicht.

SIE: Und wo ist dann das Problem?

ER: Nun, überlegen Sie selbst, warum sollte ich mich auf ein Abenteuer mit einer unbekannten Frau einlassen? Äußerlich sind Sie anziehend, zweifelsohne. Wahrscheinlich wird es angenehm, mit Ihnen einzuschlafen, aber, vielleicht wache ich morgen auf und finde weder Geld noch Dokumente. Und vielleicht arbeiten Sie als Paar, mit einem Freund, der mir wegen meines Geldbeutels den Kopf einschlägt.

SIE: Was sind Sie für ein gescheiter und vorsichtiger Mensch. An alles denken Sie.

ER: In Ihren Augen ist das ein Nachteil, ich weiß. „Aber bedauernswert ist der, der alles vorhersieht“…

SIE: Und warum fürchte ICH Sie nicht? Sie können mich doch auch ausrauben.

ER: Ich – Sie?

SIE: Warum nicht? Ich habe übrigens nicht wenig Geld bei mir. Hier, schauen Sie! (Öffnet die Handtasche.)

ER: (In die Tasche schauend.) Oho! Woher so viel?

SIE: Das habe ich in den letzten vier Tagen verdient. Ihr Freund schlägt mir deshalb den Kopf nicht ein?

ER: Ich sehe, man bezahlt Ihnen nicht wenig.

SIE: Ich beklage mich nicht. Die Arbeit ist aber auch nicht leicht. Und erfordert eine hohe Qualifikation.

ER: Falls das kein Geheimnis ist, wie viel nehmen Sie?

SIE: Machen Sie sich keine Sorgen, wir einigen uns irgendwie.

ER: Ich frage nicht wegen mir, sondern im Allgemeinen.

SIE: Das hängt von der Zeit ab, von den finanziellen Möglichkeiten des Auftraggebers, von meiner Stimmung und noch von vielem mehr.

ER: Und trotzdem, wie viel?

SIE: Und wie viel ist es Ihnen wert?

ER: Gar nichts. Ich brauche das auch umsonst nicht. Ich interessiere mich nur aus Neugier.

SIE: Wissen Sie, was ich Ihnen sage? Wenn, zum Beispiel, in Spanien eine Dame einem Herren ein Treffen anbot – selbst in stockdunkler Nacht und an unbekanntem Ort – dann ging er dorthin, ohne zu zögern, ohne an den Geldbeutel zu denken oder an Gefahren. So handelten richtige Caballeros.

ER: Aber wir sind nicht in Spanien und geben keine Mantel-und-Degen-Vorstellung. Wir sind in unserer trüben, täglichen Wirklichkeit, wo es viel Hinterlist, Betrug, Verbrechen und Grausamkeit gibt. Zudem geht es nicht nur um meine Vorsichtigkeit.

SIE: Um was denn?

ER: Um offen zu sein, den Löffel in den Brei zu stecken ist angenehm auf einem sauberen Teller und nicht in einem öffentlichen Spucknapf. Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht beleidigen.

SIE: Vielleicht wollten Sie das nicht, aber Sie haben beleidigt. Aber nicht mit groben Worten, nein, die habe ich schon von Ihnen gehört, sondern damit, dass Sie mich einfach nicht wollen. Und für eine Frau gibt es keine größere Beleidigung, als zu wissen, dass sie unerwünscht ist.

ER: Bitte, verlassen wir dieses Thema. Wir haben uns doch geeinigt.

SIE: Wir haben uns auf nichts geeinigt.

ER: Sprechen wir von irgendetwas anderem.

SIE: Lassen Sie uns lieber über irgendetwas anderes schweigen. (Pause.)

ER: Da Sie keinen Wodka mögen, bestellen wir vielleicht wirklich Champagner?

SIE: Nicht jetzt.

ER: Und wann dann?

SIE: Morgen früh.

ER: Den morgigen Morgen wird es nicht geben.

SIE: Wird es.

ER: Wird es nicht.

SIE: Und was wird? Nur die Nacht?

ER: Nichts wird. Ich hab´ doch gesagt – kein Bett.

SIE: Das habe ich Ihnen auch nicht versprochen. Aber überhaupt, ein verheirateter Mann ist in zwei Fällen nicht zum Bett geneigt: Entweder hat ihn die Ehefrau so verzaubert, dass es ihn nicht zu anderen Frauen zieht, oder sie hat ihn so sehr abgestumpft, dass er daran den Geschmack verloren hat. Mit welcher dieser Möglichkeiten haben wir es in unserem Fall zu tun?

ER: (Brüsk.) Ich habe Sie, scheint es, gebeten, mein privates Leben nicht zu berühren. Kein Wort über meine Frau. Und überhaupt, nicht über mich zu reden.

SIE: Worüber dann?

ER: Über was Sie wollen, nur nicht über mich.

SIE: Aber ich möchte gerade nur über Sie reden.

ER: Wozu brauchen Sie das?

SIE: Das brauchen SIE. SIE sind unglücklich. Sie haben niemanden, um die Seele auszuschütten.

ER: Ich bin völlig in Ordnung.

SIE: Und Sie fürchten mich.

ER: Ich – Sie?

SIE: Ja, Sie fürchten sich mir nachzugeben, aber noch mehr fürchten Sie sich, mich zu verlassen, zurückzukehren in Ihr Zimmer und mit sich und Ihrer Schlaflosigkeit alleine zu bleiben. Gerade deshalb sitzen Sie mit mir und bieten mir Champagner an, obwohl Sie mich in Ihrer Seele verachten. Verachten und wollen. So ist es doch?

ER: Quatsch.

SIE: Das ist die Wahrheit.

ER: Nein, Sie irren sich.

SIE: Sie verachten nicht, sondern wollen nur?

ER: Nein.

SIE: Sie wollen nicht, sondern verachten nur?

ER: Sie können erstaunlich leicht reizen und sich an jedes Wort klammern.

SIE: Ich klammere, weil ich Sie angeln will. Ist das denn nicht verständlich?

ER: Und das geben Sie zu?

SIE: Habe ich das etwa verheimlicht? Ich habe Sie doch von Anfang an darin bestätigt. Aber Sie fürchten mich, warum auch immer.

ER: Ich fürchte nichts. Mir wird es einfach unangenehm sein, morgens mit einer unbekannten Frau aufzuwachen.

SIE: Und nicht zu wissen, wie Sie sie loswerden.

ER: Das habe ich nicht gesagt.

SIE: Nur gedacht.

ER: (Brüsk.) Ich will Sie nicht beleidigen, aber ich bin gezwungen zum zehnten Mal zu wiederholen – ich bin keiner von denen, die Vergnügen an stundenweise zahlbarer Liebe finden. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich kann mich nicht selbst verändern.

SIE: Das muss auch nicht sein. Sie gefallen mir genau so.

ER: (Nimmt den Geldbeutel, holt einige Scheine heraus und legt sie auf den Tisch.) Hier, nehmen Sie!

SIE: Was ist das?

ER: Die Bezahlung für die von Ihnen verbrachte Zeit. Sie mussten Geld verdienen, ich bin bereit zu bezahlen. Unter der Bedingung, dass Sie mich in Ruhe lassen.

SIE: Wir besprechen dieses Geschäft später.

ER: Nein, jetzt. Wenn es wenig ist, dann bin ich bereit, noch daraufzulegen. (Öffnet wieder den Geldbeutel.)

SIE: Ich bin gewohnt, Geld auf ehrliche Weise zu verdienen, und keine Almosen zu bekommen.

ER: Indem Sie mich unterhielten haben Sie das ehrlicher verdient, als üblich. Ich verheimliche nicht, dass meine Stimmung schlecht war, Sie haben ein bisschen geholfen, mich abzulenken. Aber jetzt basta. Nehmen Sie und gehen Sie!

SIE: (Gekränkt, mit echter Enttäuschung.) Ich sehe ein, ich missfalle Ihnen tatsächlich sehr. (Schweigt.) Oder vielleicht umgekehrt, Sie zieht es stark zu mir? Ich werde wohl, um mich zu trösten, bei der zweiten Variante bleiben.

ER: Gehen Sie mit Gott!

SIE: Warum vertreiben Sie mich?

ER: Weil es mir zu scheinen beginnt, dass ich mich mehr als nötig für Sie interessiere.

SIE: Und Sie wissen immer, wie viel Sie sich erlauben können?

ER: Versteht sich. Wie sagt man, „trink, aber betrink dich nicht, liebe, aber verlieb dich nicht“.

SIE: Ihnen muss man eine Eins für Verhalten geben.

ER: Vollkommen richtig. Nehmen Sie das Geld!

SIE: Wenn ich es nehme, dann nur am Morgen.

ER: Ich bewundere Ihre Hartnäckigkeit.

SIE: Und ich Ihren unbeugsamen Charakter.

ER: Sie haben sich sehr bemüht, aber verloren.

SIE: Dann haben wir beide verloren.

ER: Kann sein. Und jetzt gehen Sie!

SIE: Überhaupt, ich sitze an meinem Tisch.

ER: Richtig. Verzeihen Sie.

Er steht entschlossen auf, geht zu seinem Tisch zurück, steckt das Dokument in die Aktentasche und macht sich auf, zu gehen. Sie steht auf und geht zu seinem Tisch.

SIE: Verzeihen Sie, ist hier frei?

ER: (Gereizt.) Frei. Der ganze Tisch ist frei, denn ich habe mein Abendessen beendet und gehe jetzt.

SIE: Das heißt, ich kann mich solange setzen?

ER: Wie Sie wollen. (Sie setzt sich.) Nun, was wollen Sie noch?

SIE: Ein paar Worte zum Abschied sagen. Setzen Sie sich. Ich halte Sie nicht auf.

ER: (Setzt sich.) Nun?

SIE: Wissen Sie, warum ich vor einer Stunde zu Ihnen kam?

ER: Ich kann´s mir denken.

SIE: Nein, Sie erraten es nicht.

ER: Nun, dann sagen Sie´s.

SIE: Ich saß lange nicht weit entfernt und beobachtete Sie. Und Sie sahen nicht ein einziges Mal zu mir. Aber ich bin nicht beleidigt – weshalb sollten Sie zu mir schauen? Und so saß ich und saß und dachte plötzlich – Sie gehen jetzt weg, und ich sehe Sie nie, nie mehr wieder. Und ich stellte mir vor, wie Sie alleine in Ihr kahles, ungemütliches Zimmer hinaufgehen und begriff, dass wenn Sie weggehen, ich Ihnen mit nichts mehr helfen kann. Und dann stand ich plötzlich auf und ging zu Ihnen hin, auf nichts spekulierend und nichts planend. Ich ging einfach hin.

ER: (Erstaunt von dem unerwarteten Bekenntnis, schweigt lange, unschlüssig, wie er darauf reagieren soll.) Ich weiß nicht, was ich auf Ihre Worte sagen soll.

SIE: Sie brauchen auch nichts zu sagen. Vergessen Sie sie, und Schluss damit.

ER: Geben Sie zu, dass Sie das alles eben erst ausgedacht haben.

SIE: Kann sein. Aber ich gestehe nicht.

ER: Ich bin sicher, dass es ausgedacht ist, aber es ist trotzdem angenehm.

SIE: Nun denn, in diesem angenehmen Ton beenden wir auch unsere nicht zustande gekommene Bekanntschaft. (Steht auf.)

ER: Sie sind eine seltsame Frau.

SIE: Danke für das Kompliment. Ich bemühe mich, es zu verdienen.

ER: Klug, gebildet, gut erzogen… Und dabei… Nein, wirklich, sehr seltsam.

SIE: Ist es denn schlecht, seltsam zu sein?

ER: Nun, nicht in diesem Maß.

SIE: Lieber so eine sein, wie alle?

ER: Wahrscheinlich.

SIE: Aber normal zu sein ist so langweilig! Aber wenn Sie Langeweile lieben, langweilen Sie sich weiter.

Sie geht zu ihrem Tisch zurück. Er folgt ihr nach einigem Schwanken nach.

ER: (Unentschlossen.) Wissen Sie, was ich mir überlegt habe… Vielleicht gehen wir wirklich zu mir ins Zimmer?

SIE: Weshalb? Sie sind doch ein Muster an Moral.

ER: Wir trinken dort Kaffee.

SIE: (Auf ihre Tasse zeigend.) Kaffee serviert man auch hier.

ER: Nun, dann nicht Kaffe, sondern etwas anderes.

SIE: (Leicht amüsiert.) Champagner?

ER: Warum auch nicht?

SIE: Sie haben doch selbst gesagt, dass ich nicht mit ihm rechnen solle.

ER: Trotzdem bekommen Sie ihn. Das Restaurant schließt bald. So oder so, Zeit zu gehen.

SIE: Gehen Sie!

ER: Und Sie?

SIE: Ich bleibe.

ER: Warum?

SIE: Sie brauchen mich doch nicht einmal umsonst. So haben Sie doch gesagt?

ER: Warum umsonst? Ich bin bereit zu zahlen.

SIE: Und Sie, bei allen Ihren Prinzipien, werden mit einer käuflichen Frau Sex haben?

ER: Wir sind letztendlich nicht verpflichtet, Sex zu haben.

SIE: Und wozu bitten Sie mich dann in Ihr Zimmer?

ER: Nun, einfach reden. Sie sind eine interessante Gesprächspartnerin… Kennen viele Gedichte…

SIE: Sie bringen mich zum Lachen. Seinen Sie ehrlich mit sich selbst.

ER: Nun gut, wir wissen beide, um was es geht. Was weiter?

SIE: Ich gehe nirgendwo hin mit Ihnen.

ER: Aber Sie haben doch selbst vorher vorgeschlagen…

SIE: Daran erinnere ich mich nicht. Und selbst wenn ich es vorgeschlagen habe, dann hätten Sie zusagen müssen. Aber jetzt habe ich es mir anders überlegt.

ER: Sie spielen mit mir Katz und Maus.

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